Die Attacke auf den Hugo - »Sad Puppies« hijacken den Award
Die Attacke auf den Hugo
»Sad Puppies« hijacken den Award
Was ist der Hugo und wie wird er vergeben?
Der »Hugo« wird seit 1953 verliehen. Und zwar für die besten Werke des vorangegangen Jahres aus den Bereichen Science Fiction und Fantasy. Dabei es gibt es eine Reihe von Kategorien. Hier einmal eine Übersicht über die zur Zeit bedachten Kategorien:
Die Preisverleihung findet alljährlich auf dem sogenannten Worldcon, eigentlich World Science Fiction Convention statt. Stimmberechtigt sind alle Teilnehmer und teilnehmen kann jeder, der den Beitrag zahlt, der zur Zeit wohl bei 40 Dollar liegt. Also eigentlich kann jeder abstimmen, der 40 Dollar zahlt, egal ob er am Worldcon letztlich teilnimmt oder nicht. Das genaue Prozedere sieht dabei so aus:
Von Januar bis März findet eine Nominierungsrunde statt. Die jeweils 5 meistgenannten Vorschläge in jeder Kategorie werden dann von April bis Juli zur Abstimmung gestellt. Das Wahlverfahren ist ein Instant-runoff voting, wörtlich übersetzt eine "Wahl mit sofortiger Stichwahl" also keine einfache Mehrheitswahl. Grob vereinfacht bekommen die Vorschläge eine Reihenfolge und wenn keiner der Nominierten die absolute Mehrheit erhält, wird solange der Vorschlag mit den wenigsten Stimmen gestrichen (auf allen Wahlzetteln, was zur entsprechenden Veränderung der Reihenfolge dort führt) bis dies der Fall ist. Es ist allerdings auch möglich mit "no award" zu stimmen. Sollte dieser "Vorschlag" die Mehrheit erreichen, wird in dieser Kategorie kein Hugo verliehen.
Hatte es 1964 lediglich 264 Teilnehmer an der Abstimmung gegeben, so waren es 2014 schon 1923 für die Nomierungsrunde und 3587 bei der Endabstimmung. Für die Nomierung 2015 wurden 2122 Stimmen gezählt.
In der Praxis bedeutete dies in der Vergangenheit, dass oft schon 40-80 Nomierungen ausreichten um in die Endauswahl zu kommen.
Sad Puppies und Rapid Puppies, wer ist das und warum haben sie den Hugo manipuliert?
Bereits in den beiden vorangegangen Jahren gab es Versuche (Sad Puppies 1 u. 2), diese Tatsache auszunutzen und durch Blockvoting eigene genehme Titel auf die Wahllisten zu hieven. Sie blieben aber weitgehend erfolglos. Vergangenes Jahr konnte man immerhin zwei Titel auf die Wahllisten bringen, die aber keine Chance auf einen Preis hatten. Jetzt im dritten Jahr konnten sich die Sad Puppies 3 fast komplett durchsetzen und die Wahl ist nur noch die Wahl zwischen den Titeln die Sad Puppies nominiert hat.
Gallionsfiguren der Sad Puppies sind unter anderem die Autoren Brad R. Torgersen und Larry Correia. Beide sind erstmals im Jahre 2008 mit eigenen Veröffentlichungen in Erscheinung getreten. Correia ist ein ehemaliger Firearmsinstructor und früherer Buchhalter, sowie ein bekennender Waffenliebhaber, Bewunderer der Südstaaten und Mormone. Er hat vorwiegend actionorientierte Titel geschrieben und beschreibt die Entwicklung der Sad Puppies 1-3 so:
"Sad Puppies 1 consisted of me and a handful of blog posts. Sad Puppies 2, more people joined in, we had some fun with it (check the link, we’ve got badly drawn cartoons, videos, and a spokesmanatee), and we made a dent. A handful of nominations damned near caused the apocalypse. Then Sad Puppies 3 was wildly successful beyond all of our expectations."
(Monsterhunternation 6.4.2015)
Die politische Ausrichtung der Sad Puppies war seiner Meinung nach zu Beginn stark rechts orientiert, schwächte sich aber im Laufe der Zeit ab und umfasst jetzt angeblich alle politischen Lager der Vereinigten Staaten:
"SP1 was very politically biased because it was just me. SP2 did have a preponderance of nominees on the right side of the political spectrum, again, because that slate was basically my suggested list of stuff that I personally enjoyed. However, ultimately that didn’t matter because the liberals we got noms for were just as attacked and vilified as the rest of us.
