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Zeitgladiatoren, SF-Fans und mysteriöse Phänomene...

Teestunde mit RolfRolf, da Mike mit seiner Zamorra-Rückschau beginnt, könntest Du doch noch mal in aller Ruhe die Zeit rekapitulieren, wie Du, Werner und andere zum Zamorra kamen und wie das lief. So als Ergänzung zu den Fakten ...

Zeitgladiatoren, SF-Fans und mysteriöse Phänomene...

Nach all den Geschichten von Bären und Tigern wenden wir uns nun wieder der eigentlichen Teestunden-Thematik zu.

Romane und Novellen aus eigener Produktion und die „alten Zeiten“ in meiner eigenen Schreibe. Natürlich immer gewürzt mit Episoden, Abenteuer und Peinlichkeiten jener Tage.

Von mir aus nennt das „Selbstdarstellung“ oder „Eigenbeweihräucherung“ - ich nenne das, auch wenn ich den Begriff von Bismarck klauen muss, „Gedanken und Erinnerungen“.

 

Eigentlich wären jetzt die Mystik- und die Liebes-Romane dran.

Aber da Mike Rennicke in seiner Rückschau "Schlosserbe & Dämonenjäger"  und der Kolumne "Schicksalswächter" die Serie „Professor Zamorra“ aus der Sicht eines Alt-Lesers bewertet habe ich mich entschlossen, auch einige Teestunden diesem Thema zu widmen.

Allerdings nicht in der Bewertung der Romane – sondern ich will in  Erinnerungen kramen, wie die Serie „Professor Zamorra“ diese einzigartige Synthese aus Horror, Grusel, Fantasy, Mystik und Science Fiction geworden ist.

Detaillierte Angaben kann ich natürlich nur zu meinen eignen Romanen machen, die ich hier noch vorliegen habe. Die Bände von Nr. 1 bis ca. 350 hat Hermann damals als Geschenk bekommen – was sich dann ab 500 angesammelt hat, habe ich aus bereits erwähnten Gründen in den Müll geworfen. Da kann ich also nicht nachsehen.

Doch neben mir liegt das Buch des EDFC zum 500sten Zamorra. Da sind alle Titel drin – und wenn ich die sehe, kommen auch die Erinnerungen an Romane wieder die Werner geschrieben hat. Da Werner Kurt Giesa und ich nicht nur in den 80ern sondern auch in den Jahren vorher oft zusammen waren, weiß ich auch, was ihn zu gewissen Ideen zu Romanen und Handlungssträngen bewogen hat und wo teilweise die Vorbilder liegen. Vielleicht ist das für den einen oder anderen Teestunden-Freund mal ganz interessant.

Insofern wird die Arbeit von Mike Rennicke  ergänzt. Denn in der Teestunde habe ich, was den Zamorra angeht, ja eigentlich nur die „Dynastie“ ausführlich behandelt. Immerhin sollte das alles nur ein Interview werden, dessen Antworten  mir dann ausgewuchert sind  und das so eben zu der Kolumne „Teestunde“ wurde. Nichts anderes wie ein Plauderstündchen für Fans, wie sie früher bei Cons selbstverständlich waren. Den Namen hat Hermann erfunden, weil ich nun mal jeden Besuch mit der Auswahl verschiedener Teesorten nerve und auch sonst dadurch den Kaffee ziemlich entsagt habe. Ja, damals in England haben sie mich zu einem „kultivierten Menschen gemacht“ - eben zum Teetrinker – so jedenfalls die Meinung eines Engländers...

Mit den alten Erinnerungen an den „Zamorra“ innerhalb der  Teestunden  aber möchte ich für die Leser von heute und für die „Historiker des Heftromans“ von morgen aufzeigen, wie Werner eine Serie, die er  ursprünglich gar nicht mochte, als er die Chance bekam, so ausbaute, wie sie seinen Vorstellungen entsprach.

