Unterhaltung ohne Längen: Edgar Wallace (4) Der grüne Bogenschütze
Unterhaltung ohne Längen
Edgar Wallace (4) Der grüne Bogenschütze
Als der ehemalige Gefängnisaufseher Mr. Creager gegen Bellamy auspacken will, wird er getötet – mit einem giftgrünen Pfeil! (1)
Späte Fortsetzung
Mit dem "grünen Bogenschützen" setzt Saphir Tonart die Edgar Wallace-Reihe fort. Die erste Folge Der Hexer erschien bereits 2009 noch unter Nocturna Audio. Da musste ich mir schon ein wenig die Augen reiben, dass dies schon so lange her ist. Nach dem Erstling geschah auch nicht viel. Erst 2017 wurde mit "Der schwarze Abt" eine weitere Wallace-Vertonung gebracht. Dann folgte 2018 "Der Safe mit dem Rätselschloss". Auch das ist nun fünf Jahre her. Mit "Der grüne Bogenschütze" setzt Saphir Tonart auf einen bekannten Roman, der bereits zwei kommerzielle Vertonungen erfahren hat. 1982 von Maritim und 2017 vom Hörplanet.
Man kann nun nach meinem Empfinden diese Umsetzung irgendwie dazwischen ansiedeln. Sie kommt nicht an die Maritim-Version heran, ist aber dennoch in manchen Punkten besser. Die Hörplanet-Version bleibt dagegen weit hinter dieser Umsetzung zurück.
Ein Wallace-Hörspiel kommt natürlich glänzend ohne Erzähler aus, die Maritim-Hörspiele der 80er-Jahre haben das eindrucksvoll bewiesen. Autor Florian Hilleberg empfand das als Herausforderung, wie er auf Facebook verkündete:
Die große Herausforderung bestand nicht nur darin, einen relativ komplexen Roman als einstündiges Hörspiel zu inszenieren, sondern auch, auf einen auktorialen Erzähler zu verzichten. (2)
Herausforderung gut gemeistert
Diese Herausforderung hat er meiner Meinung nach gut gemeistert, an anderen Stellen wiederum weniger. Ich erinnere mich an die Szene im Carlton-Hotel als John Wood und Spike Holland zusammentreffen. Es geht ziemlich chaotisch zu, als plötzlich die Szene mit Abel Bellamy geschieht und es ist nicht ganz klar, wo er plötzlich herkommt. Das wird erst viel später im Hörspiel deutlich, als sich zwei Personen noch einmal über das Geschehen unterhalten. Es ist auch schwierig manchmal herauszuhören, wer gerade in welcher Szene spricht. Besonders am Anfang ist das schwierig, wenn man die Personen noch nicht kennt. Der Autor vermeidet die Namensnennung der Protagonisten untereinander und so mit muss man sich erst an die Stimmen gewöhnen. Zudem klingen einige Stimmen recht ähnlich, was ein Auseinanderhalten zudem schwierig macht.
Zu erwähnen wäre noch die Szene auf dem Schiff, welche auch etwas wenig plastisch beschrieben war und man sich somit im Kopf kaum ein Bild davon machen konnte. Auch die Szenen, in denen Bellamy seine Opfer ins Verlies sperrt und wie sie letztlich wieder herauskommen, gehen etwas zu schnell von statten. Überhaupt ist mir da manchmal zu viel Aufregung in einigen Szenen.
Aber ich will das nicht schlecht reden, denn das wäre der einzige Makel. Letztlich ist das Hörspiel im Gesamteindruck gelungen, denn die Story ist nicht zu lang und geradlinig erzählt, so dass keine Längen auftauchen.
Geniale Clous bei den Sprechern
Bei den Sprechern geht es interessant zu, Als Abel Bellamy hört man Jörg von Liebenfelß, der in den 80er-Jahren bei EUROPA einige Rollen sprach. Meistens war er für die Serien "Larry Brent" und "Macabros" im Einsatz. Der Österreicher spricht den Bellamy leicht süffisant und kaltschnäuzig und keineswegs laut schreiend wie in der Maritim-Version oder im Film. Eine ganz gar andere Interpretation der Figur, die ich sehr gelungen fand. Einige Ausdrücke wie "Savini, sie Vollpfosten" oder "Scheiße" sind einem Wallace-Krimi jedoch nicht statthaft. Da diese Worte aber nur einmal, zweimal vorkommen ist es verschmerzbar.
Gut finde ich vor allem die ruhige Erzählweise, trotz einiger Szenen, die wie erwähnt zu kurz kommen. Auch dass man sich einige Freiheiten nahm, die von der Originalvorlage abweichen ist als gut zu bewerten. Solche kleinen Eingriffe werten das Original meines Erachtens immer auf.
Rainer Schöne ist ein weiteres Highlight der Folge. Er spricht den Vater von Valerie und klingt ein wenig wie Friederich Schütter. Ein weiteres Besetzungshighlight besteht in den Rollen von Valerie und ihrer Mutter. Tatsächlich sprechen Mutter und Tochter diese Rollen, nämlich Sabine und Katharina Wackernagel.
Es hapert bei der Musik
Die Musik finde ich jetzt nicht wirklich passend. Das kann man wesentlich besser. Zum Teil ist sie sogar störend, derart unpassend finde ich sie. Darüber hinaus ist sie eintönig und nicht abwechslungsreich. Man kann damit leben, aber ich wünschte mir in kommenden Folgen mehr Mut.
Das Cover wird von grüner Farbe dominiert, also passend zum Titel.
Fazit:
Eine wirklich in weiten Teilen gelungene Kriminalgeschichte mit dem üblichen Schlossgespenst bei Wallace und der tragischen Familiengeschichte ähnlich wie beim "schwarzen Abt". Also rundrum gute Unterhaltung ohne Längen.
Der grüne Bogenschütze (Hörspiel)
(1)= Verlagstext
(2) = Florian Hilleberg