Das städtische Altersheim ist weiter links...
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Beobachtungen vom Colonia XVIII
Gilt in den Zeiten des virtuellen Fandoms der klassische Con nichts mehr? Ist das Chatten von der heimischen Couch aus wirklich ein Ersatz für das Erlebnis eines Con-Besuches? Oder ist das Angebot einfach nicht mehr hipp?
Früher war nicht alles besser, aber anders. Wenn ich auf einen Con fuhr, war der größte Teil der Anwesenden junge Leute zwischen 15 und 25. Heutzutage scheint der Con ein Relikt aus den Zeit des Spiritusumdrucks, des Kopierers oder des Offsetdrucks. Kurz, dem Prä-Internetzeitalter. Das Fandom scheint sich unbeirrt zu virtualisieren. Aber die alten Recken marschieren unbeirrt zu Cons, um sich zu sehen, Auge in Auge miteinander zu sprechen. Da ich zu diesen alten Figuren gehöre, ehe ich nach wie vor gern auf Cons und amüsiere mich bei einem Schwatz mit den anderen alten Sä... pardon Recken.
Der Colonia Con war nicht so gut besucht wie zuletzt und das Durchschnittsalter war recht hoch. Aber das ficht uns nicht an. Interessante Programmpunkte gab es (einen davon hat sich Bettina Meister herausgepickt und berichtet hier darüber).
Ich selbst habe nur an einem Panel teilgenommen. Da ging es um die Randwelten der größten SF-Serie der Welt, Perry Rhodan, nämlich um den Spinoff Perry-Rhodan-Action und Atlan. Klaus N. Frick demonstrierte seine Entertainerfähigkeiten und wurde dabei unterstützt von Rainer Castor, Marc A. Herren, Walter Fuchs (Fantasy Productions) und Achim Mehnert. Eine nette einstündige Einführung in das Rahmenprogramm um den Erben des Universums. Klaus N. Frick ließ durchblicken, dass Perry Rhodan in diesem Sommer besser und stabiler dastünde als im letzten Jahr.
Man plauderte ein wenig aus der Schule, redete über anstehende Publikationen in Sachen Atlan und PRA. Die Autoren warfen dabei immer wieder fragende Blicke zu Klaus N. Frick, dem Chef, wenn sie glaubten, sie würden zuviel sagen. Aber KNF blieb locker und nickte eigentlich alles ab. Dazu durften dann noch Fragen gestellt werden. Diese wurden souverän, aber nicht immer zu vollsten Zufriedenheit, beantwortet.
Das war es auch schon mit den Panels für mich. Ich streifte hier und da durch die Räumem, sah mir die Stände, schwatzte mit diesem oder jenen und dann zog es mich immer wieder vor die Tür. Nicht nur des Rauchens wegen, sondern auch weil die Luft an diesem heißen Sommertag drinnen stand und feuchtwarm war.
Dann lieber draußen im Schatten mit diesem oder jenem plaudern. Das ist sowieso das, worum es für mich bei einem Con geht: Plaudern, tratschen, sich austauschen und einfach nette Gespräche führen mit Bekannten oder Unbekannten. Und davon hatte ich reichlich auf diesem Con. Ob mit Joachim Otto (mit dem ich unter ein Interview bzgl. seiner Hörspielpläne abklärte), Guido Latz, Uwe Anton, Marc A. Herren, Volkmar Kuhnle, Bifi und diesem oder jenen. Man musste noch nicht mal jeden kennen. Lediglich Dennis Ehrhardt und ich verpassten uns im Gewühl, um das verabredete Gespräch zu führen, aber es wird neue Gelegenheiten geben und wieder auf den Cons.
Das kann kein Chat, kein Forum der Welt ersetzen, wenn man Auge in Auge miteinander schwätzt.
Ich weiß nicht, was geschehen muss, damit Cons wieder verstärkt von Jüngeren besucht werden. Aber offen gestanden werde ich auch gern mit den Fans meiner Generation alt und werde auch immer noch Cons besuchen, wenn es nach Rheumasalbe, Gesundheitstee und Herztropfen riecht.
Dieses Gefühl kann ich in virtuellen Welten einfach nicht bekommen. Wo sonst kann ich mit KNF und einem Gutteil des Teams von PR in lockerer Gesellschaft im Schatten plaudern?
Nirgendwo anders, als auf solchen Veranstaltungen. Die Herren sind auch nicht wie auf der Messe in berufsmäßiger Eile, sondern sind völlig entspannt.
Aber vielleicht fällt ja jemanden was ein... Bis dahin versammeln sich die alten Recken....
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Kommentare
Während des Sun-Quest-Panels (Fabylon-Verlag) machte die sympathische Jung-Autorin Stefanie Rafflenbeul den Zuschauern den Vorschlag, gleich mehrere Leseproben mitzunehmen und an Mit-Studenten abzugeben oder in der Uni auszulegen.
Zumindest diese Autorin muss Jung-Volk beim Con gesichtet haben.
Nachtrag: Es ist wohl auch nicht mehr en vogue, dass sich die SF wie auf dem ColoniaCon auf Lesen beschränkt. Es gibt Filme, Computer- und Konsolenspiele, die keinerlei Raum einnehmen (abgesehen davon, dass die PR-Redaktion auf das erfolgreiche Adventure hinweist oder Robert Vogel DVDs verkauft). Möglicherweise würde es jüngere Besucher anziehen, wenn man die "neuen Medien" nicht weiter ignorieren würde.
Jung im Geiste werden wohl die meisten der Anwesenden noch im hohen Alter sein. Aber der Nachwuchs fehlt. Solche Veranstaltungen brauchen mehr junge Leute. Irgendwer muß nämlich den geistig jungen aber an Gebrechen reichen das Bier holen