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SOKO 5113 – Vom Durchläufer zum Dauerläufer

Soko 5113SOKO 5113 –
Vom Durchläufer zum Dauerläufer

Dieter Schenk war Kriminalbeamter, arbeitete unter anderem für das Bundeskriminalamt. 1975 schrieb er einen Kriminalroman mit dem Titel „Der Durchläufer“  Dieser  Roman war die Vorlage für eine völlig neuartige Krimiserie des ZDF. Für „SOKO 5113“, die zum Dauerbrenner wurde. Dabei spielte die Nummer 5113 eine besondere Rolle. Sie war die Durchwahl zu Schenks Büro im hessischen Landeskriminalamt. Für die Krimiserie war dann die 5113 auch die Durchwahl zum Büro der SOKO.

 

Bis heute hat sich das Konzept der Krimiserie drastisch geändert, die Darsteller wechselten in den Jahren mehrmals. 1978 lief die erste Folge, der bis heute insgesamt 388 Folgen.

In seinem Roman „Der Durchläufer“ beschreibt Schenk die Stationen eines Polizeischülers, der verschiedene Abteilungen bei der Kripo durchlaufen muss. Schenk bot diesen Stoff dem ZDF an, und Drehbuchautoren haben die Idee sehr interessant gefunden.  So entwarf man die ersten sechs Folgen nach Manuskripten von Hasso Plötze. Dieter Schenk selbst beteiligte sich auch an Drehbüchern. Er legte Wert darauf, dass die Arbeit der Kriminalpolizei möglichst realitätsnah und dennoch spannend dargestellt wird.

Diether Krebs, Ingrid Fröhlich, Bernd Herzsprung, Werner Kreindl, Wilfried Klaus, Dieter TraierAls Darsteller wollte man möglichst Charaktere, denen man die Kripobeamten unbedingt abnahm. Das gelang auch ganz gut. Für den Durchläufer, den jungen Polizeischüler hatte man mit Bernd Herzsprung schnell den geeigneten Darsteller gefunden. Doch die Drehbücher entwickelten sich nach drei, vier Folgen ganz anders. Und als sich ein großer Erfolg der Serie nach den ersten sechs Folgen eingestellt hatte, beschloss man nicht den Polizeischüler in den Mittelpunkt der Serie zu setzten, sondern das gesamte Team. Werner Kreindl aus Österreich sollte die Rolle des SOKO-Leiters Karl Göttmann übernehmen. Diether Krebs war als leicht humoriger und ständig unausgeschlafener Ermittler Herle dabei. Weitere Rollen spielten Wilfried Klaus, Ingrid Fröhlich und Dieter Traier. Als Fred Less war Bernd Herzsprung gesetzt.
Ungewöhnlich war damit nun schon einmal, dass das Ermittlerteam aus sechs Köpfen bestand. Waren doch höchsten 4 Ermittler vom Kommissar oder SK 1 her bekannt.
Auch neu war, dass es sich bei den einzelnen Folgen nicht um abgeschlossene Fälle handelte. In den ersten 6 Folgen wurde ein einziger Fall behandelt. Jede Folge war dabei allerdings nur 25 Minuten lang.
In der zweiten Staffel (den Folgen 7-12) ging es ebenfalls wieder um einen Zyklus. Hier wurde der Darsteller Dieter Traier durch Tilo Prückner ersetzt.
Aus dem 'klassischen' VorspannIn der dritten Staffel ging es bereits um abgeschlossene Folgen, die aber durch einen roten Faden einander aufbauten. Wieder gab es einen Rollenwechsel. Für Tilo Prückner kam Giovanni Früh. Ab 1980 wurde nur noch im 45 – Minuten-Format gedreht. Es gab nur noch abgeschlossene Folgen, wohl aber 2- und 3Teiler. Die Darstellerin Ingrid Fröhlich wurde durch Ingeborg Schöner ersetzt, und zusätzlich kam sogar noch Peter Seum ins Team. Damit waren für eine Staffel sogar sieben Ermittler am Start.

