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Deutsche Science Fiction Preise - KLP, DSFP und DPP im Überblick

PreiseDeutsche Science Fiction Preise
KLP, DSFP und DPP im Überblick

Auszeichungen für gute SF Romane gibt es nicht nur in den Vereinigten Staaten sondern auch in Deutschland. Und wie man gerade an den Auseinandersetzungen über den Hugo sehen kann, lässt sich über solche Preise und die Preiswürdigkeit der Preisträger durchaus streiten.

Für die besten SF-Romane des Jahres gibt es in Deutschland zur Zeit drei Preise.


Da ist der Kurd-Laßwitz-Preis (KLP), der Deutsche Science Fiction Preis (DSFP) und der Deutsche Phantastik Preis (DPP). Diese Preise werden nach unterschiedlichen Verfahren vergeben.

Der Kurd-Laßwitz-Preis
"Der Kurd-Laßwitz-Preis ist ein undotierter Preis, der jährlich von Autoren, Übersetzern, Herausgebern, Verlegern, Lektoren, Graphikern, Fachjournalisten der deutschsprachigen Science-Fiction vergeben wird. Mit Hilfe des Kurd-Laßwitz-Preises sollen herausragende Leistungen vor allem im Bereich der deutschsprachigen Science-Fiction geehrt werden, um damit die Preisträger und die deutschsprachige Science-Fiction zu unterstützen.


Der Preis wurde 1980 nach dem Vorbild des amerikanischen Nebula Award ins Leben gerufen und nach dem deutschen Science-Fiction-Autor Kurd Laßwitz benannt. Ausgezeichnet wird jährlich die jeweils beste Produktion des Vorjahres. Der Preis wurde zunächst in sechs Kategorien vergeben („Roman“, „Erzählung“, „Kurzgeschichte“, „Übersetzer“, „Graphiker“ sowie „Sonderpreis“); 1983 wurde die Kategorie „Bester ausländischer Roman“ eingeführt und 1997 in "Bestes ausländisches Werk" umbenannt. 1987 folgten die Kategorien „Hörspiel“ und „Film“. Während die Kategorie „Hörspiel“ seit 1993 eine eigene Jury besitzt, wurde die Kategorie „Film“ 1996 in die Kategorie „Sonderpreis“ integriert. 1997 wurden die Kategorien „Erzählung“ und „Kurzgeschichte“ zu einer zusammengefasst, und seit 2001 entscheidet in der Kategorie „Übersetzung“ eine Fachjury.

Nominierung und Abstimmung erfolgt durch die Abstimmungsberechtigten, d.h. der im Bereich der Science-Fiction professionell tätigen Autoren, Übersetzer, Graphiker, Lektoren, Verleger, Fachjournalisten und ehemaligen Preisträger. Die Abstimmungsberechtigung und das Abstimmungsverfahren wird in den Statuten des Kurd-Laßwitz-Preises festgelegt." (Wikipedia)

Durch die Einschaltung eines Treuhänders, der überprüft, ob die Kriterien für eine Nominierung (Titel gehört zum Bereich SF, professionelle Erstveröffentlichung, Deutschsprachigkeit) erfüllt werden, und eines Vorauswahlgremiums, "das nach qualitativen Gesichtspunkten beurteilt und selektiert" und mehrheitlich entscheidet, ob ein Vorschlag tatsächlich zugelassen wird, wird das Verfahren reglementiert. An der aktuellen Abstimmung können sich 225 Wahlberechtigte beteiligen, 50 davon haben nominiert.

Hier eine Übersicht über die Preisträger der Jahre 2009 bis 2014 in den Kategorien "Bester Roman" und "Beste Kurzgeschichte":

Der Herr aller DingeBester Roman:
2009: Dietmar Dath, Die Abschaffung der Arten
2010: Andreas Eschbach, Ein König für Deutschland
2011: Uwe Post, Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes
2012: Andreas Eschbach, Herr aller Dinge
2013: Dietmar Dath, Pulsarnacht
2014: Wolfgang Jeschke, Dschiheads

Beste Kurzgeschichte:
2009: Andreas Eschbach, Survival-Training und Heidrun Jänchen, Ein Geschäft wie jedes andere
2010: Ernst-Eberhard Manski, Das Klassentreffen der Weserwinzer
2011: Michael K. Iwoleit, Die Schwelle
2012: Frank W. Haubold, Am Ende der Reise
2013: Klaus N. Frick, Im Käfig
2014: Michael Marrak, Coen Sloterdykes diametral levitierendes Chronoversum

Die Macher des Preises sehen ihn als eine Art "Qualitätssiegel". Überreicht wird er entweder auf dem Elstercon in Leipzig oder auf dem Pentacon in Dresden.

Der Deutsche Science-Fiction Preis
"Der Deutsche Science Fiction Preis ist ein Literaturpreis und wird seit 1985 jährlich vom Science Fiction Club Deutschland (SFCD) verliehen. Er gehört neben dem Kurd-Laßwitz-Preis zu den renommiertesten Auszeichnungen für SF-Literatur in Deutschland. Von 1985 bis 1998 wurde der Preis als „SFCD-Literaturpreis“ verliehen. ...

