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Wilde Zeiten: Bruno VeSota - Ein Charakterkopf ohne Weltruhm

Wilde Zeiten - US-B-Movies der 50igerBRUNO VeSOTA
(1922-1976)
Ein Charakterkopf ohne Weltruhm

Bösewichte in den B-Filmen der 50'er hatten ein kleines Problem. Irgendwie sahen sie fast alle gleich aus. Sie trugen in der Regel einen eher unpassenden Schnauzbart und waren meist Übergewichtig. Der Schauspieler Bruno VeSota erfüllte diese Kriterien sehr gut und so ist es nicht verwunderlich, dass er in den meisten Filmen auf der negativen Seite zu sehen war und selten das Ende erlebte.

Bruno VeSotaDas Genre spielte dabei keine Rolle. Er war in allen Filmen zu sehen. Und, das geht dann leider unter, er war ein exzellenter Schauspieler der seine böse Rolle perfektionierte. VeSota hatte die Schauspielerei von der Pike auf gelernt, Schauspielschulen besucht und klassisches wie modernes Theater gespielt. Er wusste, wie man jemanden oder etwas effektiv in Szene setzte, immerhin inszenierte er in den 40'er Jahren mehr als 2000 Shows für das Fernsehen und trat selbst in über 200 davon auf. Dennoch inszenierte er während seiner Hollywoodkarriere lediglich drei Filme.

Der am 25. März 1922 in Chicago/Illinois als Bruno William VeSota geborene Schauspieler trat nie in einem echten A-Film auf. Bekannt ist er für die vielen Rollen in den Exploitation-Flicks von Roger Corman, sowie als Barkeeper in der TV-Serie BONANZA. Schon im Alter von 7 Jahren stand er erstmals in der heimischen Kirche auf der Bühne (bezeichnenderweise spielte er auch da schon einen Bösewicht) und hatte nichts weiter als die Schauspielerei im Sinn. Bald spielte er auf den Theaterbühnen Chicagos und bereits im Alter von 20 Jahren inszenierte er eine Aufführung von RICHARD III. Danach verlegte er sich meist auf das Regiefach und brachte dabei schwere wie leichte Kost auf die Bühne (nicht ohne auch selbst eine Rolle zu übernehmen).
 

1945 begann er seine Arbeit beim Fernsehen, wo er sich zu einem Allroundtalent entwickelte. Er war der aktivste Mann zunächst bei WBKB-TV und später bei WGN-TV. Er machte wahrlich alles, von der Kochshow bis zur Krimiserie. Dabei trat er als Produzent, Regisseur, Präsentator und Darsteller in Erscheinung. 1949 ging er dann für ein paar Jahre wieder zum Theater, bevor er 1952 nach Hollywood wechselte.

 

Ein Mann der Superlative, auch im Privatleben. 1953 heiratete er Genevieve O'Connor, seine ehemalige Sekretärin bei WGN-TV, die ihm noch im gleichen Jahr einen Sohn gebar. 1956 folgten gleich Drillinge (drei Mädchen) und – weils ja immer noch nicht reichte – 1957 noch einmal Zwillinge (Junge und Mädchen). Danach war dann Schluss. Auch ein gut beschäftigter Schauspieler besitzt keine endlosen finanziellen Mittel.

 
 

DVD zu Daughter of HorrorSein Hollywood-Debut gehört zu jener Art von Filmen, die man heute unter dem Begriff „Arthaus-Film“ herausgeben würde. Zunächst als zehnminütiger Kurzfilm geplant, dann erweitert auf 60 Minuten, erzählt dieser „Stummfilm“ die Geschichte einer jungen Frau (Adrienne Barrett), die auf der Suche nach Vergnügen an einen schwergewichtigen reichen Mann (Bruno VeSota) gerät und mit ihm auf sein Appartement geht. Als er versucht sie zu vergewaltigen stößt sie ihm ein Messer in den Bauch und wirft ihn aus dem Fenster. Er kann ihr noch die Kette vom Hals reißen. Als sie auf die Strasse kommt, hat der Tote noch die Kette in der Hand, worauf sie ihm diese kurzerhand abschneidet und damit flieht. Sie wird in einem Nachtclub gestellt. Der Film ist kurios und für seine Zeit sehr experimentell (nicht umsonst ist der Film nun als DVD in restaurierter Version bei der renommierten US-Firma „Kino-Video“ erschienen). Nach eigenem Bekunden inszenierte VeSota mehr als die Hälfte des Films und schrieb beinahe das ganze Drehbuch, da der eigentliche Regisseur John Parker zwar genügend Ideen hatte aber nicht in der Lage war sie umzusetzen. Der Film wurde erst 1955 unter dem Titel DEMENTIA veröffentlicht, kam aber nicht gut an. So wurde er umgeschnitten und 1957 noch einmal unter DAUGHTER OF HORROR herausgebracht, was ihm aber auch keinen größeren Erfolg brachte.

 

Danach spielte er in diversen Filmen kleinere Rollen, zum Teil wurde noch nicht einmal sein Name genannt. So entschloss er sich 1955 einen Film selbst zu inszenieren. Die Handlung drehte sich um einen Cop, der den Mörder eines Hollywood-Starlets verfolgt. An sich war FEMALE JUNGLE kein besonderer Film, zudem gab es bei einem Budget von gerade mal 50000 Dollar keine Chancen für besondere Ausstattungen. Immerhin hatte er aber mit Lawrence Tierney und John Carradine ein paar Namen vorzuweisen. Bedeutung bekam der Film hinterher dadurch, dass in der Darstellerriege der Name Jayne Mansfield auftauchte. Der spätere Busenstar absolvierte hier das Filmdebut.

