Held mit Handicap - Ein Blinder jagt einen Mörder - 23 Schritte zum Abgrund
Held mit Handicap - Ein Blinder jagt einen Mörder
23 Schritte zum Abgrund
Als einziger Anhaltspunkt kristallisiert sich zunächst ein Geruch heraus: das Parfum Plaisir d’Amour, das scheinbar die Frau trug, die mit Evans sprach.
Die Polizei verharmlost Philipps Erlebnis, was diesen wiederum veranlasst, die Sache mit Hilfe seiner Ex-Verlobten und seines Butlers selbst in die Hand zu nehmen. Dabei begibt er sich in höchste Gefahr ...(1)
Der Film von Henry Hathaway lässt sich nahtlos einreihen ind Krimiklassiker wie "Mitternachtsspitzen", "Du lebst noch 105 Minuten", "Warte bis es dunkel ist" oder "Bei Anruf Mord". Es geht um einen unheimlichen Mörder, der sich in einem schwarzen Mantel mit Schlapphut versteckt. Die Entlarvung der Identität dessen ist es was die Filme der 50er und 60er Jahre in diesem Stile ausmachte und auch andere Filmemacher inspirierte. U.a. den italienischen Giallo oder in Ansätzen auch die deutschen Edgar Wallace-Filme. "23 Schritte zum Abgrund" ist allerdings nur ein eher unterdurchschnittler Vertreter dieser Krimigattung. Wie viele seiner "Verwandten" kommt der Film handlungstechnisch nicht so recht in Fahrt. Es scheint als sei es schwierig einen Anfang zu finden ode rdme Film einen effektvollen Beginn zu verschaffen. Andere Filme wie die o.g. "Mitternachtsspitzen" oder "Warte bis es dunkel ist" kommen dann aber schnell in Fahrt. Hathaways Ausflug in diese Gefilde bietet zwar hin und wieder spannende Momente, bleibt aber über große Strecken fade und beinahe inhaltslos. Das liegt an der einseitigen Darstellung aus Sicht des Protagonisten, der viele seiner Gedanken nur nacherzählt und der lange im Dunkeln tappt. Die entscheidene Konfrontation mit dem Mörder gibt es erst ganz am Schluss. Da ist der Fall ansich und die Hintergünde längst geklärt. Für den Film von 1957 gibt es nicht nur dewegen unerwünschte Längen.
Vieles ist aber ähnlich wie bei anderen Filmen und vieles erinnert nicht ganz zufällig an Hitchock. Der Held hat ein Handicap - ist erblindet, kann sich aber umso besser auf sein Gehör und Gedächtnis verlassen. Dieses Bild eines Krimihelden lieferte bereits "Das Fenster zum Hof" (1954), wo James Steward einen gehbehinderten Mann spielt, der einen Mörder entlarvt. Nicht anders "Vertigo" (1957). Dieser Film kam zwar nach Hatahways Streifen heraus, aber auch ist es wieder James Steward, der einen Helden spielt, der eigentlich keiner ist. Er spielt einen an Höhenangst leidenden Detektiv. Nicht zu vergessen "Warte bis es dunkel ist" (1967), der ADudrey Hepburn als blinde Protagonistin zeigt, die sich eines Mordkomplotts erwehren muss.
Hathaways Streifen ist dahingehend anders und weniger spannend, als dass man keine Sekunde lang glaubt, der Held sei nicht überlegen. Ausserdem kommt er nicht ganz zufällig in den Fall, sondern drängt sich geradezu in die Geschichte.
Van Johnson spielt den Protagonisten routiniert - beinahe zu routiniert, während die später durch "Psycho" bekannt werdende Vera Miles eine recht kantige und ausgeprägte weibliche Hauptrolle hat.
Fazit: Kein wirklicher Thriller, aber immerhin ein Krimi mit interessanter Handlung, die leider spannungsmäßig nicht vollends überzeugt. Atmosphärisch sind die London-Aufnahmen, die eines Krimis würdig sind. Die meisten Szenen wurden aber in Studios gedreht.
23 Schritte zum Abgrund