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Stahlnetze, Todesstrahlen und unsichtbare Krallen - Dr. Mabuse mordet ungewöhnlich

Hier spricht Dr. MabuseStahlnetze, Todesstrahlen und unsichtbare Krallen 
Dr. Mabuse mordet ungewöhnlich

Der erste, sprich allererste Roman um Dr. Mabuse erschien 1921 unter dem Titel "Dr. Mabuse - Der Spieler". Autor des Werkes war Norbert  Jacques. Nur ein Jahr später drehte Fritz Lang den ersten Film. Mabuse war ein Verbrechergenie. Das erste Genie seinerzeit - und die Romane waren neben sozialkritischen Aspekten auch voll mit utopischer High-Technologie.


Die 1000 Augen des Dr. MabuseSo wurden aus den Krimis beinahe Science-Fiction-Abenteuer. Der erste Film war ein voller Erfolg und 1932 folgte mit "Das Testament des Dr. Mabuse" eine späte Fortsetzung. Erst 1960 gab es dann wieder Mabuse-Filme. Mit den "tausend Augen" des Dr. Mabuse legte Fritz den Startschuss für eine sechsteilige Reihe. Für Fritz Lang war es der allerletzte Film als Regisseur.

Nocturna-Audio hat alle diese sechs Nachkriegsfilme zu Hörspielen verarbeitet.

Dabei ist man chronologisch vorgegangen und hat gleich zu Beginn mit "Die tausend Augen des Dr. Mabuse" eine beachtliche CD herausgebracht. Der Verlag Eichborn-Lido war der Auftraggeber für diese Prudukte, Nocturna-Audio war der ausführende Produzent.

Peter Barter, Fernsehreporter, wird auf der Fahrt ins Studio ermordet. Eine winzige Stahlnadel im Gehirn soll seinen Tod ausgelöst haben. DerFall ruft BKA und Interpol auf den Plan. Das Verbrechen trägt eindeutig die Handschrift eines Genies, namens Dr. Mabuse. Aber Dr. Mabuse starb 1932 im Irrenhaus. Oder ist er doch noch am Leben? Die Ermittlungen führen Kommissar Kras zu einem blinden Seher und in das Hotel Luxor…

Die Story knüpft erstaunlicherweise an die letzte Mabuse-Story an, die 28 Jahre zuvor als Film erschien. Und genau wie damals ist Fritz Lang der Regisseur. Hier spielen Peter van Eyck, Gert Fröbe und Wolfgang Preiss. Wobei letzterer in fast allen Filmen den Mabuse mimte. Produziert wurde der Film von den CCC-Studios Atze Brauners.

Nocturna Audio hat für das Hörspiel eine temporeiche und akzeptable Kürzung hinbekommen. Als Erzähler wurde Wolf Frass eingemischt, der die Bilder, die der Hörer ja nicht sehen kann, mit entsprechenden Text unterlegt. Nur an den nötigsten Stellen, versteht sich, um den Handlungsfluss nicht ungewollt zu stören. Das Booklet kann sich sehen lassen. Im Inneren finden sich Filmfotos, Filmplakate, Fotos der Mitwirkenden, informationen zur Filmreihe und vieles mehr. Auch das Cover, welche an den Filmplakten angelehnt ist, weiß den Käufer zu überzeugen.

Im Stahlnetz des Dr. MabuseNachgelegt hat Nocturna dann mit "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse". Der Fortsetzungsplot von "Mabuse ist gar nicht tot" setzt als bewährtes Muster fort.

Eine Reihe mysteriöser Morde hält die Welt in Atem - sie tragen die Handschrift des Genies Dr. Mabuse. Ihm auf den Fersen: Inspecktor Lohmann, Joe Como vom FBI und die Journalistin Maria Sabrehm. Die spur führt in ein Gefängnis, in dem offensichtlich Rauschgift geschmuggelt wird. Die Gefangenen werden zu willenlosen Werkzeugen. Um Mabuse zu enttaren, läßt sich Como selbst ins Zuchthaus einweisen.

