Von Professor Zamorra und W.K. Giesa - und den "Erben"
Von Professor Zamorra und W.K. Giesa - und den "Erben"
Ich selbst gehöre weder zum einen noch zum anderen und kannte W.K. Giesa nur von Fotos her. Er war ganz offensichtlich kein unumstrittener Mensch, wie kein Mensch nur ein Gesicht und nur eine Seite hat. Eben aus diesem Grund war es für mich interessant zu hören, was man aus dem Autorenteam des Professor Zamorra über ihn zu erzählen hatte.
Da saßen sie nun in einem Halbkreis im kleinen Raum 3 im Erdgeschoss des Jugendparkgebäudes und erzählten: lachend und sinnierend, mit einem Kloß im Hals und viel Humor.
Volker Krämer, Susie Picard, Manfred Rückert, Christian Schwarz, Andreas Balzer und Christian Humberg (unter dem Pseudonym "Simon Borner" der Neue im Team) - insgesamt waren es sechs, die etwas mehr als doppelt so vielen Zuhörern gegenüber saßen.
Sehr viele persönliche Aspekte kamen zur Sprache, viele amüsante Anekdoten über den "Mann mit dem weißen Anzug und dem Cowboyhut".
"Hier ist der Giesa" war offensichtlich etwas, das die Autoren samt Fan und Lektorin oft hörten, und offensichtlich immer dann, so V. Krämer und M. Rückert, wenn sie gerade abends vor dem Fernseher saßen und ihre Lieblingssendungen angeschaltet hatten - um selbst abzuschalten. Giesa, so M. Rückert, hatte ein Talent dazu, immer dann anzurufen, wenn man es sich gerade bequem gemacht hatte, und die Stunde(n) verrann(en) beim Besprechen des einen oder des anderen. "Und", so V. Krämer "es passiert oft, dass ich heute, wenn das Telefon klingelt, denke 'da ist er wieder, der Giesa' - nur um dann festzustellen, dass er es ja nicht sein kann."
In ähnlicher Weise sprachen alle kurz darüber, wie sie W.K. Giesa kennen gelernt, wie erlebt hatten, und es war zu merken, dass er ihnen etwas bedeutet - auch über seinen Tod hinaus. Nicht nur einer kam durch W.K. Giesa zum Schreiben und zum Mitschreiben an Professor Zamorra.
W.K. Giesa hat im Laufe seine Lebens um die 800 Romane geschrieben, vor allem Heftromane. Sein Erbe, so die Rednerriege, besticht vor allem darin, dass man so wenig über die weiteren Pläne zum Professor Zamorra und die von Giesa bearbeiteten Handlungsstränge fand. Es gibt keine Aufzeichnungen, keine Zettelsammlungen, keine Dateien auf Rechnern. Grundexposés an denen sich die Erben entlanghangeln könnten, liegen ebenso wenig vor. Er jonglierte offensichtlich die ganzen Ideen im Kopf, sprach mal hier, mal da und ließ sie "gären", bis er sie zu Papier brachte. Dies würde die Arbeit des Teams nicht unbedingt einfacher machen, aber sei auf der anderen Seite auch die Chance zu ein paar Veränderungen in der Serie, die notwendig wären.
Eine wichtige Sache sei die Straffung der Handlung, eine notwendige Bündelung würde geschehen.
Jetzt kriegen die Leser ein paar dicke Brocken hingeschmissen, da müssen sie ganz schön schlucken. (Volker Krämer) - Offensichtlich ein Versprechen, dass das Team einige Sachen in petto hat, die Zamorras Leser ziemlich überraschen werden.
Auf die Frage, was denn nun aus den Riesen, den Raumstationen und den Clonen werden würde, sagte Susie Picard, die Zamorra-Redakteurin, ganz klar, dass dies zur Serie gehören würde. "Man kann den Science-Fiction-Strang nicht einfach rausnehmen. W.K. Giesa wusste selbst nicht, wie es weitergehen würde - oder wollte es nicht sagen. (...) Momentan liegt es aber erst einmal auf Eis."
Im November 2007 auf einer Autorenkonferenz hatte man die verschiedenen Handlungsstränge erfasst und sich einen Überblick über die verschiedenen Entwicklungen verschafft, die in der Serie aktuell waren.
Dies würde die Probleme, die durch den Tod von W.K. Giesa entstanden sind, nicht beheben, aber es etwas vereinfachen. Derzeit sei Band 888 im Handel, man plane Band 900, der im Januar, Februar 2009 erscheinen würde.
Immer wieder, so Volker Krämer, würde es Einzelromane oder kleine Zyklen zur Auflockerung geben, aber - und Susie Picard stimmte ihm zu - Professor Zamorra sei eine absolut zyklische Serie, das wolle man durchziehen.
