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Ein Rückblick, eine Vorgeschichte, Gelage und ein sich erfrechendes FOLLOW

Teestunde mit RolfDas Fürstenthum Helleb – alte Zamorra-Leser erkennen es wieder; ebenso die Altvorderen des Fandoms aus den Achtziger Jahren. Heute beginnt Rolf die Geschichte des Fürstenthums zu erzählen. Der Tee ist bereitet...

Ein Rückblick, eine Vorgeschichte, Gelage und ein sich erfrechendes FOLLOW

Nicht nur durch meine Erzählungen in der Teestunde, sondern auch in alten Fanzines und auch durch die alten Roman der Serie „Professor Zamorra“ geistert der Begriff „Das Fürstenthum Helleb“. Und natürlich auch die „Tafelrunde von Helleb“. Die Zeiten, als dieser Freundes-Bund so richtig existierte, sind inzwischen über zwanzig Jahre her und die „Tafelrunde“ ist auf die Hälfte der Mitglieder zusammen geschmolzen. Von den „Recken von Helleb“ wird sich kaum noch einer daran erinnern, dass er einmal von einem oder mehreren Mitglieder der Tafelrunde für würdig befunden wurde, wo nicht in den inneren Kreis der Runde, so doch im äußeren Kreis mit ihr verbunden zu werden.

Nein, das „Fürstenthum Helleb ist nicht tot, wie manche Leute meinen. Es existiert so lange, bis der Letzte der Tafelrunde durch das dunkle Tor gegangen ist. Und danach – ist es Legende. Oder vergessen... wer weiß?

Vor vielen Jahren, als sich die Tafelrunde noch regelmäßig traf, sei es in Altenstadt, in Kaltern, in Lippstadt oder in Kassel habe ich einen sehr langen und ausführlichen Artikel über das Fürstenthum geschrieben. Es rundet einiges meiner Teestunden-Erzählungen ab oder erhellt einige Unklarheiten, wenn ich diesen Artikel hier im Zauberspiegel noch einmal im Rahmen einer Teestunde veröffentliche.

Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit und es hat sich viel geändert. Deshalb überlege ich am Schluss noch einen Anhang einfügen, in dem geschrieben steht, wie sich alles entwickelt hat. Gewiss wird hier manches berichtet, was ich schon erzählt habe. Aber das ist besser als viele Zusätze im Originaltext oder Querverweise und Quellenangaben. Einige Anmerkungen lasse auch direkt in den Text einfließen.

Denn das „Fürstenthum Helleb“ bildet in seiner Gesamtheit den Hintergrund für meine „Karriere als Schriftsteller“ und die Freundschaft und Zusammenarbeit mit Werner Kurt Giesa und wie Dan Shocker und Kurt Brand in diesen ursprünglichen Fankreis und späteren Freundeskreis eingebunden wurden.

Also dann – folgt mir bei meinen Erinnerungen in eine Vergangenheit – die noch nicht geendet hat...

...und du machst einen Schritt zur Seite...
Mythos und Wirklichkeit des 'Fürstentum Helleb'
Die Träume sind ein ganz persönlicher Besitz des Menschen.

Nacht-Träume sendet uns das Schicksal, um uns zu unterhalten, zu warnen oder zu erschrecken. Und die Nacht-Träume kann kein Sterblicher steuern. Er ist ihnen ausgeliefert und muss  die Angst wie die Erbauung, die sie ihm bringen,  hinnehmen.

Doch die Tag-Träume, die erschafft sich der Mensch sich selbst. Und in ihnen vermag er zu leben und sich bei Bedarf vor der Hektik des Alltages und des Stresses zurück zu ziehen.

Hier, in der gedachten Wunsch-Umgebung des Tagtraumes, vermag das Individuum seine geheimsten Träume auszuleben. Denn die Gedanken sind frei und fliegen in Gefilde, die der ganz persönlichen Vorstellungskraft des Einzelnen entspricht.

Jeder ist in diesem realen Leben das, was er ist. Er ist Kind oder Schüler, Auszubildender oder arbeitender Mensch. Und als solcher teilt der einzelne Mensch das Schicksal der Masse und ist eingeschlungen in den uns alle würgenden Knoten des Leistungszwanges.

Eine Situation, mit der jeder selbst so gut er eben kann fertig zu werden versucht – und auch fertig werden muss. Denn es gibt im modernen alltäglichen Arbeitsleben nicht viele 'Häuptlinge', sondern ein Massenheer von 'Indianern', in dem 'Du' wie auch 'Ich' genau so verschwinden und untergehst.

Niemand ist frei und kann seinen persönlichen Neigungen nachgehen. Stets muss man einer höher gestellten Persönlichkeit Rechenschaft für sein Handeln ablegen.

Doch wie sich der Vogel in die Lüfte erhebt, um den am Boden lauernden Gefahren zu entgehen, so vermagst auch du dich auf den Schwingen des Tagtraumes über die Last und Mühen des Alltages zu erheben. Und obwohl die Sorgen und die Zwänge der Real-Welt nicht verschwinden, so gleiten sie in diesem Moment doch von dir ab.

Wie du im Urlaub in ferne Gegenden reist um der Macht der Gewohnheit zu entgehen und 'mal was Anderes zu sehen' so vermagst du innerhalb eines Augenblicks in deine Traumwelten zu entfliehen, die nur dir selbst gehören.
Und in deinen Träumen, da bist du selbst der Kaiser, der Bundeskanzler, der Wirtschafts-Magnat oder was weiß ich für eine Wunschgestalt, deren Macht und Einfluss du dir herbei sehnst.

Oder du, ein normaler bundesdeutscher Massemensch, träumst heimlich davon, so ein harter und kräftiger Kerl wie Conan oder Rambo zu sein, dazu ein ehrliches Rauhbein wie John Wayne mit dem Charme eines Humphrey Bogart oder Patrick Swayze.

Während du deine Zahlenkolonnen addierst oder deine stereoptypen Handgriffe am Arbeitsplatz verrichtest, bist du geistig plötzlich irgendwo weit im Marlboro-Country und reitest an der Seite von Wyatt Earp. Du kämpfst dich neben Indiana-Jones durch den Dschungel, folgst Conan durch einen bizarren Tempel, siehst dich dem Highlander gegenüber oder schwingst neben Luke Skywalker das Laser-Schwert.

Willkommen in der Welt der Phantasie! Deiner eigenen Phantasie, die dir keiner nehmen kann. Und du kannst und sollst diese Phantasie so ausleben, wie du möchtest - denn es schadet ja niemandem.

