Flucht ohne Ausweg
Flucht ohne Ausweg
Neben den beliebten und bereits besprochenen Drei- und Mehrteilern von Durbridge und Reinecker, die in den 60er und 70er Jahren in ARD und ZDF liefen, gab es auch noch eine Reihe anderer Krimi-Mehrteiler. Darunter auch "Flucht ohne Ausweg", der als erster Krimi-Dreiteiler des deutschen Fernsehens galt und ein großes Publikum anzog. Es geht um einen Ausbrecher, der an von ihm versteckte 300.000 DM heran will. Natürlich machen ihm die Polizei und einige andere Gangster das Leben schwer. Was wie ein altbewährtes Muster klingt, war allerdings 1967 noch nicht ganz so abgedroschen wie heute.
Für Hansjörg Felmy war es damals die erste große Fernsehrolle.
"Diese Geschichte stimmt einfach in allen Details. Deshalb habe ich auch zugesagt. Alles, was man mir bisher angeboten hat, war nicht gut. Und ich habe sechs oder sieben Fernsehdrehbücher genau gelesen. Ich sollte beispielsweise die Hauptrolle in "Melissa" und "Tim Frazer" spielen. Das wollte ich nicht. Eine schlechte Rolle und gleichzeitig verhältnismäßig wenig Geld - da habe ich lieber abgelehnt. Diese Geschichte ist anders. Sie geht vom Klischee weg. Und dann führte auch noch mein Freund Franz Peter Wirth Regie, mit dem ich schon einige Spielfilme gedreht habe". (2)
Im ersten Teil geht es zum überwiegenden Teil um den Ausbruch selbst und Gregors erste drei Tage in einer Hochhaussiedlung. Dann wird er von seinem Freund hintergangen, der ihm beim Ausbruch von außen unterstützte. In teil 2 beginnt die Flucht erst richtig. Denn außer der Polizei ist noch Gregors Kumpan Paul hinter ihm her. Um Haaresbreite entkommt er mehrmals der Polizei und in einer Auseinandersetzung mit Paul stirbt dieser. Nun wird ihm auch noch ein Mord angelastet. In letzten Teil überwiegen die Verfolgungsjagten nochmal.
Kritisch wurde die zu detailverliebte Umsetzung gesehen. Man meinte damals, dass vor allem der erste Teil viel zu lang war. Etwa 40 Minuten lang wird hier kaum ein Wort gesprochen. Man beobachtet den Protagonisten nur bei seinen Ausbruchsvorbereitungen. Zwei Teile hätten auch gereicht, meinte damals die Fachpresse.
Die Zuschauer gaben dem Dreiteiler aber mit einer durchschnittlichen Sehbeteiligung von 75% seine Berechtigung. Die Dreharbeiten dauerten über drei Monate. Einen großer Teil davon fand im Münchner Cornelius-Gefängnis statt, welches damals schon nicht mehr in Betrieb war.
Felmy fand seine Rolle damals gut und sagte:
"Ich will nur noch gute Rollen übernehmen. Leiber bleibe ich zu Hause bei meiner Frau und den zwei Kindern, lese und arbeite im Garten, als dass ich alles spiele. 1965 habe ich zum Beispiel nur einen Spielfilm gemacht, "Der zerrissene Vorhang" mit Alfred Hitchcock. Ansonsten fahre ich oft nach Köln und übernehme beim Rundfunk Rollen in Hörspielen. Und im Herbst mache ich mal wieder eine Theatertournee. Schließlich habe ich ja mal als Theaterschauspieler angefangen. Ich finde, das alles reicht. Ehrlich gesagt bin ich ganz froh, dass ich nicht mehr so viel zu tun habe". (3)
Felmy war insgesamt selten im Fernsehen zu sehen, sieht man einmal von seinen Haferkamp-Tatort-Filmen und einigen weiteren Serienauftritten ab. Seine beste Zeit waren die Kinospielfilmzeiten der 50er und 60er. Außerdem war er am Theater ein großer Star. Ihn hier in der Rolle eines Bösen zu sehen ist zumindest gewöhnungsbedürftig, wenn man ihn bisher nur als Haferkamp kannte. Irgendwie nimmt ihm den Part des Berufsverbrechers nie so richtig ab. Zumindest aber ist er ein sehr sympathischer Bösewicht und hofft für ihn, dass er mit den 300.000 DM entkommt. Zwar lobte der Schauspieler die vielen stimmigen Details, doch dass man für eine Unterschlagung von 300.000 DM satte achte Jahre Zuchthaus kassiert, ist schon sehr unglaubwürdig. Heute bekommen Millonenbetrüger dagegen geradezu lächerliche Strafen.
Die restlichen Rollen sind zudem eher schwach besetzt. Peter Ehrlich ist dabei noch der Promminenteste Vertreter. Und alle anderen verkommen in lächerlich kleinen Nebenrollen. Selbst die aparte und für Kinofilme gern genommene Karin Hübner kommt hier etwas zu schlecht weg.
Getrud Mittermayr spielt eine kleine Rolle als Bauerntochter. heute kennt man sie als Michaela May. Auch in Reinecker´s "Der Tod läuft hinterher" wirkte sie 1968 mit.
Studio Hamburg bringt die DVD im Rahmen seiner Krimiklassiker heraus. Natürlich digital remastert.
Flucht ohne Ausweg
(1) Klappentext
(2) Hansjörg Felmy
(3) Hansjörg Felmy