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35 Jahre Science Fiction Club Baden Würtemberg (SFCBW) ... und die Fans, die das möglich gemacht haben!

35 Jahre Science Fiction Club Baden Würtemberg (SFCBW)35 Jahre Science Fiction Club Baden Würtemberg (SFCBW)
... und die Fans, die das möglich gemacht haben!

Micky Maus wird dieser Tage neunzig, und der Science Fiction Club (SFCBW) wird fünfunddreißig.

Hammer.

Nur fünfundfünfzig Jahre trennen die beiden, wenn ich mich nicht verrechnet habe. Eine Institution (ähem) sind mittlerweile beide.

35 Jahre Science Fiction Club Baden Würtemberg (SFCBW)MM in Sachen Pulverisierung sämtlicher monetärer Rekorde. Der SFCBW, weil es ihn immer noch gibt, und weil er immer noch ein monatlich (!) erscheinendes, fotokopiertes, Fanzine herausgibt: Das "Baden-Württemberg Aktuell" (BWA), das leider so aktuell nicht immer ist. Aber eben regelmäßig mehr oder weniger am Monatsanfang im Briefkasten liegt, nunmehr - im Oktober 2018 - also) mit der Ausgabe 421.

Dafür erst einmal eine tiefe Verbeugung vor allen Mitarbeitern, die das möglich machen!

Als Uwe anfragte, ob ich als einer, der den SFCBW schon ziemlich lange kennt (und mag, egal, was manch` Übersensibler glaubt, behauptet oder behauptet hat im Laufe der Zeiten), zu ebendiesem und dem JUBILÄUM nicht ein bisschen in Erinnerungen schwelgen möchte, zauderte ich erst, altersweise, wie man wird, wenn man ab der einundfünfzigsten Liegestütz die eine oder andere Sehne und nicht wenige Muskeln ein bisschen mürrisch knarzen hört.

Aber ... dann! Erinnert man sich eben doch ... Vorwiegend an all das Gute, das Kreative. Und will dieses Häuflein Unverzagter einfach nur noch FEIERN, die sich auch im 21. Jahrhundert noch um ein fotokopiertes FANzine und dessen verdienstvollen wie klug agierenden Chefredakteur Uwe Lammers (der mir längst schon zu einem der liebsten Freunde geworden ist) scharen und selbiges mit vielfältigstem Material versorgen. Dieses Feiern, es nimmt hiermit seinen Lauf, hier und da bestimmt verklärt und unscharf, weil eben nicht der Verfasser dieser Zeilen (VdZ) über das BWA-Archiv gebietet, sondern Michael "Mr. Bungle" Baumgartner. Ab und an, man sei hiermit gewarnt, mag`s auch mal ein bisschen ironisch-schelmisch-neckend werden, weil ich so eben bin. Aber ironisch-schelmisch-neckend kann ja nichtsdestotrotz liebevoll sein. Das eine schließt das andere nicht aus, wie ich meine.

Chronologisch indes kann, will und werde ich nicht vorgehen.

Deshalb fange ich so an: Das erste BWA, das ich zu Gesicht bekam, zierte ein Titelbild von Anton Atzenhofer, damals genannt "Atze". Er war u.a. alsbald für die Comic-Zeitschrift "U-Comix" aktiv, für die er u.a. die ziemlich schwarzhumorigen "Säger"-Comics kreierte; einer davon entstand in Zusammenarbeit mit mir - veröffentlicht in der Nr. 86/1987.

Nichtsdestotrotz hätte das vorgenannte BWA-Titelbild heute wohl einen Aufstand im SFCBW zur Folge, zeigte es doch einen mit einer Kettensäge gut bewaffneten (maskierten) Herrn (den besagten "Säger"), der einem Fan die Rübe abgesäbelt hatte. Die in hohem Bogen irgendwohin wirbelte. In einer Sprechblase stand zu lesen: "Noch ´n Perry Rhodan-Fan übrig?!"