Seit 1985 zeichnet der SFCD den besten deutschsprachigen Roman und die beste deutschsprachige Kurzgeschichte des jeweiligen Vorjahres aus. Der Preis (momentan je 1000 Euro pro Kategorie) wird während des SFCD-Jahreskongresses den Gewinnern überreicht. Der Deutsche Science Fiction Preis ist damit die einzige dotierte Auszeichnung für SF-Literatur in Deutschland.

Ein Preiskomitee entscheidet über die Vergabe des Deutschen Science Fiction Preises. Alljährlich hat es die Aufgabe, alle im vergangenen Kalenderjahr veröffentlichten deutschsprachigen Texte zu lesen und zu bewerten. Seine Arbeitsweise ist in einer Geschäftsordnung festgelegt. Damit unterscheidet sich der Deutsche Science Fiction Preis z. B. deutlich vom Kurd-Laßwitz-Preis, da nur hier auch etwas unbekanntere Texte von hoher Qualität eine Chance haben, entsprechend gewürdigt zu werden.

Das Komitee besteht zur Zeit aus 10 Mitgliedern und setzt sich in jedem Jahr neu zusammen. Mittlerweile hat sich ein über die Jahre hinweg gewachsener Kreis von Mitarbeitern gebildet. Es werden jedoch jederzeit weitere Freiwillige aufgenommen. Sie müssen nicht Mitglieder des SFCD sein." (Wikipedia)

Die Mitglieder des Komitees nomieren zunächst einen Roman und fünf bis 10 Kurzgeschichten. Mehrfach genannte Titel kommen in die Endauswahl. Nur einmal genannte Romane werden dann dem gesamten Komitee vorgelegt und zur Diskussion gestellt. Finden sich weitere Unterstützer, kommt er in die Endauswahl. Bei den Kurzgeschichten werden Einfachnomierungen gestrichen. In der Endabstimmungen vergeben die Mitglieder für jeden Titel Punktzahlen zwischen 0 und 15 Punkten. Die Titel mit der höchsten Punktzahl sind dann die Preisträger.

Die Mitglieder des Komitees haben also einen recht großen Einfluss und unterliegen eigentlich keiner Kontrolle. An der diesjährigen Abstimmung waren 13 Mitglieder beteiligt.

Hier eine Übersicht über die Preisträger in den Jahren 2009 bis 2014:

Tonnraffir und der Zeigefinger GottesBester Roman:
2009: Dirk C. Fleck, Das Tahiti-Projekt
2010: Karsten Kruschel, Vilm. Der Regenplanet / Vilm. Die Eingeborenen
2011: Uwe Post, Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes
2012: Karsten Kruschel, Galdäa. Der ungeschlagene Krieg
2013: Andreas Brandhorst, Das Artefakt
2014: Wolfgang Jeschke, Dschiheads

Beste Kurzgeschichte:
2009: Karla Schmidt, Weg mit Stella Maris
2010: Matthias Falke, Boa Esperança
2011: Wolfgang Jeschke, Orte der Erinnerung
2012: Heidrun Jänchen, In der Freihandelszone
2013: Michael K. Iwoleit, Zur Feier meines Todes
2014: Axel Kruse, Seitwärts in die Zeit

Der SFCD geht davon aus, dass die Preisträger auch außerhalb des Clubs Beachtung finden, sei es in Internetforen als auch in der überregionalen Presse. Die Übergabe erfolgt jeweils auf dem Jahrescon des SFCD.

Der Deutsche Phantastik Preis
"Der dpp wird jährlich von den Besuchern des Online-Magazins Phantastik-News.de in verschiedenen Kategorien vergeben. Der Nominierungsrunde im Frühjahr folgt eine Endrunde im Sommer. Die Preise werden dann üblicherweise im Herbst verliehen." (Homepage) Kategorien sind: Bester deutschsprachiger Roman, Bestes deutschsprachiges Romandebut, Bester internationaler Roman, Beste deutschsprachige Kurzgeschichte, Beste Originalanthologie/Kurzgeschichten-Sammlung, Beste Serie, Bester Grafiker, Bestes Sekundärwerk und Beste Internetseite. Früher gab es auch noch Bester Comic. Im Gegensatz zu den anderen beiden Preisen ist der dpp nicht auf Science Fiction beschränkt, sondern umfasst auch Werke aus den Bereichen Fantasy und Horror/Grusel.

Zwar entscheiden im Prinzip allein die Leser, doch wurden einige Kontrollen eingebaut um Manipulationen zu erschwerden. Nur Inhaber einer gültigen E-Mail-Adresse können teilnehmen und es wird mit Bestätigungscodes gearbeitet. Dazu kommt, dass es seit 2009 Vorschlagslisten gegeben hat, die von Mitarbeitern des dpp erstellt wurden. Sie sollten den Wähler vor Fehleingaben bewahren.

