Chatten, Wälder, Herrscher, kleine Söhne und deren Neugier...
Chatten, Wälder, Herrscher, Nordhessen, kleine Söhne und deren Neugier...
Wir nennen es heute das Jahr 9 nach Christus. Und das genannte Ereignis wird allgemein als die Schlacht im Teutoburger Wald bezeichnet. Und da ich etwas im Rechnen aufgepasst habe (aber nur etwas, denn meine Noten lagen da immer im unteren Bereich) kann sogar ich feststellen, dass sich dieses für das heutige Deutschland so entscheidende Ereignis zum 2.000sten Mal jährt.
Eigentlich ein Grund zu feiern oder?
Wer das Gemetzel feiert, dass im Sprachgebrauch eine Schlacht genannt wird, der übersieht, dass alleine auf Seiten der Römer sicher mehr als 24.000 Männer gestorben sind. Und die Angreifer, die wir zusammenfassend die Germanen nennen, sind auch nicht alle wieder zurück in ihre Dörfer gekommen.
Gehen wir mal davon aus, dass in den drei Tagen, in denen die Kämpfe vermutlich stattfanden, dreißig- bis vierzigtausend Menschen den Tod fanden. Auch wenn das jetzt zweitausend Jahre zurück liegt. Ein Grund zum Feiern ist das nicht.
Die gesamte europäische Geschichte wäre anders verlaufen, hätte es diesen Aufstand, den jener Cherusker mit dem römischen Namen angezettelt hat, nicht gegeben hätte. Das was wir heute nach zweitausend Jahren blutiger Kriege in Europa endlich auf friedlichem Wege schaffen wollen nämlich ein friedliches Zusammenleben der Völker unterschiedlicher Sprachen und Kulturen in Europa - das wurde wahrscheinlich damals im Teutoburger Wald - oder wo auch immer verspielt.
Hunderte von Sachbüchern und Romanen sind über diese Schlacht im Teutoburger Wald geschrieben worden und werden wohl noch geschrieben werden. Und einen Band mit vier Novellen aus dieser Germanen-Zeit habe ich auch dazu beigesteuert.
Die aufmerksamen Leser der Teestunden kennen mein Buch Die Chatten-Saga, weil ich es immer mal erwähne.
Der Untertitel des Buches Wotans wilde Söhne klingt zwar etwas reißerisch aber der moderne Mensch hat heute bei dem Wort Chatten anderer Vorstellungen. Nur mit diesem Untertitel ist erkennbar, das es sich hier nicht um ein Werk über Internet-Plaudereien handelt. Und mit den kräftigen, wildbärtigen und keuleschwingenden Kerlen auf dem Cover verbindet man keine Besucher eines Internet-Cafes, sondern wilde Barbaren aus grauer Vorzeit.
Auf besonderen Wunsch des Verlagsleiters sollte unbedingt die Schlacht im Teutoburger Wald in dieses Buch. Er hatte gerade einen Zeitungsartikel gelesen, dass man in Kalkriese bei Osnabrück diese Schlacht ausgegraben hätte.
Aber bevor ich jetzt weiter erzähle sei euch allen die frohe Kunde erteilt, dass der Zauberspiegel die vier Novellen der Chatten-Saga bringen wird bzw. gestern bereits mit meinem Vorwort damit begonnen hat. Natürlich in den einzelnen Kapiteln. Denn das Buch ist inzwischen aus dem Handel raus, weil man sich von eine Neuauflage selbst wegen der Zweitausendjahrfeier keinen Gewinn mehr versprochen hat.
Zumal die Chatten-Saga und auch die späteren Geschichten aus dem Mittelalter in Nordhessen nur in unserer Nordhessischen Region, also ca. 50 km rund um Kassel, in den Handel kamen. Der Verlag ging davon aus, dass sich ansonsten niemand für Geschichten aus der Geschichte unserer Region interessieren würde.
Da schon seit einigen Jahren die Rechte an mich zurück gefallen sind, habe ich dem Zauberspiegel die Genehmigung zu einem Abdruck gegeben. Zumal Hermann ja als mein Agent hier kein Veto eingelegt hat.
Ach was?!? Der Dicke hat nicht geknurrt? Als Agent könnte er doch versuchen, die Sachen bei einem anderen Verlag noch mal unter zu bringen. Es gibt doch sicher Kleinverlage, die sich auch für Germanen- und Rittergeschichten interessieren.