SP3 is actually extremely politically diverse. That’s because this time our slate of suggestions was put together by a bigger group of authors and fans, and since Brad was running the show and trying to be all about getting recognition for quality, deserving authors, their personal beliefs were of no concern. Don’t take my word for it. Go through our list of nominees for yourself. You’ll find that we have liberals, conservatives, moderates, and question marks who’ve kept their politics to themselves."
(Larry Correia 6.4.2015 Monsterhunternation)
Sein Kollege Brad R. Torgerson, ein ehemaliger Armeekoch, Mormone und Bewunderer der US-Streitkräfte, beschreibt seine Beweggründe so:
"That’s what’s happened to Science Fiction & Fantasy literature. A few decades ago, if you saw a lovely spaceship on a book cover, with a gorgeous planet in the background, you could be pretty sure you were going to get a rousing space adventure featuring starships and distant, amazing worlds. If you saw a barbarian swinging an axe? You were going to get a rousing fantasy epic with broad-chested heroes who slay monsters, and run off with beautiful women. Battle-armored interstellar jump troops shooting up alien invaders? Yup. A gritty military SF war story, where the humans defeat the odds and save the Earth. And so on, and so forth.
These days, you can’t be sure.
The book has a spaceship on the cover, but is it really going to be a story about space exploration and pioneering derring-do? Or is the story merely about racial prejudice and exploitation, with interplanetary or interstellar trappings?
There’s a sword-swinger on the cover, but is it really about knights battling dragons? Or are the dragons suddenly the good guys, and the sword-swingers are the oppressive colonizers of Dragon Land?
A planet, framed by a galactic backdrop. Could it be an actual bona fide space opera? Heroes and princesses and laser blasters? No, wait. It’s about sexism and the oppression of women.
Finally, a book with a painting of a person wearing a mechanized suit of armor! Holding a rifle! War story ahoy! Nope, wait. It’s actually about gay and transgender issues.
Or it could be about the evils of capitalism and the despotism of the wealthy.
Do you see what I am trying to say here?
(Brad R. Torgersen 4.2.2015 in seinem Blog)
Mit anderen Worten, Torgersen wendet sich dagegen, dass Themen wie Ausbeutung, Kolonialismus, Rassismus, Gleichberechtigung der Geschlechter oder Verfolgung wegen sexueller Orientierung in SF-Büchern auftauchen. Als Agenten dieser Themen haben er und seine Mitstreiter die sogenannten Social Justice Warriors ausgemacht, kurz SJW. Dazu schreibt Correia im Austausch mit George R.R. Martin:
"The term SJW is way bigger than Sad Puppies, and predates Sad Puppies, and has entered the general lexicon of easily half our nation, but probably mostly the red state tired of getting yelled at half. We use the term SJW because it is far easier than typing out Perpetually Outraged, Searching For Offense, Quick to Accuse Racism/Sexism/Homophobia/Privilege/Patriarchy, Holier Than Thou, Politics Before Fun, Unholy Cross Between Communists and Puritans, Twitter Lynch Mob Forming, Career Sabotaging, Social Justice Crusaders."
(Carolin Cox 14.4.2015)
Beispiele für die Preisverleihung nach politischen Gesichtspunkten sind nach Torgersens Ansicht die beiden Hugo-Gewinner des letzten Jahres: "Ancillary Justice" von Ann Leckies (Best Novel) und "The water that falls on you from nowhere" von John Chu (Best Short Story).
Noch radikaler treten die "Rapid Puppies" auf, angeführt von "Vox Day", dahinter verbirgt sich der Autor, Gamedesigner und Musiker Theodore Beale. Diese hatten eine eigene Nominierungsliste vorgelegt, die aber in weiten Teilen mit derjenigen der Sad Puppies identisch war. Vox Day bezeichnete unter anderen eine Afro-Amerikanische Schriftstellerin als "educated, but ignorant half-savage", also eine Halbwilde und erboste damit die farbigen Autoren. Im Jahre 2005 lieferte er folgende Stellungnahme gegen die Gleichberechtigung der Frau:
"The women of America would do well to consider whether their much-cherished gains of the right to vote, work, murder and freely fornicate are worth destroying marriage, children, civilized Western society and little girls."
