40 Jahre Tatort-Haferkamps Fälle: Zwei Leben
ZWEI LEBEN
Vivian weiß, dass Scheller eine Leidenschaft hat, die ihn nicht loslässt: er ist Spieler. Systematisch lässt sie alle Orte durchforschen, an denen um hohe Summen gepokert wird. Vivian entdeckt Scheller.
Sie weiß, dass sie ihn nur dann bekommen kann, wenn sie ihn zur Flucht zwingt. Aber Scheller wird sein bürgerliches Leben nicht aufgeben, es sei denn aus Todesangst. Vivian sorgt dafür, dass ein Anwalt der Mafia Scheller entdeckt und dies seinen Bossen meldet. Für Scheller beginnt ein Kampf auf Leben und Tod. Er muss den Mann, der ihn identifiziert hat, umbringen.
Kommissar Haferkamp steht vor einer schwierigen Situation: er hat einen Fall zu lösen, der weit über die alltägliche Arbeit der Essener Polizei hinausgeht. Erst als die Situation sich zuspitzt, als ein weiterer Mord geschieht und Scheller bereit scheint, mit Vivian ins Ausland zu fliehen, kann Haferkamp zugreifen.
Nach zwei eher mittelmässigen bis schlechten Haferkamp-Tatorten, hat man mit "Zwei Leben" wieder einen sehr interessanten und schönen Fall hinbekommen. Wieder ist Karl-Heinz Willschrei der Autor, der schon die ersten Haferkamp-Fälle erdachte. Man setzte also auf einen alten Erfolgsgaranten. Als Regisseur setzte man Wolfgang Staudte (Der Seewolf) ein, was ebenfalls dazu beitrug, diesen Fall zu einem wahren Klassiker des 70er-Jahre-Krimis werden zu lassen.
Manchmal kommt der Fall etwas gemählich und langsam daher. Ich denke aber dass gerade die Stärke dieses Films liegt. Einige Szenen sind kinoreif, zum Beispiel als Scheller Whitman erschießt. Der Mafioso, der am Ende auftaucht und ebenfalls in Gras beißen muss, ist wenig authentisch, sondern eher klischeehaft. Schade, dass in diesem Punkt, der sonst sehr sorgfältig erarbeitete Krimi derart abdriften muss.
Sehr schön sind wieder die Dialoge, auch wenn Haferkamp diesmal etwas sehr mürrisch wirkt, und den Eindruck macht als würde ihn der Fall nicht sonderlich interessieren. Sehr harmonsich sind wieder die Szenen mit seiner Ex-Frau, die ihn abermals bei der Lösung des Falles unterstützt.
Haferkamp: "Du kennst doch diesen amerikanischen Journalisten. Der mit dem einmal zusammen gearbeitet hast, und mit dem du überflüssigerweise auch noch geschlafen hast. Vielleicht kann er etwas für dich rauskriegen"
Zu Gast sind in diesem Fall zum zweiten Mal bei Haferkamp Heinz Bennent, der hier eine etwas größere Rolle, als in "Wodka Bitter-Lemon" einnehmne darf. Susanne Beck speilt seine Angestellte, die ihn erpresst, aber in Wahrheit auch nur von der Frau im Hintergrund gelenkt wird, nämlich Vivian Hamilton. Die wird von Gisela Uhlen verkörpert, die ähnlich wie in Edgar Wallace eine finsteer Lady spielen darf. Auch Günther Stoll hat man den Wallace-Krimis entliehen, hier muss er jedoch leider allzu früh den Filmtod sterben.
Mit 60% Einschaltqoute war der Fall auch bei der Erstaustrahlung erfolgreich.
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