Der Freundliche - Glückwunsch zum 75., Fritz Tenkrat (nachträglich)
Der Freundliche
Glückwunsch zum 75., Fritz Tenkrat (nachträglich)
Den ersten Kontakt zu Fritz Tenkrat dürfte ich gehabt haben, als ich die Blutbestie gelesen habe. Das war wohl Anfang 1974, als ich den Roman (gebraucht) erworben habe. Damals war er für mich A. F. Mortimer. In diesem Roman ging es richtig zur Sache. Gut, im Vergleich mit den ›Splatterfilmen‹, die uns ab Ende der 70er erreichten, war das eher harmlos, aber für einen Heftroman ging es richtig hart zur Sache. So als Neunjähriger, der schon Ende der Sechziger bei Hausschlachtung mitgewirkt und das Blut rührte, damit es es nicht gerann und für Schwarzsauer, Rot- und Grützwurst nutzbar blieb, war das in Ordnung.
Die Blutbestien-Romane (zumindest die ersten zwei) gehören bis heute zu meinen Lieblingsromanen von Friedrich Tenkrat. Beim dritten Auftritt der Blutbestie hatte der Jugendschutz den Heftroman schon fest im Griff. Da war die Luft raus. Aber Fritz beherrscht nicht nur die harte Schiene. Seine Frauen-Spannungsromane (Gaslicht, Mitternachts- und Spuk-Roman). Hier gelang ihm (sehr oft) genau die richtige Mischung zwischen der Romantik und dem Unheimlichen.
Als ich ein paar später Friedrich ›Fritz‹ Tenkrat dann auf einem Con in Meerbusch kennen lernte (und er sich unter anderem A.F. Morland nannte), war ich doch ein wenig überrascht. Da saß einer, der konstant freundlich lächelte und so freundlich war wie ein Mensch nur sein konnte. Das Lächeln offen und sympathisch. Fast hatte man den Eindruck, der Mann erschreckt sich ob der Horrorromane als Teil seines Schaffens. Jahre später bestätigte seine Frau Anni genau diesen Eindruck.
Auf jeden Fall nahmen ihn Norbert und ich in die Mangel für ein Interview, das in Zauberspiegel 3 (1983) veröffentlicht wurde. Aber durch nichts war die Freundlichkeit von Fritz zu erschüttern. Im Gegenteil. Als wir unser Interview im Kasten hatten, plauderten wir noch eifrig weiter. Das beeindruckte mich. Fritz ist zwar keine ›Rampensau‹, der sich in die Bresche wirft wenn der Con langweilig zu werden droht. Im Gegenteil. Bei aller Freundlichkeit ist Fritz ein sehr bescheidener, zurückhaltender Mensch, der sein Licht gern einmal unter den Scheffel stellt.
Wenn man via eMail ein Interview mit ihm führt, muss man damit leben sehr kurze Antworten zu bekommen. Nicht, weil er unhöflich ist, sondern weil er sich nicht vorstellen kann, dass überhaupt jemanden mehr als die blanke Information interessiert. Das sieht etwas anders aus wenn man ein Tonband mitlaufen lässt. Da sind seine Antworten ausführlicher, wenn er das Gefühl hat, man plaudert miteinander. Denn im kleinen Kreis ist Fritz durchaus mitteilsam und offen. Ihm liegt eben nur der große Auftritt nicht.
Als Autor hat er fast alles gemacht. Nur der Western (da war er lange zurückhaltend und musste von Peter Thannisch überedet werden) und die SF (nur in Ballard mal ein Kurzeinsatz) konnte ihn nicht begeistern. Aber Krimis, Liebesromane, Horror, Frauen-Spannungsromane. Fritz schrieb das Zeug und hatte zumeist auch die Leser auf seiner Seite.
Zur Zeit lässt er seine Karriere ausklingen. Er schreibt ein bisschen Tony Ballard, gibt sein Schaffen als eBook heraus und widmet sich Bergwandern und seiner Familie. Ein entspanntes Leben im Teilzeitruhestand.
Bettina und ich wünschen ihm alles Gute. So jung wie ers ich aufführt wird das längst nicht der letzte Artikel zu einem Jubiläum im Zauberspiegel gewesen sein.
Kommentare
Jetzt aber: Nachträglich die herzlichsten Glückwünsche zum Geburtstag, lieber Fritz Tenkrat.