40 Jahre Tatort - TOTE TAUBE IN DER BEETHOVENSTRAßE
Auf Einladung des WDR stellte der Regisseur SAMUEL FULLER die Sehgewohnheiten des deutschen Fernsehpublikums auf den Kopf und auf die Probe, denn statt gefälliger Mördersuche erlebte der Zuschauer eine bizarre, rätselhafte, gewalttätige und actionreiche Geschichte im amerikanischen Stil.
Samuel Fullers Held ist nicht der Zollfahnder KRESSIN (Sieghardt Rupp), denn der wird bereits in der ersten Hälfte des 100minütigen Films krankenhausreif geschossen, sondern der New Yorker Privatdetektiv SANDY, der brillant vom amerikanischen Schauspieler GLENN CORBETT gespielt wird.
Dieser gerät in Bonn an einen Verbrecherring, der hohe Diplomaten und Politiker (darunter ein US-Präsidentschaftskandidat) erpresst. Als Schlüsselfigur dieser Gang entpuppt sich während Sandys Ermittlungen die Deutsche Christa (Christa Lang).
Der WDR-Tatort steckt voller actionreicher Szenen wie einer Verfolgungsjagd im Kölner Karneval, einer wilden Schießerei im Bahnhof Rolandseck oder dem finalen Zweikampf im altehrwürdigen Fechtsaal der Bonner Uni.
Während der Erstausstrahlung von Tote Taube in der Beethovenstraße- mit einer erreichten Quote von 59% - liefen beim Sender die Telefone heiß, weil sich dutzende Zuschauer beschwerten, weil sie der Handlung nicht folgen konnten. Doch auch wenn die Reaktion der meisten Kritiker eher negativ ausfiel, gilt dieser Tatort von Samuel Fuller längst als ein verkanntes Juwel deutscher Fernsehgeschichte.
Das interessante Experiment, einen Hollywood-Regisseur für einen "Tatort" zu verpflichten, blieb bis heute leider die Ausnahme, obwohl ein bisschen mehr Action und Spannung vielen langweiligen und langatmigen heutigen Folgen der Tatort-Reihe sehr gut tun würde.
© 2009 by Ingo Löchel
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