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The (un)known Stuntman - Männer Frauen, harte Jobs: Die Geschichte des Stunts (1)

The (un)known StuntmanMänner, Frauen, harte Jobs
Die Geschichte des Stunts (1)

›Ein unbekannter Stuntman erntet nie Applaus‹ sang Lee Majors 1981 in der Fernsehserie »Ein Colt für alle Fälle« (Originaltitel: The Fall Guy) und damit wären wir beim Thema.

Mit dieser Reihe möchte ich den Beruf des Stuntmans, seine Entstehungsgeschichte, das Berufsbild und die Leistungen der Männer und Frauen etwas näherbringen.

 

1Auch über die zahlreichen Unfälle während der Dreharbeiten, die nicht nur für Stuntmen, sondern auch für Kameramänner und Schauspieler oft tödlich endeten, wird erzählt.

Die Geschichte der Stunts
Das Wort Stunt bedeutet soviel wie Kunststück. Im Französischen gibt es noch das Wort Cascadeur (Kaskade, ein Sturz). Der Beruf des Stuntman kommt vom Zirkus. Somit waren Artisten und Akrobaten die ersten, die Kopf und Kragen riskierten.

1908 gab es in dem Film »Der Graf von Monte Christo« den ersten Stunt der Kinogeschichte. Ein Hypnotiseur stürzte sich für die Gage von 5 Dollar gefesselt ins Meer und wurde nicht mehr gesehen. In den Stummfilmen der 1920 Jahren gab es echte Cowboys oder Rodeoreiter, die für die Western vom Pferd fielen, auf Kutschen wechselten oder sich prügelten. Genommen wurde damals jeder, der den Stunt wagte, ohne Sicherheitskleidung oder Versicherung.

Den Stunt zu überleben war jedem Draufgänger selbst überlassen.

Buster KeatonBuster Keaton und Harold Lloyd waren zwei Stars der 20ger Jahre, die ihre Stunts selbst machten. Buster Keaton lernte seine Kunststücke von seinen Eltern, die Zirkusakrobaten waren. In seinem Filmen vermied er es, Häuser auf normale Weise zu betreten oder zu verlassen. Auch er wurde von Unfällen nicht verschont.

In dem Streifen »The Electric House« (1921) verfing sich sein Schuh in einer Rolltreppe, er stürzte einige Meter tief und musste 7 Wochen lang einen Gips tragen.

Bei Sherlock Junior (1924) sprang Buster von einer Lokomotive auf das Zugseil eines Wasserturms, der Wasserstrahl des Füllstutzens traf ihn so hart, dass er mit dem Nacken auf die Schienen aufschlug. Er entging nur knapp einem Genickbruch.

Harold LloydHarold Lloyds Kampf mit dem Uhrzeiger in dem Film »Sicherheit zuletzt« war nicht weniger gefährlich. Der Film hätte keinen besseren Titel haben können. Harold Lloyd, der hilflose Mann mit der Nickelbrille, musste in diesem Film auf einen Wolkenkratzer klettern und sich an dem Zeiger der Turmuhr festhalten.

Es gab zwei Sicherheitsvorkehrungen: Lloyd trug ein Korsett, das mit Drahtseilen an der Turmuhr befestigt war. Außerdem gab es unter ihm eine Plattform, die mit Matratzen belegt war. Nach den Dreharbeiten ließ Harold Lloyd eine Puppe auf die Matratzen fallen. Es gab einen Trampolineffekt und die Schaufensterpuppe fiel in die Tiefe. Später ließ sich Harold Lloyd von anderen Stuntmen doubeln.

Ormer LocklearOrmer Locklear war der erste Wingwalker (Flügelläufer), der in den 20er Jahren auf Flugzeugen herumturnte, vom Auto ins Flugzeug umstieg oder von Flugzeug zu Flugzeug.

Damals gab es keine Fallschirme oder Sicherungen, gedreht wurde aus dem Cockpit des Flugzeugs. Er starb, als er nachts über Los Angeles einen Stunt fliegen wollte.