Natürlich erzähle ich auch von den Kuckuckseiern, die ich ihm mit meinen Romanen ins Nest gelegt habe, über die er sich ursprünglich aufgeregt hat und die dann mit seinem eigenen Konzept verwoben zu tragenden Säulen de Serie wurden. Manch einer von euch wird sich wundern, aus welcher Ideenschmiede manche Begriffe und Handlungsstänge  innerhalb der Zamorra-Serie tatsächlich gefertigt wurden.

Sicherlich werden hier einige Sachen erzählt, die ich schon mal in der Teestunden angesprochen habe. Aber sie sind in diesen Artikeln meist aus dem Zusammenhang gerissen. Daher will ich  sie hier mal in der Art einfügen, dass so ungefähr die Zamorra-Zeit von Werners Einstiegs-Band  111 – „Lockruf aus dem Jenseits“ bis ungefähr Band 350 erzählt wird. Natürlich finden sich im Rahmen der Erzählung auch immer mal so einige Episoden mit Werner und anderen aus dem damaligen Fandom, wenn sie mir einfallen. Dabei geht es nicht um die Störgeräusche, sondern nur um die Fakten zur Serie und der Romane. Über das Drumherum ist vor einem Jahr genug geplaudert wurden. In dieser Hinsicht gibt es nichts hinzuzufügen...

Der Worte sind genug gewechselt – die Ouvertüre ist gespielt – der Vorhang hebt sich...

Am Anfang stand der Science-Fiction-und Fantasy-Club Kassel und ein Club mit ähnlichen Zielen in Lippstadt.

Und beide Clubs waren in der „Aktivgruppe Science Fiction“ - kurz AGSF – integriert.

Die AGSF wollte nicht so eine ideologische und linksorientierte „Schwatzbude“ wie früher der „Science-Fiction-Club-Deutschland“ - SFCD – sein – sondern sich rein um Inhalte kümmern. Und das auch nicht nur mit Sciene-Fiction – sondern mit der ganzen Palette der Phantastik. Eben auch mit der damals populär werdenden Fantasy, mit den ach so geschmähten Horror-Romanen und auch mit den Reisen der von mir begeistert gelesenen Zeit-Kugel.

Im Fanzine „Time-Gladiator“ erschienen nicht nur Rezensionen des Heft- und Buchmarktes, sondern ich konnte damals auch  Film-Rezensionen bringen, die sich nicht sklavisch an SF orientieren mussten, sondern die auch Horror und Fantasy zum Inhalt hatten. Ich erinnere mich, ich habe die ersten Rezis über den Film „Zardoz“ mit Sean Connery und den Katastrophen-Film „Der Untergang Japans“ gemacht. Damals war das SF, da gab es das Katastrophen Genere noch nicht. Und der Time-Gladiator war damals das einzige Zine, in dem man auf diese Neuorientierung der Phantastik eingehen konnte.

Im „Time-Gladiator“ wurde ich erstmalig auf einen russischen Autoren mit Namen Gregor Stephanowitsch Illjuschyn aufmerksam. Und auf einem anderen Autoren namens W.K.Giesa. Der schrieb auch ganz interessante Sachen – aber Illjuschyn war von den Ideen her viel besser.

Dafür konnte dieser sondererbare W.K.Giesa aber besser zeichnen. Ich habe ja eine Schwäche für Mädchen in Bikinis (ich weiß, einige nennen das  sexistisch – ich bezeichne das als normale Reaktion des männlichen Geschlechts auf einen wohl proportionierten weiblichen Körper) und die Bilder dieses Herrn Giesa fanden meine Bewunderung. Doch, damals hatten bei Werner die Mädels noch was an. Jedenfalls im Time-Gladiator – der „Große Gründer der AGSF“ hätte eine echte Giesa-Zeichnung, wie wir sie kennen und lieben, auf keinen Fall durchgehen lassen. Trotz sexueller Befreiung in den 60ern – in der SF war man da noch mächtig prüde.

Durch den „Time-Gladiator“ wurde man in Lippstadt und Kassel aufeinander aufmerksam. Zumal die Distanz von ca. 100 km nun mal keine Dimensionen einer interstellaren Reise hatten. Da konnte man mal für ein Kaffeekränzchen rüber fahren.