Aber du bewohnst diese deine erdacht Welt nur alleine.  Und wenn du gut aufpasst und sie im richtigen Augenblick verlässt, wird dir niemand diese Welt und ihren Besitz nehmen können.

Kannst du die Welten der Phantasie aber nicht mehr von unserer Real-Welt unterscheiden, dann machst du dich im günstigsten Fall vor deiner gesamten Umwelt unsterblich lächerlich.  Im Extremfell kommen dann die Herrn, die dir ein weißes Jäckchen überziehen, wo die Arme auf den Rücken geschnürt werden.

Du bist als „Erdenker und Besitzer“ einer Phantasiewelt auch nicht alleine. Viele deiner Mitmenschen haben sich selbst solche Phantasiewelten errichtet, in die sie niemanden hineinlassen und von denen niemand etwas ahnt. Und sie werden es auch niemandem erzählen aus Angst, dann verlacht zu werden. Ganz sicher ist das sogar die Masse aller, die dieser Planet beherbergt.

Es gibt aber auch Welten der Phantasie, in denen du nicht alleine bist. Und in denen bist du nicht nur in deinen Gedanken.

Du findest in diesen Welten Gleichgesinnte, in derem Kreis du in einer allegorischen Simultan-Welt plötzlich ein anderer Mensch wirst. Denn dort bist du ein Mensch, wie du vielleicht viel eher deinen geheimen Wunschvorstellungen entsprichst.

Die neuste Fassung davon ist die virtuelle Computer-Welt „Second Life“ in der du ziemlich anonym deine geheimsten Vorstellungen austoben kannst. Mancher „harte männliche Typ“ stellt das eine wilde, sexgeile Blondine dar. Und manche Bürogehilfin ist dort der Chef einer mächtigen Firma.

Aber wir wollen hier nicht von solchen anonymen Computer-Welten sprechen, sondern von Welten mit echten Menschen, die nur einen gewissen Teil ihrer Freizeit etwas anders sein oder einer andre Epoche angehören wollen. Und das meistens gleichzeitig.

Da gibt es beispielsweise die unzähligen Western-Clubs, in denen du nicht der Herr Michael Stein bist, sondern Mike Stone, wenn du es willst. Du trägst die Kleidung eines Cowboys, eines Trappers, Indianers etc. und nimmst im Kreise von Gleichgesinnten eine andere Identität an.

Niemand wird hier über dich lachen oder dich verspotten. Die so genannten 'Normalen' kommen hier gar nicht rein in ihrer modischen Trend-Klamotte. Denn die sind hier die 'Außenseiter' - die Unnormalen – die da so wenig reinpassen wie du in deiner Westernkleidung in ihre Trendy-Disco.

In 'Old Texas Town' in Berlin, vor Jahren schon von 'Truck-Stop' besungen, treffen sich Menschen aller Gesellschaftsschichten und Alters, um gemeinsam in einer selbst geschaffenen Traum-Welt gemeinsam das Wochenende zu verbringen. Und sie leben dort so wie vor mehr als hundert Jahren im Westen der USA, als er noch der 'Wilde Westen' war.

Ein neuer Mode-Trend ist das 'Gotcha'-Spiel, wo Typen aller Altersklassen und gesellschaftlicher Ränge mit Tarnanzügen und geschwärzten Gesichtern durch die Wälder laufen und dabei nachholen, was man in dieser Form bei der Bundeswehr nicht durfte.

Sie haben nachgemachte Schießprügel im Stil einer Knarre, wie sie Silvester Stallone oder Chuck Norris über die Leinwand tragen und ballern wie Captain Braddok auf die Gegner, die sie erwischen.

Da fliegen dann echte, mit Farbe versehene Kugeln durch die Gegend und jeder Treffer ist durch rote Farbe sofort auszumachen. Peng! Peng! Du bist tot – haben wir als Kinder beim Cowboy-Spiel immer gerufen. Hier können wir anhand der roten Farbe feststellen, ob unser Gegner „Held“ geworden ist oder nur verwundet wurde.

Aber auch die Gotcha-Spieler sind Menschen, die sich in ihre eigene Phantasie-Welt hinein träumen - auch wenn es in dieser unserer Welt genügend und viel zu viele Punkte gibt, in denen dieses Spiel gottverfluchte Realität ist.

Aber deshalb sollte man die 'Gotcha-Fighter' nicht verdammen. Was sie tun ist ja nicht viel anders, als wenn sich kleine Jungen als Cowboy und Indianer gegenseitig 'totschießen' und danach alle wieder aufstehen, um gemeinsam die Friedenspfeife zu rauchen.

Nur dass ihre Phantasie-Welt eben mit den verflossenen Jahren seit dem Vietnam-Krieg wesentlich näher liegt als das 'hyborische Zeitalter', in dem Conan, der Barbar, sein Schwert schwang.

Es gibt auch 'Star-Wars'-Fans, die sich bemühen, die Kleidung ihrer Helden, der Aliens oder der imperialen Sturm-Truppen nachzubilden.

Reden wir nicht vom unübersehbaren Heer der Treckies, deren geistige Heimat die ‘Enterprise’, ‘Deep Space Nine’ oder die ‘Voyager’ sind und die unter der geistigen Führung von Captain Kirk und Mr. Spock ihre Abenteuer erleben. Auch sie tragen die Kleidung der ‘Förderation’, Ohren wie Vulkanier oder die Gesichtsmasken anderer zum Star-Trek-Multiversum gehörenden galaktischen Völker.

Soll ich als Überleitung noch die 'Ritter-Clubs' erwähnen, die sich teilweise nicht nur aufwendige Rüstungen und Waffen schmieden lassen, sondern auch eigene Pferde halten und aufwendig den Lanzen- und Schwertkampf trainieren, um ein Leben wie in der Zeit der Hohenstaufen führen zu können.

In Xanthen, das alte Castra Vetera, gibt es Römer-Clubs, die von der Darstellung her nicht nur die römischen Legionäre zum Leben erwecken, sondern in den Ruinen der Arena auch Gladiatoren-Kämpfe mit stumpfen Waffen aufführen.
 
Die 'Hunnen von Köln', die akkurat das Volk Attilas darstellen oder die 'Sehusa-Musketiere' von Seesen im Harz, die ein anschauliches Beispiel von 'Wallensteins Lager' bieten sind noch  zwei weitere  Beispiele.