Stimmt genau. Das könnte er tun. Aber der Wartberg-Verlag, in dessen Auftrag ich damals gearbeitet habe, wollte alles so kurz wie möglich haben. Statt das von mir vorgeschlagene billigere Taschenbuchverfahren sollten es Hardcover werden. Und auch mit Bildern was noch mal extra Kosten verursachte und zusätzlich Platz weg nahm.
Um die Projekte überhaupt zu verwirklichen, musste ich die Kröte eben schlucken. Aber auf meine Art.
Denn die Chatten-Saga hat ungefähr das dreifache Volumen eher noch etwas mehr, wenn ich das Leben und die Sitten in Germanien in der Zeit zwischen Armin und der Germania des Tacitus richtig in einer zusammenhängenden Spielhandlung mit dem Hintergrund eines Familienromans einbringen kann.
Ursprünglich wollte ich noch Kapitel aus der jüngeren Steinzeit und der Bronzezeit voran setzen und die Saga mit dem Anschluss der Chatten an das Frankenreich und die Fällung der Donar-Eiche beenden. Im letzten Kapitel der Saga sind hier schon die ersten Fäden zum Holzhacker Christi gezogen. Und das ganze als eine Art Familiengeschichte der Hassionen aus denen dann später die Hessen wurden.
Bei dem Mittelalterbuch lag die Sache ähnlich es sollte eigentlich mehr als die doppelte Anzahl Kapitel haben. Aber auch hier wollte der Verlag nur eine bestimmte Anzahl von Seiten. Und weil der Verlagsleiter zwar hoffte, Umsätze wie bei Harry Potter einzufahren, die Sache gleichzeitig aber ohne jede Werbung bei den Buchhandlungen in die Regale stellen ließ, brach er nach diesen beiden Büchern das Projekt Geschichten aus der Geschichte ab und macht nun wieder das, was er immer gemacht hat Bildbände aus der Region Nordhessen oder auch von anderen Städten und Regionen.
Und weil eben jetzt zur Feier der Schlacht im Teutoburger Wald die Chatten-Saga im Zauberspiegel erscheint, unterbreche ich innerhalb der Teestunden aus aktuellem Anlass mal die Erinnerungen an W.K.Giesa und Zamorra und erzähle so Einiges über die historischen Hard-Covers.
Es begann so im Jahr 1997 und wieder war der schon oft genannte Hans Klipp der Auslöser. Sein kleiner Sohn Tobias (heute nicht mehr ganz so klein, ich war in diesem Jahr auf seiner Konfirmation eingeladen) war damals gerade zwei Jahre alt und in seiner Rolle als Vater ging der Herrscher völlig auf.
Das geht Hans übrigens heute noch nur hat er es nicht so gerne, wenn ich dem Kronprinzen von unseren früheren Ruhmestaten erzähle und natürlich von der Rolle, die sein alter Herr dabei spielte. Dass Toby seit dem Herrn der Ringe Fantasy-Fan ist und von mir ein Schwert und eine geziemende Gewandung bekommen hat, sei mal am Rande erwähnt wie die Alten sungen so zwitschern auch die Jungen. Ach ja, meine alten Fantasy-Romane findet er auch sehr gut..ahem...und derzeit liest er die Magira-Bände von Hugh Walker...
Aber damals war Tobias eben noch sehr klein aber der Papa fragte sich schon, was er ihm denn so erzählen könnte, wenn er wissen wollte, wer hier, wo jetzt unser Haus steht vor vielen Jahren mal gewohnt hat.
Ich kenne diese Frage von mir aus der Kinderzeit. Und mein Vater erzählte mir dann, das hier an dem Ort, wo unser Haus steht, mal zwei alte Germanen auf Bärenhäuten lagen, aus Kuhhörnern tranken und mächtige, über loderndem Feuer gebratene Fleischknochen abnagten.
Aber damit wollte sich der Herrscher nicht zufrieden geben. Auch nicht auf den Hinweis, er solle ganz einfach mal wieder einen Conan lesen und dem Filius dann eine wildromantische Story von starken Helden, wilden Drachen, bösen Zauberern und schönen Prinzessinnen zu erzählen wie ich das jetzt bei meinem sechsjährigen Pseudo-Enkelchen Lisa mache. Allerdings ist das, was ich ihr erzähle, Fantasy im Barbie-Stil. Lisa liebt Feen und Elfen und natürlich Pferde. Und sie ist der festen Überzeugung, dass ich ein Ritter bin, weil ich ja Schwerter in der Wohnung habe. Nun ja, in gewisser Weise hat sie ja auch Recht.