Es ging bei der SOKO hauptsächlich um Einbruchs- und Drogendelikte. Mordfälle gab es nur hin- und wieder. Es war dennoch möglich ohne Morde geniale und spannende Krimihandlungen zu entwickeln, bei denen die Ermittler und auch der Fall gleichermaßen im Fokus standen.
Alle Ermittler hatten zudem ein Privatleben, welches beleuchtet wurde. Das hob ein wenig das Niveau der Serie, und hob diese von anderen Serien des Genres ab. Nicht selten waren auch die Ermittler in die Fälle privat involviert.
Auch die Erzählweise des Krimis war eher modern. Es ging nicht um die Frage „Wer war der Täter“, oder „Wie kriegen wir ihn“, sondern wirklich darum wie die Polizei arbeitet um einen Fall zu klären, und welche sozialkritischen Themen für Verbrechen verantwortlich waren.

In der 5. Staffel schied Giovanni Früh aus, sodass nur 6 Ermittler übrig blieben. Am Ende der Staffel stirbt jedoch der Ermittler Blaschke (Peter Seum) und es findet eine grundsätzliche Verjüngung statt. Auch Ingeborg Schöner verlässt das Team, heiratet aber Schickl (Wilfried Klaus). Dafür kommt Benita Rinne als Kriminalmeisterin Rieger, und plötzlich sind es nur noch 5 Ermittler.
Da sich Kathrin Rieger in einen Tatverdächtigen verliebt, wird sie versetzt (nach 13 Folgen) und wird durch Sabine Kaack ersetzt, die Kriminalmeisterin Mattner spielt.
Der Weggang von Benita Rinne war auf interne Querellen mit dem Regisseur Ulrich Stark zurück zu führen.
Der 'neue' VorspannIn der siebten Staffel kam es zu einem erneuten Wechsel. Diether Krebs beschloss die Serie zu verlassen und schrieb selbst das Drehbuch zu seinem Ausstieg. Er findet als Kriminalobermeister Herle einen Geldkoffer bei einem ermordeten Mafiosi und unterschlägt die Summe. Mit dem Geld setzt er sich in die Karibik ab. Nach diesem genialen Coup sucht die SOKO verzweifelt einen Nachfolger. Es wird Heinz Baumann als Jürgen Sudmann, der Kriminalhauptkommissar ist, und damit Dienstgradgleich mit Göttmann, dem Chef.
Bereits eine  Staffel später verlässt Sabine Kaack die Serie, da sie noch andere Serienverpflichtungen erfüllen musste (u.a. Diese Drombuchs). Für sie steigt Olivia Pascal als Lizzy Berger ein.
Der nächste Wechsel kommt 1992 in Staffel 14. Bernd Herzsprung steigt nach 114 Folgen aus und übergibt den Platz an Hartmut Schreier. Immer noch sind fünf Ermittler im Einsatz. Inzwischen gibt es Planungen, die SOKO-Serie zu verjüngen. Göttmann soll ausscheiden, Schickl soll Leiter werden und jüngere Schauspieler sollen der SOKO ein neues Gesicht geben. Das Schicksal kommt den Plänen zuvor. Werner Kreindl stirbt bei den Dreharbeiten zur 15. Staffel an einem Herzinfarkt. Viel früher als erwartet muss man umdenken. Schickl wird in Folge 119 neuer Leiter der SOKO. Ansonsten bleibt zunächst alles beim Alten, außer dass nur noch vier Ermittler die SOKO ausmachen. Wilfried Klaus, Heinz Baumann, Olivia Pascal und Hartmut Schreier.
Doch bald geht auch Heinz Baumann. Er macht mit "Solo für Sudmann" eine eigene Serie, in der er als Privatdetektiv weiter arbeitet. Die Serie hat kaum Erfolg.
Für ihn ins SOKO- Team kommt der junge Michelle Gilaumme als Theodor Renner. Später gibt es noch einige Wechsel bei den weiblichen Teammitgliedern.
2008 scheidet auch Wilfried Klaus nach über 380 Folgen aus. Mit ihm geht das älteste SOKO-Mitglied. Doch der Ausstieg in der Folge Die Akte Göttmann sprengt alles was an hanebüchenen Geschichten bisher da gewesen ist:

Ein schauriger Fund erschüttert die Beamten der SOKO 5113: Die Krankenschwester Ivana Novkovic ist ermordet worden - die Tatumstände kommen einer Hinrichtung gleich. Neda, die Tochter der Toten, kann sich nicht erklären, wer ein Motiv für diese furchtbare Tat haben könnte. Dass ihre Mutter einen "Teufel von vor 15 Jahren" wieder gesehen habe, ist der einzige Hinweis, den sie geben kann.