Man trifft sich bei überall stattfindenden mittelalterlichen Veranstaltungen und spielt nicht einen Ritter - nein, man ist ein Ritter.

Jedenfalls so lange, wie das Fest dauert und man Schwert und Rüstung trägt. Muss ich erwähnen, dass ich selbst in Gewandung mit der Klinge an der Seite gelegentlich inkognito Veranstaltungen dieser Art besuche? Nur in Kassel geht das nicht. Da kennen mich zu viele Leute und es möchte die Frage auftauchen, ob das Ordnungsamt demnächst die Gebühren mit dem Langschwert einziehen will.

Auch das Rittervölkchen lebt in einem mehr der Phantasie als der Realität zuzuordnendes Mittelalter - obwohl sich einige Gruppen mit ihren Waffen und Gewandungen sehr stark an den bekannten Tatsachen über die Welt der Hohenstaufen etc. halten.

Und eine solche Phantasie-Welt war es auch, die zwei Fantasy-Fans aus einer Zeit, da es jenes Literatur-Genere nur in englischer Sprache zu lesen gab, Anno 1966 auf einem SF-Con in Wien aus der Taufe hoben.

Denn da erschufen Hubert Straßl, auch als Hugh Walker bekannt und sein Freund Eduard Luckschandl den 'Freundeskreis der Herren eines Landes der Wunder', auf gut Englisch 'Fellowship of Lords of a World of Wonder', abgekürzt FOLLOW. Und niemand der Anwesenden, die bei dieser Taufe Pate standen ahnte, was damit in Gang gesetzt werden würde.

Doch völlig unabhängig von FOLLOW entstanden auch andere Wunderwelten der Phantasie, in die sich Freundeskreise zurückziehen konnten, die sich aus dieser sterilen Computer-Welt hinaus träumen wollten.

Ich erinnere mich an die 'Drachenwelt Sveerosh', deren Gründer ich jedoch vergessen habe und in der ich seinerzeit den Titel eines 'Drachenmeisters' führte, weil ich mal einen Brief an den 'Drachenvater' geschrieben hatte. Aber ich bin sicher dass es damals wie heute noch viele andere Wunderwelten der Phantasie gab, in denen jeder 'Welten-Vater' sein eigener Gott-König oder Ober-Barbar war.

Und eine dieser Phantasie-Welten ist das 'Fürstenthum Helleb'..

Jeder im Phantastik-Fandom kennt den Namen und hat in geheimnisvollem Flüstern davon Kunde. Aber niemand kennt die Struktur und das Geheimnis dieser Wunderwelt, die neben den anderen Sternen im Universum gedachter und gelebter Fantasy vor sich hin dämmert.

Eine Welt, die sich aus einfachen Anfängen entwickelte und ursprünglich nicht so geplant war, wie sie sich heute darstellt.

Immer wieder taucht der Begriff 'Fürstenthum' im Zusammenhang mit Werner Kurt Giesa oder der Roman-Serie 'Professor Zamorra' auf.

Aber dieses Fürstenthum ist eine Sphinx, die ihre Geheimnisse, die eigentlich keine Geheimnisse sind, nur dem Suchenden der Wahrheit offenbart. Man hört allbekannte Begriffe wie 'Herrscher', Statthalter' oder 'Tafelrunde' und weiß dennoch damit nichts Rechtes anzufangen.

Aber wer sucht nach der Wahrheit eines 'Begriffes', von dem man nicht weiss, ob sich dahinter eine intellektuelle Autoren- und Verleger-Clique verbirgt oder ob es sich lediglich um eine trinkfreudige Stammtischgesellschaft handelt.

Zumal wenn man gehört hat, dass die 'Helleber' überwiegend etwas mit der 'schreibenden Zunft' zu tun haben und weder einer erlesenen Festtafel noch einem guten, maßvollen Trunk abhold sind.

Auf einen einfachen Nenner gebracht ist das 'Fürstenthum Helleb' ein Freundeskreis Gleichgesinnter, die trotz teilweise professioneller Veröffentlichungen sich innerlich immer noch als Fans von Heroic- oder Weird-Fantasy, Science-Fiction und anderer artverwandter Gebiete betrachten.

Vergleiche mit den Anfängen von FOLLOW und der Entwicklung der 'Fellowship' liegen auf der Hand. Auch FOLLOW war den Erzählungen der Gründer-Lords nach zuerst ein Freundeskreis Gleichgesinnter, die sich im Ozean der allumfassenden Science-Fiction auf die Insel der Fantasy retteten. Eine Insel, auf der man nicht Raumschiffe, sondern Pferde bestieg, das Schwert statt der Laserpistole hob und die undurchsichtige Technik von einer dem menschlichen Verstand unbegreiflichen Magie ersetzt wurde.

In jenen Tagen waren die Fantasy-Leute die Parias der Science-Fiction. Keiner der weltraumorientierten Leute wusste etwas mit ihnen anzufangen. Überlegen lächelnd betrachtete das elitäre Völkchen zukunftsorientierter Weltverbesserer die Fantasy-Leute als harmlose, spätpubertäre Spinner, die mit Schwert und Bierkrug die 'Ritter der Tafelrunde' spielten, während man selbst bemüht war, mögliche Zukunftswege in einer veränderten Gesellschaftsordnung zu finden.

Unbeirrt, wie es sich für Krieger geziemt, gingen die ersten FOLLOWer ihren Weg und schufen so die Basis für eine Expansion der Fantasy-Literatur im deutschsprachigen Raum.

Und außerdem schufen sie die Möglichkeit für zivilisationsmüde Menschen, innerlich aus der kalten Computer- und Betonwelt geistig auszusteigen.

Durch die 'Fellowship of Lords of a Word of Wonder' wurde mit der Simultan-Welt MAGIRA einer inneren persönlichen Fluchtwelt für den einzelnen Menschen geschafften. Innerhalb dieser Welt und seines MAGIRA-Volkes kann der 'gedankliche Aussteiger' seine eigene zweite Identität verwirklichen.

FOLLOW steht auch am Anfang von Helleb, obwohl das 'Reich' niemals so geplant war, wie es sich heute darstellt. Als das Fürstentum entstand, hat niemand damit gerechnet, dass sich honorige und prominente Mitglieder der Phantastik-Szene einst rühmen würde, in den Kreis derer berufen zu sein, welche sich um die Tafelrunde scharen.

