Die atemlose Hetzjagd quer durch die USA ist zu Ende. Es ist allerdings ein anderes Ende als das, das sich die Brüder Lincoln Burrows und Michael Scofield erhofft hatten. Zwar wurde die Mordanklage gegen Lincoln fallen gelassen, doch aus dem Schneider sind Brüder deshalb noch lange nicht. Zum einen existiert die geheimnisvolle Company noch immer und schmiedet auch weiterhin finstere Pläne. Zum anderen mag Lincoln nun ein freier Mann sein, Michael hingegen ist es nicht. Gemeinsam mit dem Psychopathen T-Bag, dem ehemaligen Fox River-Aufseher Bellick und dem drogensüchtigen FBI-Agenten Mahone ist er in SONA eingesperrt, einem Gefängnis in Panama, gegen das Fox River wie ein Kinderspielplatz anmutet.
Während Lincoln verzweifelt versucht, Michael aus SONA rauszuholen, müssen die Brüder schnell feststellen, dass sie noch immer im Visier der Company sind. Nun allerdings will die geheimnisvolle Organisation sie nicht länger töten. Es ist vielmehr so, dass die Company Michael und sein Talent, aus einem als ausbruchsicher geltenden Gefängnis herauszukommen, dringend benötigt. Innerhalb von SONA gibt es nämlich einen Insassen, den die Company unbedingt in die Finger bekommen will und Michael und Lincoln sollen ihnen dabei helfen.
Unversehens finden sich die Brüder in einem Netz aus Mord, Gewalt und Verrat wieder, ein Gewirr, von dem sie gehofft hatten, es hinter sich gelassen zu haben. Und schon bald wird ihnen klar, dass das Leben nicht nur innerhalb der gesetzlosen Zone von SONA ein unvorhergesehenes, unschönes und viel zu frühes Ende nehmen kann...
Ja, aber wundert euch das? Schließlich heißt die Serie »Prison Break«...
Doch mal im Ernst. Der ein oder andere mag nach dieser kurzen Inhaltszusammenfassung befürchten, es in Staffel 3 mit einer spiegelbildlichen, wenn auch leicht verkürzten Version von Staffel 1 zu tun zu bekommen. In dieser Hinsicht kann ich alle Zweifler beruhigen: Dem ist nicht der Fall. »Prison Break« beweist, dass es mehr als nur eine Art gibt, aus einem Gefängnis zu entkommen, und dass es auch ein zweiter Ausbruch mühelos mit der Spannung und der Dramatik eines ersten aufnehmen kann.
Die Karten wurden in der dritten Staffel »Prison Break« völlig neu gemischt. Das Grundkonzept eine Gruppe von Gefangenen muss aus einem Hochsicherheitsgefängnis ausbrechen wurde zwar beibehalten, doch davon abgesehen wartet die Season mit jeder Menge neuer Aspekte auf, die sie nicht nur von den beiden Vorgängerseasons unterscheidet, sondern zusätzlich noch dafür sorgt, dass »Prison Break« auch im dritten Jahr Thrillerkost allererster Güte ist.
- Neues Gefängnis: SONA und Fox River sind nicht miteinander zu vergleichen. Die Zustände in dem amerikanischen Knast waren ja schon hart; doch das Leben in SONA ist noch eine Stufe härter.
- SONA, das ist ein mehrstöckiges, hermetisch abgeriegeltes Gebäude mit einem großen Innenhof. Einziger Zugang ist ein gewaltiges, streng bewachtes Tor. Was SONA jedoch am deutlichsten von Fox River unterscheidet, ist die Art und Weise, wie die Insassen hier leben. In SONA gibt es nämlich keine Wärter. Die bewachen zwar das Äußere des Gefängnisses und verhindern so, dass sich jemand unbefugt nähert oder gar aus SONA herauskommt, doch im Inneren des Gebäudes sind die Gefangenen sich selbst überlassen. So kommt es, dass das Leben in SONA um ein vielfaches gefährlicher ist als das Leben in Fox River und um ein vielfaches tödlicher...
- Neue Ausgangslage: In Staffel 1 ging es noch darum, dass Michael seinen Bruder Lincoln befreien wollte. Dazu arbeitete er in monatelanger Vorbereitung einen durchdachten Plan aus. Nun findet sich Michael selbst im Gefängnis wieder. Er hat keinerlei Infos über SONA, und statt aus eigenem Antrieb heraus handelt er auf Befehl der Company hin, die das Leben derjenigen bedroht, die Michael liebt.
- Neuer Zeitdruck: Schon in Staffel 1 standen Michael und Lincoln unter enormen zeitlichem Druck, musste ihnen der Ausbruch doch gelingen, bevor Lincoln hingerichtet werden konnte. Dieses schon damals enge Zeitfenster wurde noch mal verkleinert. Statt einiger Wochen hat Michael nur wenige Tage Zeit, seinen Auftrag auszuführen, bevor die Company die Geduld verliert...
- Alte Recken: Ja, auch das gehört zweifelsohne zu den Stärken von Staffel 3. Es mag zwar ein wenig seltsam anmuten, wie viele ehemalige Beteiligte des Fox River-Ausbruchs sich plötzlich zeitgleich in Panama wiederfinden, doch den geneigten »Prison Break«-Fan stört dies nicht im geringsten. T-Bag (gespielt von einem exzellent agierenden Robert Knepper) ist intrigant und durchgeknallt wie eh und je, und die beiden Darsteller William Fichtner (Alexander Mahone) und Wade Williams (Bellick) laufen zu Hochform auf. Besonders Williams` Leistung in Staffel 3 ist famos. Unglaublich, was sich der Mann so alles traut und gefallen lässt...
