Terra X: Die ersten Menschen - Zweiteilige Dokumentation

ZDFDer Stammbaum des Menschen füllt sich: Immer neue Überreste bisher unbekannter Wesen wurden  entdeckt - einige mit menschlichen andere mit tierischen Merkmalen. Der wissenschaftliche Diskurs darüber, wer noch Affe, wer schon Mensch gewesen ist, ist in vollem Gange. In aufwändigen Inszenierungen entführt der "Terra X: Die ersten Menschen" auf eine Zeitreise zu unseren Wurzeln vor 25 Millionen Jahren. Damals war die Erde ein Planet der Affen. Neueste Forschungen zeigen, dass sich die Ursprünge menschlicher Verhaltensweisen bereits viel früher entwickelt haben, als bisher gedacht.

Wer waren die ersten Menschen?

Sonntag, 20. und 27. August 2017, 19.30 Uhr
Teil 1: Vom Wald in die Savanne
Pierolapithecus heißt ein früher Waldbewohner, der zwar noch kein Mensch, aber trotzdem ein entfernter Vorfahr gewesen sein könnte. Das Wesen lebte als Schwinghangler in tropischen Regenwäldern auf dem Gebiet des heutigen Spanien. Einige Wissenschaftler trauen dem Pierolapithecus zu, schon ähnlich versiert im Werkzeuggebrauch gewesen zu sein, wie heute lebende Menschenaffen. Als erstes Werkzeug überhaupt gilt der Stock. Mit ihm konnten die frühen Affen bereits Insekten wie Ameisen und Termiten aus ihren Bauten angeln. Sogar für die Entstehung des aufrechten Gangs waren vermutlich Wesen wie Pierolapithecus ausschlaggebend. Er war ein vergleichsweise schwerer Primat ohne Greifschwanz, der schon auf zwei Beinen über die größeren Äste der Urwaldbäume balanciert sein soll.

Noch einen Schritt weiter auf dem Weg zur Menschenähnlichkeit war ein aufrechtgehender Menschenaffe, den man heute als Sahelanthropus oder Toumai bezeichnet. Er lebte vor sechs bis sieben Millionen Jahren in der Region des heutigen Tschad und hatte sich offenbar bereits an ein Leben auf dem Waldboden gewöhnt. Sein aufrechter Gang war noch etwas ungelenk, könnte aber trotzdem ein Evolutionsvorteil gewesen sein, weil Toumai als Zweibeiner die Hände frei hatte. Sein Werkzeuggebrauch soll im Vergleich zu dem anderer Affen weiterentwickelt gewesen sein. Nüsse knacken mit Steinen könnte wie bei den Schimpansen der Gegenwart von Generation zu Generation weitergegeben worden sein.

Ein weiterer Wendepunkt wird für die Zeit vor zwei Millionen Jahren angenommen. Die große Gruppe der Australopithecinen besiedelte schon seit längerem große Teile Afrikas. Der wohl berühmteste Vertreter dieser Art, Lucy, galt lange als Urmutter der Menschheit. Mittlerweile halten viele Forscher ihre Linie jedoch für ausgestorben und trauen stattdessen dem Australopithecus sediba zu, ein direkter Vorfahr des Menschen gewesen zu sein. Sein Körperbau zeigt so viele moderne Anteile, dass einzelne Wissenschaftler ihn sogar als frühen, vielleicht sogar ersten Vertreter der Gattung "Homo" sehen. Immer neue Wesen mit teilweise menschlichen, teilweise tierischen Merkmalen wurden in den letzten Jahren entdeckt. Der wissenschaftliche Diskurs über die Frage, welches von ihnen noch Affe oder schon Mensch gewesen ist, erscheint symptomatisch für die Tatsache, dass die Grenzen immer stärker verwischen.

Für die Pariser Primatologin Sabrina Krief steht schon heute fest, dass die strikte Trennung zwischen Mensch und Menschenaffe wissenschaftlich nicht zu begründen ist: "Heute existieren offiziell sechs Affenarten. Menschen sind einfach die siebte Art unter den anderen großen Affen. Die alte Hierarchie mit dem Menschen an der Spitze der Pyramide über all den anderen Primaten, ist überholt."

Teil 2: Aus Afrika in die ganze Welt
Wie und warum entwickelten sich vor zweieinhalb Millionen Jahren die ersten Vertreter der Gattung Homo? Und wie schafften sie die erstaunliche Metamorphose zum modernen Menschen? Vor allem die Fähigkeit zur Zusammenarbeit unterscheidet die Menschen von ihren haarigen Vettern. Nur durch Teamgeist gelang es, in einer feindlichen Umwelt zu überleben.

Als eines der frühesten Anzeichen für ein friedlicheres Miteinander wird nach dem aktuellen Forschungsstand der langsame Verlust der riesigen Eckzähne der Primatenvorfahren gedeutet. Diese Entwicklung soll bereits vor sieben Millionen Jahren begonnen haben, also ungefähr zu der Zeit, als sich die Wege des Menschen und des Schimpansen trennten. Eckzähne dienen in Affengesellschaften vor allem dazu, Konkurrenten der eigenen Art zu bekämpfen oder abzuschrecken. Wissenschaftler schließen aus dem Verlust der Riesenzähne auf eine Verhaltensänderung bei unseren frühen Ahnen. Innerhalb der eigenen Art gingen sie offenbar schon lange vor dem Auftauchen des ersten Menschen immer freundlicher miteinander um. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Da der einzelne nicht besonders wehrhaft war oder schnell flüchten konnte, brauchte er das Team, um sich gegen überlegene Feinde wie zum Beispiel große Raubkatzen verteidigen zu können.

Zunehmend nicht nur für sich selbst sondern für die Gruppe zu denken, könnte die Gehirnaktivität überhaupt beflügelt haben und Kommunikation wurde im Laufe der Zeit immer wichtiger. "Was den Menschen heute ausmacht, ist eine symbolhafte Sprache. Das können Menschenaffen nicht," erläutert der Paläoanthropologe Friedemann Schrenk. "Menschen haben eine symbolhafte Sprache, die mit Kunst und Kultur verknüpft ist. Sprache dient zur Weitergabe von kultureller Information und ist abhängig vom vorausschauenden Bewusstsein."

In diesem Teil des Zweiteilers "Die ersten Menschen" sucht "Terra X" nach den Ursprüngen dieses vorausschauenden Bewusstseins und nach seinen Folgen. Wer stellte die ersten Werkzeuge her? Wie kam jemand auf die Idee, das Feuer zu zähmen? Wieso wurde aus unseren vegetarisch lebenden Vorfahren Fleischesser? Und warum wurden die Auseinandersetzungen unter Menschen im Laufe der Zeit immer blutiger, obwohl doch gerade Zusammenarbeit und das Denken an andere als typisch für unsere Art gilt.

Bild: ZDF-Logo aus der Wikipedia

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