Beale bezeichnet sich als ›Nondenominational Christian‹ und hat 2008 ein Buch veröffentlicht, in dem er atheistische Schrifsteller kritisiert. Er ist seit 2005 in einer Fehde mit dem Science-Fiction Autoren John Scazi verwickelt und geriet 2013 in Konflikt mit der SFWA (=Science Fiction and Fantasy Writers of America). Er kommentierte seinen Erfolg bei den Nomierungen so:
"Thanks so much to all the Rabid Puppies and Sad Puppies for your support. Without you, this cultural revolution in science fiction and fantasy would not have gotten off the ground. And for those feeling left out, you'll be glad to know that it does not end here. If you aren't already marching with the Evil Legion of Evil, you can vote in the finals this year and for next year's nominations too by registering"
(Vox Day 4.4.2015)
An gleicher Stelle wünscht er sich ausdrücklich eine Rückkehr der Science Fiction in die Zeit von 1980 und früher. Von seinen Anhängern wurde die letztjährige Nomierung im Bereich Short Story "If you were a dinosaur, my love" von Rachel Swirsky als Beispiel für politisch motivierte SF benannt. Während Beale in der Neokonservativen Presse als Verteidiger der Vielfalt in der SF gegen Linke Diktatur gefeiert wird, wird er von anderen Stimmen als Neofaschist bezeichnet.
Es ist nicht ganz einfach, die Vorschlagslisten auf ihren politischen Gehalt zu überprüfen. Fest steht aber, die Puppies haben ungewöhnlich wenig Frauen nominiert. Etwa 80 Prozent ihrer Vorschläge fallen auf Männer. Und mit John C. Wright haben sie einen exponierten Vertreter der radikalen Rechten mehrfach nominiert. Für diesen Autor, einen ehemaligen Atheisten, der zum Christentum konvertierte, besteht die Welt aus zwei Lagern nämlich des Lichts und der Dunkelheit. Für ihn und seine Fans (oder sollte man lieber Anhänger sagen?) gehören Atheisten per se zur Dunkelheit, die Sowjetunion war das "Reich des Bösen". Die oben genannten SJW werden denn auch gerne mal mit Nazis gleichgesetzt.
Reaktionen auf die Vorschlagsliste
Die ersten Reaktionen auf die jetzt vorliegende Abstimmungsliste waren entsetzt. Hier ein Beispiel:
"They call themselves the “Sad Puppies” without, it seems, a shred of fucking irony. Sad because they feel they are entitled to a bunch of power fantasies that reaffirm their not-so-secret belief that white men are the greatest, women exist as a sex/servant class, and people of color don’t really exist at all, but they aren’t getting what they think is theirs anymore."
(Amanda Marcotte 9.4.15)
Differenziert hat sich George R.R. Martin geäußert, indem er die Sad Puppies zwar vom Betrugsversuch freispricht, ihnen aber attestiert, dass sie den Hugo "kaputt" gemacht haben, indem sie ihn zu "ihrem" Preis umfunktionieren wollten anstatt einen eigenen Award ins Leben zu rufen:
"Call it block voting. Call it ballot stuffing. Call it gaming the system. There’s truth to all of those characterisations. You can’t call it cheating, though. It was all within the rules. But many things can be legal, and still bad … and this is one of those, from where I sit. I think the Sad Puppies have broken the Hugo awards, and I am not sure they can ever be repaired, ...
Will future winners actually be the best books or stories? Or only the books and stories that ran the best campaigns? Can all the king’s horses and all the king’s men put the Hugos back together again? I don’t see how. ...
If the Sad Puppies wanted to start their own award … for Best Conservative SF, or Best Space Opera, or Best Military SF, or Best Old-Fashioned SF the Way It Used to Be … whatever it is they are actually looking for … hey, I don’t think anyone would have any objections to that. I certainly wouldn’t. More power to them, ... But that’s not what they are doing here, it seems to me. Instead they seem to want to take the Hugos and turn them into their own awards.”
(George R.R. Martin in The Guardian 9.4.2015)
Es gab aber auch Stimmen, die optimistischer in die Zukunft sahen:
When I won two awards last year, it seemed like an impossible achievement for me, because I knew the history of the Hugos. I knew they historically rewarded popular work, set in the kinds of old, colonial, dudes-rule-everything universes that my work explicitly challenges. I never thought I’d be more than a fringe writer, but I also didn’t believe science fiction was going to change, or that I’d be part of making that happen. I figured it would continue to tell the same old stories about the same old futures until the last of its readers died out, and that I’d be shouting for a more humanitarian future at the margins with others like me. But, like our wider culture, science-fiction and fantasy fandom grew and shifted; and with it, our vision of the future changed, too.
