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Zum 42sten Jahr des Science-Fiction-Clubs Baden-Württemberg (SFCBW)

Zum 42sten Jahr des Science-Fiction-Clubs Baden-Württemberg (SFCBW)

Im Mai 2025 wird der SFCBW 42 alt – und bringt die 500ste Ausgabe seines monatlich erscheinenden, vierfarbig kopierten Fanzines „Baden-Württemberg Aktuell“ (BWA) heraus. Trotzdem ist die Stimmung im Club voller Frühlingspower. Dazu weiter unten mehr.
Michael Baumgartner, Archivar und damit einer der langjährigen, nie aus dem Club ausgetretenen Macher und Kreativen des SFCBW, der regelmäßig mit seinen ganz eigenwilligen, kenntnisreichen Artikeln im BWA begeistert, hatte in einem seiner Leserbriefe eher beiläufig die zündende Idee verkündet, er wolle noch in diesem 42sten Clubjahr 12 neue SFCBWler“ zu den bereits vorhandenen 30 Mitgliedern hinzugewinnen.


Diesen Gedanken fand ich so sympathisch, dass ich der Zauberspiegel-Herausgeberin vorschlug, wir könnten diesen mittlerweile wirklich legendären mikroskopisch kleinen, aber feinen Club doch mal ein bisschen genauer vorstellen: Mit einem einführenden, kritisch würdigenden Start-Artikelchen (diesem hier), gefolgt von einigen Interviews mit heute aktiven Mitgliedern, die die Vielseitigkeit der Charaktere sozusagen klarmachen – und das Besondere des SFCBW.

Nach Jahrzehnten
… wird aktuell wieder einer der einst fandomsweit berühmt-berüchtigten „Club-Treffs“ veranstaltet (am 5. September). Und auch an einer neuen, fünfzehnten, Ausgabe des zuletzt vor Jahren mit der Nummer 14 als BoD-Taschenbuch erschienenen BAWUEMANIA (BWM) wird mit Hochtouren gearbeitet – es soll wieder ein „richtiges Fanzine“ werden.
Das Begeisternde für mich ist: „Club-Treff“ wie BAWUEMANIA 15 werden gemanagt von den nach 25 Jahren wieder in den SFCBW eingetretenen „Alt-Mitgliedern“ Matthias (Treff) und Armin Hofman (Redakteur BWM) Die alles andere als geistig oder kreativ alt sind.

Gerade diese beiden lösten eine kleine Flut von Wieder-Beitritten einstiger Club-Macher aus. Der „Erzengel“ oder schlicht „marec“ genannte Markus Reckwerth beglückt die BWA-leser*Innen seither immer mal wieder mit seinen schrägen Leserbeiträgen. Zusammen mit „RaMa“ Rainer Mauch plant er auch, das einstige Musik-Fanzine OffBeat zu reaktivieren. Und Rainer selbst, früher auch gefragter Illustrator im Club, bringt sich bereits mit Artikeln und Leserbriefen ein. Gerd Maximovic, früher mit seiner Science Fiction im Suhrkamp Verlag veröffentlicht, doziert in seiner Kolumne über Fahrradfahren, Gott, Selbstheilung und zitiert dazu aus den unterschiedlichsten Quellen, ohne jemals auf einen Kommentar oder eine Kritik einzugehen.

Armin Hofman hat einen meiner Meinung nach mitreißend und augenzwinkernd-humorvoll erzählten Insiderbericht beigesteuert zum diesjährigen SF-Worldcon in Glasgow, den er zusammen mit Bruder Matthias und anderen Ex-SFCBWlern besucht hat.

Und vom langjährigen SFCBW-Mitglied Sascha Weitzel, so ist zu hören, wird in BWA 500 ein umfangreicher selbst (!) – und nicht via KI – gezeichneter und getexteter Comic zu finden sein, in dem es um „Cool Lammers und Doc Höhns neueste Abenteuer“ geht. Beide sind clubhistorische „Pseudo-Persönlichkeiten“, die zu Recht gerade anlässlich von BWA 500 ein bisschen verarscht werden. Der Ton wird lockerer, der Umgang miteinander in den Leserbriefen ist – auch wenn Kritik geäußert wird – respektvoll.