In dieser wieder sehr futuristischen Story spielen Gert Fröbe, Lex Barker und Daliah Lavi. Wieder ist Wolf Frass der eingemischte Erzähler. Regie beim zweiten Film führte Dr. Harald Reinl. Das Booklett ist wieder cool aufgemacht. Szenenfotos aus dem Film gibt es in Hülle und Fülle, aber auch eine Biographie des Mabuse-Autoren Jacques sowie des Synchronsprechers Horst Nindorf (Lex Barker). Gert Fröbe ist wieder in der Kommissars-Rolle dabei. Nur ist er nicht die selbe Figur wie im 60er Mabuse-Film, wo er Kras hieß. Hier ist er Inspecktor Lohmann. Man kann darüber streiten, ob es Sinn machte eine andere Figur, die aber sehr ählich mit der voherigen ist, mit dem selben Schauspieler zu besetzen. Bei Edgar Wallace hat man das ja auch getan. Joachim Fuchsberger spielte in fast allen seinen Wallace-Auftritten einen anderen Ermittler - doch hier bei Mabuse kommt ja noch der Umstand hinzu, dass es immer um den selben Gegner geht, und da hätte man ruhig wiederkehrende Ermittlernamen verwenden können.

Beteiligt an allen Mabuse-Hörspielen war die Hamburger-Synchron, da hier die Aufnahmen statt fanden.  Als Tonmeister fungierte hier u.a. Hans-Joachim Herwald, Regisseur und Produzent der legendären 12teiligen Wallace-Serie von Maritim aus dem Jahr 1982.

Die unsichtbaren Krallen des Dr. MabuseMabuses dritter Streich heißt "Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse"

Der geniale Prof. Erasmus hat eine Möglichkeit entwickelt, Gegenstände und auch Personen für das menschliche Auge unsichtbar zu machen. Als nach einer Theatervorstellung ein Kriminalbeamter ermordet wird, ruft Kommisar Brehm den FBI-Agenten Joe Como auf den Plan. Er erkennt, dass sich Dr. Mabuse für die Erfindung interessiert. Da Como auch ein Auge auf die Schauspielerin Liane Martin geworfen hat, wird diese von Mabuse kurzerhand hypnotisiert, um den Mann in eine tödliche Falle zu locken.

Ein Ermittler aus dem voherigen Film taucht hier tatsächlich wieder auf. Joe Como, der auch wieder von Lex Barker gespielt wird. Abwechslung gibt es beim Kommissar. Brehm wird von Siegfried Lowitz (Der Alte) gespielt. Daneben tritt Karin Dor im Film ihres späteren Ehemannes Harald Reinl auf. Dr. Mabuse, die einzig durchgehende  Figur der Reihe wird zum Glück wieder von Wolfgang Preiss gespielt.

Erzähler des Hörspiels ist wie gewohnt Wolf Frass. Auch wie schon in den Teilen 1 und 2 weiß hier das Booklett zu überzeugen. Leider zum letzten Mal, denn ab Film 4 ändert sich da einiges. Im Innenteil gibt es den 2. Teil der Norbert Jacques-Biographie.  Außerdem Portraits von Atze Brauner und Gert-Günther Hoffmann, der als Synchronsprecher von Lex Barker fungierte. Durch viele Szenenfotos wird das ganze abgerundet. Das Cover ist wieder das Originalfilmplakat. Wieder ist das Hörspiel temporeich genug geworden, und mit 66 Min. auf eine passable Hörspiellänge gebracht wurden.

Das Testament des Dr. MabuseBei Nocturna vergingen drei Jahre, ehe es mit weiteren Mabuse-Filmhörspielen weiterging. Eine Art Schaffenspause, die sicher leider aber auch auf das Design der Hörspiele auswirkte. Man konnte, oder wollte nach der langen Zeit nicht mehr an die alte Aufmachung anknüpfen. Zuviel Zeit war vergangen, und es war wohl Zeit für etwas Neues und neue Ideen. Inhaltlich blieb alles beim alten, auch dem "Testament des Dr. Mabuse":

Dreiste Verbrechen, für die nur Dr. Mabuse verantwortlich sein kann, halten Berlin in Atem. Doch Mabuse sitzt streng bewacht im Irrenhaus. Kommissar Lohmann kommt einer geheimnisvollen Bande auf die Schliche, die von einem mysteriösen Mann gesteuert wird. Aber wer ist dieser Mann? Irrenarzt Prof. Pohland schwört, dass es nur Mabuse sein kann…