Das 'Fürstenthum Helleb' tritt weder mit Info-Ständen bei Cons oder Publikationen in Erscheinung tritt. Jedoch das gegenseitige Geständnis zweier unbekannter Gesprächspartner auf einem Phantastik-Con, dass sie 'Recke von Helleb' seinen, bringt sofort einen angeregten und offenen Dialog zustande.

Und das macht selbstverständlich viele Dogmatiker des organisierten Fandoms misstrauisch. Hat sich hier eine neue Sekte etabliert oder ein Geheimbund wie die Illuminaten seinen Kreis geschlossen? Oder ist es nur ein elitärer Literatenzirkel des phantastischen Generes?

Es ist an der Zeit, ein Geheimnis, das keines ist, zu lüften. Und so soll erzählt werden, wie das Fürstentum Helleb entstand, wie es sich darstellt und was für Ziele es anstrebt.

Aber um die Fakten begreiflich zu machen, muss ich dazu etwas weiter ausholen und von den Anfängen berichten. Anfänge, die in jenen Tagen zu suchen sind, als mit dem Aufdruck 'Fantasy' auf dem Rücken der ersten 'Conan'-TB's sich ein ungeliebtes Stiefkind der Science-Fiction zu etablieren begann.

Als Daikan, d.h. als 'Statthalter des Reiches Helleb' habe ich das Recht, im Namen des Reiches und der Tafelrunde zu sagen, was zu sagen ist. Einiges habe ich bereits in meinem Nachruf für unseren Freund Kurt Brand angedeutet. Und wäre nicht alles, was ich jetzt berichte, reine Wahrheit, dann wäre es gelungene Fantasy...

Wie ich schon andeutete, begann alles damit, dass auf dem Cover eines Taschenbuches mit Hörnerhelm und geschwungener Axt im Kampf gegen ein Ungeheuer ein gewisser 'Conan von Cimmeria' in mein Leben trat, über den hier zu berichten Eulen nach Athen tragen bedeutet.

Aufgewachsen mit dem Holzschwert in der Rechten und dem Sigurd-Heft in der Linken, begeistert von alten Mythen, Heldensagen und orientalischen Märchen fand ich durch Conan mit ungefähr fünfundzwanzig Jahren die Literaturgattung, von der ich heimlich stets geträumt hatte, die jedoch in jenen Tagen in den Buchhandlungen nicht mehr zu finden war.

Ich wurde begeisterter Conan-Fan und bin es bis heute geblieben.

Logo, dass man versucht, den engsten Freundeskreis für seine Lieblingsliteratur zu begeistern. Also wurden die Conan-Bücher mal verliehen - und von den Lesern sehr schnell selbst gekauft, weil man so tolle Stories mehrfach lesen muss. So sprang der Funke in meinem engeren Freundeskreis über und wurde zur Flamme.

Wir bildeten bald eine Horde von cimmerischen Barbaren, ohne zu wissen, dass es nicht nur in Deutschland, sondern überall in der Welt Gleichgesinnte in den Wunderwelten der Fantasy gab.

Natürlich feierten wir im Wilderland eines ehemaligen Truppenübungsplatzes archaische Barbarenfest, bei denen man nicht nur halbrohes Fleisch verschlang und literweise Bier in sich hinein schüttete, sondern auch wilde Kämpfe mit Holzschwertern durchfocht.

Anführer und Initiator dieser „Barbaren-Tage“  war ein gewisser Hans Klipp, der es irgendwie immer schafft, Leute für seine Ideen zu begeistern und einzusetzen.

Ganz klar war er dann selbstverständlich auch der Anführer dieser barbarischen Gelage und es würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen, wollte ich berichten, was durch seine Initiative alles in Bewegung gesetzt wurde. Aber weil es mit 'Fantasy' nichts zu tun hat, wird es hier ausgeklammert.

Also, Hans Klipp ist in allen Dingen irgendwie der Initiator oder der Chef. Vergleiche mit einem gewissen 'Majestix' sind nicht von der Hand zu weisen, nur läuft er als begeisterter Langstreckenläufer lieber selbst, als dass er sich auf dem Schild spazieren tragen lässt.

Besagter Hans Klipp war und ist leidenschaftlicher Science-Fiction, sprich 'Ren Dhark'-Fan. Und so kam es, da- wir Mitte der 70er Jahre umgehend den 'Science-Fiction-und Fantasy-Club Kassel' gründeten, dem es nie gelang, an die Mitgliederzahl 'Zehn' heranzukommen.

Genau genommen waren es nur Hans Klipp, meine Schönheit...ahem...wer hat da was von 'Wohlbeleibtheit' gemurmelt... und unserem Freund Michael Müller, der im Weiteren zwar kaum noch Erwähnung findet, jedoch immer dabei war.

Unsere Fanzines ANTARES und CERVISIA sowie das spätere Ren-Dhark-Zine POINT OF wurden von der großen Fandoms-Gemeinschaft niemals recht wahrgenommen, sind aber heute beliebte Sammelobjekte geworden.

Und es ist gut, dass es solche Sammler gibt. Denn bei mir waren alle unsere eigenen Zines im Original abhanden gekommen und unwiederbringlich verloren. Aber Gustav Gaisbauer, der hatte sie in seinem Archiv - sogar die Nr. 1 von Antares, die nur in 25er Auflage gedruckt wurde. Und Gustav hat mir alle Ausgaben fotokopiert, so dass ich unsere Werke von damals wieder einsehen kann.

Durch die Heft-Serie 'DRAGON - Söhne von Atlantis' wurden wir auf FOLLOW aufmerksam. Na also, wir waren nicht allein im „Universum“...

Anlässlich eines wilden Gelages hatten wir bereits die Barbarenwelt 'Hellebonia' aus einem Nebel von Alkohol und Zigarettenrauch geschaffen und Hans Klipp war selbstverständlich der Ober-Barbar ohne Amt und Titel.

Es verschlug uns die Sprache, als wir im DRAGON schwarz auf weiß auf einer Werbeseite lasen, das man 'Bürger einer Phantasiewelt' werden konnte. Unterzeichner war ein gewisser Hubert Straßl aus Unterammergau.

Jubel über Jubel - es gab also verwandte Seelen irgendwo in Deutschland. und es war Kontakt möglich.