Fand ich ulkig. Der SFCBW, damals mir gegenüber noch vertreten durch Andreas "Wichtl" Wittmer - der sich später relativ erfolglos in meine Nichte verliebte; auch eine Einladung beider gemeinsam zu einer kleinen Silvester-Fete bei mir änderte daran nix - hatte sofort ein Plätzchen in meinem schelmischen Herz.

Bevor es, zeitverzögert, ab Oktober 2018 doch noch zu diesem Aufstand kommt, gestehe ich hier gleich zweierlei: ERSTENS: Ich selber entstamme dem Perry Rhodan-Fandom und wäre ohne PR, den ich ab Erstauflage, Band 1, besitze, wenn auch seit geraumer Zeit nur noch sporadisch lese, niemals (neben meinem jüngeren Bruder und meiner damaligen Freundin Gründungsmitglied und eines der insgesamt drei Clubmitglieder) nie-niemals, Leiter des Perry Rhodan Clubs "Androtest II" geworden. Somit hätte ich auch nicht die Jungs vom SF-Club "Galaxy 3000" kennengelernt, die echt was mit SF am Hut hatten ... und das legendäre Spiritus-Umdruck-"Galaxy Magazine" herausgaben. Alsbald arbeiteten wir alle am GM mit. Natürlich ohne zu ahnen, dass das Ding wirklich GROß und in Amerika SF-Institution war. Rhodan lasen wir trotzdem auch noch. ZWEITENS: Außerdem hätte ich ohne PR (und die Clubnachrichten, die es damals noch als auf Hochglanzpapier gedruckten Service für "an den Verlag gemeldete PR-Clubs" gab) wohl nie den Weg ins Fandom und zu Menschen aus der richtig-echten VERLAGS-Branche (!) gefunden, sondern würde meine Geschichten und Romane noch heute verträumt für eine meiner vielen Lieblings-Schubladen schreiben. (Nicht wenige dürften PR allein deshalb hassen, seufz.) DRITTENS: Ich bewundere die PR-Aktiven im SFCBW - Claudia Höfs und insbesondere Alexandra Trinley, sehr für die Qualität ihrer PR-Fandaseins-Manifestationen. Unsere waren damals ... äh ... nicht annährend so wissensfundiert.

"Atzes" BWA-Cover fand ich trotzdem ulkig und gut. Auch, weil es so ... unverkrampft war in einer Hochzeit der Rhodan-Serie. Und weil ich trotz meiner Sozialisation unter PR-Fans immer die Meinung vertrat: Auch als PR-Fan muss ich über PR und mich (und umgekehrt) herzhaft kichern können (dürfen).

Und damit nochmal zurück insbesondere zu Alex Trinley. Sie nämlich hat es mit einer ihrer grandios klasse geschriebenen PR-Rezensionen (die zum Glück nicht alles spoilern!) in einem der letzten BWAs (ich geb`s werbetreibenderweise immer dem einen oder andern zum lesen, deshalb kann ich die genaue Nummer hier leider nicht nennen) sozusagen im Alleingang geschafft, dass ich mir den entsprechenden Roman neugierigst zur Hand nahm und las, obwohl ich eigentlich für meine Lebensbefährtin und mich die Reisekoffer packen wollte. Und, mehr noch, bei Lektüre von Alex` Conbericht musste ich leicht geschockt erfahren, dass sie eben nicht (wie von mir wegen ihrer erfrischend jugendlichen Schreibe bis dahin angenommen), so "um die 20 Jährchen jung ist", sondern eine sehr-sehr jung gebliebene Mutter erwachsener KINDER! Mann, Mann, Mann. Genau solche Eltern hätt` ich mir gewünscht, obwohl meine sooo übel auch nicht waren. Bloß waren sie halt keine Fans, oder hatten auch nur wenig mehr als zweidreiviertel Fitzelchen Verständnis dafür, dass man für Fanzines Artikel oder Stories schreibt, sich mit "Herr Clubleiter" anreden lässt, "Androtest-II-Comics" für ein "Galaxy Magazine zeichnet oder sich auf Cons rumtreibt und dafür Hunderte von Kilometern kreuz und quer durch Deutschland fährt. Tja. Bob Dylan hat dazu ein schönes Liedchen geschrieben und gesungen, falls man seine Art zu singen als Gesang durchgehen lässt. "The Times they are ..."

