Alisha Biondas Sherlock Holmes Anthologien - Sherlock Holmes und die Tochter des Henkers
Alisha Biondas Sherlock Holmes Anthologien
Sherlock Holmes und die Tochter des Henkers
"Die Nachwelt sollte meinen, der Meisterdetektiv sei lediglich eine Fiktion, eine Erfindung gewesen. Doch indem er (Moriaty) ihn (Holmes) in das Reich der Fabel und Legende verdrängte, ihn zur mythischen Figur machte, hat er ihn zugleich unsterblich gemacht."
(Oliver Plaschka & Erik Hauser im Nachwort zu "Die Wahrheit über Sherlock Holmes")
Einführung
2012 erschienen gleich zwei Sherlock Holmes Anthologien von Alisha Bionda. Beide im Fabylon Verlag und beide in der von ihr selbst herausgegebenen Reihe "Meisterdetektive". Während "Sherlock Holmes und das Druidengrab" ein weiterer Beitrag zum "fantastischen" Holmes war, bewegt sich "Sherlock Holmes und die Tochter des Henkers" im klassischen Holmes-Kosmos. Hier wagt die Herausgeberin ein Experiment. Der Band besteht aus vier Novellen, normalerweise nicht ungewöhnlich, aber ungewohnt für Alisha Bionda, die vorher in ihren Anthologien einen Mix aus unterschiedlich langen Texten mit bestenfalls ein oder zwei längeren Novellen bevorzugt hatte. Das Besondere dabei ist, dass jede der vier Novellen von zwei Autoren gemeinsam verfasst wurde. Desirée und Frank Hoese, Tanya Carpenter und Gudio Krain, Antje Ippensen und Magret Schwekendiek, sowie Erik Hauser und Oliver Plaschka lieferten die Beiträge.
Der Band ist sorgfältig und liebevoll aufgemacht. Das Cover, die Tower Bridge bei Vollmond, und die Innenillustrationen stammen von Crossvalley Smith. Als Abschnittstrenner fungiert eine Lupe. Vor jeder Geschichte findet der Leser Informationen zu den jeweiligen Autoren.
Die Novellen
Desirée und Frank Hoese schildern in "Das Rätsel des Rad fahrenden Affen" die Aufklärung einer Raubserie. Seit Monaten gibt es immer wieder Diebstähle, die die Polizei Hausangestellten zu Last legt, ohne dafür allerdings gerichtsfeste Beweise zu haben. Eine der Verdächtigen, Evelyn Montague, wendet sich an Holmes. Seine Ermittlungen führen ihn ins Zirkusmilieu und bis nach Paris.
Tanya Carpenter und Guido Krain konfrontieren den Leser in "Holmes und die Selbstmörder von Harrowgate" mit einem Sherlock Holmes, der seinen Charme bei den Frauen spielen lässt, um die Ermittlungen voran zu treiben. Der Meisterdetektiv erhält eine Einladung für eine zweiwöchige kostenlose Kur im Heilbad Harrowgate. Am gleichen Tag besucht ihn Inspektor Lestrade und klagt über eine mysteriöse Serie von Selbstmorden in Harrowgate. Alle Opfer wurden in einem von innen abgeschlossenen Raum gefunden. Und alle Opfer haben vorher eine Einladung für einen kostenlosen Kuraufenthalt bekommen. Kurzentschlossen tritt Sherlock Holmes also einen Kurfaufenthalt an. Dr. Watson verdingt sich gleichzeitig als Arzt in der Einrichtung.
Antje Ippensen und Margret Schwekendiek greifen das Thema Suffragetten auf. In "Sherlock Holmes und die Tochter des Henkers" gilt es den Tod des Henkers von London aufzuklären. Er wird ertrunken aus der Themse gefischt. Während die Polizei von einen Unfall ausgeht, beauftragt seine Tochter Majorie Cameron die beiden Ermittler mit weiteren Untersuchungen, weil sie an einen Mord glaubt. In der Tat hat ihr Vater vor seinem Ableben einen Drohbrief erhalten und im übrigen auch vor seiner Familie seinen Beruf geheim gehalten. Hat am Ende die Tochter selbst ewas mit dem Tod des Vaters zu tun?
Ganz großes Kino bieten Oliver Plaschka und Erik Hauser in "Die Wahrheit über Sherlock Holmes". Alte Dokumente, die wie durch ein Wunder den Zweiten Weltkrieg überstanden haben, erzählen eine merkwürdige Geschichte. Moriarty verfolgt Anfang des Jahrhunderts einen perfiden Plan und will die Welt ins Chaos stürzen. Mycroft Holmes durchschaut das perfide Spiel und bittet Sherlock Holmes ihn aufzuhalten. Dazu ist es notwendig einen verrückt gewordenen Wissenschaftler zu befragen, der in einer Heilanstalt untergebracht ist.
Fazit
"Sherlock Holmes und die Henkerstochter" fällt aus dem Rahmen der anderen Holmes Anthologogien von Alisha Bionda. Während sonst ein abwechslungsreiches Gesamtwerk aus mehr als einem Dutzend kurzen und längeren Texten geboten wird, gibt es hier "nur" vier längere Geschichten. Alisha Bionda selbst betitelt den Band denn auch als Novellensammlung. Dazu kommt, dass hier erstmals nichts zum "fantastischen" Holmes gebracht wird. Spannend sind die Novellen aber allemal. Das Experiment, jeweils zwei Autoren als Team an den Start zu schicken, ist geglückt. Und Desirée Hoese hat inzwischen auch einen Sherlock Holmes Roman für Fabylon geschrieben: "Sherlock Holmes und die Loge der Wiederkehr".
Sherlock Holmes und die Tochter des Henkers