Diese Schlaglichter erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, denn in jedem meist rund 92 Seiten umfassenden BWA gibt es auch die immer lesenswerten Beiträge von Sabine Seyfarth (deren Ansicht, dass Elon Musk ein Träumer ist, ich definitiv nicht teile) und Michael Schnitzenbaumer und-und-und.
Und immer erstaunlich viele Leserbriefe.

BWA, muss man heute sagen, ist wieder auf bestem Weg, eine Wundertüte zu werden, auf die man Monat für Monat gespannt ist.
Weil, die Mischung macht`s.

 

ACH, UND FÜR ALLE, DIE ES NICHT WISSEN:
Der oben erwähnte Douglas Adams ist Autor der Trilogie „Per Anhalter durch die Galaxis“. Nach dem 1984 veröffentlichten vierten Roman „Macht`s gut und danke für den Fisch“ ließ er 1992 noch den Roman „Einmal Ruprecht und zurück“ mit dem Untertitel „Fünfter Band einer vierteiligen Trilogie“ folgen und deutete damit schon genau das kreative Chaos an, das den SFCBW ausgeprägt in den Anfangszeiten auszeichnete. Dann ein paar Jährchen vermisst wurde, aber seit ein paar Jahren nun umso nachdrücklicher wieder zutage tritt.

Zu den traurigen Fakten gehört, dass Doug Adams im Mai 2001 ausgerechnet beim Training im Fitnessstudio an einem Herzinfarkt verstorben ist. Mit nur 49 Jahren.

Laut „Per Anhalter durch die Galaxis“ ist „42 die Antwort auf alles“.

WIE ES WAR
Der SFCBW mit seinem Print-Fanzine BWA, das auch in Zeiten immer weniger Print-Fanzines zuverlässig Monat für Monat erschien (neuerdings sogar als PDF-Ausgabe) war immer mal wieder Thema hier im Zauberspiegel, zuletzt, zum 40jährigen des Clubs, sogar ausnahmsweise Mal im Geisterspiegel.

Des Öfteren, zugegeben, fiel meine Berichterstattung – bei aller Sympathie für diesen Club und seine unverzagten Mitglieder – ein klitzekleines bisschen amüsiert (oder gar schelmisch) aus. Es nervte, dass die Club-Homepage in so jämmerlichem Zustand dahinvegetiert, der Facebook-Auftritt, ebenfalls von Michael Baumgartner verantwortet, aber toll ist und beweist – er kann`s doch!

Noch heute stehe ich zu den damaligen Beiträgen über den SFCBW, denn neben der vernachlässigten Homepage (die noch immer vernachlässigt ist) dominierte allzu sehr ein vom Chefredakteur Uwe Lammers gesetzter oberlehrerhafter Ton im BWA, garniert mit Fußnoten und genauer Datierung, wann er, beispielsweise einen ersten Teil von drei Teilen seines aktuellen BWA-Editorials zu Schreiben begonnen hatte und unter welchen zum Teil höchst privaten Um- und Zuständen. Dass einige Mitarbeiter ihre Beiträge bald ebenfalls mit Fußnoten versahen, ließ leider mehr und mehr Monotonie in Heft und Club einkehren, die unsereins mit „Fansein“ nicht mehr so recht zusammenbrachte. Dazu kam eine Monokultur aus immer denselben Beiträgen: Oft SF-Stories des Chefredakteurs selbst. Von der Rhodan-Fraktion im SFCBW Nacherzählungen von Romanen der Rhodan-Erstauflage oder der Perry Rhodan-Neo-Serienhandlung. Dazu Rezensionen des Chefredakteurs von Romanen, die entweder dem „Aktuell“ im Titel des Club-Fanzines Hohn sprachen, oder dem „Science Fiction“ im Clubnamen – E.L. James „Fifty Shades of Grey“-Trilogie ist nun mal Soft-Sado-Maso, und dass Don Johnsons Tochter Dakota in den Verfilmungen nackt sehr hübsch anzusehen ist, da stimme ich, ganz Mann, zu. Und freue mich, dass sie nun auch in anspruchsvolleren Rollen als Schauspielerin überzeugt.