 Jedenfalls fiel mir nach Uwes Anfrage auch dank Alex SOFORT der SFCBW-Con zum zehnten oder fünfzehnten Clubjubiläum ein. DER SFCBW-Con, für mich. Und, eigentlich, der Aufhänger meiner Gedanken zu diesem kleinen FEIER-Text.
 Der genannte Con ist, gefühlt, Ewigkeiten her. Fand aber statt irgendwann nach Veröffentlichung von BWA 100. Nur, damit eine Art Zeitgefühl entsteht, von welchen Club-Urzeiten hier die Rede ist. (Damals erschien BWA auch nicht sooo regelmäßig monatlich.) Das Ganze - also DER SFCBW-Con - ging ab in Schwäbisch Gmünd, der Heimatstadt des Club-Gründers Martin Hahn, der damals - neben seiner Arbeit als penibler Gärtner - im legendären KKF (Kino-Kneipe-Fabrik) den einen oder anderen Kreuzer dazuverdiente. Und mit dem heutzutage nicht nur dank seiner im Atlantis Verlag veröffentlichten SF-Romane der "Tentakel"- und "Kaiserkrieger"-Serien eine Partei günden.

Aber zurück zu DEM SFCBW-Con. Er begann Freitag-Abend.

Uwe Mayer, heute in Rente und auf dem Sprung zum YouTube-Star (weil er dort auf seinem Kanal drüber berichtet, wie er seinen festen Wohnsitz aufgibt und fortan mit Frau Ute und Wohnmobil durch Europa und die Welt cruisen wird), kam mit riesigen Kanistern voller "Schlamm-Trunk" an, einer eklig nach mehrfach Erbrochenem aussehenden, aber köstlich nach Met, Eierlikör, Kräutern und-und-und schmeckenden Brühe.

Peter Fleissner schoss Fotos, die später (in meinem Fall) ohne Rücksprache im "Fantasy Lexikon"-Hardcover des Fanpro-Verlags abgedruckt wurden. (Gibts noch immer bei "Medimops", leider) Die Con-Stimmung: von Zero auf Uno ... bombig. Alle laberten gleichzeitig buchstäblich hochgeistig, aber nie dämlich, über Fanzines, Bücher, unseren Club, und über Musik, Filme und doofe Fans (das waren natürlich immer "die Anderen"). Und man gackerte sich dumm und dümmer über die genialen T-Shirts, die zum Club-Jubiläum produziert worden waren und zugunsten der Clubkasse verkauft und sofort anprobiert wurden.
 Das auf die T-Shirt-Brust gedruckte Motiv: Ein Raumfahrerkopf (geschlossener Helm, of course), dem eine Torte entgegenfliegt. Sensationell gut gezeichnet! (Ich glaube, von Markus Schurr). Es war alles sowas von ausgelassen, und trotzdem hoch-professionell.

Ein Jugendhaus war angemietet worden. Im nahen KKF liefen übers Wochenende nonstop SF-Filme. Alte, seltene Kinofilm-Poster wurden zugunsten der Clubkasse versteigert. Ich glaube sogar, von dem heute noch im SFCBW aktiven (und für Archiv und Facebook-Auftritt zuständigen) Michael Baumgartner, der überhaupt immer derjenige war, der auf SFCBW-Cons, die ich besuchte, den Auktionsleiter gab. Oder dazu bestimmt wurde. Weil er die Show zwar überaus charmant, hintersinnig, gleichwohl jedoch äußerst geschäftstüchtig schaukelte. Und, nicht zu vergessen, natürlich, mit bestechender Brillanz, was den Inhalt gewisser zu versteigernden Bücher, Comics, Kalender usw anbelangte.