Dass die ‘Randale-Zentrale’ dieses mysteriösen FOLLOW-Clubs in Bayern lag, kam uns nur entgegen. Denn in Bayern lebt 'biertrinkendes Volk', was uns Nordhessen in unserer Leidenschaft für 'Gersten-Kaltschale', auch 'Hopfenblütentee' genannt, ähnlich ist. Und die essen auch gern gut und reichlich, ohne auf Kalorien zu achten - was wir hier an der Fulda auch mit Vorliebe tun.

Es wurde also beschlossen, dass wir uns FOLLOW einmal näher ansehen wollten. Doch da wir nicht wussten, was das für Leute waren und in wie weit sie tatsächlich innerhalb der uns damals bekannten Fantasy-Gefilden lebten, wurde beschlossen, diesen Brief in der 'Alten Sprache' abzufassen, d.h. einen nachempfundenen geschraubten Kanzleistil des Mittelalters zu benutzen.

Und da ich die 'Alte Sprache' recht gut beherrschte, wurde ich von Hans Klipp angewiesen, mit jener uns unbekannten 'Fantasy-Welt', in der man Bürger werden konnte, diplomatische Beziehungen aufzunehmen. In aller Vorsicht und ohne auch nur einen Hauch der Ehre zu vergeben - man wusste ja nicht, was das für 'Vögel' waren.

Und so flossen zum ersten Mal folgende Worte aus der Maschine: "Wir, Erlik von Twerne, Fürst von Hellebonia..."

Was bedeuten die Namen? 'Hellebonia' kommt von 'Helleböhn'. Das ist der Stadtteil von Kassel, in dem wir damals alle wohnten. Ein Anfang der 60er Jahre entstandenes Wohn-Ghetto in Kassel, das einen der ersten Versuche in Deutschland einer so genannten Trabanten-Stadt darstellte.

Eigentlich war Helleböhn früher eine üble Gegend, in der seinerzeit Gewalt an der Tagesordnung war und in das sich die Polizei nur mit Mannschaftswagen wagte.

Die Bewohner der Siedlung waren jedoch stolz auf ihren Ortsteil und rühmten sich ihres Wohnortes - auch wenn andere Leute dann vorsichtig zurück wichen. Und in brenzligen Situationen, wenn die Fäuste zu zucken begannen, genügte in Kassel meist die Bemerkung 'Ich komme von Helleböhn', dass die Gegner aus Angst vor einem zu erwartenden 'Rollkommando' ihr Vorhaben, einen Helleböhner zu verprügeln, aufgaben.

Oderint duum metuan, wie der Lateiner sagt- bzw. Kaiser Caligula zu sagen pflegte. Mögen sie mich hassen - wenn sie mich nur fürchten.

Das ist jedoch schon sehr lange her und heute unterscheidet sich die Siedlung 'Helleböhn' in seiner Infra-Struktur nicht mehr von anderen deutschen Massen-Siedlungen. Dennoch sind die 'Alt-Helleböhner' immer noch stolz auf ihren Stadtteil.

Hans und ich spielten Mitte der 70er Jahre nicht nur gemeinsam in einer Hard-Rock-Band namens 'Black-Skill' (Hans den Bass und ich das Schlagzeug - wenn ich mir alte Tonabandaufnahmen von damals anhöre, machten wir Punk, bevor der Punk überhaupt erfunden wurde), sondern wir waren auch Discjockeys des Jugendclubs im Bürgerhaus, während Michael Müller den Thekendienst versah.

Und selbstverständlich waren wir stolz darauf 'Helleböhner' zu sein, was die Suche des Namens einer Barbarenwelt vereinfachte. Gelegentlich ging in unserer Gegend tatsächlich zu wie im hyborischen Zeitalter. Später verkürzte Hans den Begriff 'Hellebonia' in 'Helleb' und dabei blieb es. Die Schreibweise des Fürstenthus geht auf Werner Kurt Giesa zurück.

'Erlik' ist in der Conan-Saga der Name eines turanischen Totengottes, bei dem ich seinerzeit kräftig fluchte (wenn alle anderen  'bei Crom' fluchen, muss man ja mal was anderes bringen) und er wurde rasch zum Spitznamen. Irgendwann schrieb ich ihn auf das vordere Fell der Bass-Drums meines Schlagzeugs (ich spielte während der wilden Rock-Zeit und auch später bei der Tanz-Mucke immer mit zwei Bass-Drums - das sah nicht nur gut aus sondern gab auch einen tollen Sound) und sie Leute gewöhnten sich daran, mich „Erlik“ zu rufen - tun sie übrigens teilweise heute noch.

Twerne ist die mittelalterliche Bezeichnung für den Kasseler Stadtteil 'Zwehren', besser gesagt Niederzwehren. Hier lebte die alte Frau Dorothea Viehmann, die den Brüdern Grimm den größten Teil ihrer Märchensammlung erzählte. In Niederzwehren, dem alten 'Twerne', habe ich viele Jahre meiner Jugend verbracht - und auf dem Boden des Märchens erblüht die Fantasy.

Der erste Brief der 'Barbaren von Hellebonia' an FOLLOW hatte zur Folge, dass man uns kommentarlos Info-Material zusandte, das für uns fremd war und mit dem wir nichts anfangen konnten. Es war auch kein Begleitbrief da, aus dem etwas mehr hervor ging.

Aus verschiedenen, für uns nichts sagenden Druckschriften, ging hervor, dass wir uns einem Clan zu unterstellen hätten, wenn wir in der Phantasie-Welt mitmachen wollten.

Wir uns irgendwem unterstellen? Das fehlte gerade noch!!!

Man müsse sich einem 'Lord' unterwerfen, stand dort geschrieben. Und das gab sofort einen Protest-Sturm der 'Hellebonia-Barbaren'.

Eine Unterwerfung unter einen 'Fremden' ging natürlich gegen die Ehre des Reiches. Wenn man bei FOLLOW unbedingt einen 'Clan' haben wollte, unter dessen Bezeichnung wir mitmachen konnten, dann war es für uns das geringste Problem, selbst einen „Clan“ zu gründen.

Und anlässlich eines der damals wirklich nicht ungewöhnlichen Gelage wurde mit trotzigen Rufen der 'Clan der wilden Sauen' gegründet, bei dem Hans Klipp zum 'Herzog' ausgerufen wurde. Immerhin hatte er ja keinen Gegenkandidaten Es war und ist einfach nicht üblich, dem ‘Chef’ die Führung streitig zu machen.

Und vom ‘Herzog’ ging dann an den ‘Statthalter’ der Auftrag, eine weiteren Brief im Namen von Hellebonia zu schreiben - diesmal schärfer formuliert.