Aber Hans dachte als er damals anrief eben weiter und wollte es eben ganz genau wissen. Die Chatten hatten hier gewohnt, erklärte ich ihm dann und verwies ihn auf Tacitus. Aber das war nicht das, was er wollte.
Nein, es müsste doch da Geschichten geben, die man Kindern vorlesen könne. Nun ja, vielleicht hat es so was ja mal gegeben in den Zeiten, als man ein völlig verfremdetes Germanentum propagierte und, nach Meinung von Kaiser Wilhelm II, am deutschen Wesen noch die Welt genesen sollte. Aber heute da wusste ich nichts von.
Ich hatte seinerzeit Dr. Pesch vom Lübbe-Verlag, mit dem ich ja aus früheren Zeiten befreundet bin, einige Ideen für Stories aus der Germanenzeit vorgelegt. Auch die Zeit des Arminius und die Varus-Schlacht war dabei. Das war auf so Mitte der 80er, in der Zeit, als die Serie Bastei-Fantasy auslief. Aber die Sache wurde ersatzlos vom Tisch gefegt.
Germanen-Romane können nur in Übersetzungen aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum kommen. erklärte mir Helmut Pesch damals in aller Freundschaft die Sachlage. Wenn ein Deutscher so was schreibt, wird er als Nazi angesehen egal wie der Roman auch geschrieben ist. Kein Verlag in Deutschland wird so eine Thematik von einem deutschen Autoren auch nur ansehen.
Inzwischen hat sich das ja geändert und was da teilweise auf dem Markt ist, grenzt schon stellenweise an Fantasy. In einem Roman, den ich quer gelesen haben und dessen Titel mir leider entfallen ist, handelt es sich um eine Kriegerin der Chatten bei Kämpfen gegen die Römer. Heiliger Tacitus auch wenn deine Germania schon für deine damaligen Leser im antiken Rom schon bewusst reißerisch geschrieben war so ein Märchen hättest nicht mal du dir erlaubt zu schreiben.
Die Frau bei den Germanen blieb brav zu Hause, wenn die Männer zum Prügeln gingen jedenfalls wenn sie auszogen, bei Nachbarvölkern die Dinge, die eben nicht zur Hand waren, mit der Frame zu beschaffen. Wenn bei den Germanen eine Frau kämpfte, dann nur, wenn der Feind ins Gehöft oder bei Wanderungen in die Wagenburg eingedrungen war.
Aber Kriegerinnen wie Red Sonja oder Xena -das gab es in der Realwelt der Germanen nicht. Und Odins Töchter, die kriegerischen Walküren, gehören in die Glaubensvorstellungen des Nordens. In den Römerzeiten gab es im Germanenglauben die Idisse, die Schwanenfrauen, die auf Wotans Geheiß in die Kämpfe eingriffen, oder, wie aus dem Meerseburger Zaubersprüchen zu ersehen ist, Gefangene befreiten.
Inspring haptbandum Invar Vigandum sind die Zauberworte des Spruches. Übersetzt etwas: Entspringe den Haftbanden entfahre den Feinden.
Bedauernd musste ich unserem Herrscher also verkünden, dass es keine geeignete Lektüre gab, aus denen er Klein-Toby, wenn er mal ein Tobias war, die Geschichte der Ahnen unserer Region vorlesen konnte.
Dann schreib du doch so was. Das kannst du doch! fand Hans die Lösung des Problems. Und den Hinweis auf die Worte Helmut Peschs ließ der Herrscher nicht gelten. Nebenher bemerkt, Hans kannte ihn ebenfalls aus der Zeit, als wir beide bei FOLLOW im Bären-Clan waren, den der spätere Doktor damals als Lord Elrod regierte.
Da gibt es irgendwo bei Gudensberg einen Verlag, die machen Bildbände aus unserer Region! erklärte Hans, nachdem er eingesehen hatte, dass ein Brief mit einem Expose für eine Germanengeschichte reine Verschwendung einer Briefmarke war. Mein übliches: Jaaa, mache ich!- wonach die Sache dann vergessen wird, hatte zwei weitere Anrufe zur Folge und nicht nur unser Küstenbaron und Deichgraf kann nerven der Herrscher kann das auch ganz gut, wenn er etwas durchsetzen will.