Sätze, die im Nichts enden, wie nicht selten bei seinen schriftlichen Beiträgen im BWA, gab es da nicht. Auch keine vergessenen Worte, wodurch manche Sätze in den bereits erwähnten BWA-Beiträgen auch dereinst schon ab und an durchaus ins Mysthische abdriften. Worüber man früher auf einem gewissen SFCBWler-Stammtisch, von dem noch die Rede sein wird, eifrig diskutierte und spekulierte, was gemeint gewesen sein konnte. Aber natürlich nicht auf DEM SFCBW-Con. Hier war alles perfekt. Versteigerung, Sätze, Stimmung. Man speiste zusammen, lachte zusammen, fachsimpelte zusammen, guckte Filme, fachsimpelte wieder. Nur wenige verließen den Con über Nacht, Hotel-Übernachtungen waren damals nicht so gang und gäbe. Man hing bei Clubfreunden ab (Uwe Lammers übernachtete z.B. später mal bei mir, und ich weiß noch, dass er sich wegen seiner "etwas verschwitzten Füße" entschuldigte ..., und ich ihn dann so, ganz cool beiläufig mit den Worten zu beruhigen versuchte: "Ach Du, kein Ding, meine Frau und ich sind eh Methanatmer ..."). Manche machten sogar im Kino durch auf DEM SFCBW-Con, bzw. im Jugendhaus oder in der dem KKF angeschlossenen Kneipe, in der es auch supergutes Fingerfood gab - "Katholische Wecken", kross gebacken, mit Käse und Schinken drin, Bretzeln mit "Romadur" drauf, Popcorn, Salzstangen, Süßzeug. Kurzum: alles, was der Schwabe eben für unentbehrliches Kultur-Essen hält.


Die geneigte Leserin, der geneigte Leser, die bis hierher durchgehalten haben, merken: Etwas war "damals" ein bisschen anders als heute im SFCBW und im BWA. Man war nicht gaaanz so korrekt, nicht so neutral "wissenschaftlich" in seinen Beiträgen oder Meinungsäußerungen wie heute - beispielhaft, jedoch nicht abwertend möchte ich manche von Uwes Vorworten anführen, oder Gerd Maximovics Leserbriefe, die für mich alles sind, aber nur höchst bedingt nur "Letters of Comment" (LoCs). Und trotzdem, oder gerade deshalb, sind seine "LoCs" noch am ehesten das, was "damals" BWA-Beiträge ausmachte und (wenigstens für mich) auszeichnete.

Denn - Leserbriefe bestanden einst aus mit Herzblut und nahe der Hysterie geschriebenen Bekenntnissen zu einem ganz persönlichen, obsessiv verehrten Thema. Zu dieser oder jener Musikrichtung. Zu Comics, die man gut fand (Le Tendre/Loisels "Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit", beispielsweise), oder grenzdebil. Zu Büchern. Zu Filmen, und zwar nicht nur zu SF-Filmen. Und im folgenden Monat kam natürlich, Takt und Gegentakt, die Schwemme der nicht minder leidenschaftlich zu Papier gebrachten Leserbriefe mit den kontroversesten Meinungen der Anderen ("Hängt Roland Emmerich!").

Internet?

Eine SFCBWler-"Geheimgesellschaft" auf Facebook, in die man nur auf Empfehlung aufgenommen wird?

Gab es nicht.

Aber es gab: In langwieriger Handarbeit und mit Hingabe und Phantasie gefertigte BWA-Titelbild-Collagen (ein paar der Besten stammten von Michael Baumgartner).

Es gab: Einen SFCBW-Lesezirkel: Mehrere Fans lasen ein und dasselbe Buch - und rezensierten es im BWA. Interessante kontroverse Ansichten traten zutage.

