Arzu - Dramatischer Trip durch die Nacht
»Arzu«
Dramatischer Trip durch die Nacht
Das Hörspiel beginnt mit einem Gespräch zweier junger Leute. Zunächst scheint es noch ganz harmlos zu zugehen. Im weiteren Verlauf wird klar, dass eine der beiden, nämlich Arzu in Gefahr ist. Ihr Freund Alexander hat ebenfalls Angst um sie, doch Arzu selbst schient zunächst weniger furchtlos. Per Internet sucht sie noch Kontakt zu Leuten, die ihr gefährlich werden können. Im weiteren Verlauf wird dem Hörer die Begründung für Arzus Verhalten klar. Sie versteckt sich vor ihrer Familie.
Kurz darauf dringen Männer in die Unterkunft ein und Arzu wird entführt. Es beginnt eine dramatische Fahrt Arzus mit ihren Entführern durch die Nacht.
Subtil spannend
Das Hörspiel erinnert an ein Kammerspiel. Aber gerade diese Art der Inszenierung fand ich für Hörspiele stetes geeignet. Es breitet sich eine subtile Spannung auf, obwohl man recht schnell weiß, worum es in der Geschichte geht und was der Grund der Entführung sein könnte.
Arzus Angst und Gefühle werden von einer Erzählerin zwischendurch in einer Art von Wachträumen beschrieben. In diesen sieht Arzu ihre Widersacher als Monster und Ungeziefer. Es wird aber auch ihre emotionale Bindung zu den Entführern deutlich, eine Stimmung die sie zerreibt.
Jederzeit treibt das Hörspiel eine Spannung vor sich her, die den Hörer fesselt, obwohl es für den Ausgang dieser Geschichte eigentlich nur wenige Möglichkeiten gibt. Gelungen.
Gute Sprecherleistung
Gelungen ist auch die Umsetzung der darstellerischen Leistung. Die Sprecher wirken in jeder Szene glaubhaft. Die Dialoge scheinen aus dem Leben genommen.
Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit. Ich habe mich mit den Recherchen zum Fall erst nach dem Hören beschäftigt, um mir das Ende nicht vorwegzunehmen. ich will deswegen auch hier nicht ausholen.
Beim Anblick des Covers wird man erst später elektrisiert. Das Konterfei auf dem Bild ähnelt der wahren Arzu.
Bonus
Das Hörspiel ist in seiner eigenen Art eine Art Gedenken an den Fall und gleichzeitig ein spannender Thriller. Das Ende ist nicht anklagend oder moralisierend. Es steht einfach so da und dem Hörer wird in der Stille der letzten Sekunden eine Art "Verdauung" angeboten.
Gefördert ist das Hörspiel durch eine Partnerschaft namens DEMOKRATIE LEBEN. Ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Auch mal ungewöhnlich für ein kommerzielles Hörspiel.
Nach der recht schwer verdaulichen, aber äußerst spannenden Geschichte, gibt es am Ende einen kleinen 18-minütigen trivialen Thriller. Sozusagen als Verdauungsschnaps.
Arzu