Gert Fröbe ist wieder als Kommissar dabei und erfeulicherweise auch als selbiger Kommissar Lohmann, wie schon im zweiten Film. Damit scheint man sich besonnen zu haben bei CCC-Film und will wiederkehrende Charaktere. Den Kriminalassistenten Krüger spielt Harald Juhnke. Ählich wie Eddi Arent bei Wallace hatte man hier eine Art komischen Gegenpart zum Ermittler. Ferner ist Senta Berger dabei, während Wolfgang Preiss wieder Mabuse ist. Regie führte diesmal Werner Klinger.
Erzählt wird das Hörspiel wieder von Wolf Frass. Man hat gut daran getan, diesen Erzähler weiter zu besetzen. Das Booklett ist zwar nicht schlecht, zeigt auch wieder viele Szenenfotos, sogar einen Zeitungsausschnitt von damals, aber früher war da mehr drin. Auch das Filmplakt als Cover wurde abgeschafft. Man verwendete stattdessen nur noch ein einziges Szenenfoto als solches.

Scotland Yard jagt Dr. mabuseAuch beim fünften Hörspiel ist das so. Produziert in einem Zug mit Folge 4 und 6 kamen drei Cover heraus die stilisch gleich sind, aber andere Coverfarben als Hintergrund haben. Diesmal giftgrün. Jedenfalls ist Mabuse noch nicht tot und "Scotland Yard jagt Dr. Mabuse":

Dr. Mabuse ist tot, nicht aber sein Geist. Bessesen von dem einstigen Superverbrecher stiellt Prof. Pohland ein Gerät, mit dem man Leute hypnotisieren kann. Es gelingt ihm 13 Leute an den Schaltstellen der Macht unter seine Kontrolle zu bringen, doch Major Bill Tern ist ihm schon auf der Spur.

Schön gemacht. Eine Figur aus dem voherigen Film, nämlich Prof. Pohland wird als Figur weiter transportiert in den nächsten Film und entwickelt ein Eigenleben. Dafür gibt es neue Ermittler. Peter van Eyck war schon aus dem ersten Film bekannt, doch hier spielt er eine andere Figur. Da diese etwas anders als im ersten Teil angelegt ist, macht das nichts. Werner Peters und Klaus Kinski spielen zwei Inspecktoren des Yard. Da Mabuse in diesem Film gar nicht auftaucht, spielt auch Wolfgang Preiss nicht mit. Erstaunlicherweise liegt die Handlung des Films einem Roman von Bryan Edgar Wallace zugrunde, indem lediglich die Figur Mabuse dazugeschrieben wurde.

Die Todesstrahlen des Dr. MabuseBeendet wird die Reihe mit "Die Todsstrahlen des Dr. Mabuse":

Letzlich ist der Irrenarzt Pohland selbst in der Psychatrie gelandet, kann baer entkommen. Nun will er die Erfindung von prf. Larsen stehlen- einen Todeslaser. Dieser kann über Satellit jeden Punkt der Erde zerstören. Geheimagent Major erhält den Auftrag die Waffe und Larsen zu schützen.

Als Geheimagent hat man wieder Peter van Eyck besetzt, neben O.E. Hasse und Walter Rilla als Pohland, der quasi der neue Mabuse ist, denn auch diesmal taucht der nicht mehr persönlich auf. Es ist sein Geist, der weiter fortbesteht und Pohland zum Superverbrecher macht. Deswegen gibt es auch keinen richtigen Abschluss. Denn Mabuse ist tot, aber sein Geist ist nicht tot zu kriegen.

Die Mabuse-Filme waren sehr erfolgreich und eben typisches 60er Jahre-Kino. Meinen Geschmack haben sie nie getroffen. Ich fand das immer zu abgehoben, zu sehr SF, und zu wenig Gruselkrimi. Auch die Storys waren in den seltesten Fällen wirklich spannend. In den 70er Jahren hat man ja einen 'neuen' Mabuse kreiert. Ebenfalls nach einem literarischen Vorbild.  Nur hieß dieser Fu Man Chu und stammte aus der Feder Sax Rohmers. Schon Boris Karloff spielte die Figur  in den Dreißigern. Dieser Fu Man Chu war auch etwas wirkungsvoller, weil eben gemeiner und verbrecherischer. Außerdem hat man dem nicht das Banner Krimi auf die Fahnen geschrieben. Und somit ging man die Filme anders an.

Dennoch hat Nocturna einige tolle Filmhörbücher entworfen, die einfach in jede Sammlung gehören.

Die Filme und Hörspiele:

Die 1000 Augen des Dr. Mabuse
Im Stahlnetz des Dr. Mabuse
Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse
Das Testament des Dr. Mabuse
Scotland Yard jagt Dr. Mabuse
Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse

 

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