Zerstörung des Eigentums - »Auf den Spuren der Anarchisten«
Zerstörung des Eigentums
»Auf den Spuren der Anarchisten«
Bei Pidax ist bereits die 1972 entstandene Fernsehserie „Das Jahrhundert der Chirurgen“ erschienen, in der in 19 Episoden Bahn brechende Erfindungen und Fortschritte in der Medizin in Spielszenen nachgestaltet wurden. Auch „Auf den Spuren der Anarchisten – Der Fall Ravachol“ ist nun bei Pidax in der Reihe „Historien-Klassiker“ auf DVD zu haben und basiert auf Motiven Jürgen Thorwalds, in diesem Fall aus seinem Buch „Das Jahrhundert der Detektive – Wege und Abenteuer der Kriminalistik“. Wie im Fall der Chirurgen geht es nun hier um die Fortschritte in einer weiteren Berufsgruppe, der Kriminalisten. Erzählt wird die von Oswald Döpke nach einem Drehbuch von Robert Wolfgang Schnell inszenierte Geschichte aus zwei parallelen Perspektiven – zum einen aus der der Kriminalbeamten, zum anderen aus der eines bekannten Anarchisten und gewalttätigen Revolutionärs.
Der Färber François Koenigstein, der sich mittlerweile nach seiner Mutter Ravachol (Herbert Fleischmann) nennt, ist arbeitslos und verzweifelt Ende des 19. Jahrhunderts in der französischen Provinz aufgrund der Ungleichheiten in der Bevölkerung. Er ist entschieden gegen die Unterdrückung der Arbeiter, möchte stattdessen die Großgrund- und Firmenbesitzer enteignen und strebt insgesamt die Gleichheit aller an. Die Schriften von Kropotkin und Marx hat Ravachol dermaßen verinnerlicht, dass er die aktuelle Situation mit allen Mitteln zu bekämpfen versucht. Dabei schreckt er auch vor Mord, Grabräuberei und Bombenattentaten nicht zurück. Beneditte (Gertrud Kückelmann) teilt Ravachols Ideen zwar nicht, ist aber in den Mann verliebt und folgt ihm schließlich bis nach Paris, wo er sich mit einer Gruppe weiterer Anarchisten zusammenschließt. Derweil ist Alphonse Bertillon (Hans Korte) damit beschäftigt, Strukturen in die Kriminalistik zu bekommen. Er setzt auf die neue Technologie der Fotografie, um diese für die Fahndung nach Verbrechern einzusetzen. Unterstützt wird er bei seinen modernen Maßnahmen durch den Generalstaatsanwalt Bulot (Bernhard Minetti).
Oswald Döpkes Inszenierung ist etwas gewöhnungsbedürftig, weil er nicht gleich auf den Punkt kommt und die wechselnde Perspektive zunächst für zusätzliche Verwirrung sorgt. Nachdem man alle Charaktere kennengelernt hat, entfaltet der kopflastige Fernsehfilm aus dem Jahr 1972 dann doch noch seine Wirkung, was in erster Linie an der erlesenen Besetzung und den gehaltvollen Dialogen aus der Feder Robert Wolfgang Schnells liegt. Ein Relikt aus einer Zeit, in der für die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender noch anspruchsvolle Stoffe ohne große Mätzchen produziert wurden, die das Publikum zum Mitdenken anregen konnten. Die DVD-Erstveröffentlichung präsentiert den Film in einem guten Bild (im Vollbildformat 1,33:1) und mit einem stets gut verständlichen deutschen Originalton (in Dolby Digital 2.0). Zusätzliche Extras sind nicht vorhanden.