Und so begann der Brief mit den Worten: „Was erfrechet Ihr Euch...“.

Von Gustav Gaisbauer habe ich Jahre später erfahren, dass dieser Brief bei Hubert in Unterammergau ankam, als die ganze damalige FOLLOW-Prominenz anwesend war. Und der Kommentar eines Lords soll gewesen sein: „Es gibt tatsächlich noch mehr Verrückte, wie wir es sind.“

Jedenfalls beschloss man, sich diese komischen Vögel einmal näher zu betrachten. Und da gerade ein neuer Lord gekürt war, der mit seinem Clan Grosses vorhatte, bekam dieser die Order, richtigen Kontakt aufzunehmen.

Ihr Götter, was haben wir einen gesoffen, als der berühmte Helmut Pesch uns persönlich anschrieb...

So sind wir mit drei Mann hoch dann doch kurzfristig im Bären-Clan als Jadawin (Hans), Ragnar (Michael Müller) und Erlik (na, wer wohl) eingestiegen. Aber das ist eine andere Geschichte, die sich in den Annalen der Beorninge von MAGIRA finden mag.

Aber seit jenen Tagen besteht die Freundschaft mit Lord Elrod, den man auch als Helmbrecht , Elrod Cormatur oder Dr. Helmut Pesch kennt und dessen Elben-Namen meine Zunge nicht formen kann.

Der Fußtritt des 'Bären' bei der Zeremonie in meiner damaligen kleinen Wohnung war so gezielt, dass ich gleich in die von Ragnar rasch geöffnete Tür meines Kleiderschrankes stolperte (alles in Bildern festgehalten). Dafür haben wir dann  den Lord gepflegt unter den Tisch getrunken und ich habe die Nacht auf dem Kannepee verbracht, weil wir den Bären-Lord sorgsam bei mir ins Bett gepackt haben...

Wenn ich noch an den 'Bären-Con' über Pfingsten denke, der damals in meinem Ein-Zimmer-Appartement ablief, weil wir keinen geeigneten Raum gefunden hatten, kann ich heute nur noch den Kopf schütteln. Es waren ungefähr fünfzehn Leute in meinem Appartement von ca. 40 qm und die meisten 'Bären' übernachteten bei mir auf Sesseln, Luftmatratzen oder dem Teppich, weil das Geld für ein Hotel nicht langte. Zwei hatten es sich mangels Platz dann in der Dusche mit Toilette bequem gemacht und wurden so einige Male in der Nacht gestört. Aber es war ja genügend 'Schlummertrunk' vorhanden...

Obwohl Hans und ich aus bestimmten Gründen dann recht schnell FOLLOW wieder verließen, blieben wir weiter im Phantastik-Fandom.

An anderer Stelle habe ich beschrieben, wie wir bei der Aktiv-Gruppe-Science-Fiction (AGSF) einen gewissen Werner Kurt Giesa kennen lernten. Auch er hatte mit seinem Freundeskreis eine Fantasy-Welt gegründet, in der er mit dem 'Clan der Lords' als 'Gregor tor Lippia' regierte.

Über unsere Fanzines wurde der Kontakt zu Werner schnell enger als zu seinem 'Gefolge'. Für ANTARES wie auch später für CERVISIA brauchten wir gute Zeichnungen, die uns Werner lieferte, während Hans mit 'Brüder unter den Sternen' und ich mit 'Gunnar mit den zwei Schwertern' (den alten 'Professor Zamorra'-Lesern ist dieser Begriff sicher noch gut bekannt) große und unvollendete Fantasy-Zyklen begannen.
    
Werner, der mit Hans die Leidenschaft für 'Ren Dhark' gemeinsam hatte, verfügte mit 'Terra-Press' über seinen eigenen kleinen Fan-Verlag, der verschiedene Serien des Phantastik-Generes im A-5 Format im Spiritus-Umdruck heraus gab. Und hier erschienen in der Reihe 'Weird' zwei Bände von Hans Klipp, wo er unter seinem Pseudonym 'William C. Siccine' (die kneifel'schen 'Interstellaren Händler' mit ihrem Wahlspruch "Unser Götze heisst 'Umsatz' - unsere Devise 'Perzente'!" lassen grüßen) die Idee des 'Fürstentums Helleb' neu belebte.

Innerhalb von Stories, die durch den Nebel der Fantasy tatsächliche Ereignisse aus eigenem Erleben wieder spiegelten, gab er seiner Person die prägnante Bezeichnung des 'Herrschers'.

Und nach seinem Pseudonym 'William C. Siccine' (ein anderes war 'Roger Benjamin Stanton', das alten Zamorra-Lesern ebenfalls bekannt sein dürfte) nannte sich der Herrscher 'William von Helleb'.

In diesen Erzählungen bekam ich meinen endgültigen Titel als Statthalter des Reiches, wenn auch der Name mit 'Twerlik von Erne' leicht verfremdet wurde. Den Begriff „Daikan“, den ich meistens benutze, habe ich aus der „Dragon“-Serie übernommen.

Die kurzen Stories "Feste in Helleb" und "Die Meistersinger von Helleb" sind zwar durch glossierenden Fantasy-Nebel verfremdete tatsächliche Begebenheiten, doch kamen die auch bei Lesern, die keine Insider-Informationen besaßen, sehr gut an.

Da Werner dann ins Profi-Lager der Schreibe einstieg und 'Terra-Press' seine Arbeit einstellte, konnten die Fortsetzungen des 'Helleb'-Zyklus (Sklavenaufstand in Helleb - Machtkampf in Helleb) aus meiner Feder nicht mehr erscheinen. Das Manuskript schlummert unter vielen Kurzgeschichten, die ich früher für Fanzines gemacht habe...

Inzwischen hatte sich jedoch auch die Einstellung, die Hans Klipp und ich zu 'Helleb' hatten, grundlegend gewandelt.

War am Beginn an eine lustige und zünftige Barbaren-Runde im Stile Hägars des Schrecklichen gedacht, so entstand die Idee, unter dem Banner von Helleb einen echten Freundeskreis gleich gesinnter Geister zu schaffen, die den heren Idealen des romantischen Rittertums und der epikurieschen Philosophie anhängen.

Aber das wichtigste Anliegen dieses Kreises sollte sein, in Worten und Schriften die Menschheit auf den Tag vorbereiten, an dem wir Kontakt zu anderen Zivilisationen aufnehmen, die uns vielleicht wieder einmal besuchen.