"Was war denn das Typische an der Schreibe von W.K. Giesa?", kam die Frage aus der Zuhörerschaft. Volker Krämer begann zu erzählen, dass es erst Giesa war, der aus dem Professor Zamorra eine Serie gemacht habe. Mit Band 111 war 1978 sein erster Zamorra-Roman erschienen. Wie jeder andere Schriftsteller auch hat auch W.K. Giesa in seinem Schreibstil eine Entwicklung durchgemacht und sich verändert. Es sei durchaus vorgekommen, dass Volker Krämers Telefon klingelte (siehe oben) und W.K. Giesa dran war: "Ich habe mich verzettelt, Volker, ich komme nicht weiter. Was soll ich jetzt machen?" - Volkers bevorzugte Antwort in diesem Fall: "Bring ihn um!"
Teilweise, so Susie Picard ergänzend, werden die Personen, die man in den Romanen beschreibt, für einen wie gute alte Freunde. Bei der Häufigkeit der Romane Giesas, teilweise 2 Romane im Monat, sei es nur natürlich, dass man sie sehr gut kennen würde, ganz besondere Vorstellungen von ihnen hätte.
Und es ginge auch gar nicht darum, den Stil von Giesa zu kopieren, fügte Volker Krämer hinzu. Dies sei nicht gewollt, zumal es auch gar nicht gehen würde.
Sicher war es nicht immer ganz einfach mit Giesa, er hatte seine eigenen Vorstellungen, zum Beispiel der weiße Anzug oder die Tatsache, dass Professor Zamorra (und damit Giesa) gezwungen wurde, mit der Zeit zu gehen - und sich ein Handy anzuschaffen. Es sei einfach nicht nachzuvollziehen gewesen, dass gerade der große Parapsychologe auf dieses Werkzeug verzichten sollte. Also wurde der Besitz des Handys verordnet, und Giesa hatte seinen ganz eigenen Stil, mit dieser Order umzugehen: Zamorra hatte ein Handy - allerdings sorgte W.K. Giesa dafür, dass dieser es mit schöner Regelmäßigkeit vergaß. Der ganze Raum brach in schallendes Gelächter aus, und teilweise hatte man den Eindruck, es war nicht ganz klar ob es nur eine Lachträne war, die in dem einen oder anderen Augenwinkel hing.
Eine andere Frage war, ob die beiden Handlungsstränge aus den Zaubermond-Büchern und Heftromanen wieder zusammen geführt werden würde um eine stärkere Verzahnung zwischen beiden Publikationsformen zu schaffen. Auch hier war die Antwort relativ klar: Im Buch könnte man "nebenher" Dinge erzählen, die Heftthemen zwar vertiefen können, in den Geschichten um Nicole etwa, die Begleiterin Zamorras, die aber für eigentliche Handlung der Hefte nicht wichtig sind - eben weil man nicht will, dass der Leser das Buch kaufen muss, um alles zu verstehen.
Der Tenor des Panels: Es geht weiter! Auch wenn der Tod von W.K. Giesa einiges verändern wird, wird dies nicht automatisch den Tod von Professor Zamorra bedeuten, man habe bereits Band 1.000 im Visier.
Susie Picard gegen Ende der Veranstaltung: Übrigens ... vielleicht haben wir ja noch Seiten an Zarmorra, die wir noch nicht kennen. Man kann den Charakter auch ruhig mal auf die Probe stellen.
Mehr verriet sie natürlich nicht. Volker Krämer setzte noch einen drauf: "Wir sprühen vor neuen Ideen. Es lohnt sich, weiter zu lesen."
Kommentare
Wie Manfred Rückert mir wenige Minuten berichtete, waren die Inhalte des Panels kaum abgesprochen. Nur der Einstieg mit Werner war klar.
Die erfrischende Spontanität von Susanne Picard und die vielen Anekdoten von Volker Krämer, z.B. über den Wirr-"Kater", zeigten die Offenheit der Autoren und der Redakteurin. In einem großen Panel wäre das wahrscheinlich so nicht möglich gewesen.
Oder Oli Fröhlich?
Würde auch eher auf Oliver Fröhlich tippen.
Übrigens, der Mann auf dem untersten Foto ist keineswegs Andreas Balzer, wie die Schrift suggeriert - Andreas Balzer ist derjenige auf dem 3. Foto von unten.
Foto 2 - Susanne Picard (Lektorin)
Foto 3 - Christian Schwarz
Foto 4 - Volker Krämer
Foto 5 - Andreas Balzer
Foto 6 - ??? (Publikum)
Foto 7 - ??? (Publikum)
Obwohl, für die noch ausstehenden zwei Versuche fällt mir dann auch nichts geistreiches mehr ein.