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Rock´n Pop revisited - Folge 7: Wolf Maahn - Break out of Babylon (2020)

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Folge 7:  Wolf Maahn - Break out of Babylon (2020)

An dieser Stelle möchte ich in unregelmäßigen Abständen neue oder kürzlich erschienene Alben besprechen, wobei hier Bands im Fokus stehen, die seit mindestens 25 Jahren im Geschäft sind (oder es zur Zeit der Veröffentlichung waren).

Dabei sollen vor allem jene Künstler Beachtung finden, die nach längerer oder sehr langer Zeit wieder ein neues Album veröffentlicht haben.

Break out of Babylon7:  Wolf Maahn - Break out of Babylon (2020)
Wolf Maahn veröffentlichte sein erstes Soloalbum “Deserteure” im Jahr 1982 mit den Musikern seiner bereits aufgelösten “Food - Band”, mit der er zuvor zwei Alben mit englischsprachigen Titeln produziert hatte. Das zweite Album “Bisse und Küsse” präsentierte sich im Gegensatz zum stilistisch noch etwas unentschlossenen Debüt etwas eingängiger und enthielt schon bekanntere Songs wie “Die Sucht der Träumer” oder “Deine Küsse”. Im darauffolgenden Jahr erschien mit “Irgendwo in Deutschland” sein wohl bekanntestes Album, das mit “Fieber”, “Rosen im Asphalt” und dem Titelsong gleich drei Klassiker enthielt. Auch das nächste Album “Kleine Helden” war noch sehr erfolgreich und hatte neben dem bekannten “Karussell” noch einige Perlen zu bieten, die man ebenfalls zu den Klassikern zählen darf, wie etwa das großartige “Ich wart auf dich”, die Außenseiter - Hymne “Der Stadtpirat” oder das epische “Wunder dieser Zeit”. Nach dem englischsprachigen Album “Third language” erschien 1989 mit “Was?” wieder ein Werk mit deutschen Texten und dem vor allem in der unplugged Version bekannten Song “Stunde um Stunde”. Es folgte das wieder etwas solidere und rockigere Album “Maahnsinn”, welches mit Songs wie “Wenn der Regen kommt” wieder an frühere Alben erinnerte und das etwas ruhigere aber ebenfalls ambitionierte “Der Himmel ist hier” (92). Das Unplugged Album “Direkt ins Blut” inspirierte Maahn dann zu einem Werk, das ebenfalls akustisch aber auch wieder rockig daherkam: Das im Jahr 95 erschienene, sehr gelungene “Libero”. Nach einem Ausflug in die Welt des Soul (“Soulmaahn” 1999), erschien erst 2004 wieder ein neues Studioalbum (“Zauberstraßen“), das aber etwas uninspiriert klang und sich nicht mehr mit den teils großartigen Vorgängern messen konnte. Die ein paar Jahre später erschienenen Alben “Vereinigte Staaten” (2010) und “Sensible Daten” (2015) konnten dagegen wieder überzeugen. Heute befassen wir uns mit dem aktuellen Werk, auf dem erstmals Reggae - Einflüsse zu hören sind.

Tanzen gegen den Wahnsinn“ eröffnet das Album mit einem typischen Maahn - Song mit schön eingängigem Chorus, wobei hier neben ein paar sparsamen Gitarrenriffs schon die ersten Bläsersätze zu hören sind. Ein durchaus starker Titel, der früher vielleicht ein Hit geworden wäre.

Mit “Hamsterrad“ folgt dann die erste Reggae - Nummer mit Bläsern und einem ironisch zynischen Text, der an frühere Songs über den  Alltagstrott erinnert (Stadt der Waschmaschinen), es fehlt nur ein wenig der Biss früherer Texte und der Chorus ist etwas monoton geraten.

Wer wird Visionär” ist wieder eine Rocknummer inklusive Gitarrensolo und wieder originellem sozialkritischem Text. Ein starker Titel, auch wenn Maahn hier gesanglich etwas zurückhaltend und müde klingt,

Slo-Mo in New York“ ist dann mal eine etwas ruhigere, entspannte Reggae - Nummer mit Akustikgitarre und trockenem Schlagzeug. Ein schöner Text in dem Maahn auch mal ganz locker ein paar englische Begriffe einstreut. Mit sieben Minuten vielleicht etwas zu lang geraten, aber dennoch hörenswert.

In der Gegenwart von Schönheit”, lässt dann, wie Titel schon vermuten lässt, die obligatorische Ballade folgen, die musikalisch wieder wie frühere Nummern klingt und an das “Kleine Helden” Album erinnert.

Mit “Where the homeless go” wird es dann wieder Zeit für den nächsten Reggae - Titel, diesmal in englischer Sprache, was aber nicht so gut funktioniert wie die Kombination aus Reggae und deutschem Gesang, da hier das typische Maahn - Feeling fehlt, zumal die deutschen Texte einfach eine ganz andere Wirkung haben.

Auch “Aktivist” ist wieder sehr lang geraten (6 Min), die Maahn aber gut ausfüllt. Der Song hat seinen ganz eigenen Drive und steigert sich langsam mit einsetzendem Schlagzeug, E-Gitarre und hymnischem Background Gesang.

Im falschen Licht” beginnt wieder akustisch, der Gesang kommt aber wieder etwas monoton und müde rüber, ein netter aber etwas zu lang geratener Song, der zu lange vor sich hin plätschert, auch wenn der Chorus an das “Libero” - Album erinnert.

Star Investor” ist dann wieder eine Reggae - Nummer mit ein paar eingestreuten E - Gitarren Riffs. Der Rhythmus geht “direkt ins Blut” (Maahn - Fans wissen, worauf das anspielt) und lenkt fast vom Text ab, in dem mal wieder der Schein und die Großspurigkeit kritisiert werden.

Mit “Williams Daughter” folgt wieder ein englischer, ruhiger Titel mit groovenden Beats und jazzigen Keyboard Akkorden, der aber auch auf Deutsch funktioniert und vielleicht noch intensiver gewirkt hätte.

Love Dimension” geht musikalisch ein wenig in Richtung Hiphop, was aber nicht wirklich stört und sich wunderbar ins Gesamtbild einfügt. Zum Glück hat Wolf hier trotz des englischen Titels wieder auf einen deutschen Text gesetzt.

Der Titelsong “Break out of Babylon” ist dann wieder ein typischer, rockiger Maahn - Song mit sozialkritischem Text. Mit über 7 Minuten zwar der längste aber auch ganz klar der stärkste Song, welcher das Album klassisch abschließt.

Fazit:
Wer glaubt, Wolf Maahn und Reggae das funktioniert nicht, der irrt, es funktioniert sogar sehr gut. Nur hätte Maahn vielleicht auf die englischen Texte verzichten und es dabei belassen sollen, englische Begriffe einzustreuen, was wiederum eine ganz andere Wirkung erzielt. Auch wenn Maahn gesanglich stellenweise etwas müde klingt, kann man dennoch konstatieren, dass er hier ein insgesamt starkes und vor allem abwechslungsreiches Album mit wie immer anspruchsvollen Texten abgeliefert hat. Definitiv kein Alterswerk, das kommt dann später… 

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