... Sebastia Boada über Bilder, »Norma« und sein Lieblingsgenre
: Es ist ziemlich schwer, dir das mit Genauigkeit zu antworten. In meinem Notizbuch habe ich notiert, dass Hr. Josep Toutein (der Direktor der Selecciones Ilustradas) am 27.3.1971 meine ersten acht Titelseiten in Farbe bekam. Damals habe ich 13.100 Peseten für die Illustrationen bekommen. Ich kann dir leider nicht mehr sagen um welche Themen es sich handelte. Ich schicke dir 5 nummerierte Horrortitelblätter als Dateien. Es ist wahrscheinlich, dass eines davon das erste sein könnte, obwohl ich früher für romantische englische und schottische Romane gearbeitet habe (Verlag Bardon Art). Ich habe in ein anderem Heft folgendes gefunden: Am 29.3.1974 habe ich 4 Titelseiten übergeben, davon ein Horrortitelblatt mit der Nummer 10. Meine Zusammenarbeit mit Bardon Art war von 1961 bis 1972. Ich habe noch gelegentlich sporadische Arbeiten für sie gemacht, ich glaube noch bis 1975.
: Ich kannte Rafael Martinez, gemeinsam mit seiner Ex-Ehefrau Norma Gründer und Eigentümer von Norma Editorial (früher hieß die Agentur nur Norma) schon länger, so circa 5-6 Jahre. Die Agentur war auch im Ausland aktiv, durch Zeichner für Selecciones Ilustradas. Als er sich als Stellvertreter von »Ilustradores« (Illustratoren/Titelbildzeichner) und »Historietistas« (Comiczeichner) etablierte, rief er mich an und bot mir eine Stelle in seinem Unternehmen zu besseren Konditionen an. So fing ich also am 16.6.1978 bei NORMA EDITORIAL an und bin seit 32 Jahren dort beschäftigt. Ein Rekord!
: Ich wusste nicht, welcher Verlag meine Zeichnungen veröffentlichte, da die meisten keine Kennzeichnungen hatten. Es waren ja keine Aufträge, und wurden in verschiedene Länder verkauft. Es hat mich auch nicht sonderlich interessiert.
: Ja aber auch nicht immer. Jene, die mir geliefert wurden, bewahre ich in unseren Archiven als Raritäten auf.
: Ich meine, es hat sich nichts sonderlich geändert. Generell sind es miserable Summen.
: In meinen Archiven vermischen sich die Orginale der Ttitelseiten der Goticas (Frauen in misslichen Situationen), mit denen der Horror-(Grusel-)-Hefte, und ein paar aus der Science Fiction. Insgesammt sind es 289 Titel.
: Wenn du damit die Titelseiten meinst, dann kann ich dir nicht genau sagen, weil die Orginale, die ich für die USA gemacht habe, fehlen. Die haben zwar gut bezahlt, behielten die Bilder allerdings. Wahrscheinlich fehlen mir auch einige, die ich verloren habe. Ich schätze, ich habe um die 2500 Illustrationen gemalt. Außerdem habe ich über 500 verschiedener Ölgemälde gemalt, viele als Dekor für Teller, Tassen etc., dazu kommen noch tausende Bleistiftzeichnungen.
: Vielleicht liegt es daran, dass ich das Genre Western lieber mag. Von den 2500 Titelseiten, die ich gemalt habe, waren wohl die Hälfte für Western, erotische Western und Buffallo Bill.
: Ja ich habe sie alle kennengelernt, bis auf Vilanova, glaube ich. Leider habe ich keinen Kontakt zu ihnen, unsere Beziehung beruhte allein auf professioneller Basis, oder bei zuffälligen Treffen bei der Abgabe von Arbeiten.
: »Fatal Beauty« erschien im Jahre 2000, die Titelseite und die Umschlagseite habe ich 1974 gemalt. Es ist ein gutes Beispiel für die Verbreitung durch die Agentur. Tatsächlich habe ich gesehen, dass sie bei Amazon und auf andere Stellen verkauft werden.
: Du fragst mich nach der Entstehung des Werwolfs auf dem Titelblatt vom Dämonenkiller 43 und ob der von meinem, der auf dem Cover von »Fatal Beauty« zu sehen ist, abgekupfert ist? Es ist tatsächlich kein Maler, den ich kenne, und der mit Sicherheit meins kopiert hat. Ich muss gestehen, dass ich selbst von einem Cartoon des legendären Victor de la Fuente inspiriert wurde, der dieses Jahr in Frankreich mit 83 Jahren gestorben ist. Diese Praktiken, sich inspirieren zu lassen von anderen, ist in der Welt der Bilder nicht zu empfehlen. Es wird aber trotzdem praktiziert, vor allem von zweitklassigen Zeichnern, damit man in seiner Arbeit vorankommt.
Ich habe ein altes Heft gefunden, wo ich mir Daten und Preise aufschrieb. Dieses Titelbild machte ich am 23. April. 1974, also vor 36 Jahren, dafür bezahlte man mir 4.000 Pesetas. Heute wären es 24 Euro. Es war keine Auftragsarbeit, nur ein Titelblatt in einer Sammlung von Bildern. Je nach Bedarf kauften Verlage bei der Agentur davon. Es ist möglich, dass es seit Jahren über viele Länder verkauft wurde, trotzdem - auch wenn man am Weiterverkauf beteiligt wird, kann man nicht reich davon werden.
Wenn man eine Familie zu ernähren hat, und am Ende des Monats noch ein angemessenes Budget zur Verfügung haben muss um alle Kosten zu bezahlen, denkt man als Letztes an die Möglichkeit, dass nach 36 Jahren jemand danach fragen könnte.
Es gibt Genies, die einfach spontan Kunst erschaffen, ohne sich durch andere inspirieren zu lassen. Deswegen beneiden, bewundern und verehren wir sie. Andere Künstler mit Talent, die wirtschaftlich abgesichert sind, nutzen Modelle und Ausstattung und malen sensationelle Bilder. Ich bin Illustrator, weil es mir gefällt. Als ich mein Kunststudium in den fünfziger Jahre abgeschlossen hatte, hatte ich keine andere Wahl, und malte für »historieta« (Comics) und die Titelseiten von billigen Romanen. Ich bereue nichts, da ich glücklich war, dies tun zu können.
: Keine Ursache.
Aus dem Spanischen von: Jesus Madrid Montserrat