Und es gab: DEN SFCBW-Story-Wettbewerb - zu dem oft - auch von außerhalb des SFCBWs - hundert und mehr SF-Stories eingereicht und nach und nach im BWA abgedruckt und bewertet wurden. So kam es zu tollen Netzwerken mit anderen Fans, Autoren, Clubs.
 Und es gab oft erbitterten Streit. Auch wenn ein gewisser Müller Junior in dem damals noch existierenden SF-Info-Fanzine "Fandom Observer" konstatierte, dass im SFCBW die lustigsten Leserbriefe ein gewisser Doc Höhn schrieb, war es doch Tatsache, dass "die Gegenseite" diese lustigen Briefe selten komplett las. Wie man allgemein, soviel Ehrlichkeit muss auch beim Feiern sein, selten komplett las, was der Andere schriftlich dargelegt hatte, oder umgekehrt herum. Vielmehr interpretierte man ab gewissen Triggerworten frohgemut, was man annahm, dass der Andere gemeint haben könnte. Fast immer lautete das Resultat: Der wollte mich verarschen! Das jedoch stets mit Leidenschaft pur.

Vorschub geleistet wurde dem, dass a) in Freiburg (= Baden) ein SFCBWler-Stammtisch mit höchst aktiven und buchstäblich phantastisch Gebildeten existierte, die seit Jahren schon den Club mit ihrem Einsatz für BWA am Leben erhielten ... Und b) irgendwann, ins Leben gerufen von Heinz E. Bräunle (heute bei einer der größten bundeseit agierenden Inkasso-Gesellschaften tätig), halt plötzlich noch ein zweiter SFCBWler-Stammtisch in Göppingen (= Württemberg) existierte, mit dem legendären Martin Hahn (Clubgründer!), der sich davor erfolgreich (etwa BWA 26 oder so), weil vehement und mit dem Totschlagargument "Kostengründen" gegen "Wichtl" Wittmers Vorschlag gestemmt hatte, den Verfasser dieser Zeilen (VdZ) zum Ehrenmitglied zu berufen. Und trotzdem, sozusagen privat, dessen langjähriger Freund wurde. Denn, man ahnt es, auch der VdZ pflegte seine Pizza in diesem illustren Kreis einzunehmen, in der Gaststätte "Kaiserhof". Demgemäß wog er damals, das nur aus Eitelkeit am Rande, knapp hundert Kilo und nicht, wie heute, vierundsechzig. Und weil der VdZ damals gar schon beruflich mit einem gewissen Roland Emmerich zu tun hatte (damals wurde noch u.a. im Steinbruch bei Sindelfingen gedreht), plädierte er in seinem allerersten Leserbrief, geschrieben in der Silvesternacht, strikt gegen das "Hängen!" desselbigen. Was ihm, soviel kann ich hier schon verraten, erst einmal nur wenig Sympathien einbrachte und der denkbar schlechteste Einstand als LoC-Verfasser war.

Es kam noch schlimmer.

DENN! An diesem zweiten SFCBWler-Stammtisch brüteten einige Herrschaften, die nicht nur streng dem Phantastischen sondern auch dem Frohsinn zugeneigt waren, die Idee aus, "die Freiburger ein bisschen daran zu erinnern, dass BWA 100, die Jubiläumsnummer, schon einige Monde überfällig war und schmerzlichst vermisst wurde."

In einer Nacht-und-Nebel-Aktion wurden Beiträge für ein HOAX-BWA-100 gesammelt, ein jeder genau so geschrieben und aufgemacht, wie von gewissen Herrschaften in Freiburg üblicherweise gehandhabt. (Yep, damals waren die BWA-Beiträge eines jeden SFCBWlers personalisiert.) In einer Freitagnacht wurde bei Uwe Mayer (damals Uhrmachermeister und Juwelier mit eigenem Ladengeschäft) und jeder Menge Met, aus diesen Beiträgen ein BWA 100 zusammengestellt, das zwar aussah wie ein Original. Dessen Beiträge vor Banalität jedoch nur so strotzten. Das Cover zierte ein Aufruf, irgendwas mit Silvester-Böller, einem Mönch und Hostien-Snacks. Wir fotokopierten das Ganze, hefteten, kuverierten, frankierten es ... und in der folgenden Nacht bretterten Martin Hahn und ich Richtung Freiburg und warfen das kuvertierte Hoax-BWA - ein heutiger US-Präsident würde es zu Recht als FAKE abqualifizieren - in diverse dortige Briefkästen, um auch einen original badischen Poststempel auf die Briefmarke zu bekommen. Alle an dieser zeit- und kostenintensiven Aktion beteiligten Scherzkekse waren der festen Überzeugung "Das wird DER Brüller!", alternativ: "DAS hebt die Stimmung im Club bis zum ANROMEDA-Nebel!"