Werner war ja, so lange ich ihn kannte, leidenschaftlicher Kaffeetrinker. Und er bevorzugte Kaffee nach „texanischer Art“. Heiß wie die Hölle, schwarz wie die eigene Seele und so stark, dass er einen alten Mann aufs Pferd hebt und Tote aufschreien lässt. Das Rezept? Ganz einfach. Man kocht Kaffee – und wirft dann ein Hufeisen hinein. Wenn das untergeht, ist der Kaffee noch zu schwach...   

Die Kontakte nach Lippstadt, besser zu jenem W.K.Giesa führte allerdings mein Freund Hans Klipp, von dem noch öfter die Rede sein wird. Ich hatte  damals ja den Kontakt mit FOLLOW in die Wege geleitet – Fantasy war meine Domäne – die SF war Chef-Sache. Natürlich war FOLLOW in der AGSF-Zeit für uns schon wieder Vergangenheit.

Auch wenn sich die AGSF mit allen Spielarten der damaligen Phantastik auseinander setze – es war ein SF-Club – und mit SF habe ich, von Perry.-Rhodan und Ren Dhark mal abgesehen, nicht allzuviel am Hut. Zumal Werner Kurt Giesa und Hans Klipp eine gemeinsame Leidenschaft hatten – Kurt Brand und seine Serie „Ren Dhark“. Und das war sicher das Fundament, auf der sich der Kontakt immer mehr festigte. Ich war damals auch an den Wochenenden voll mit der Tanz-Band unterwegs und hätte für diese Dinge eigentlich gar keine Zeit gehabt.

Im Kasseler Club dominierte ja Fantasy und Mystik. Wir haben die „Conan“-Bücher, die Bände von „Fafhrd and Grey-Mouser“ oder die heute ach so umstrittene „Gor“-Serie gelesen. Mehr gab es da noch nicht in deutscher Übersetzung – und so gut war unser Englisch nicht, dass wir die Sachen im Original hätten lesen können.  

Auf „Lord-Befehl“ Helmut Peschs habe ich auch damals, Mitte der 70er, schon den „Herrn der Ringe“ gelesen. Aber damit kamen die anderen Freunde nicht klar – die haben die Filme gesehen – nur die nächste Generation, Hand Klipps Sohn Tobias, ist Tolkien-Fan geworden und hat den „Herrn der Ringe“ auch gelesen.

Lesen ist ja eine Sache. Aber wenn man einen Club hat, will man ja mehr als nur ein Schmöker-Kabinett sein.

Wir wollten einfach wissen, was denn so dran war an den Phänomenen der versunkenen Kontinente, der Verschwörungstheorien und der Magie und Zauberei.  Wer hatten nämlich festgestellt, dass sich viele Begriffe aus der Conan-Saga auch in der Werken von H.P.Lovecraft wieder fanden. Also – da musste es doch was geben – da mussten Hinweise auf uraltes Wissen dahinter sein.

So dachten wir damals – in unserer jugendlichen Unwissenheit...

Heute wissen wir, dass sich R.E.Howard kannten und sich ihre Ideen gegenseitig austauschten. Sie schrieben beide für die gleichen Pulp-Magazine und diese Sachen kamen beim Leser gut an. Aber – woher sollten wir das wissen? Es gab in deutscher Fassung ja nur die bereits genannten Romane und keinerlei Hintergrundinformationen.

Der Informationsfluss, der heute durch das Internet selbstverständlich ist, das war in den 70ern eine Technik, über die höchstens  Perry Rhodan verfügte. Die „Computer“ der damaligen Zeit liefen noch mit Lochstreifen, wie es Kurt Brand seinerzeit auf Ren Dharks „Point Of“ beschrieben hat. Wir hatten in unserer Stadtkasse so ein Gerät stehen. Es nahm drei Zimmer ein und von der Leistung her lag es unter dem Niveau eines normalen PC für den einfachsten Hausgebrauch.

Wir waren also der festen Überzeugung, dass es Magie und Zauberei gäbe und dass die versunkenen Kontinente Realität sein. Und – dass wir einst Besuch von den Sternen hatten. Und an den Besuch der Götter von den Sternen – daran glaube ich heute noch.

