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Hausmann, Discos, Schreibtische, Notizen und Ideenzettel

Teestunde mit RolfMoin Rolf. Da ist ja mal die Chattensaga bei Wartberg erschienen. Wie kam es denn nach dem Bruch zur erneuten Zusammenarbeit? Der Tee steht bereit. Bitte erzähl...

Hausmann, Discos, Schreibtische, Notizen und Ideenzettel

Es kommt selten vor, dass ich auf meinem Arbeitsplatz mal aufräume, aber manchmal ist es der Fall. Besonders wenn eine Frau im Hause ist, die meckert und alles einen Saustall nennt, was da an verschiedenen Blättern und Zusammenheftungen quer über den Schreibtisch verstreut ist.

Dazu jede Menge Briefe, die schon beantwortet waren, Geburtstags- und Urlaubskarten und manchmal auch noch die Weihnachtspost vom letzten Jahr. Von dem damals überquellenden Aschenbecher ganz zu schweigen.

 

Diese Blätter und sonstige Schriftfragmente sind dann meistens so genannte „Ideen-Zettel“ oder Kurz-Exposes von Konzepten, aus denen irgendwann mal Romane entstehen sollen. Die wird man auf irgendwann einmal abheften. Irgendwann einmal....

Also, damit die Frau Ruhe gibt wird eben jetzt alles abgeheftet.

Und bei einer solchen Abräum-Aktion kamen auf die drei historischen Novellen wieder zum Vorschein, die ich eigentlich schon abgehakt und vergessen hatte.

Die traute Zweisamkeit des Zusammenlebens und die Tatsache, dass ich an der Seite einer erfolgreichen Geschäftsfrau und Betreiberin von drei Discotheken damals in Haus und Hof auch meinen Teil dazu beigetragen habe, dass nicht die Discotheken und die Hausarbeit auch noch an der Frau hängen blieben hatte mich von der Schreibe so richtig abgebracht.

Wenn du zusätzlich zur Arbeit im Ordnungsamt zusätzlich noch in einem ziemlich großen Haus den Putzteufel spielen musst, wobei die Frau den Sauberkeitsgrad der Schwarzwaldklinik wünscht und dazu auch noch einige Male mit dem Hund unterwegs bist – natürlich auch die Katzen gestreichelt hast – dann bleibt zum Schreiben kaum noch Zeit.

Vor allem dann nicht, wenn sich diese Schreiberei nicht sofort und auf der Stelle in klingende Münze umsetzen lässt. Denn für meine Lebensgefährtin zählte nur Geld – sonst nichts. Wären wie früher Honorare geflossen dann hätte man sich aus dem Dorf eine Putzhilfe nehmen können. Ohne Honorare – war ich die Putzhilfe.

Wer hat hier was vom „Herkules am Spinnrocken“ gesagt? Aha, wieder mal jemand mit Bildung. Aber – diese Zeit war für mich wirklich wie die Jahre, die Herkules im Dienst der Königin Omphale verbringen musste, die sich eine Freude draus machte, dass der antike Muskelmann Frauenarbeit erledigte. Nur, dass sich meine Lebensgefährtin eben auch ins Zeug gelegt hat – und meistens noch längere Schichten als ich geschoben hat.

Aber was sollte es auch. Die Schreibe-Zeit war vorbei und der Computer stand fast unbenutzt rum. Klar, ich habe ja auch im Amt am Tag genug geschrieben – Verfügungen, Bußgelder, Erlaubnisse, Ablehnungen – was das Tagesgeschäft eben so mit sich bringt. Also, wenig Lust, am Abend weiter zu schreiben.

Der Kontakt zu Hermann war in dieser Zeit völlig abgebrochen und ich somit nicht nur ohne Agenten, sondern auch ohne jemanden, der mit der Peitsche knallt und mich ins Gesäß tritt, damit ich „kreativ tätig“ werde. Die Schriftstellerei lag weit in der Vergangenheit und war halb vergessen. Wie die Musiker-Zeit eine Epoche des Lebens war – einfach abgeschlossen.