Also, irgendwann wurde die Nummer rausgesucht und beim Wartbergverlag in Gudensberg angerufen. Es dauerte so einige Zeit, bis ich zwei Damenstimmen nacheinander klar gemacht hatte, was ich eigentlich wollte. Dann hatte ich den Verlagsgewaltigen selbst an der Strippe.
Inzwischen hatte ich mich innerlich nicht nur mit dem Projekt angefreundet, sondern sogar dafür begeistert. Also hab ich den guten Mann nach einigen Höflichkeitsfloskeln am Beginn des Gespräches einfach zugeschwallt.
Immerhin was ich da so vorhatte, das gab es noch nicht. Denn ursprünglich wollte ich unsere ganze nordhessische Geschichte von der Steinzeit bis in die 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts (wobei im Schlusskapitel ein kleiner blonder Junge seinen Vater nach den alten Germanen fragt na, wer das wohl sein sollte...) in verschiedenen Novellen in Taschenbüchern bringen.
Immerhin wurde der Verlagsleiter nach einigen vergeblichen Versuchen der Gegenwehr, mich zu unterbrechen, an der Sache interessiert.
Schreiben sie doch mal drei Probekapitel und ein kurzes Rahmen-Expose, was ihnen so vorschwebt, war das Resultat unseres Gesprächs. Dieses Rahmen-Expose habe ich wie auch die drei damaligen Novellen wieder aus den unergründlichen Tiefen meines Computers ausgraben können. Die drei Novellen kommen nach der Chatten-Saga und das Rahmen-Expose, das ich damals gemacht habe, hänge ich hier hinten dran.
Denn hier ist auch schon mal vorab eine ganze Menge über die Germanen an sich und die Chatten im Besonderen zu erfahren, was aus dem Vorwort der späteren Saga nicht mehr zu ersehen ist, weil hier schon mit dem Platz gegeizt werden musste.
Ich habe dieses erste Rahmen-Expo allerdings noch einmal etwas überarbeitet, damit es auch für den Leser verständlich wird, der nicht schon wie damals der Verlagsleiter von mit jede menge historische Fakten zu hören bekam.
Doch davon erzählen wir in der nächsten Teestunde.
Also dann bis in acht Tagen...
Eigentlich ein Grund zu feiern oder?
Wer das Gemetzel feiert, dass im Sprachgebrauch eine Schlacht genannt wird, der übersieht, dass alleine auf Seiten der Römer sicher mehr als 24.000 Männer gestorben sind. Und die Angreifer, die wir zusammenfassend die Germanen nennen, sind auch nicht alle wieder zurück in ihre Dörfer gekommen.
Gehen wir mal davon aus, dass in den drei Tagen, in denen die Kämpfe vermutlich stattfanden, dreißig- bis vierzigtausend Menschen den Tod fanden. Auch wenn das jetzt zweitausend Jahre zurück liegt. Ein Grund zum Feiern ist das nicht.
Die gesamte europäische Geschichte wäre anders verlaufen, hätte es diesen Aufstand, den jener Cherusker mit dem römischen Namen angezettelt hat, nicht gegeben hätte. Das was wir heute nach zweitausend Jahren blutiger Kriege in Europa endlich auf friedlichem Wege schaffen wollen nämlich ein friedliches Zusammenleben der Völker unterschiedlicher Sprachen und Kulturen in Europa - das wurde wahrscheinlich damals im Teutoburger Wald - oder wo auch immer verspielt.
Hunderte von Sachbüchern und Romanen sind über diese Schlacht im Teutoburger Wald geschrieben worden und werden wohl noch geschrieben werden. Und einen Band mit vier Novellen aus dieser Germanen-Zeit habe ich auch dazu beigesteuert.
Die aufmerksamen Leser der Teestunden kennen mein Buch Die Chatten-Saga, weil ich es immer mal erwähne.
Der Untertitel des Buches Wotans wilde Söhne klingt zwar etwas reißerisch aber der moderne Mensch hat heute bei dem Wort Chatten anderer Vorstellungen. Nur mit diesem Untertitel ist erkennbar, das es sich hier nicht um ein Werk über Internet-Plaudereien handelt. Und mit den kräftigen, wildbärtigen und keuleschwingenden Kerlen auf dem Cover verbindet man keine Besucher eines Internet-Cafes, sondern wilde Barbaren aus grauer Vorzeit.