- Neue Gesichter: Bei all dem Frohlocken über das Auftauchen alter Bekannter sollte man die Neuzugänge nicht vergessen. In der dritten Staffel werden eine ganze Reihe neuer, hochinteressanter Charaktere eingeführt, die das »Prison Break«-Universum ungemein bereichern. Allen voran ist da zweifelsohne die von Jody Lin O'Keefe verkörperte Femme Fatale Susan Anthony zu nennen, die eine erstklassige Gegenspielerin für Michael und Lincoln abgibt. Doch auch Chris Vance als der undurchschaubare James Whistler, den die Company um jeden Preis in die Finger bekommen möchte, versteht es, die Zuschauer zu begeistern.
- Einzig der von Robert Wisdom dargestellte Lechero bleibt ein wenig blass; er hat einfach nicht das Format und das Charisma, wie es etwa T-Bag oder Mafiaboss John Abruzzi (Peter Stormare) aus Staffel 1 auszeichnet.
Das klingt ja gut und schön, doch wo ist der Haken?
Na ja, einen wirklichen Haken gibt es nicht. »Prison Break« fesselt Serienjunkies und Fans intelligent gemachter Spannung auch in Staffel 3 mühelos an die Bildschirme. Ein paar kleinere Schwächen existieren aber schon, wie ich, wenn auch nicht allzu gerne, zugeben muss:
- Man merkt es der Staffel zeitweilig durchaus an, dass sie unter dem Autorenstreik zu leiden hatte und die Macher gezwungen waren, die Handlung recht rigide einzustampfen, um die dritte Runde »Prison Break« zu einem sinnvollen Abschluss zu bringen. Mitunter bleibt die Logik nämlich ein wenig auf der Strecke; allen voran der eng gestrickte Zeitrahmen sorgt dafür, dass sich die Serie handlungstechnisch mitunter ins eigene Fleisch schneidet.
- Die Darstellung der Charaktere ist nicht durchweg konsistent. Insbesondere bei Whistler, einer an sich äußerst interessanten Figur, haben sich die Autoren den ein oder anderen Schnitzer erlaubt. So kommt es vor, dass er in einer Episode auf die eine Art und Weise handelt, nur um in der nächsten Folge alles ganz anders zu machen ohne ersichtlichen Grund. Vor dem Hintergrund, dass diese unterschiedlichen Handlungsweisen innerhalb von nur wenigen Stunden auftauchen und anscheinend niemand etwas bemerkt oder das Ganze merkwürdig findet, wirkt diese Inkonsequenz schon ein wenig seltsam.
- In den ersten beiden Staffeln konnte »Prison Break« mit einer Reihe erstklassiger Gastdarsteller glänzen. Anders sieht dies in Staffel 3 aus; außergewöhnliche Gäste sind Mangelware. Einzig der kurze Auftritt von Dominic Keating ist eine Erwähnung wert, und das eigentlich auch nur, weil er in »Star Trek Enterprise« mitgespielt hat und somit Serienfans ein Begriff sein sollte.
- Die wohl größte Schwäche der Staffel ist die Beschränkung auf gerade einmal 13 Episoden. Viel zu schnell erreicht man so das Ende dieser Season, deren Cliffhanger nicht minder fies ist wie derjenige, mit dem die erste Staffel beendet wurde.
Kommentare
Eine durchaus berechtigte Ansicht, auch wenn ich sie nicht Teile. Ich will mal so darauf antworten (und damit deine Meinung in keinster Weise herabwürdigen!!!):
1. Nach CSI kamen CSI Miami und CSI:NY. Gleiches Konzept, nur die Stadt und der Grundton der Reihen sind ein wenig anders. Auch hier kann man der Meinung sein, das Thema reiche nur für eine oder zwei Serien, aber keinesfalls für drei. Oder, wie du es ausgedrückt hast: Ein neuer Ort und ein neuer Grundtenor. Na und?
Kann man so sehen; ich persönlich liebe alle drei Serien trotz des gleichen Konzepts, und die neuste am allermeisten.
2. Ich bin gerade dabei, mir die sechste Staffel 24 reinzuziehen. Was für meinen Bruder eine Freude war, ist für mich eine Qual (weshalb ich nun schon mehrere Wochen keine Folge mehr gesehen habe...). Ich langweile mich zu Tode, während er sich bestens amüsiert hat.
Man kann es halt drehen und wenden wie man will, aber Geschmäcker sind nun mal verschieden, und im Laufe der Zeit kann die Begeisterung für eine Serie eben abkühlen (wie bei mir mit 24; die ersten Staffeln habe ich geliebt).
Ist doch toll, wenn Euch die Serie begeistert!
Die Zielrichtung meines kurzen Kommentars war einfach: Es gibt in den letzten Jahren so eine Tendenz. Ein Autor/ein Regisseur/ein Musiker schreibt ein gutes Buch/dreht einen spannenden Film/ nimmt einen tollen Song auf. Und dann, statt etwas Neues zu machen, gibt es eine Fortsetzung/einen zweiten Teil/einen ähnlichen Song. D.h. man bleibt beim Erfolgreichen und variiert dies nur ein wenig. Und das ganze setzt sich dann solange fort, wie damit Geld zu verdienen ist. Den Fan stört das nicht, im Gegenteil, der freut sich, aber der normale Leser/Zuschauer/Musikfreund hat früher oder später genug davon.