Dass ich auch damals immer mal auf einem Keyboard übte und auch mal in der Kneipe gegenüber Abends mal Country-Music gemacht habe, das war genau so, als wenn ich plötzlich einen Einfall hatte, den ich in den Computer hämmerte, ausdruckte – und dann einfach liegen ließ.

Warum sich auch um diese Sachen kümmern – der Markt war voll und Kontakte zu Verlagen hatte ich nicht. Früher hat das meine Agentur erledigt – und die gab es ja seit einiger Zeit nicht mehr. Jürgen und Karin hatten ihre esoterische Buchhandlung und machten in ihrem Haus Tagungen und Lehrgänge zur Esoterik. Die Schriftstellerei, das war auch für Jürgen damals schon Vergangenheit.

Dazu dann die Geschichte mit dem Zamorra Band 666, die ich ja sconb ausführlch geschildert habe. Da hilft es mal in den alten Teestunden zu blättern.

Aber so was muss man schlucken. Das ist wie eine Beerdigung. Asche drüber und irgendwann grünt wieder der Rasen des Vergessens, auf dem an irgendwann auch noch schöne Blumen findet. Allerdings – trotz der Blumen weißt du immer noch, was da begraben liegt.

Ich habe dann nur noch Briefe aus dem Internet bearbeitet, die mich wegen meinem Beitrag zu den 666er Zamorra- Romanen erreichten. Es waren so einige Leute dabei, die Internet-Seiten hatten, die ihre Fragen in Form von Interviews stellten und das dann ins Netz brachten.

Also, zu mehr als Briefen habe ich mich nicht aufgerafft. Wozu auch. Persönlich habe ich keine Kontakte zu Verlagen oder überhaupt dieses Szene. Jedenfalls nicht außerhalb von Bastei.

Was da in Bergisch-Gladbach aber lief, ging über einige Gespräche, besser gesagt, Briefe, nicht hinaus. Ich hatte wegen meines Wissens um Vergangenheit und Geschichte ein Angebot, bei „Torn“ mitzuschreiben. Aber das Konzept war mir zu SF-lastig und hat mich nicht angesprochen. Da aber von Anfang an gesagt wurde, dass der führende Autor keine Änderungen erlaubte, war ich sicher, dass „Torn“ keine Serie für mich war.

So was wie die „Zeit-Kugel“. Da hätte ich mich drum gerissen. Da war zwar auch SF drin – aber die Zeitreisen dominierten und die „Technik“ trat in den Hintergrund. Lichtkanone, Lähmstrahler und diese Dinge wurden eigentlich nur gebraucht, um die Helden aus einer unentrinnbaren Situation zu befreien. Ansonsten haben sich die drei Herrn und gelegentlich die Lady immer ganz gut mit den Möglichkeiten der bereisten Zeit zu Recht gefunden.

Bei Torn wurde da massiv Technik eingesetzt. Und ich gebe ja unumwunden zu, dass ich mit Technik nicht viel am Hut habe.

Beim Zamorra sah man das beispielsweise immer da drin, das ich gerade mal die Marke eines Autos erwähnt habe – Werner dafür auch das Modell, die PS-Zahl und wie schnell die Mühle von Null auf Hundert ging.

Auch was moderne Schusswaffen und so was anging, komme ich bis heute nicht über das Verständnis von Knarren raus, die entweder ein Cowboy hat oder das Ballerzeug mit dem wir bei der Bundeswehr die große Rambo-Show abgezogen haben. Werner war da immer besser informiert, was eben auf sein Interesse für Technik zurückzuführen war.

Science-Fiction, Raumschiffe und moderne Waffentechnik – das war eben seine Welt – dafür hatte er Probleme, wenn es drum ging, auf ein Pferd zu steigen.

Praktisch gesehen sieht das bei mir so aus. Jerry Cottons alte „Smith and Wesson“ kenne ich – habe auch damals im Gun-Club bei der US-Army mal mit so einer „Puste“ geschossen (deshalb hatte Carsten Möbius seinen „Engelmacher“) aber was – bitteschön – ist eine SIG-Sauer, die Jerry und Phil jetzt haben?

