Cleopatras Träume - Bemerkungen zum 5. Kapitel des »Wahren Satyricons«
Cleopatras Träume
Bemerkungen zum 5. Kapitel
des »Wahren Satyricons«
Am Ende aber wird der Leser viel klarer sehen, wie es kommen konnte, das Rom sich von einer Republik durch die Tricks des späteren Augustus zu einer verdeckten Monarchie entwickelte. In der Erzählung des Sosignes sind sehr viele kleine Details, die ich aus Cäsars Schriften und anderen Werken römischer Historiker übernommen habe, die sonst nur für Fachgelehrte interessant sind.
De fakto wäre der "Traum" ausreichend Stoff für einen separaten Roman. Aber weil sich dafür auf dem Buchmarkt kein Interessent findet bringe ich diese von der realen Geschichte geschriebene spannende Handlung eben hier "über die kalte Küche" zum Leser.. wie ich das mit vielen Themen damals beim "Professor Zamorra" auch gemacht habe.
Ich habe mich auch bemüht, das Thema durch den aufgelockerten Dialog so zu gestalten, das man gerade auf die Kleinigkeiten aufmerksam wird, die zwar in keinem Geschichtsbuch stehen, die aber die Handlung tatsächlich voran getrieben haben. Der normale Leser kennt Cleopatra vom Film her oder von historischen Romanen. Es wird ihm aber kaum bekannt sein, dass die Belagerung Cäsars in Alexandria rund ein halbes Jahr gedauert hat und dass er grob gesehen eine kampfstarke Legion mit Reiterei zur Verfügung hatte.
Wie am Schluss des vorangegangenen Kapitels angedeutet, hat Cleopatras Traum mit der eigentlichen Handlung des Romans nichts zu tun. Vor allem nicht in der Form des Briefromans, wie er jetzt geschrieben wird. Aber es wird im Verlauf des "Wahren Satyricon" noch viele solche Kapitel geben, in denen im Dialog Dinge erzählt werden, die interessante Ereignisse der damaligen Weltgeschichte aufhellten.
Im nächsten Buch "Die Wälder des Nordens" werden es die wahre Umstände der Varus-Schlacht sein - und auch die Kämpfe des Germanicus einige Jahre später. Denn in Germanien trifft Petronius seinen Onkel Marcus Petronius Fortunatus wieder, der die Varus-Schlacht überlebte und bei den Germanen inzwischen ein geachteter Fürst ist. Er war dabei und so erfährt Petronius die Wahrheit - die so auch nicht in den Geschichtsbüchern steht - nur in einer "Teestunde"...
In seinem als "Satyricon" bekannten Roman hat der vor rund zweitausend Jahren lebende Gaius Petronius immer wieder besondere Kapitel eingebaut, in denen er Geschichten erzählte (z B. 'Die Braut von Korinth'), die mit der Handlung nichts zu tun hatten oder ganze Gedichte und Epen der damaligen Zeit einbaute. Ob z.B. das dort vorhandene Gedicht "Der Untergang Trojas" von Kaiser Nero selbst stammt, ist nicht zu beweisen - aber möglich. Jedenfalls weist der Dichter Eumolpos genau so wie der reiche Trimalchio von Aussehen und vom Charakter her auf den Kaiser hin.
Wenn ich also immer mal Zwischen-Episoden für Leute bringe, die sich mit der römischen oder sonstiger antiker Geschichte etwas genauer auseinander setzen wollen, dann ist das eigentlich nur eine Verneigung für den, dessen angedachtes Leben ich hier beschreibe. Und wenn ich ihn vielleicht dereinst auf den Höhen des Parnassos finde, weil sie mich im Himmel nicht zur Harfe singen lassen und ich in der Hölle Hausverbot habe, dann werden wir vermutlich zusammen einen Krug Falerner leeren und und gemeinsam über seine und meine Zeit lustig machen...
Kommentare
Aber die römische Geschichte ist voll mit Ereignissen, die den meisten Leuten zwar etwas aus dem Geschichtsunterricht bekannt sind, wo man aber meist nur das Ergebnis erfährt und nicht, wie es dazu gekommen ist. Dür die Details zur "Cleopatra" habe ich lange "gegraben" bis ich alle Fakten zusammen hatte. Nur da, wo die antiken Schriftsteller mit dem üblichen "andere aber haben geschrieben" oder "es ist nicht ganz sicher" kommen habe ich eigene Überlegungen als gegeben hinzu gesetzt.
Doch ich glaube, wer hoffte, hier eine historische Räuberpistole zu lesen, hat schon aufgehört und sich im etablierten Buchmarkt nach passendem Lesestoff umgesehen. Was ich hier versuche, ist ein "Historicher Roman dr anderen Art".
Wie mir ein leitender Angestellter des Bastei-Verlages mal sagte, ist ein Verlag ein wirtschaftliches Unternehmen mit dem Zweck der Gewinnerziehlung und kein Experimentierfeld für hoffnungsfrohe Jungautoren. Von daher bin ich ganz froh, das ich im Zauberspiegel so kurz vor Toresschluss noch mal ein "Experimentierfeld" gefunden habe, wo ich mich nicht dem allgemeinen Lesergeschmack fügen muss, sondern das schreiben kann, was geschrieben werden muss.
Also - der "Traum der Cleopatra" werden vier Teile. Und "Die Nacht von Bethlehem", die in diesem Buch noch mit drin ist, werden noch mal zwei Kapitel. Alles andere muss ich sehen - weil es für die laufende Handlung erst nur Skizzen gibt. Doch über den Aufstieg und den Fall des Aelius Sejanus ist so wenig geschrieben worden, dass ich auch hier wohl etwas tiefer schürfen werde, als in den normalen Geschichtsbüchern zu lesen ist...