Das vergessene Jubiläum? - Des Gruselheftromans 50. Jahrestag verpuffte
Das vergessene Jubiläum?
Des Gruselheftromans 50. Jahrestag verpuffte
Der Zauberkreis-Verlag ebenso wie Larry Brent. Sein Erfinder und Autor Dan Shocker alias Jürgen Grasmück ist längst verstorben.
Doch der Mann hat so einiges hinterlassen. Vor allem eine treue Leserschaft, deren Anzahl sich jedoch von Jahr zu Jahr verringerte. Die jährlichen Fantreffen vom Ende der 70er bis Ende der 90er Jahre lockten im Laufe der Zeit immer weniger Anhänger an. Und doch gibt es noch eine Handvoll Interessierte und Leute, die sich an alte Zeiten erinnern.
Zu allen Jubiläen wird irgendwas gemacht. Es gibt Essays, Artikel, Aktionen, Angebote. Nicht so bei Larry Brent. Ein starkes weiteres Indiz dafür, dass der Heftroman in seiner Gänze gestorben ist. Und das Thema Larry Brent ist so durch wie vieles. In den tristen Achtziger Jahren war es meine Welt zwischen AKW-Demos, Kalter-Krieg-Modus und all den sonstigen Nachrichten von Glasnost, Perestroika, Margret Thatcher oder Solidarnocz. Mitte der 80er änderte sich augenscheinlich alles. Der Heftroman verschwand allmählich. Neben Larry Brent noch viele andere. Es war wie eine Säuberung, eine Reform an den Heftständern. Und mit diesen Dingen, die mir 80er Jahre versüßten, verschwanden irgendwann auch diese bekannten Nachrichten. Der eiserne Vorhang wurde löchrig und verschwand später auch.
In den 90er Jahren wurde die Welt zunehmend bunter und vielfältiger, aber eben ohne die alten Helden. Die zogen nicht mehr an. Damals waren sie das Ventil, der Türöffner in eine andere Welt. Ob Larry Brent, Tony Ballard oder wer auch immer. Als die Türen offenstanden, verschwanden die Schlüssel. So in etwa könnte man das metaphorisch auch betrachten.
Aber warum feiern wir unsere Helden heute nicht einmal mehr? Sind sie uns so fremd geworden? Sie haben uns soviel gegeben und sind vergessen? Nicht einmal ein Fantreffen (Marlostrefen) in alter Tradition fand zum Jubiläum der Selbigen im Jahr 2017 statt.
Aber nein, die Helden sind nicht vergessen. Dank dem Internet, indem munter weiter darüber diskutiert wird. Jedenfalls ab und zu. Und dank des Internets ist der alte Held Larry Brent in Hörspielform noch immer unterwegs. Übrigens genauso wie Tony Ballard. Doch das ist eine andere Welt. Auch wenn es heute wieder Tony Ballard-Romane zu lesen gibt, ist das eine andere Welt. Irgendwie.
Die Interessenten von heute reichen nicht mehr, um Begeisterungsstürme losbrechen zu lassen wie einst. Der Glanz ist matt geworden und er wird zunehmend matter. Es gibt den Gegenpol in der Realität nicht mehr. Denn diese Realität ist mitunter zum Teil auch weit grausamer geworden, als es jede Phantasiegeburt sein könnte.
Also wenn man schon kein Jubiläum mehr zelebriert, so lasst uns an jenen Tag wenigstens im Stillen ein Glas erheben und sagen „Danke“. Dank an die Helden und ihre Erschaffer für den Glanz in einer matten Zeit. Wir brauchen Euch heute nicht mehr. Jugendliche von heute haben andere Ventile. Viel mehr, viel mehr Möglichkeiten. Die Welt glänzt für sie heute so hell, dass es jeden Heftromanhelden ermatten lässt.
Kommentare
Dieses Schicksal trifft allerdings nicht nur die Serie "Larry Brent", denn wie ich schon mal so bin, stelle ich aus Neugierde schon manchmal seltsame Fragen (aus einem bestimmten Hintergrund heraus). Frage ich da nämlich zum Beispiel nach der Serie "John Sinclair", weiß fasst jeder, dass es sich hier um eine Heftromanserie handelt. Den Namen Jason Dark kennt auch jeder, steht ja schließlich groß auf den Romanen drauf. Aber frage ich dann mal nach dem richtigen Namen des Autors, wird es zu 70 Prozent schon ziemlich dunkel, auch wenn es nur eines eingegebenen Suchbegriff im Internet bedarf, um diesen zu erfahren. Dabei hatten nicht wenige durchaus zumindest einmal in ihrem Leben einen "John Sinclair" in Händen gehabt und auch gelesen (zumindest in ihrer Jugendzeit). Man sieht anhand solcher kleinen, zugegeben hinterlistigen Fragen recht schnell, dass das Vergessen, wenn auch ein leise schleichender, doch schneller Prozess ist.
Schade eigentlich, denn "Larry Brent" und Co. hatten zumindest in unserer Jugendzeit uns doch so viele spannende und schöne Momente geliefert und unser Leben damit auch um einiges bereichert.
In diesem Sinne (und weil ich an sich kaum Alkohol trinke) erhebe ich mal meine Tasse Kaffee und sage ebenfalls Danke für die schöne Zeit, die ich früher mit so manchem Gruselroman aus dem Heftbereich hatte und damit eben auch der Serie "Larry Brent" und seinem Autor Dan Shocker aka Jürgen Grasmück, welcher diese Tür der Phantastik für uns damals geöffnet hatte.
So stauben bei mir gerade die Larry Brent, Macabros und Dämonenkiller Hefte der Original Verlage zu, aber die bleiben im Buchregal und wenn die Hölle zufriert,
Prost Jürgen, und danke für die tolle Zeit.