Bonn ist nicht Weimar ... aber STAR WARS
Bonn ist nicht Weimar ...
... aber STAR WARS
In beiden Situationen existiert eine marode, überalterte, überkommene Republik, die an den Widersprüchen ihrer eigenen Existenz zerbricht: übernehmen hier die Sith durch den „Kanzler“ Palpatine als Imperator die Macht, so ist es in der Wirklichkeit der Hitler-“Putsch“, die Vereinbarung zwischen Hindenburg, von Papen und Hitler über die Machtverteilung. In beiden Fällen ein katastrophales Interregnum mit der gnadenlosen Verfolgung von Minderheiten oder Andersdenkenden,bei SW sind es insbesondere die Aliens, die leiden müssen, „nichtmenschliche“ Völker wie Calamari, Wookies, spinnenähnliche usw.
Ein Terrorregime wird errichtet, Gegner des Systems werden mit Gewalt niedergehalten. Langsam bildet sich ein Widerstand (in beiden Fällen). Da Analogien immer hinken, gibt es natürlich auch hier Unterschiede: Bei SW gelingt es dem republikanischen Widerstand von selbst, den Diktator zu stürzen und die neue Republik zu errichten. Eine Intervention durch äußere, größere Mächte war nicht vonnöten.
Doch ist die neue Republik besser als die alte?
Sie ist zumindest kleiner, da weniger Planeten sich angeschlossen haben, aber einige haben doch die ewige Wachsamkeit als Preis der Freiheit erkannt. Besitz die neue Republik bessere politische Strukturen? War der Sitz nicht noch immer Coruscant(=Berlin), die alte Hauptstadt auch der ersten Republik. Es gibt ja auch noch Teile des Imperiums, Reste der Macht des Sith-Lords in einigen Gebieten der Galaxis, die sehr schön die Teilung“ symbolisieren in neue Republik und immer noch von der Diktatur beherrschte Gebiete, was der DDR entspricht.. Haben George Lucas und seine Epigonen sich also von der Wirklichkeit leiten lassen...
... oder handelt es sich tatsächlich nur um ein großes Märchen...?
© 2015 by H. Döring
Kommentare
Und welche "Widersprüche ihrer eigenen Existenz" siehst du da eigentlich?
Selbstverständlich greift man bei der Konstruktion fiktiver Staaten auf historische Analogie zurück. Worauf denn sonst, etwas anderes hat man ja nicht.
Der Wechsel von Regimes, speziell vom Guten zum Schlechten, zum weniger Guten oder Schlechteren hat eine sehr lange Tradition. Man könnte z.B. auch die Römische Republik und das Erste Triumvirat zum Vergleich heranziehen.
Was den Vergleich im obenstehenden Artikel unerträglich hinken lässt, ist die stillschweigende Gleichsetzung des kruden Hitler (der seine Pläne auch gleich noch in "Mein Kampf" verriet) mit dem planenden, in aller Ruhe abwartenden hochintelligenten magisch begabten Kämpfer Palpatine.
Ja, es ist ein Märchen, schließlich ist jede Menge Magie im Spiel. Ja, für die Politik verwendet man einige Versatzstücke aus der realen Geschichte.
Eins noch: Ob diskutiert wird, entscheiden wir Diskutierenden. Wer keine Diskussion will, möge nicht veröffentlichen.
Was die Diskussion angeht, wollte ich doch den Schwerpunkt eher auf den Vergleich der beiden Systeme legen, das echte und fiktive...nicht auf die Schwächen der WR oder die "Neuheit" der Republik 1918, denn ich betrachtete sie ja eher 1928-1932 (siehe der Post von Hermes). Die realen Historien betreffend, kann man sich in einem SF-Film ja auch mal ein neues Regierungssystem ausdenken...und muss nicht immer die alten Schablonen der realen Geschichte heranziehen...
Das tatsächlich "Neue" bei SW sind die Jedi-Ritter. Als eine Art Eingreiftruppe zwar dem Kanzler unterstellt, haben sie dennoch eine gewaltige eigene Machtfülle, die nicht gewählten Organen nicht zusteht. Letztlich ist die Trennung von Staat und (magisch mächtiger) Religion hier aufgehoben. Und am Misstrauen gegenüber den Jedi scheitert die Republik, denn genau dieses grundsätzliche Misstrauen kann Palpatine instrumentalisieren. Zudem ist der Sith als Abart des Jedi (seine Follower sind ja gar zum Teil ehemalige Jedi, etwa Count Dooku) selbst auch Teil des Problems. Etwas Vergleichbares findet man in der Weimarer Republik nicht.
Diese Thematik mit einer ganz, ganz schlichten Machtfantasie wie Star Wars mit ihrem unausgegorenen Pseudomystizismus a la "die Macht" und ihren eindimensionalen Schurkenfiguren zu vergleichen, halte ich für abwegig.