OK. Diese Überzeugung stellte sich als falsch heraus.

Um die gute Grundstimmung in diesem 35-Jahre-SFCBW-Feier-Artikel nicht zu torpedieren, wechsle der VdZ in den Fast-Forward-Modus: Irgendwie wurde im Verlauf der folgenden SFCBW-Vorstandswahlen ausgerechnet ein gewisser Doc Höhn zum BWA-Redakteur gewählt und fand nicht die richtigen Worte des Trostes für den Freiburger Vorgänger. Der schließlich ein wirklich tolles original BWA-100 lieferte. Es kamen und gingen die Jahre, und dann wurde Uwe Lammers BWA-Chefredakteur und ist es glücklicherweise heute noch. Er, der Liebhaber von Abkürzungen ("Am ersten Band von BdC sitze ich gerade an der Korrektur!" BdC - für Ahnungslose - ist Teil des "Oki Stanwer-Universums", nämich die Sub-Serie "Bezwinger des Chaos") hat mich also, man ahnte es gewiss, zu der Abkürzung VdZ inspiriert. Aber weiter:

 In den gekommenen und gegangenen Jahren war alles ... Leidenschaft pur.
 Überhaupt schien mir, der ich mit BWA 99 offiziell SFCBW-Mitglied wurde und die BWAs 1 bis 98 zugunsten der Clubkasse nachbestellte und kaufte, dass Leidenschaft - keinesfalls "nur" für SF und das Phantastische! - das mächtige Herz des SFCBWs an sich war. Diese und die damit einhergehende Vielfalt manifestierte sich, natürlich, in manchen SFCBWler-Persönlichkeiten. Und natürlich gingen sich die Alphatierchen, wie in der Natur auch, an die Gurgel. Das alles dauerte. Leider. Manchem dauerte es gar zuuu lange.

Trotzdem erhoben sich aus diesem buchstäblich kosmischen Chaos nicht wenige, die heute das tun, was sie einst im BWA bis aufs Blut bekämpft hatten. Aber schon immer liebten. Derjenige, der den Cartoon schuf zu "Hängt Roland Emmerich!" (wegen dessen kommerzieller Filme) und im Übrigen einer der besten und kreativsten Chefredakteure war, die BWA je hatte, nannte sich Örms. Er wurde, dem Vernehmen nach, alsbald Vater von Zwillingen und ein sehr guter (ich interpretiere = erfolgreicher) Werbefilmproduzent/regisseur. Verabschiedet hat er sich von mir mit einem Buchgeschenk (Philip Ridley: "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann", mit handschriftlicher Widmung "Why the Desire for Death ... Jim Morrison). Ich besitze es noch heute.

Sein Bruder MaHo, er kürzte seinen Namen damals schon ab, wie später Martin Clauß` japanische Frau hieß, war dereinst bei nicht Wenigen im SFCBW im speziellen und im Fandom im Allgemeinen verschriien als einer, der ständig neue Info-Fanzines mit vielversprechenden Titeln wie "Liquid Sky" ankündigte und Abogelder zwar einkassierte, diese aber nur selten längerfristig erfüllte ... er ist heute Redakteur eines Profi-Comic-Fachmagazins, das sogar ich mir ab und an am Kiosk kaufe und reinziehe.