(Kameron Hurley, Gewinnerin des Hugos 2014 in den Kategorien "Best Fan Writer" and "Best related Works", theatlantic.com, 9.4.2015)
Es blieb aber nicht bei bloßen Stellungnahmen in den Blogs. Zwei nominierte Autoren, Annie Bellet und Marko Kloos, haben inzwischen ihre Beiträge zurückgezogen, weil sie auf der Liste der Rapid Puppies standen.
“It has come to my attention that Lines of Departure was one of the nomination suggestions in Vox Day’s ‘Rabid Puppies’ campaign ... I cannot in good conscience accept an award nomination that I feel I may not have earned solely with the quality of the nominated work. I also wish to disassociate myself from the originator of the ‘Rabid Puppies’ campaign. To put it bluntly: if this nomination gives even the appearance that Vox Day or anyone else had a hand in giving it to me because of my perceived political leanings, I don’t want it. I want to be nominated for awards because of the work, not because of the ‘right’ or ‘wrong’ politics.”
(Marko Kloos zitiert nach The Guardian 17.04.2015)
"...this has become about something very different than great science fiction. I find my story, and by extension myself, stuck in a game of political dodgeball, where I’m both a conscripted player and also a ball … My fiction is my message, not someone else’s, and I refuse to participate in a war I didn’t start.”
(Annie Bellet zitiert nach The Guardian 17.04.2015)
Außerdem hat die Moderatorin Connie Willis ihren Rückzug von der diesjährigen Preisverleihung erklärt.
"And finally, to Vox Day, Brad Torgeson, and their followers, I have this to say:
“You may have been able to cheat your way onto the ballot. (And don’t talk to me about how this isn’t against the rules–doing anything except nominating the works you personally liked best is cheating in my book.) You may even be able to bully and intimidate people into voting for you. But you can’t make me hand you the Hugo and say “Congratulations,” just as if you’d actually won it. And you can’t make me appear onstage and tell jokes and act like this year’s Hugo ceremony is business as usual and what you’ve done is okay. I’m not going to help you get away with this. I love the Hugo Awards too much.”
(Connie Willis, 14.4.2015 in ihrem blog)
Black Gate, nominiert als Best Fanzine, hat ebenfalls seinen Rückzug erklärt und so begründet:
"I have serious concerns about the legitimacy of the 2015 Hugo ballot, as it was largely dictated by a single individual, Vox Day, who campaigned for a slate of nominees on his website (the Rabid Puppies slate). To a lesser extent, it was also influenced by Brad Togersen’s Sad Puppies slate. Together, the two slates successfully placed 61 nominees on the ballot. Black Gate was part of the Rabid Puppies ballot, although we were unaware of our inclusion until we were informed of our nomination.
In short, over the last two weeks I have come to agree with those arguing that the use of a slate — and particularly a slate that has 11 nominees from Vox Day’s Castalia House, and nominates him personally for two awards — is a serious threat to the perceived integrity of the Hugo Awards.
The Hugo Award is the most broadly recognized and respected award in science fiction, despite occasional fannish complaints about bias one way or another and other politics over the years, and in the last two weeks it’s become apparent that this is a full blown scandal that could permanently tarnish the reputation of the award."
(Black Gate Blog 20.042015)
Als einziger prominenter Autor hat George R.R. Martin einen Gedankenaustausch im Internet mit Larry Correia geführt. Martin hat dabei auf Konkretisierungen der von Correia erhobenen Anschuldigungen wegen Cliquenbildung bei der bisherigen Hugo-Vergabe und Behinderung "rechter" Autoren gedrungen, Correia hat sich dagegen auf allgemeine Formulierungen und eine bloße Wiederholung seiner Vorwürfe beschränkt.
Die meisten aktiven Science-Fiction Fans und das Fandom reagierten entsetzt auf das Vorgehen der Sad Puppies. Allgemein wird die Sad Puppies Liste als Anschlag auf alle Aspekte der SF gesehen, die Ausbeutung, Rassismus, Geschlechterunterdrückung und Homophobie thematisiert haben und auf ihre Vertreter in der Autorenschaft. Noch herrscht keine Einigkeit, wie es konkret weiter gehen soll. Vorschläge sind beispielsweise, überall mit "no Award" abzustimmen und so zu erreichen, dass es praktisch keine Preisverleihung geben wird. Deirdre Soarse Moen hat einen "The puppy-free hugo award voter's guide" zusammengestellt, also eine Aufstellung für die Wähler, in der alle Nominierten, die nicht auf den Puppies Listen stehen, aufgeführt sind. Für alle Kategorien, in denen es nur Puppies-Vorschläge gibt, empfiehlt auch sie "No award". Im Raum stehen auch die Einrichtung eines Kommitees, dass alle in Zukunft eingehenden Vorschläge vorab sichten und prüfen soll.