Seht ihr, da hörts auf. Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht. Und was ich an Technik nicht in der Hand gehabt habe, das begreife ich nicht. Einer der vielen Gründe, warum ich trotz eines Aufenthaltes in New York nach zwei Seiten aufgehört habe, daran zu denken, einen „Jerry-Cotton“ zu schreiben. Obwohl das neben einem Unger-Western die einzige Heft-Serie ist, die ich derzeit gelegentlich lese.

Ich hatte auch noch ein Angebot, bei „Vampire“ mitzuschreiben.

Und da war ich ursprünglich absolut nicht abgeneigt von. Ein Konzept zwischen Horror-Roman und Mafia-Krimi mit Vampiren in der Chaf-Etage.

Dass dieses Konzept von einer amerikanischen TV-Serie abgekupfert war, die recht schnell eingestellt wurde und dass es dazu auch ein Computer-Spiel gab, das hat mir Werner dann erzählt, als ich per Telefon mit ihm mal drüber redete. Aber da war die Serie „Vampire“ schon eingestellt.

Wo jetzt heute die ganzen Teenies so „Twilight“-verrückt sind, böte sich fast ein Remake der „Vampire“ an. Allerdings mit etwas geändertem Konzept – denn die Kiddis wollen ja nur genau das haben, was sie vom Film her kennen. Vielleicht eher eine Vampir-Schule mit Liebe auf den ersten Biss und dem Werwolf vom Dienst.

„Vampire“ tendierte aber mehr in die Mafia-Krimi-Richtung als in die klassische Grusel-Schiene. Im Prinzip – ja, aber es war für mich zu wenig Hintergrund und Vielfalt im Rahmen-Expose. Nur wurde das, was ich dem Redakteur als zusätzliches Hintergrund-Konzept einreichte, nicht genommen.

Beide Konzepte haben mir nicht gelegen – und das wars. Da ich ja nicht davon leben muss kann ich es mir leisten, ein Schreibe-Angebot abzulehnen.

Dass „Torn“ oder „Vampire“ eingestellt wurden hat sicher nicht an den geschriebenen Romanen gelegen – ich kann das sagen, weil ich einige ganz und andere quer gelesen habe.

Es lang sicher daran, dass es nur noch sehr wenige Leute da, die Heftromane lesen. Und die werden, wenn es um abenteuerliche Phantastik geht, mit MADDRAX bestens bedient. Ich gestehe, die ersten 30 – 40 Bände selbst mit Begeisterung gelesen zu haben. Allerdings – es gibt Sachen, die lese ich – das ist aber nichts für mich zum Schreiben. Und dazu gehört auch MADDRAX. Zumal die SF doch die Dominanz der Serie hat.

Also gab es für mich damals, als ich in Rhünda den Schreibtisch aufräumte, nichts was mich wirklich gereizt hätte. Zamorra war für mich erledigt und zu Frauen-Grusels, wo vielleicht noch was gegangen wäre, dazu hatte ich keine Lust mehr. Meinen letzten Roman dieser Art brachte der „Kelter“-Verlag bei „Irrlicht“, weil er bei Bastei wegen eines fehlenden Happy-Endes abgelehnt wurde.

Klar, der spielt auf der Titanic – und das Schiff ist nun mal unter gegangen. Und wenn sich eine Frau da in den Tod verliebt, der in eigener Person die Reise mitmacht, dann ist von Anfang an klar, dass die Sache tragisch ausgeht. Übrigens habe ich Konzept und den Roman zwei Jahre vor dem Film geschrieben.

Beim Zauberspiegel kann der Roman „Das Meer wird dein Leichentuch“ übrigens gelesen werden.    

Also, wie schon erwähnt, beim Aufräumen habe ich die drei historischen Novellen mit Geschichten aus der Geschichte Nordhessens ausgegraben. Und im Computer fand ich auch noch das Schreiben, mit dem ich die Storys damals beim Wartberg-Verlag vorgestellt hatte.

