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Hard Case Crime - Die Zeichner zum Zweiten

Hard Case CrimeDie Zeichner zum Zweiten

Wie entsteht eigentlich das Cover zu einem Roman?

In diesem Zusammenhang habe ich bei HCC und der Homepage von Max Allan Collins etwas gefunden, was Licht in den Herstellungsprozess bringt. Für den einen oder anderen mag die Denkweise, die schlussendlich zum Endprodukt führt, aufschlussreich sein. Betrachten wir zu diesem Zweck den Aufbau zum Cover Nummer 61 „Quarry in the middle“.

Der Sohn von Max Allan Collins schlug seinem Vater vor, dass man die Ideen von Ron Lesser doch einem breiteren Publikum zeigen sollte. Auf deren Homepage bin ich dann auch auf nachfolgende Bilder und den Text gestoßen.


Das positive Ansehen von „Hard Case Crime“ ist in erster Linie dem Inhalt zu verdanken, aber das Bild zum Roman hat dazu jedes Mal einen grossen Einfluss. Und bei einem Herausgeber wie Charles Ardai, der die Autoren beim Input für die Gestaltung einschliesst, wird die Sache erst Recht interessant.

Max Allan Collins schreibt dazu auf seiner Seite: „Alle drei Sketche, die mir Charles (Aradi) zusandte, waren super.“
Die Skizzen

Quarry in The Middle - Endgültige Version„Er (Charles Ardai) mochte alle, aber der, der zuletzt das fertige Cover wurde, den mochte er am allerwenigsten. Charles hatte nichts dagegen, dass ich ihn überstimmte. Er war überrascht, dass ich mir das Bild mit dem einfachsten Design aussuchte.“

„Die zwei anderen Bilder drückten die dunkle, etwas sexuell verstörte Stimmung aus, die man auf einem Spillaine-Cover (oder einer Imitation dessen) aus den frühen Fünfzigern, späten Sechzigern, finden würde. Aber ich mochte das offensichtliche Wortspiel mit dem Titel, und dass sich Quarry erst noch zwischen zwei Schönheiten aufhielt. Zudem gefiel es mir, meinen Hitmann in einer Situation zu sehen, die der von James Bond sehr ähnelte. Das Buch war zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal geschrieben und ich wusste daher, dass ich das aufgekratzte Aussehen, die Kleider und alles andere im Text irgendwie einfliessen lassen konnte.“

The First Quarry „Ähnliches geschah mit dem Cover von „The First Quarry“. Ich schrieb die Szene später ins Buch hinein, genau so, wie die PULP-Schreiber das früher gehandhabt haben.
Das Cover zu „Quarry in the middle“ wurde etwas schmaler gemacht, und Quarry selber bekam seine dunklen Haare verabreicht, so wie ich ihn mir immer vorgestellt hatte. Somit entsprach alles meinen Anforderungen.
“

Soweit Max Allan Collins zu diesem Thema.

Als Regel gilt auf jeden Fall zu Beachten: Wenn der Autor glücklich ist, soll sich der Leser nicht beschweren! Ein gutes Bild ist es allemal geworden.

Hier noch der Link zu den Bildern von HCC:

Da kann sich jeder und jede die Bilder ansehen, die diesen nostalgischen Reigen Monat für Monat aufführen.

Viel Spass mit der nachfolgenden Rezension.

Two for the MoneyTwo for the money
von Max Allan Collins
Hard Case Crime No 005, Nov. 2004
383 Seiten / $ 6,99
ISBN: 0-8439-5353-5
Hard Case Crime
 
„Wird Nolan mit dem Mob das Beil begraben können oder werden sie ihn zuerst bestatten?“

Männer werden nicht abgebrühter gemacht als Nolan – aber selbst ein hartgesottener, professionler Dieb kann sich nicht dem gesamten Chicago Mob erwehren. Nach 16 Jahren Flucht ist Nolan bereit, mittels eines alten Freundes ein Friedensangebot zu vermitteln. Die Bedingungen: ein letzter Raubzug und die Beute abgeben.
Doch wenn die Dinge schief gehen, findet sich Nolan der grössten Verarschung seiner Karriere gegenüber. Nolan weiss sich zu helfen – und das mit einem unnachahmlichen Hunger für Rache.


Ein paar Zeilen über das Buch ...

Das Werk beginnt da, an der sich eine andere Geschichte gerade erst geschlossen hat, als der Leser mit Nolan konfrontiert wird und mitbekommt, wie sich dieser von einer Schusswunde erholt. Wobei „Erholung“ falsch gewählt ist, da er sich die meiste Zeit mit einer Serviertochter zu vergnügen weiss, die sich mit ihm eingelassen hat. Wie auch immer, jedenfalls ändert ein Telefonanruf alles und Nolan schleicht davon, als sie ihre Arbeit antritt.