Hier einmal die Preisträger der Jahre 2009 bis 2014 in den Kategorien "Bester Roman" und "Beste Kurzgeschichte":

Gerechter Zorn - Die Legenden der Albae 1Bester Roman
2009: Markus Heitz, Das Schicksal der Zwerge
2010: Markus Heitz, Gerechter Zorn - Die Legenden der Albae 1
2011: Markus Heitz, Judastöchter
2012: Markus Heitz, Vernichtender Hass
2013: Judith und Christian Vogt, Die zerbrochene Puppe
2014: Ann-Kathrin Karschnick, Phönix - Tochter der Asche

Beste Kurzgeschichte:
2009: Christian Endreß, Feuerteufel
2010: Karin Cajo, Der Klang der Stille
2011: Vanessa Kaiser u. Thomas Lohwasser, Das Herz des Jägers
2012: Nina Horvath, Die Duftorgel
2013: Bernd Perplies, Der Automat
2014: Miriam Schäfer, Claire

Der dpp entspricht noch am ehesten dem amerikanischen Hugo. Aber er berücksichtigt auch den Bereich Horror. Weiterhin ist er der einzige Preis, der auch Anthologien/Kurzgeschichtensammlungen auszeichnet. Und er ist der einzige Preis, bei dem der normale Leser abstimmen darf. Die Preisverleihung findet auf dem Buchmesse-Con statt.

Wie man sehen kann, haben die beiden Fachjurys und die Leser durchaus unterschiedliche Favoriten. In den letzten sechs Jahren wurden sehr unterschiedliche Romane und Kurzgeschichten ausgezeichnet. Nur zwischen KDL und DSFP gab es immerhin zwei Übereinstimmungen im Bereich Roman: 2011 Uwe Post und 2014 Wolfgang Jeschke. Dieser Befund bestätigt sich auch wenn wir uns einmal den Bereich Grafik anschauen:

Vergleich KDL und DPP zwischen 2009 und 2014 Kategorie "Bester Grafiker/Beste Grafik":

2009: Carsten Dörr für das Titelbild zu Frank Hebben, Prothesengötter
2010: Franz Vohwinkel für das Titelbild zu Stephen Hunt, Das Königreich der Lüfte
2011: Timo Kümmel für das Titelbild zu Dirk van den Boom, Die Ankunft (Kaiserkrieger, Band 1)
2012: Alexander Preuss für das Titelbild zu Armin Rößler, Heidrun Jänchen (Hrsg.), Emotio
2013: Thomas Franke für das Titelbild zu Exodus 29
2014: Pierangelo Boog für das Titelbild zu Exodus 30

2009: Dirk Schulz
2010: Dirk Schulz
2011: Thomas Thiemeyer
2012: Dirk Schulz
2013: Arndt Drechsler
2014: Arndt Drechsler

Eigentlich gibt es seit ein paar Jahren noch einen vierten Preis, nämlich den Seraph.

"Der SERAPH ist ein Jurypreis, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die besten Romane des phantastischen Genres zu prämieren, vor allem aber den Nachwuchs mit einem dotierten Preis zu fördern.
Der Name SERAPH leitet sich von der judäo-christlichen Mythologie ab und bezeichnet die oberste Hierarchieebene unter den Engeln. Seraphim werden meist mit drei Flügelpaaren dargestellt, die in unserem Falle für die drei großen Untergenres der Phantastik, Science Fiction, Fantasy- und Horror-Literatur stehen."

(Homepage Phantastische Akademie)

Dahinter steht der Verein Phantastische Akademie e.V. - Verein zur Förderung der phantastischen Literatur in Deutschland

Das Vergabeverfahren sieht so aus:

"Bis zum  Dezember [des Jahres] können interessierte Verlage ihre Titel einreichen.
Eine eigens für den SERAPH [des jeweiligen Jahres] zusammengestellte Jury, bestehend aus Vertretern von Verlagen, Presse, Literatur-Agenturen, Buchportalen, Kritikern und Prominenz, wählt über ein Punkte-System die sogenannte Short List, eine Liste mit den Favoriten der Juroren, die Mitte Februar veröffentlicht wird.
Danach haben die Juroren Zeit bis Anfang März, um die Titel der Short List erneut zu begutachten und nach dem Punkte-System zu bewerten.
Die vegebenen Punkte der Titel werden dann addiert und so der Gewinner ermittelt.
Die Gewinnertitel werden im Rahmen der Leipziger Buchmesse bekannt gegeben. Dabei wird nur ein Preis für das beste Buch der Kategorie vergeben, welchen Platz die anderen Titel belegt haben, wird nicht bekannt gegeben."

(Homepage Phantastische Akademie)

Der Preis wird seit 2012 verliehen, bisher wurde aber noch kein SF-Titel ausgezeichnet. Die Jury bestand 2015 aus 13 Personen.

Hier einmal die Preisträger in der Kategorie "Bestes Buch":

2012 Christian von Aster, Der letzte Schattenschnitzer
2013 Kai Meyer, Asche und Phönix
2014 Ju Honisch, Schwingen aus Stein

Kommentare  

#1 Toni 2015-04-30 17:22
Danke für die Informationen! Sehr interessant.

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