Was  die Magie und die Welt des Übersinnlichen angeht muss ich sagen, dass es tatsächlich Dinge gibt, die wir mit unserer Schulweisheit nicht erklären können und die sich mit den Gesetzen der Mathematik, Physik und Chemie nicht erfassen lassen.

Wir haben damals an einem unserer Abende ein Experiment mit einen Tisch gemacht  - der sich drehen sollte.  Und der sich auch gedreht hat – und zwar immer schneller. Weil jeder den anderen verdächtigte, geschoben zu haben, obwohl man genau sehen konnte, das das nicht so war, haben wir uns vom Raum nebenan ein paar Kommunisten der DKP geholt.

Die Jünger von Marx und Lenin hatten da ihre Sitzung. Man kannte sich so (immerhin waren wir ja alle Sozis – und da gab es damals noch keine Berührungsängste) und sie waren Bereit, ein Experiment mitzumachen ohne die Bedeutung zu kennen.

Es wurde ihnen nichts gesagt, außer dass sie die Hände auf den Tisch legen sollten. Kaum lagen die Hände – fing der Tisch an sich zu drehen. Damit konnten die Jungs von der DKP nichts anfangen und waren, als wir ihnen erklärten, dass wir hier ein Experiment mit der Geisterwelt machen, sehr schnell verschwunden.

Jetzt kommen natürlich jede Menge Leute, die mir was von Erdmagnetismus erzählen – aber es waren zwei normale Tische vom Bürgerhaus – gegenseitig auf dem Kopf gestellt – und dazwischen ein großer Glas-Aschenbecher, wie sie damals überall rum standen. Dazu fand die Sache in einem relativen Neubau im ersten Stock statt.

Also – ich finde bis heute keine Erklärung – und in dieser Richtung war es das erste und einzige Experiment was wir gemacht haben. Man soll keine Kräfte heraus fordern, die man nicht beherrscht. Sonst ergeht es uns wie dem Zauberlehrling i Gedicht von Goethe. Nur – was ist, wenn dann der „alte Meister“ nicht kommt, der den Machtspruch hat, den vorherigen Zustand wieder her zu stellen.

Aber – wir waren ja ein Club der es sich eben zur Aufgabe gestellt hatte, solche übersinnlichen Phänomene zu erforschen. Und weil Hans Klipp für Raumfahrt und Sternenräume zuständig war hatte ich mich um die Geheimnisse einer ungeschriebenen Vergangenheit und die Welt des Übersinnlichen zu kümmern. Außer unserem Freund Michael Müller, der immer mir dabei war, hatte der Club eigentlich auch keine richtigen festen Mitglieder...

Bücher, in denen etwas über die Welt jenseits aller menschlichen Vorstellungen  stand,  waren  nur mit viel Glück zu finden. Die Esoterik-Welle ist ja erst mit dem Bekanntheitsgrad der Fantasy gestiegen.

Aber – erklärte mir Hans Klipp – da gäbe es jetzt neuerdings so eine Heftserie, die sich mit der Welt des Übersinnlichen beschäftigte.  Angeblich geschrieben von einem Professor...

Ich denke ich brauche hier keinem zu erklären, um welche Serie es sich handelte .

Oder doch?

Die Antwort gibt es in einer Woche bei einer gemütlichen Tasse Tee...      

 

Kommentare  

#1 Wolfram 2009-05-28 13:38
Hallo Rolf,

schön, daß sich die Teestunde wieder um unseren Professor sowie seine Hintergründe dreht! Ich bin mir sicher, daß die Verbindung mit den Kolummnen von Mike, ein erfreuliches Diskussionspotential bildet und wie auch immer, vielleicht doch einen gewissen Einfluß auf die derzeitige Handlungsstruktur der Serie hat.
#2 AltesEisen 2009-05-28 14:53
Hi Rolf,

finde die Idee Klasse das wir das miteinander verknüpfen, bzw. du Ergänzungen beisteuerst. Ich habe das Gefühl das hier in Zukunft fleissig über den Professor diskutiert wird.

Viele Grüsse

Mike

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