Das erste Buch in „Two for the Money (Bait Money)“ fällt unter die Kategorie vom letzten grossen Überfall, wonach Nolan sich zur Ruhe setzen will. Er ist bereits 48 und zu alt für dieses risikoreiche Geschäft. Unglücklicherweise haben ein paar Mitglieder einer ganz bestimmten Familie etwas dagegen und verunmöglichen ihm dieses Vorhaben. Nolan weiss einen Weg aus dieser Situation: ein letzter Raubzug. Mit $ 100'000.- wäre ihm vergeben. Der Hacken an der Sache macht sich zu schnell deutlich, da Ansprüche an diesen Raubzug gestellt werden: Nolan muss ihn mit dem Neffen des Planers ausführen.

Der Kontrast zwischen altem und neuem Blut ist ein altes und häufig gebrauchtes Klischee (wahrscheinlich sogar zu der Zeit, als Collins den Roman zuerst veröffentlichte, was 1973 der Fall war), doch der Autor bringt die Charakter verständlich rüber, auch wenn man gelegentlich guten Willen zeigen muss und das Alter des Buches durchscheint. Ein Umstand, der dem Geniessen aber keinen Abbruch tut.

Der zweite Roman „Blood Money“ schrieb Collins kurz nachdem man sich von Verlagsseite her für die Veröffentlichung des ersten Buches einverstanden erklärte. Aus diesem Grund knüpfte er unmittelbar an die Handlung des ersten Buches an. Collins selber sieht die zwei Romane sogar als eine einzige lange Geschichte, was so auch der Grund zur Veröffentlichung bei „Hard Case Crime“ war.

In der zweiten Geschichte erfahren wir einiges über Jon, den Sohn des Planers, den man Nolan in der ersten Geschichte aufbrummte. Seine Liebe für Comics zieht sich wie ein roter Faden durch die Handlung. Es ist auch eine Welt, die der Autor kennt, hat er doch von 1977 bis 1993 den Zeitungsstrip „Dick Tracey“ geschrieben. Unter anderem ...

Max Allan CollinsCollins verliert keine Zeit und schöpft gleich aus dem Vollen. Eine wichtige Nebenfigur beisst gleich zu Beginn ins Gras und $ 800'000.- werden bereits auf den ersten paar Seiten gestohlen. Später findet Nolan heraus, dass jemand, der eigentlich Tod sein müsste, nicht tot ist.

Es werden interessante Techniken verwendet, womit der Autor seine Geschichte voran bringt. Da werden Neuigkeiten per Telefon einem Charakter vermittelt, nur um später aus der Sicht des Anrufers die Handlung präsentiert zu bekommen. Zudem werden Dinge eingestreut, die das Lesen logisch machen, wie dass ein hoher Blutdruck bei einer Schusswunde eher zum Tod führt. Die Feststellung eines aufmerksamen Beobachters, spr. Autors, und zu einer Zeit, in der noch niemand etwas von CSI gehört hat! Jedenfalls nicht im Fernsehen.

Wem das noch nicht genug ist, führt Collins sogar noch vor, dass auch derjenige, der nach einem Schusswechsel die ganze Scheisse aufräumen muss, auch als eine Art von Opfer zu betrachten ist, auch wenn derjenige mit dem Leben davon gekommen ist. – Collins findet immer neue Arten, um differenzierte Betrachtungsweisen darzustellen. Sicher ein Umstand, der ihm selbst beim Schreiben noch Überraschungen abgewinnt. Dunkle und abgründige Details wie diese machen es aus, dass „Two for the Money“ eine Freude zu lesen ist.

Collins verleugnete nie die Parallelen zu einer von Donald Westlakes Figuren, die dieser unter dem Pseudonym Richard Stark schrieb und als Parker bekannt ist. Westlake schätzte jedoch die Unterschiede, die in Collins Geschichten hervorgehoben wurden und gab ihm auf jeden Fall seinen Segen, mit der Serie weiter zu fahren.
Die Geschichten um Nolan würden ausgezeichnete Filme hergeben. Mark Texeira, der Coverzeichner, hat den Leuten, die die Schauspieler aussuchen, schon viel Arbeit abgenommen, hat er z. B. Nolan mit einem rasierten und kurzhaarigen Nick Nolte dargestellt. Sowohl Jon und die unwiderstehliche Shelly sehen dem früheren Paar um Ryan Phillippe und Reese Witherspoon unheimlich ähnlich und fast wie aus dem Gesicht geschnitten. Für Nick Nolte gäbe das ein perfektes Comeback, wie es sonst Quentin Tarantino mit seinen Schauspielern fertig bringt.

Max Allan Collins ist einer jener Autoren, den man eigentlich hassen müsste, da er das Schreiben von Geschichten als etwas leichtes erscheinen lässt. Und das erst noch in dem Umfang, den er betreibt (siehe auch der Link zu einem früheren Artikel). Doch es ist irgendwie nicht möglich sich diesen Gefühlen zu ergeben. Vielmehr sollte man die Geschichten geniessen und sich daran erfreuen, dass es Autoren wie ihn gibt. Und sich vor allem einem Genre verschrieben haben, das lange für tot erklärt wurde. Mit „Hard Case Crime“ stelle ich fest, dass noch Leben darin steckt. Und das sogar sehr viel davon!

Max Allan Collins:
Bereits erschienene Bücher:
Die komplette Buchliste gleich vom Meister selber.

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