Von Jürgen Thomann, der damals Rezensionen für BWA verfasste, die neben einem Fazit auch eine Note wie 1,5 oder 3,5 enthielten, und trotz seiner produktiven Mitarbeit an BWA noch Zeit fand, das für jene Tage wunderbar professionelle Phantastik-Magazin (Fanzine will ich dazu nicht sagen!) KOPFGEBURTEN herauszugeben, habe ich - leider - seit langem nichts mehr gelesen oder gehört. Vielleicht liest er dies hier ja, oder hört davon. Dann: Lass Dich drücken, bitte!

Andere, nicht vom Freiburger SFCBWler-Stammtisch, sind wiederum ihren Weg (in die Professionalität, oder nicht) gegangen und das gemacht, was sie schon immer interessierte, oder liebten. Harry Dobeschinsky vom SF-Club "Galaxy 3000" schrieb schon im Spiritus-Umdruck "Galaxy Magazine" über "Alternativen im Verkehr" - und hat später, nach u.a. einem Informatik-Studium, mit der Dissertation "Automatisierte verkehrsträgerübergreifende Informationssysteme - Ein Beitrag zur Verbesserung der Fahrgastsituation im öffentlichen Verkehr" zum Dr. Ing. promoviert. Jahrzehntelang war er Lehrbeauftragter der Uni Stuttgart. Im Oktober 2011 wurde er zum Honorarprofessor ernannt. In der Lehre befasste er sich u.a. mit den "Grundlagen der Verkehrswirtschaft" und der "Gestaltung von Flughafenanlagen." Trotzdem fand er noch Zeit, in seiner Heimatstadt Salach einen Bürgerbus für Alte zu organisieren. Harry ist 2015 gestorben.

Klaus N. Frick, langjähriges SFCBW-Mitglied, veröffentlichte vor kurzem einen fetten Fantasy-Roman und führt "Perry Rhodan", "Rhodan-Neo" usw zu den Sternen, und er macht das gu, weil breit aufgestellt - E-Books, Hörbücher, Hardcover. Zuletzt gesehen haben wir uns bei einem eher bescheidenen SFCBWler-Treffen im "Kronprinzen", und er als Vegetarier war not amused, zu sehen, dass Pizza Salami verspeist wurde. Mittlerweile wäre er zumindest mit mir zufriedener, weil auch ich Salami und Ähnlichem abgeschworen habe.

Der beeindruckend kreative und stets vor Ideen für den SFCBW bzw. BWA sprühende Martin Clauß (den ich auf "Hahns Home-Con" persönlich erlebte!) hat, zusammen mit seiner aus Japan stammenden Frau Maho zwei dicke Fantasy-Hardcover-Romane geschrieben und an den Überreuter Verlag verkauft: "Die Saat der Yokai" (2008) und "Das Blut des Tako" (2009). Davor schon hatten die Beiden 2005 "Das große Anime-Lösungsbuch" geschrieben, ein Japanisch-Lehrwerk für junge Manga- und Anime-Fans. Martin selbst konnte, ebenfalls 2005, in Guido Latz` "Atlantis Verlag" auch den atmosphärisch dichten Roman "Der Atem des Rippers" unterbringen; mit von ihm gestalteten Cover. Und - er hat als einer der Ersten in Deutschland seine phantastisch-unheimlichen Romane als E-Books veröffentlicht.

Gerd Rödiger schrieb bemerkenswerte Stories für das Computer-Fachmagazin c`t - und veröffentlichte seine "Geschichten aus einer anderen Zukunft" via BoD in dem hochprofessionell aufgemachten Paperback "Crawler", das es auch als E-Book gibt. In Zusammenarbeit mit José "Joey" Ramos, auch einer der Mitarbeiter am Hoax-BWA-100, veröffentlichte Gerd auch das Paperback "Black Noise" - Sieben dunkle Geschichten. Genauso hochwertig gemacht als Paperback, ebenfalls als E-Book in allen gängigen Formaten erhältlich.