Beide hatten wir die Bücher Erich von Dänikens gelesen und sind heute noch davon überzeugt, dass er ernsthafte Forschung betreibt, indem er die Menschheit auf die Spuren der einstigen Götter aus dem Weltall hinweist.
    
Wir halten es für wichtig, die Menschheit in Wort und Schrift oder in visueller Kunst auf den Tag vorzubereiten, an dem eine 'kosmische Santa Maria' das vielleicht altbekannte 'neue Land' am Rande unserer Milchstraße entdeckt.

Nicht auszudenken, was geschehen mag, wenn die Menschheit anstelle dem Versuch eines Dialogs zu den Waffen greift. Also ist die wichtigste Aufgabe eines 'Recken’ und Ritters' von Helleb, das geistige Schwert gegen die Ignoranz und Intoleranz dieser Welt zu schwingen.

Natürlich hofften wir auch, Leute um uns zu scharen, mit denen wir ernsthaft über die Grundlagen der Phantastik diskutieren konnten. Die Bücher über Grenzwissenschaften, die man heute massenweise in esoterischen Buchhandlungen findet, waren damals sehr schwer aufzuspüren. Und in persönlichen Gesprächen konnte das eigene Wissen erweitert werden und ausgetauschte Erkenntnisse vereinfachten die eigene Pseudo-Forschung im magisch-mystischen Bereich.

Durch FOLLOW hatten Hans und ich von der 'Hyborian Legion' in den USA gehört, der namhafte Autoren der dortigen Fantasy-Szene angehören. So etwas schwebte uns vor... obwohl es eigentlich zu jener Zeit vermessener Größenwahn war anzunehmen, dass sich gefeierte Phantastik-Autoren an einen Tisch mit Fanzine-Autoren setzen würden.

Aber was geträumt werden kann, das kann auch getan werden.

Denn einen Profi-Autoren, dessen Sonne sich in jenen Tagen allmählich über der 'alten Bastei' erhob, hatten wir bereits in unserer Nähe.

Seit einiger Zeit war Werner an den Wochenenden mehr in Kassel als in Lippstadt. Sein einstiger SF-Freundeskreis in Lippstadt, der 'Clan der Lords' ging mehr oder weniger eigene Wege und auch aus der AGSF waren wir, wie an anderer Stelle berichtet wurde, bereits ausgetreten.

Irgendwann erklärte Hans, dass wir Werner fest in unseren Kreis aufnehmen müssten.

Ich schlug vor, ihm den Titel eines 'Barons von Helleb' zu geben und schon befahl der Herrscher, eine Urkunde auszufertigen. Nun, wenn es der Herrscher befiehlt, dann handelt man als eine Art „Prokurist des Reiches“ danach.

Und so wurde per Urkunde dem 'wohledlen Gregor tor Lippia' die Erhebung in den Rang eines Barons zuteil mit der Auflage, dass er die Schatzkammern des Reiches mehren und sich mit Wenigen zufrieden zu geben habe. Dafür habe sei ihm der Schutz des Reiches Helleb gegen jeden Feind gewiss.

Mit geringfügigen Abwandlungen hat sich diese Formulierung auf jeder der späteren Urkunden erhalten... den vollständigen Wortlaut habe ich vergessen.

Es dauerte eine ganze Weile und kostete einige Überredung, unserem nächsten Wunsch-Baron klar zu machen, dass es für ihn wie für uns (damals sicher mehr für uns) eine hohe Ehre war, in den inneren Kreis aufgenommen zu werden.

Die Rede ist von Sir Jay of Marlos, dem Finanzamt Altenstadt als Jürgen Grasmück, der Phantastik-Gemeinde als Dan Shocker bekannt. Diese Aufanhme fand auf dem von Uwe Schnabel organiserten Marlos Con 1981 in Frankfurt vor den staunenden Dan-Shocker-Fans statt. Dort lernte ich dann auch Hexen-Hermann kennen, der später als letzter zu uns geholt wurde.
 
Und als wir dann Kurt Brand, den 'Sternenbaron Curtius von Caldaro' in den Kreis aufnahmen, entstand zum ersten Male der Begriff der 'Tafelrunde'.

Anlässlich der Feier von Dan Shockers 50sten Geburtstag wurde Horst Hermann von Allwörden, besser bekannt als 'Hexen-Hermann' in diese Tafelrunde aufgenommen.

Und obwohl Kurt Brand bereits von und gegangen ist, wird er immer noch als Mitglied der Tafelrunde genannt. Er ist mit dabei, wenn auch nicht mehr körperlich.

Das gilt inzwischen auch für Jürgen Grasmück und Werner Kurt Giesa.  Per Dekret des Herrschers wird die Tafelrunde niemals mehr erweitert.

Teilweise hat Werner die Figuren der 'Helleber' samt ‘Harpula’, unserem tatsächlich existierenden 'Hausvampir' im „Turm des Schreckens“  in verschiedenen 'Zamorra'-Romanen untergebracht.

Und dabei hat Werner die Theorie entwickelt, dass wir 'Helleber' uns im Sinne der Phantastik 'quer zur Zeit' entwickeln und es uns gelingt, durch die Dimensionsfalten mit einem geistigen Schritt seitwärts in jeder Fantasy-Welt zu erscheinen.  

Bei Unwissenden ruft das Befremden hervor, zumal seinerzeit unter den 'Wächtern von Magira' anlässlich des Festes der Fantasy in Marburg. Denn die kannten nur FOLLOW und nichts anderes. Ihnen war das „Fürstentum Helleb“ völlig unbekannt.

Obwohl Hermann und ich in geziemender Gewandung und Gewaff erschienen, erklärte man uns, dass auf dieser Welt nur MAGIRANER zutritt hatten.

Aber MAGIRA würde sich als Fantasy-Welt selbst ad absurdum führen, erkennt man nicht die Möglichkeit an, das Krieger fremder Welten durch unbekannte Magie dort erscheinen können. Der Lord von Korossos klärte dann die Situation und bot Gastrecht an der Tafel seines Volkes.

Mit dem Waldvolk von Korossos sind wir Helleber gut befreundet. Werner und ich sind seit vielen Jahren 'Ehren-Schweine', was ich stets mit Stolz erwähne, wenn jemand zu mit 'Du Schwein' sagt. Allerdings bringt es verständnisloses Kopfschütteln des unbedarften 'Beleidigers' mit, wenn ich mit stolzer Würde sage: "Ehrenschwein, bitte!"