Der Verlag gab es noch. Und inzwischen waren einige Jahre vergangen. Jahre, in denen einige unschöne Dinge und Worte vielleicht vergessen waren. Ich sagte ja schon in der letzten Teestunde, dass ich einmal im Verlag richtig explodiert bin, als man von mir verlangte, Thusnelda als wilde Kriegerin in die Schlacht im Teutoburger Wald einzubauen. Ich wollte mit dem, was ich schrieb (und will es, mit dem was ich schreibe) die Vergangenheit so schildern, wie sie war – oder gewesen sein könnte, wenn keine historischen Aufzeichnungen vorliegen.

Historischen Blödsinn schreiben – dazu können sich vielleicht andere Leute überreden lassen. Auch wenn sie es vielleicht besser wissen – die brauchen das Geld, weil sie vom Schreiben leben.

Mir gibt es mehr, wenn mir ein Archäologe sagt, (der damals in Kassel die Ausgrabungen der Chatten-Siedlung geleitet hat – gleich komme ich noch drauf) dass er das Buch vom Landrat Geschenkt bekommen und es mit viel Interesse gelesen habe. Ach ja, der Landrat des Landkreises Kassel verschenkt die „Chatten-Saga“ bei Ehrungen, Jubiläen etc. als Geschenk   

Also, warum nicht noch mal einen Versuch, das Projekt „Geschichten aus der Geschichte“ neu zu starten. Das Schreiben etwas geändert und mit Hinweis auf die bereits im Verlag vorhandenen Novellen abgeschickt.

Die Reaktion war, um es mit einem Stück der Beatles zu sagen: „No reply“.

Also noch mal, so hoch waren die Portokosten ja nicht. Und diesmal ein kurzes neues Konzept eingereicht mit Spezialisierung auf die Chattenzeit.

Die Antwort hätte mir auch der Kasseler Herkules schicken können. Nicht mal ein Schreiben. „...haben dankend erhalten...mit Interesse gelesen...müssen leider mitteilen...verfolgen andere Konzepte...“ und was man da so eben schreibt.

Nun gibt es eine alte römische Sage, die ich in Andeutungen dem nächsten Brief voran stellte, weil ich weiß, dass der Verlagsleiter sich in diesen Sachen etwas auskennt.

In der Frühzeit Roms kam zum König Lucius Tarquinius Priscus eine alte Frau mit neun Büchern, für die sie hundertausend As haben wollte. Dem König erschien das viel zu viel. Darauf verbrannte die Frau drei Bücher und sagte dem begierig fragenden König den neuen Preis – hunderttausend As. Als Priscus verneinte, verbrannte die Frau noch drei Bücher – und wollte den gleichen Preis, oder auch diese Bücher verbrennen.

Es waren die „sybillischen Bücher“, die Weissagungen der Sybille von Cumae, die immer dann zu Rate gezogen wurden, wenn Roms Existenz bedroht war – wie nach der Schlacht bei Cannae.

Den Verlagsleiter schrieb ich, dass ich das Chatten-Konzept und alles was damit zusammen hängt zerstören würde, wenn er kein Interesse zeigt. Denn für „Historien aus der Provinz“ findet sich sonst kein Verlag.

Ja, und nach diesem Brief bekam ich dann endlich eine Antwort und die Sache geriet ins Rollen. Da ich inzwischen ja nicht mehr in Kassel sondern in Rhünda wohnte verfügte ich wieder über einen fahrbaren Untersatz und Gudensberg lag auf meiner Strecke vom Arbeitsplatz in Kassel zurück nach Rhünda.

Und wie es jetzt aussah, wurde mein Traum, die Geschichte meiner Region zur Germanenzeit zu schreiben, doch noch Wirklichkeit.

Aber – wie meine Vorstellungen waren – und was man im Verlag so haben wollte, davon erzähle ich das Nächte mal.

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