Auf besonderen Wunsch des Verlagsleiters sollte unbedingt die Schlacht im Teutoburger Wald in dieses Buch. Er hatte gerade einen Zeitungsartikel gelesen, dass man in Kalkriese bei Osnabrück diese Schlacht ausgegraben hätte.
Aber bevor ich jetzt weiter erzähle sei euch allen die frohe Kunde erteilt, dass der Zauberspiegel die vier Novellen der Chatten-Saga bringen wird bzw. gestern bereits mit meinem Vorwort damit begonnen hat. Natürlich in den einzelnen Kapiteln. Denn das Buch ist inzwischen aus dem Handel raus, weil man sich von eine Neuauflage selbst wegen der Zweitausendjahrfeier keinen Gewinn mehr versprochen hat.
Zumal die Chatten-Saga und auch die späteren Geschichten aus dem Mittelalter in Nordhessen nur in unserer Nordhessischen Region, also ca. 50 km rund um Kassel, in den Handel kamen. Der Verlag ging davon aus, dass sich ansonsten niemand für Geschichten aus der Geschichte unserer Region interessieren würde.
Da schon seit einigen Jahren die Rechte an mich zurück gefallen sind, habe ich dem Zauberspiegel die Genehmigung zu einem Abdruck gegeben. Zumal Hermann ja als mein Agent hier kein Veto eingelegt hat.
Ach was?!? Der Dicke hat nicht geknurrt? Als Agent könnte er doch versuchen, die Sachen bei einem anderen Verlag noch mal unter zu bringen. Es gibt doch sicher Kleinverlage, die sich auch für Germanen- und Rittergeschichten interessieren.
Stimmt genau. Das könnte er tun. Aber der Wartberg-Verlag, in dessen Auftrag ich damals gearbeitet habe, wollte alles so kurz wie möglich haben. Statt das von mir vorgeschlagene billigere Taschenbuchverfahren sollten es Hardcover werden. Und auch mit Bildern was noch mal extra Kosten verursachte und zusätzlich Platz weg nahm.
Um die Projekte überhaupt zu verwirklichen, musste ich die Kröte eben schlucken. Aber auf meine Art.
Denn die Chatten-Saga hat ungefähr das dreifache Volumen eher noch etwas mehr, wenn ich das Leben und die Sitten in Germanien in der Zeit zwischen Armin und der Germania des Tacitus richtig in einer zusammenhängenden Spielhandlung mit dem Hintergrund eines Familienromans einbringen kann.
Ursprünglich wollte ich noch Kapitel aus der jüngeren Steinzeit und der Bronzezeit voran setzen und die Saga mit dem Anschluss der Chatten an das Frankenreich und die Fällung der Donar-Eiche beenden. Im letzten Kapitel der Saga sind hier schon die ersten Fäden zum Holzhacker Christi gezogen. Und das ganze als eine Art Familiengeschichte der Hassionen aus denen dann später die Hessen wurden.
Bei dem Mittelalterbuch lag die Sache ähnlich es sollte eigentlich mehr als die doppelte Anzahl Kapitel haben. Aber auch hier wollte der Verlag nur eine bestimmte Anzahl von Seiten. Und weil der Verlagsleiter zwar hoffte, Umsätze wie bei Harry Potter einzufahren, die Sache gleichzeitig aber ohne jede Werbung bei den Buchhandlungen in die Regale stellen ließ, brach er nach diesen beiden Büchern das Projekt Geschichten aus der Geschichte ab und macht nun wieder das, was er immer gemacht hat Bildbände aus der Region Nordhessen oder auch von anderen Städten und Regionen.
Und weil eben jetzt zur Feier der Schlacht im Teutoburger Wald die Chatten-Saga im Zauberspiegel erscheint, unterbreche ich innerhalb der Teestunden aus aktuellem Anlass mal die Erinnerungen an W.K.Giesa und Zamorra und erzähle so Einiges über die historischen Hard-Covers.
Es begann so im Jahr 1997 und wieder war der schon oft genannte Hans Klipp der Auslöser. Sein kleiner Sohn Tobias (heute nicht mehr ganz so klein, ich war in diesem Jahr auf seiner Konfirmation eingeladen) war damals gerade zwei Jahre alt und in seiner Rolle als Vater ging der Herrscher völlig auf.