Uwes enthusiastische Begeisterung für diese Romane/Filme befremdete nicht wenige. Was allerdings, typisch Deutsch, nur in privaten Mails an den Verfasser dieser Zeilen „im Vertrauen“ geäußert wurde. In den Leserbriefen des BWA entzündete sich darüber keine Diskussion, und wenn, dann dezent – „So genau hab ich das alles nicht gelesen und überdacht …“ Oder: „Soll er doch seinen Spaß haben.“

Genau dasselbe, wenn der Chefredakteur die Stories Anderer „bearbeitete“ oder, im Editorial, deren Rechtschreibung kritisierte.

Seinen eigenen oft langen (oder sich über mehrere Fortsetzungen) hinziehenden Werken stand er dabei leider sehr viel weniger kritisch gegenüber: Dass er darin bevorzugt anfangs kratzbürstige, selbstbewusste Forscherinnen, Weltraumagentinnen und-so-weiter – meist sehr jung, jedoch mit großen Brüsten ausgestattet – bildhübsch sowieso – agieren ließ, die angesichts des typisch männlichen (Weltraum-) Helden flott zu Weibchen dahin schmolzen, die willig in genüsslich geschilderten Sexszenen (plus ab und zu ein paar kleinen Hieben auf den blanken Po) ihr Glück zwar in einem Science-Fiction-Setting, letzten Endes aber doch überwiegend schnurrend in starken Helden-Armen finden ließ, kümmerte auch die weiblichen Mitglieder des Clubs nie. Jahr für Jahr wurde Uwe Lammers als Chefredakteur wiedergewählt. Auch 2025 wieder.

 

Nicht zuletzt aus diesem Anlass
… möchte ich hier einmal mehr ausdrücklich klarstellen, dass Uwe und ich seit rund 30 Jahren Freunde sind, dass wir das oben Geschriebene immer wieder auch privat diskutiert haben – mit dem Resultat, dass er sympathisch, einsichtig, mit sonoren Stimme versicherte: „Ja, schon klar. Aber … ich lerne halt langsam. Und wenn ich schreibe, bin ich wie in Trance.“ Dass man danach einen Text auch selbstkritisch bearbeiten kann – irgendwie schlängelte er sich an diesem Argument immer wieder vorbei, Cool Lammers eben.
Ich weiß, dass er ein hervorragender Historiker ist, der Artikel in historischen Jahrbüchern veröffentlicht hat, die in Stil und Ausdruck völlig professionell und anders sind, als das, was er im SFCBW bietet, oder im Rest des kaum mehr existenten SF-Fandoms.

Ich weiß dank vieler Gespräche und Mails, dass er kein Sexist ist. Ich weiß, dass er trotz seiner begeisterten E.L. James-Rezensionen kein Fürsprecher von Gewalt gegen Frauen ist. Ich schätze seine Einlassungen zu Demokratie und gegen den aufziehenden rechtsextremen Drive.

Und ich bedauere, dass all jene, die seine mittlerweile unüberschaubar vielen Geschichten oder Fortsetzungsromane – vielleicht – lesen (darunter die Rhodan-Erstauflage-Clubnachrichten-Redakteurin/BWA-Rezensentin), keine Meinung dazu abgeben, sondern sich damit begnügen, mitzuteilen, dass auch im neuen BWA vom „überaus produktiven Fan-Autor Uwe Lammers“ wieder eine Story oder ein Teil eines Fortsetzungsromans zu finden sei.

Und ich habe begriffen: Über Uwes enormer Produktivität, seinem – warum auch immer – extrem enormen Mitteilungsdrang (man schaue nur mal auf seiner Web-Site www.oki-stanwer.de vorbei) habe auch ich leider, bei aller nötigen und gerechtfertigten Kritik lange eines übersehen:

Ohne Uwe, von dem die momentan 30 Clubmitglieder genau wissen, dass er die ihm eingeschickten Beiträge auch in seinem 28sten Jahr als Chefredakteur des BWA zu einer neuen Ausgabe zusammenstellt und an die nicht minder fleißige Kassenwärtin Claudia Höfs zum Fotokopieren weiterleitet, gäb`s wohl schon lange keinen SFCBW mehr. Und BWA auch nicht.

Deshalb
… beginnt unsere kleine Reihe mit SFCBWler-Interviews folgerichtig mit … „Cool Lammers“, dem Original.

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