Uwe Lammers hat mittlerweile mehr als 40 E-Books, darunter vor Phantasie sprühende Kurzgeschichten-Sammlungen und nicht nur Abenteuer aus seinem "Oki Stanwer-Universum" veröffentlicht und-und-und.

Und Anton "Atze" Atzenhofer, mit dessen BWA-Cover diese wilde Reise begann? Der ist heute, zusammen mit seiner Frau, Inhaber der Slow Art Galerie in Nürnberg und renommierter Künstler. Nebenbei ist er so ein bisschen werbetreibender Weise für BMW und andere hochkarätige Konzerne tätig. Wir stehen heute noch in Kontakt; für eins meiner ersten E-Books hat er das Cover gemalt.

Wurde eines dieser Werke bislang in "BW-Aktuell" (BWA) von Mitgliedern oder BWA-Mitarbeitern erwähnt, oder gar besprochen? Nur so eine neckische kleine Frage.

Eine andere drängte sich mir, seit ich zumindest wieder BWA-Abonaut bin, schon wiederholt auf: Warum wurde der von Andreas "Wichtl" Wittmer mit viel Talent und Hingabe entworfene und gezeichnete BWA-Schriftzug - jahrelang zu Recht DAS prägnante Markenzeichen des BWA - verworfen und nicht zumindest aus Respekt gegenüber einem der allerersten Clubmitglieder beibehalten? Zu viel Arbeit? Beim heutigen Stand des technisch Möglichen?

Aber ... egal. Das Herz des SFCBW schlägt. Auch im 35sten Jahr seines Bestehens.

Es schlägt anders als "damals". Und die Beiträge sind nicht mehr so personalisiert, wie "damals" ("MaHos Labertimes" oder "Martys Molkerei-Mail"). Die BWA-Cover sind nicht mehr in Handarbeit "geschaffen" oder von anderen Fanzines geklaut. Doch es schlägt, sogar überaus regelmäßig. Und anders muss bitte nicht zwangsläufig als "schlechter" (fehl-) interpretiert werden, sondern so, wie es hier geschrieben steht.

Herzlichen Glückwunsch zum Fünfunddreißigsten, SFCBW!

Kommentare  

#1 Martin Baresch 2018-09-10 12:38
PS: Auch einer meiner Sätze im obigen SFCBW-Feier-Artikel endete irgendwo im Mysthischen, sorry. Wohl so eine Art verspäteter Ausbruch von SFCBWler-Influenza.
- Der Fan, mit dem SFCBW-Gründungsvater Hahn damals neben Gärtner-Arbeit und KKF-Job eine Partei gründen wollte, und der heutzutage mit seinen u.a. bei Heinz Mohlberg, Atlantis und Wurdack und-und-und veröffentlichten Romanen weithin bekannt ist, war natürlich kein Geringerer als the amazing *Dirk van den Boom*.
#2 Friedhelm 2018-09-15 09:47
Jo, damals die analogen Zeiten, in denen alles nur mit dem Kopierer ging.

Über euren Club habe mich mal irgendwo in einem, inzwischen längst eingestellten, SF-Film-Magazin gelesen. Mir ist da sogar jetzt der Name entfallen.

Allerdings weiss ich noch ganz genau, dass ich bei euch Mitglied werden wollte. Warum daraus nichts geworden ist? Fragt mich etwas leichteres..

Aber, weiterhin viel Erfolg aus dem guten, alten Ostfriesland..
#3 Aarn Munro 2018-09-15 10:22
Ja, den Anton Atzenhofer kannte man ja auch von anderen Fanzines. Für KNFs SAGGITARIUS hatte er u.a. auch gezeichnet. Wenn ich mich richtig erinnere, sogar einen (oder mehrere) Comics, nicht nur einzelne Illustrationen.Ich glaube, dass deutsche SF-Fandom war doch so klein, dass es fast überall Cross-Overs gibt im Sinne von "den kenne ich" oder zumindest "von dem habe ich einmal gehört, der Name sagt mir etwas."

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