Luther
BluRay: Luther
Reformen für die Kirche
In der Hauptrolle glänzte seinerzeit bereits der begnadete Komödiant und Weltenbürger Sir Peter Ustinov, der 35 Jahre später in „Luther“ abermals unter Eric Tills Regie schließlich seine letzte Rolle auf der großen Leinwand übernehmen sollte.
Tills Kinoabstecher blieben im Laufe seiner Karriere durchweg eher die Ausnahme, das Fernsehen war sein wahres Steckenpferd, wo er im Laufe seiner fast fünfzig Jahre umspannenden Laufbahn auch einige Episoden von Kultserien wie „Die Straßen von San Francisco“, „Die Fraggles“ oder „Unbekannte Dimensionen“ inszenieren sollte. „Luther“ war auch für Eric Till der letzte große Kinofilm, mit dem ihm darüber hinaus ein großer Erfolg vergönnt war. Die deutsch-britisch-amerikanische Koproduktion wurde u.a. mit einer Goldenen Leinwand und dem Bayerischen Filmpreis für die Ausstattung von Rolf Zehetbauer prämiert.
Martin Luther (Joseph Fiennes) soll eigentlich als Jurist Karriere machen, doch nachdem er bei einem Gewitter nur knapp einem tödlichen Blitzschlag entgeht, verschreibt er sein Leben der Religion und wird Augustinermönch unter seinem Lehrmeister Johann von Staupitz (Bruno Ganz).
Dieser schickt ihm zum Theologiestudium nach Wittenberg. Schnell ist Luther von den Gesetzmäßigkeiten der katholischen Kirche irritiert, die es Selbstmördern beispielsweise verbieten, in geweihter Erde begraben zu werden. Auch der weit verbreitete Ablasshandel stößt dem Mönch sauer auf.
Er erkennt, dass nicht nur in Rom den armen Menschen das Geld aus der Tasche gezogen wird, um prachtvolle Kirchen und Dome zu errichten. Auch ein Ablasshändler wie Johann Tetzel (Alfred Molina) verspricht in Deutschland der einfachen Bevölkerung, sich die Qualen von Fegefeuer und Hölle zu ersparen, indem man sich sein Seelenheil zurückkauft.
Martin Luther möchte diese Abläufe reformieren und setzt sich auch für eine Übersetzung des Neuen Testaments in die deutsche Sprache ein. Im sächsischen Kurfürsten Friedrich (Sir Peter Ustinov) findet er dabei einen Unterstützer, Papst Leo X. (Uwe Ochsenknecht) und dessen Scherge Girolamo Aleander (Jonathan Firth) hingegen wollen Luther der Ketzerei anklagen.
Historische Genauigkeit bleibt mitunter auf der Strecke, wenn sich der britische Regisseur Eric Till dem Phänomen Martin Luther widmet. Um die dramatischen Ereignisse, die nagenden Selbstzweifel und die geschichtliche wie politische und religiöse Bedeutung im Kampf des Reformators zu verdeutlichen, waren Zugeständnisse notwendig.
Herausgekommen ist ein lebhaftes Zeitgemälde mit guten Darstellerleistungen (Sir Peter Ustinov führt mit seiner süffisant-kauzigen Interpretation Friedrichs des Weisen das Starensemble an) und gelungenen Symbolismen, wobei die Inszenierung gelegentlich einige Durchhänger aufweist.
© by Frank Brenner (11/2023)