Das geht Hans übrigens heute noch nur hat er es nicht so gerne, wenn ich dem Kronprinzen von unseren früheren Ruhmestaten erzähle und natürlich von der Rolle, die sein alter Herr dabei spielte. Dass Toby seit dem Herrn der Ringe Fantasy-Fan ist und von mir ein Schwert und eine geziemende Gewandung bekommen hat, sei mal am Rande erwähnt wie die Alten sungen so zwitschern auch die Jungen. Ach ja, meine alten Fantasy-Romane findet er auch sehr gut..ahem...und derzeit liest er die Magira-Bände von Hugh Walker...
Aber damals war Tobias eben noch sehr klein aber der Papa fragte sich schon, was er ihm denn so erzählen könnte, wenn er wissen wollte, wer hier, wo jetzt unser Haus steht vor vielen Jahren mal gewohnt hat.
Ich kenne diese Frage von mir aus der Kinderzeit. Und mein Vater erzählte mir dann, das hier an dem Ort, wo unser Haus steht, mal zwei alte Germanen auf Bärenhäuten lagen, aus Kuhhörnern tranken und mächtige, über loderndem Feuer gebratene Fleischknochen abnagten.
Aber damit wollte sich der Herrscher nicht zufrieden geben. Auch nicht auf den Hinweis, er solle ganz einfach mal wieder einen Conan lesen und dem Filius dann eine wildromantische Story von starken Helden, wilden Drachen, bösen Zauberern und schönen Prinzessinnen zu erzählen wie ich das jetzt bei meinem sechsjährigen Pseudo-Enkelchen Lisa mache. Allerdings ist das, was ich ihr erzähle, Fantasy im Barbie-Stil. Lisa liebt Feen und Elfen und natürlich Pferde. Und sie ist der festen Überzeugung, dass ich ein Ritter bin, weil ich ja Schwerter in der Wohnung habe. Nun ja, in gewisser Weise hat sie ja auch Recht.
Aber Hans dachte als er damals anrief eben weiter und wollte es eben ganz genau wissen. Die Chatten hatten hier gewohnt, erklärte ich ihm dann und verwies ihn auf Tacitus. Aber das war nicht das, was er wollte.
Nein, es müsste doch da Geschichten geben, die man Kindern vorlesen könne. Nun ja, vielleicht hat es so was ja mal gegeben in den Zeiten, als man ein völlig verfremdetes Germanentum propagierte und, nach Meinung von Kaiser Wilhelm II, am deutschen Wesen noch die Welt genesen sollte. Aber heute da wusste ich nichts von.
Ich hatte seinerzeit Dr. Pesch vom Lübbe-Verlag, mit dem ich ja aus früheren Zeiten befreundet bin, einige Ideen für Stories aus der Germanenzeit vorgelegt. Auch die Zeit des Arminius und die Varus-Schlacht war dabei. Das war auf so Mitte der 80er, in der Zeit, als die Serie Bastei-Fantasy auslief. Aber die Sache wurde ersatzlos vom Tisch gefegt.
Germanen-Romane können nur in Übersetzungen aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum kommen. erklärte mir Helmut Pesch damals in aller Freundschaft die Sachlage. Wenn ein Deutscher so was schreibt, wird er als Nazi angesehen egal wie der Roman auch geschrieben ist. Kein Verlag in Deutschland wird so eine Thematik von einem deutschen Autoren auch nur ansehen.
Inzwischen hat sich das ja geändert und was da teilweise auf dem Markt ist, grenzt schon stellenweise an Fantasy. In einem Roman, den ich quer gelesen haben und dessen Titel mir leider entfallen ist, handelt es sich um eine Kriegerin der Chatten bei Kämpfen gegen die Römer. Heiliger Tacitus auch wenn deine Germania schon für deine damaligen Leser im antiken Rom schon bewusst reißerisch geschrieben war so ein Märchen hättest nicht mal du dir erlaubt zu schreiben.
Die Frau bei den Germanen blieb brav zu Hause, wenn die Männer zum Prügeln gingen jedenfalls wenn sie auszogen, bei Nachbarvölkern die Dinge, die eben nicht zur Hand waren, mit der Frame zu beschaffen. Wenn bei den Germanen eine Frau kämpfte, dann nur, wenn der Feind ins Gehöft oder bei Wanderungen in die Wagenburg eingedrungen war.
