Kürzlich angeschaut und als... eher schlecht...empfunden: Stoker
Kürzlich angeschaut und als...
... eher schlecht ... empfunden
Stoker
Und eines Tages wird auch für India die Gewissheit kommen, dass mit Charlie etwas nicht in Ordnung ist.
Was von einigen Medien als Horror angepriesen wird, ist freilich die reinste Anmassung. Psycho-Thriller trifft es am besten. Und dennoch: Bei Stoker haben wir es mit einem äußerst kuriosen Werk zu tun, welches jedoch stellvertretend für eine neue Art von Filmkunst steht. Diese kommt von dem koreanischen Regie-Meister Park Chan-wook. Er ist bekannt für seine starken Bilder. Die Bilder spielen in diesem Film dann auch die größte Rolle. Die Handlung und die Charaktere werden dabei zur reinsten Nebensache.
Es ist nicht nur die Spinne, die geschmeidig unter den Rock des jungen Mädchens krabbelt, und es ist nicht nur die blutverschmierte Bleistiftspitze die beim sachten schälen im Anspitzer verschwindet - es sind viel mehr Bilder oder besser gesagt Metaphern, die uns der Koreaner bietet. und damit bleibt er ganz und gar in seinem Element.
Dabei ist die personelle Gestaltung des Films viel interessanter. Onkel Charlie kommt zur Witwe und Tochter seines Bruders. Er übt eine geradezu magische Anziehungskraft auf die beiden Frauen aus. Die Tochter ist eher eine graue Maus mit einem leichten Hang zum Psycho.
In ihrer ganzen Art und Weise erinnert sie unweigerlich an Carrie, der jüngsten Tochter des Satans. Doch obwohl die Anlehung an die Figur aus dem Brian de Palma-Film aus den 70er Jahren nur allzu offensichtlich ist, bleibt doch einiges aus. Sie ist kein Mädchen mit übersinnlichen Fähigkeiten und dennoch irgendwie gefährlich. Ihre ganze und unheimlich starke Gefährlichkeit offenbart sich dem Zuschauer jedoch erst am Schluss. Aber das ist auch wieder eine Hommage an den Film nach Stephen King, nämlich Carrie. Doch es keine Demütigung schuld, die India zur Bestie werden lies. Es ist eher eine Enttäuschung.
Die Enttäuschung über ihren Onkel und ihre Mutter, die ähnlich dämonsich wie wieder in Carrie agiert. Nur hier geht es um erotische Dämonie. Ein Mädchen im grauen Kleid und die erotsiche Mutter (dargestellt von Nicole Kidman), die um den geheimnisvollen Onkel buhlen. das hätte für einen guten Thriller gereicht. Wäre da nicht die endlos langatmige Erzählweise mit den zugegebenerweise sehr starken Bildern. So entwirren sich die Handlungsfäden fast nie.
Und die Figuren werden zu Statisten der Bilder. Fast marionettenhaft agieren die Darsteller. geradezu emotionslos und unglaubwürdig wirkt ihre Performance. Sei es der ewig grinsende Onkel, die ewig melancholische India, die ewig verführerisch dreinblickende Mama...
Einzig der Sheriff vermag der Szenerie soetwas wie Realismus zu verleihen.
Die Querverbindung zu Hitchcocks "Im Schatten des Zweifels" ist mir zu weit hergeholt. Mit Hitchcock hat der Film so viel zu tun wie Stephen King mit Rosamunde Pilcher.
Fazit: Kein grauenhaft schlechter Film, aber auch kein besonders guter. Es fehlt die Substanz, die Tiefe der Figuren und vor allem fehlt irgendwie die Handlung. Stoker floppte finanziell.