 
 

Plakat zu FEMALE JUNGLEDer Film sollte auch nicht den erhofften Erfolg bringen. Also machte er einen Deal mit dem aufstrebenden Produzenten und Regisseur Roger Corman, in dessen Filmen er in den folgenden Jahren auftrat. Er spielte in diversen Teenagerkomödien mit, denen immerhin deshalb eine Bedeutung zukommt, weil sie als erste die neueren Strömungen der Jugend aufnahmen, wie etwa die Rock'n'Roll Musik. Corman, damals wie heute ein cleverer Geschäftsmann, nutzte ganz bewusst diese Marktlücke aus, an die sich die grossen Studios nicht heranwagten. Aber es war ja schon immer eine Domäne des B-Films, sich aktueller Strömungen schneller anzunehmen. Titel wie CARNIVAL ROCK, ROCK ALL NIGHT oder TEENAGE DOLL (alle 1957) waren Programm.

 

Dazwischen lagen mit GUNSLINGER (Sonntag sollst du sterben, 1956) ein Western, mit THE UNDEAD (1957) ein Horrorfilm oder mit WAR OF THE SATELLITES (Planet der toten Seelen, 1958) ein SF-Film. In allen Filmen war er nie auf der guten Seite. Entweder spielte er einen Bösewicht (einen Dealer in TEENAGE DOLL oder einen russischen Geheimagenten in WAR OF THE SATELLITES) oder er hatte eine neutrale Rolle (z.B. ein Lokalbesitzer sowohl in GUNSLINGER wie THE UNDEAD).

 
 

VeSota in DADDY-OEr selbst favorisierte seine Rolle in dem Thriller DADDY-O (1958). Mit Hingabe spielte er den kultivierten, beinahe aristrokratischen Gangster mit näselnder Stimme. Wie er später in Interviews immer wieder angab, hätte er jene Rolle auch ohne Scheck gespielt, denn sie machte ihm am meisten Spaß und er hatte die volle Gewalt über den Charakter.

 

1958 inszenierte er seinen zweiten Film. Corman, der immer neues Material suchte, gab sein Einverständnis, als VeSota ihm das Skript seines alten Freundes Gordon Urquhart zeigte mit dem Titel THE KEEPERS. Binnen sechs Tagen mit einem lächerlichen Budget von 26000 Dollar war der Film im Kasten, wurde dann aber als THE BRAIN EATERS (1958) vermarktet, weil sich der Film unter diesem Titel besser verkaufen ließ. Es gab indes eine Rechtsstreitigkeit. Der Film gleicht in vielerlei Hinsicht dem Roman THE PUPPET MASTERS von Robert Heinlein. Heinlein warf Corman ein Plagiat vor. Eine Einigung fand jedoch außergerichtlich statt. VeSota konnte glaubhaft erklären, dass er den Roman nie gelesen hatte. Gordon Urquhart, der eigentlich auch die Hauptrolle spielen sollte, war noch vor Beginn der Dreharbeiten verstorben, konnte sich also nicht mehr äußern. Unter den Nebendarstellern befindet sich übrigens ein junger Mann mit dem Namen Leonard Nimoy (später Mr. Spock in der Serie STAR TREK).

 
 

Plakat und Szenenfoto zu THE GIANT LEECHESPlakat zu THE BRAINEATERS1959 endete die Zusammenarbeit mit Corman. Die letzten drei Filme waren A BUCKET OF BLOOD (Das Vermächtnis des Professor Bondi), THE WASP WOMAN (Die Wespenfrau) und der Trash Klassiker ATTACK OF THE GIANT LEECHES. Mit Beginn der 60'er Jahre verschwand Bruno VeSota wie so viele andere im Fernsehen. Er trat in diversen Serien als Gaststar auf und bekam eine Semi-Regular-Rolle in der Western-Serie BONANZA (1964-1968).

 
 

Aber er spielte auch weiterhin in billigen kleinen Filmen mit. Diese trugen so großartige Titel wie ATTACK OF THE MAYAN MUMMY (1964), CREATURE OF THE WALKING DEAD (1965) oder THE WILD WORLD OF BATWOMAN (1966). Eine bemerkenswerte Rolle hatte er noch einmal 1967 als Dealer in einem Film der aufkommenden Biker-Welle, HELLS ANGELS ON WHEELS.

 

1963 inszenierte er seinen dritten Film mit dem Titel INVASION OF THE STAR CREATURES. In dieser SF-Parodie geht es um zwei Soldaten, die in einem Atom-Versuchsgelände auf ein paar hübsche Alien-Damen treffen. Jene versuchen gerade eine Armee von pflanzlichen Kriegern aufzubauen, mit denen sie die Welt erobern wollen. Der Film ging hoffnungslos unter. Er hatte das winzige Budget von 25000 Dollar.

 

Seinen letzten Film drehte er 1972 im TV unter der Regie eines jungen aufstrebenden Regisseurs namens Steven Spielberg. Es war der Horrorfilm SOMETHING EVIL (Das Haus des Bösen). Bruno VeSota starb 1976 an den Folgen eines Herzinfarkts.

 

Bruno VeSota gehörte zu den Schauspielern mit einem echten Charaktergesicht. Und auch wenn niemand sich seinen Namen merkt, so erkennt man ihn doch immer wieder. Der klassische Aha-Effekt („Das Gesicht kenne ich doch!“) tritt immer dann auf, wenn er die Szene betritt.

 

Die komplette Filmografie in der IMDb

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