Seit vielen Jahren haben die Götter von Magira übrigens die Weltentore geschlossen. Also, ohne Mitgliedschaft oder ohne dass ein FOLLOWer eine Art Bürgschaft für dich leistet, kommst du beim „Fest der Fantasy“ nicht auf den Platz.

Deshalb sind Hermann und ich bei FOLLOW wieder eingestiegen. Und Hermann ist bei den „Eldar“,  einer Elben-Kultur im Tolkien-Stil, die Helmut Pesch ins Leben gerufen hat, bis zum Lord aufgestiegen und hat jetzt seine eigene Kultur geschaffen.

Ich bin bei den „Löwen“, beim Volk von Wolsan, über das HughL'E, der Kaiser mit der Löwen-Maske gebietet. In dieser Simultan-Welt bin ich Admiral der Flotte und Professor an der verbotenen Universität der Stadt  Petri-Anan. Übrigens – der „Löwen-Lord“ heißt mit bürgerlichem Namen  Hubert Straßl, auch als Hugh Walker bekannt. Und richtig Freunde wurden wir über unsere gemeinsame Liebe zu Katzen...

Was die 'Helleb'-Romane Werners damals innerhalb der 'Zamorra'-Serie angeht, so wurde dieser Handlungs-Rahmen im großen Konzept fallen gelassen, weil er dem damaligen Redakteur nicht sonderlich gefiel.

Obwohl die Stories bei der Leserschaft recht gut ankamen, missfiel Jason die gelegentlich recht humoristische Art, in der sich die 'Heldenfiguren' bewegten - auch wenn sie im Entscheidungskampf richtig zulangen konnten und Zamorra nicht nur mit dem Schwert, sondern vor allem mit einer für ihn unbegreiflichen Magie unterstützten.

Eine Reaktivierung dieser Idee würde heute jedoch nicht mehr ins Konzept passen. Also Schwamm drüber und Asche gestreut...

Kommentare  

#1 Dolmial 2009-04-02 07:35
Als geneigter Leser aktueller Romane tendiert man eher dazu nachzuprüfen, ob die 'Wettervorhersage' auch stimmt. Sender, die eitel Sonnenschein versprechen, auf den man wartet, bis man über seinen Bart stolpert, fallen eben unter den Tisch. Es ist zwar hübsch zu erfahren, mit welch sonderlichen Riten die Herren Autoren ihre Musen füttern, doch meist legt man ganz andere Masstäbe an den vorliegenden Roman an. Da findet man sein Credo in einem Nebensatz, 'in einer Kleinanzeige der Prawda', wie ein alter Scherz lautet; und nicht in grossen Zusammenhängen wie es die schreibende Zunft zu tun pflegt. Denn Autoren und Politiker sind alle vom selben Schlag, wenn sie in den kleinen Gemischtwarenladen kommen und ihren Tee einkaufen, 'den in der grünsilbernen Packung bitte', und dabei vom Wetter reden, als hätten sie persönlich einen Draht zu Petrus.
#2 Stefan Holzhauer 2009-04-02 11:03
Zitat:
Also, ohne Mitgliedschaft oder ohne dass ein FOLLOWer eine Art Bürgschaft für dich leistet, kommst du beim ?Fest der Fantasy? nicht auf den Platz.
Das stimmt so schon seit vielen Jahren nicht mehr.

Die Evolution anzustossen ist nicht ganz einfach, aber auch FOLLOW kann sich weiterentwickeln... ;-)
#3 Mikail_the_Bard 2009-04-02 11:05
Wieder erzählt Rolf einen 'Schwank' aus der Vergangenheit. Es ist schon ganz witzig wie manchmal Geschichten enstehen, die dann in Romane einfließen. Also ich finde auch diese Beiträge (ganz subjektiv gesehen) lesenswert.
Nicht bei jedem Autoren kommt die Muse und küsst ihn... :-)
...natürlich könnte es auch so laufen:
"Eines Abens saß ich vom PC, hatte eine Kanne verdammt starken Espresso-Grappa vor mir um die Müdigkeit zu verdrängen. Morgen war Ablieferungstermin und ich hatte keinen Schimmer eines Schattens einer Ahnung was ich schreiben sollte. Plötzlich schossen meine Finger über das Keyboard, hin und her - her und hin. und mit Erstaunen las ich was sich auf dem Bildschirm tat...
[Story vom Autoren gelöscht ]

Daher verstehe ich nicht so ganz was Dolmial mit seinem Kommentar ausdrücken will... naja, ich werd vielleicht alt. :-*
#4 Dolmial 2009-04-04 12:49
Dolmial sass auf seinem Türmchen wie es sich für einen Zauberer gehörte und hatte durch seine Glaskugel schon länger als lange von der Ankunft des Fremden erfahren, der sich nun in dem Licht des neuen Tages durch die Strassen quälte. Die wimmelten von neulich ausgesandten Doppelkörpern, Dolmial seufzte. Viele fühlten sich von ihrem Gott verlassen und nur wenige machten sich auf die Suche nach ihrem Gott und ihrer Königin. Den wenigen, die ihn um Rat fragten, erzählte er von der Erdsee, von der Magie und der neuen Entdeckung, dass die Erde rund sei. 8)

Das muskulöse Blondchen schien Schwierigkeiten zu haben seinen Turm zu finden, was natürlich verständlich war, bedachte man, dass Dolmial den Turm nicht plump ins Zeitalter der Legenden gesetzt hatte. "Dem musst Du schon begegnen wollen", bekam er die hilfreiche Auskunft einer Barmaid. "Der spielt mit den Gesetzen der Magie und befolgt sie nicht. Wenn Du ihn gefunden hast, weisst Du dass er da ist und wenn Du Dich umdrehst, ist er weg."
"Völlig normal für einen Zauberer", sagte Michael mit einem Lächeln, wobei seine Augenbrauen aussahen als wollten sie gegeneinander boxen.
Das Gespräch mit dem Zauberer war die Langeweile pur - oder lag es am Wein, den er gebechert hatte? Dolmial hopste um eine unförmige Kugel herum, die er Erde nannte, und dozierte und redete ... um ihn abschliessend aufmunternd wieder auf den Weg zu schicken. Als Michael sich auf der Strasse wiederfand und sich herumdrehte, war der Zauberer mitsamt Turm weg.

"Das mache ich gleich nochmal!" sagte sich der Barbar und quälte sich durch die Strassen. :-*

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