Dick GraceDick Grace war einer der ersten Stuntpiloten. Seine Spezialität war es, mit Doppeldeckern in Häuser zu fliegen oder Flugunfälle nachzustellen. Grace hatte 68 Zusammenstöße mit dem Flugzeug überlebt. Er starb im Alter von 68 Jahren eines natürlichen Todes.

Ab 1930 waren Western und die Tarzanfilme im Kino zu sehen. Yakima Canutt, 1895 geboren, war ein Rodeo Cowboy und Stummfilmstar. Als der Tonfilm kam musste er aufgrund einer Stimmbandverletzung mit der Schauspielerei aufhören. Der Stuntman Canutt war geboren.

6Zusammen mit Marion Michael Morrison, besser bekannt als John Wayne, erfand er den gezielten Daneben-Schlag.

Yakima arbeitete 50 Jahre als Stuntmen und Coordinator. Er erfand viele Systeme, die die Arbeit der Stuntleute sicherer machten. In den Filmen »Spartacus«, »Rio Lobo«, »El Cid«, »Vom Winde verweht«, »Nevada Pass«, »Agenten sterben einsam« und dem wohl berühmtesten »Ben Hur« war er für die Actionszenen verantwortlich.

Sein Sohn Joe Canutt doubelte Charlton Heston während des legendären Wagenrennens.

Yakimas berühmtester Stunt: Er ließ sich zwischen die Deichsel einer Kutsche fallen, von dem Wagen mitschleifen und kletterte von hinten wieder auf die Kutsche. 1981 wurde dieses Kunststück mit einem LKW in »Jäger des verlorenen Schatzes« modernisiert.

John Wayne begann seine Karriere ebenfalls als Stuntman, bevor er in über 200 Western zum Star wurde. Da mussten andere für ihn Kopf und Kragen riskieren.

Bei den Tarzan-Filmen gab es zum ersten Mal eine andere Gefahr für die Hauptdarsteller: Tiere. Der bekannteste Tarzan-Darsteller war der siebenfache Olympiasieger im Schwimmen Johnny Weissmüller. Wie alle Schauspieler, die den Affenmenschen spielten, musste er einen Teil seiner Stunts ums Schwimmen und in Szenen mit Tieren selbst ausführen. So ritt er in dem Film »Tarzan and his Mate« (1934) auf einem Nashorn und kämpfte mit einem über vier Meter langen Krokodil, dessen Maul vermutlich zugebunden war.

Einen tödlichen Unfall gab es bei »Tarzan in Gefahr« (1948). Angel Garcia sprang für Weissmüller von den Klippen von Acapulco, beim Eintauchen wurde er von einer Welle erfasst und gegen einen Felsen geschmettert.

6Harry A. Froebess, aus Dresden stammend, war ebenfalls Olympiasieger im Turmspringen 1924. Seine Spezialität waren Stürze ins Wasser, die heute undenkbar wären. 1919 stürzte er sich von der 68 Meter hohen Tower Bridge. Seine Geschwindigkeit beim Eintauchen betrug 168 km/h. Für die Harry Hill-Filme der 20er Jahre, die den heutigen James Bond Filmen sehr ähnlich sind, fiel er mit einem Pferd von einer 60 Meter hohen einstürzenden Brücke. In tagelanger Arbeit hatte den Sturz so gut vorbereitet, dass sich nicht mal das Pferd verletzte.

In der Fernsehserie »Western von Gestern« (die Serials und B-Western zeigte), die freitagabends gezeigt wurde, war er als der legendäre Zorro und rannte über die Dächer von fahrenden Zügen. Am 22 Juni 1936 machte er den gefährlichsten Stunt. Vom Luftschiff Hindenburg sprang er aus 110 Metern Höhe in den Bodensee. 1968, an seinem 70 Geburtstag, zeigte er noch, wozu er fähig war. Aus 40 Metern Höhe stürzte er sich von den Kufen eines Hubschraubers sich in den Zürichsee.

Das waren einige Stunthelden der Frühzeit des Kinos, jetzt möchte ich euch einige Aufgabengebiete, die Stuntleute zu bewältigen haben, vorstellen. Es geht brandgefährlich weiter.

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... wird fortgesetzt ...
 

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