Was wird aus dem Hugo?
Der Worldcon und der Hugo Award sind eine altehrwürdige Institution, inzwischen vielleicht sogar schon ein wenig angestaubt und erneuerungsbedürftig. So weist der Autor Eric Flint darauf hin, dass inzwischen Serien wie Honor Harrington den Markt beherrschen und die Autoren andererseits immer weniger Einnahmen aus Kurzgeschichten haben. Der Hugo wird aber nach wie vor in vier Kategorien vergeben, von denen drei auf die Kurzgeschichte entfallen.
"Both the Hugo and the Nebula give out four literary awards. (I’m not including here the more recent dramatic awards, just the purely literary categories.) Those awards are given for best short story, best novelette, best novella, and best novel. In other words, three out of four awards—75% of the total—are given for short fiction.
Forty or fifty years ago, that made perfect sense. It was an accurate reflection of the reality of the field for working authors. F&SF in those days was primarily a short form genre, whether you measured that in terms of income generated or number of readers.
But that is no longer true. Today, F&SF is overwhelmingly a novel market. Short fiction doesn’t generate more than 1% or 2% of all income for writers. And even measured in terms of readership, short fiction doesn’t account for more than 5% of the market.
Because the market today isn’t simply a novel market. It’s become predominantly a market that wants long series, not stand-alone novels. And the existing award structure is very poorly designed to handle long series. About the only way it can do it is by—quite artificially, in most cases—cutting one book out of a series and pretending for the moment that it’s a “this year only” quasi-stand alone story.
(Eric Flint 16.4.2015 auf seiner Homepage)
Weiter führt Flint an, dass der Gewinn eines Hugos heutzutage praktisch keinerlei positiven Effekt mehr auf die Karriere und das Einkommen eines SF-Autoren in den Vereinigten Staaten hat. Einzige Ausnahme ist der europäische Markt, genauer die Übersetzungen, wo sich die Verlage weiterhin an den Hugopreislisten orientieren.
Mein Fazit
Die Sad Puppies haben die Grundidee des WorldCons und der Hugo-Preisverleihung ad absurdum geführt. Eigentlich sollten die Fans in der Abstimmung ihre persönlichen Vorlieben und Favoriten benennen und die Verleihung den Höhepunkt des Cons bilden, in dem sich die große Gemeinschaft aller SF-Fans feierte. Die Sad Puppies haben daraus quasi einen politischen Wahlkampf gemacht, in dem es nicht mehr um persönliche Vorlieben, sondern letztlich um politische Inhalte geht. Es bleibt abzuwarten, ob damit nicht sogar die Idee des Weltcons und des SF-Fandoms als Einheit zu Grabe getragen wird.
Kommentare
Auch wenn es schwerfällt, dem Thema abgesehen von den Manipulationen irgendwelcher Reaktionärer auch nur die geringste Relevanz beizumessen. Der Hugo war als Preis immer nur bemerkenswert, weil dort die vorstellbar unterschiedlichsten Romane gleichberechtigt in die Endausscheidung kamen, und nicht weil das "beste" oder "politisch kontroverseste" Buch gewonnen hätte. Ich meine, 2001 hat sich Harry Potter IV gegen drei SF-Romane und eine Fantasy durchgesetzt. Beliebiger geht es ja wohl nicht mehr.
Und ein Blick auf die diesjährigen Endausscheidungsromane zeigt, dass sich das nicht verändert hat. Interessant ist an der Liste höchstens, dass ein chinesischer SF-Roman nominiert ist. Diese Tatsache an sich dürfte nicht nur für Typen wie Beale und Torgerson eine Ohrfeige sein.
Hier gibt es einen Überblick über alle Nomierten:
www.tor.com/blogs/2015/04/2015-hugo-award-nominees
Bisher war mir nicht klar, dass Correia und Torgersen Mormonen sind. Ohne einen Trend ableiten zu wollen, aber letztes oder vorletztes Jahr machte sich Orson Scott Card durch ähnlich engstirnige Aussagen wie die obigen weithin unbeliebt.
Über die Hugos und deren Sinn lässt sich viel sagen, aber eine Empfehlungsliste für SF-Neuleser würde vermutlich einen Großteil der Preisträger (Autoren und Bücher) einschließen.
Christ! Das hätte ich merken müssen ...