Dann haben sie versucht, mit Hilfe Hitlers, wieder an die Macht zurück zu kommen, was dann auch schön gescheitert ist (1923). Die Weimarer Republik hatte im Anschluss ein paar gute Jahre. Zerfressen wurde sie nicht aus sich heraus, sondern weil sie von den Rändern von links und rechts erdrosselt wurde und die Nazis schließlich in der Weltwirtschaftskrise die Gelegenheit beim Schopf ergriffen. Ich kann nicht mal eine Analogie zu Star Wars erkennen
@Ganthet: Die Weimarer Republik war instabil, weil sie die Extremisten, Linke und Rechte nicht einbinden konnte. Wenn diese erst entstehen, dann ist es auch die Schuld der Republik, die den Freiheitsbegriff zu stark betrachtet und den Demokratiebegriff als absolut. Die Zerstörung der Republik durch die Rechten (und Straßenkämpfe mit den Linken nicht zu vergessen,KPD bzw. Spartakusbund waren ja auch nicht ganz unschuldig) war die Folge der Instabilität der Republik, nicht die Ursache. ein Symptom der Krankheit, nicht diese selbst...nun habe ich mich doch wieder in historische Diskus verstrickt, wollte ich gar nicht...es war die Politik der Republik, die dafür sorgte, dass die Menschen scharenweise den Lügenbolzen von rechts (und links) glaubten, weil sie in der Mitte, bei den "Schwafelköpfen" keine Garantie mehr sahen, kein Vertrauen mehr besaßen auf den Demos...deshalb schrien sie ja nach dem "starken Mann"...weil die Brüningpolitik die Arbeitslosigkeit anschwellen ließ (plus zuerst Inflation und später Weltwirtschaftskrise), damit der Herr B. keine Reparationen mehr zahlen mußte. Darauf hatte er es ja angelegt...auf Kosten der Bevölkerung und ihres mühsam errungenen Wohlstandes von 1918-1928.
@ Laurin
Spätestens am Vergleich EU und SW-Republik zeigt sich, dass der Vergleich hinkt. In SW gibt es eine klare Zeichnung in gut und böse; und in guter, alter Westernmanier müssen die Bösen besiegt werden. Diplomatie und Aushandungsprozesse stören hier nur. Wäre ja auch langweilig, wenn Palpatine zu Vader sagen würde: Setz dich mal mit den Rebellen zusammen und finde eine Lösung. Das Finale von Episode 4 wäre dann die Demillitarisierung des Todessterns. Die Realität ist eben doch vielschichtiger und von George Lucas würde ich jetzt auch keinen Politthriller erwarten wollen
@ Aarn Munro
H. Döring bezeichnet in seinem Text die WR als überkommen und marode. Die WR hatte aber überhaupt keine Chance sich richtig zu entfalten. Die radikalen Kräfte von links und rechts waren bei Kriegsende 1918 bereits organisiert. Von rechts: Armee, Behörden, Freikorps (aus denen die SA der Nazis hervorgangen ist) und Wehrsportverbände. Von links: Spartakusbund, KPD und Teile der SPD.
Irgendjemand hat mal gesagt, dass die WR die Republik war, die eigentlich keiner wollte. Eine Demokratie ohne genügend Demokraten. Die Deutschen waren in der Mehrheit noch durch die Kaiserzeit geprägt: Millitaristisch und obrigkeitshörig.
Selbst in den sogenannten guten Jahren der WR haben die Deutschen nichts besseres zu tun, als sich Hindenburg zum Präsidenten zu wählen. Denjenigen, der zusammen mit Ludendorff in den Jahren 1916 - 18 Deutschland quasi als Millitärdiktatur geführt hat.
Die Demokratie war als Angebot vorhanden: Freie Presse, Wahlen, Parteien usw., die Menschen wollten nur nicht zugreifen.
Sicherlich sind vor allem zu Beginn der 30er Jahre Fehler von den demokratischen Parteien gemacht worden. Die Deutschen waren im Endeffekt aber nicht bereit, die Probleme durch Aushandlungsprozesse selbst zu lösen, sondern haben sich nach einer starken Obrigkeit gesehnt, die die Probleme für sie übernimmt und löst.
Klar, wenn man eine Filmreihe wie SW mit einem realen politischen System vergleichen will, egal ob mit der WR oder der EU, dann hinkt es immer irgendwo. Und es wäre auch schlimm, wenn uns Lucas mit jeder Menge Bürokraten und Lobbyisten gelangweilt hätte.
Aber der Grundtenor stimmt, denn Palpatine war im Prinzip alles, nur kein Demokrat. Dafür weiß er aber das demokratische System in seinem Sinne zu nutzen. Wenn ich jetzt glauben würde, die EU wäre ein Hort angefüllt nur mit lupenreinen Demokraten, dann müsste ich allerdings schleunigst zum Psychologen.
In Filmen wie SW kann man wenn überhaupt, Gleichnisse zur Realität nur anreißen wenn man dem Sandmännchen bei den Zuschauern nicht Konkurrenz machen will.
Ehrlich gesagt macht mir Putin keine Sorgen. Wir haben da im EU-Garten genug eigene seltsame Pflanzen, die mir mit ihren Realitätsverdrehungen mehr sorgen machen.