Die neue SOKOIn dieser Folge spielen noch einmal Fred Less, Lizzy Berger und Jürgen Sudamnn mit. Es kommt heraus, dass Göttmann nicht  an einem Herzinfarkt gestorben ist, sondern das Fred Less ihn mit Arsen umgebracht hat, da er schon Jahre für die Balkanmafia arbeitete. Lizzy Berger wird im Zuge der Ermittlungen auch noch erschossen, und Less am Ende verhaftet.
So wurde innerhalb von 90 Minuten ein Serienmythos zerstört. Mehr als 15 Jahre SOKO Geschichte musste neu geschrieben werden.
Die Rolle von Wilfried Klaus, der als Schickl seinen Lebensabend nun irgendwo auf der bayrischen Alp verbringt (mit neuer Identität, da ihm die Balkan-Mafia auf den Fersen war), übernahm nun Gerd Silberbauer, der auch noch Hauptkommissar Bauer heißt.

Die ersten SOKO-Jahre waren sehr interessant. Ab 1990 ging es mit der Serie allerdings immer weiter bergab. Die Drehbücher wurden immer schlechter. Von Dieter Schenks Idee ist nach 30 Jahren und 390 Folgen rein gar nichts mehr übrig geblieben. Aus der erfolgreichsten Krimiserie des ZDF wurde ein gar unerträglicher und nerviger Dauerläufer, der sich inzwischen mehr als totgelaufen hat.
Sicher hat die Serie noch ihre Berechtigung im Programm, solange genügend Zuschauer einschalten, aber die alten Fans dürften längst nicht mehr einschalten und die Quoten sind im Gegensatz zu den ersten Folgen masiv gesunken.
Es gibt einige Ableger wie SOKO Köln, SOKO Kitzbühel oder demnächst SOKO Stuttgart, aber alle diese Ableger haben fast noch eine niedere Krimiqualität als das Original. Spannung und originelle Geschichten sucht man vergebens. Einzig die SOKO Leipzig kann mich in Ansätzen überzeugen, da die Storys anders sind, und die Geschichten etwas tiefgründiger und weniger oberflächlich erscheinen.

Die schönen SOKO-Folgen (also ca. die ersten 100) hat man nie mehr gesehen.

 

Kommentare  

#1 Torshavn 2009-06-12 07:27
Sehr schöner Artikel. Und trifft es sehr gut. Auch ich schalte schon lange nicht mehr ein. Nicht nur die Geschichten, auch die Charaktere überzeugen mich schon lange nicht mehr.
Klasse fand ich immer Heinz Baumann als Sudmann. Das ewige Geplänkel mit Schickl, weil Sudmann stets mit Walkman rumgerannt ist. Bis er mal gehört hat was der Kollege so hört: nämlich Wagner. Schickls Lieblingsmusik.
#2 Armin 2017-03-22 15:21
"SOKO 5113" habe ich in meiner Kindheit gern gesehen - bis dann mein Lieblingscharakter erschossen wurde, noch dazu von den eigenen Kollegen ... das war echt bitter!
#3 Dorothea Isserstedt 2018-01-02 14:34
Hallo !
Ich freue mich, dass ich hier die "Biografie" von SOKO 5113" lesen könnte. Eins fehlt, damals gab es keine Untertitel. Die helfen sehr zum Verständnis des Geschehens.
Dass SOKO 5113 schlecht geworden sei, kann ich nicht so recht erkennen. Hat doch jede SOKO ihr eigen es Flair und die Schauspieler haben auch ihre je eigene Art,den Figuren Leben einzuhauchen.
Ich hab da natürlich meine Lieblinge : neben 5113 auch Leipzig und Wismar.
So, das wollte ich gesagt haben. Freundliche Grüsse D. Isserstedt

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