Aber Kriegerinnen wie Red Sonja oder Xena -das gab es in der Realwelt der Germanen nicht. Und Odins Töchter, die kriegerischen Walküren, gehören in die Glaubensvorstellungen des Nordens. In den Römerzeiten gab es im Germanenglauben die Idisse, die Schwanenfrauen, die auf Wotans Geheiß in die Kämpfe eingriffen, oder, wie aus dem Meerseburger Zaubersprüchen zu ersehen ist, Gefangene befreiten.
Inspring haptbandum Invar Vigandum sind die Zauberworte des Spruches. Übersetzt etwas: Entspringe den Haftbanden entfahre den Feinden.
Bedauernd musste ich unserem Herrscher also verkünden, dass es keine geeignete Lektüre gab, aus denen er Klein-Toby, wenn er mal ein Tobias war, die Geschichte der Ahnen unserer Region vorlesen konnte.
Dann schreib du doch so was. Das kannst du doch! fand Hans die Lösung des Problems. Und den Hinweis auf die Worte Helmut Peschs ließ der Herrscher nicht gelten. Nebenher bemerkt, Hans kannte ihn ebenfalls aus der Zeit, als wir beide bei FOLLOW im Bären-Clan waren, den der spätere Doktor damals als Lord Elrod regierte.
Da gibt es irgendwo bei Gudensberg einen Verlag, die machen Bildbände aus unserer Region! erklärte Hans, nachdem er eingesehen hatte, dass ein Brief mit einem Expose für eine Germanengeschichte reine Verschwendung einer Briefmarke war. Mein übliches: Jaaa, mache ich!- wonach die Sache dann vergessen wird, hatte zwei weitere Anrufe zur Folge und nicht nur unser Küstenbaron und Deichgraf kann nerven der Herrscher kann das auch ganz gut, wenn er etwas durchsetzen will.
Also, irgendwann wurde die Nummer rausgesucht und beim Wartbergverlag in Gudensberg angerufen. Es dauerte so einige Zeit, bis ich zwei Damenstimmen nacheinander klar gemacht hatte, was ich eigentlich wollte. Dann hatte ich den Verlagsgewaltigen selbst an der Strippe.
Inzwischen hatte ich mich innerlich nicht nur mit dem Projekt angefreundet, sondern sogar dafür begeistert. Also hab ich den guten Mann nach einigen Höflichkeitsfloskeln am Beginn des Gespräches einfach zugeschwallt.
Immerhin was ich da so vorhatte, das gab es noch nicht. Denn ursprünglich wollte ich unsere ganze nordhessische Geschichte von der Steinzeit bis in die 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts (wobei im Schlusskapitel ein kleiner blonder Junge seinen Vater nach den alten Germanen fragt na, wer das wohl sein sollte...) in verschiedenen Novellen in Taschenbüchern bringen.
Immerhin wurde der Verlagsleiter nach einigen vergeblichen Versuchen der Gegenwehr, mich zu unterbrechen, an der Sache interessiert.
Schreiben sie doch mal drei Probekapitel und ein kurzes Rahmen-Expose, was ihnen so vorschwebt, war das Resultat unseres Gesprächs. Dieses Rahmen-Expose habe ich wie auch die drei damaligen Novellen wieder aus den unergründlichen Tiefen meines Computers ausgraben können. Die drei Novellen kommen nach der Chatten-Saga und das Rahmen-Expose, das ich damals gemacht habe, hänge ich hier hinten dran.
Denn hier ist auch schon mal vorab eine ganze Menge über die Germanen an sich und die Chatten im Besonderen zu erfahren, was aus dem Vorwort der späteren Saga nicht mehr zu ersehen ist, weil hier schon mit dem Platz gegeizt werden musste.
Ich habe dieses erste Rahmen-Expo allerdings noch einmal etwas überarbeitet, damit es auch für den Leser verständlich wird, der nicht schon wie damals der Verlagsleiter von mit jede menge historische Fakten zu hören bekam.
Mit den dazu gehörigen drei Novellen war es schon fast ein Heftroman, was ich nach Gudensberg geschickt habe. Danach habe ich erst mal einige Monate nichts mehr vom Wartberg-Verlag gehört. Aber irgendwann klingelte dann doch das Telefon und der Verlagsleiter war selbst am anderen Ende der Leitung.
Doch davon erzählen wir in der nächsten Teestunde.
Also dann bis in acht Tagen...
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