Teenager-Selbstmorde - »Heathers«
Teenager-Selbstmorde
»Heathers«
Drei Jahre darauf sollte Michael Lehmann mit „Hudson Hawk – Der Meisterdieb“ sicherlich seinen bekanntesten Film drehen. Auch im Fernsehen hat er mittlerweile so manchen Quotenhit verantwortet, u.a. Episoden der „Larry Sanders Show“, von „True Blood“ oder „Californication“ gehen auf sein Konto. Dies alles hat ihm sicherlich „Heathers“ ermöglicht, der 1989 in den USA enorm gut ankam und überschwängliche Kritiken erntete. Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass sich für den Film in Deutschland kein Verleih fand und er erst ein Jahr später als Videopremiere ausgewertet wurde – hier ist er u.a. auch unter dem Alternativtitel „Lethal Attraction“ bekannt. Auch hierzulande erhielt Michael Lehmanns Debütfilm überwiegend positive Rezensionen. Man kann zwar noch immer nachvollziehen, was den Film vor 30 Jahren so ungewöhnlich machte, auf ungeteilte Zustimmung will er bei mir indes nicht mehr stoßen.
An einer Highschool in Ohio hat ein Dreigestirn von Schülerinnen das Sagen, die allesamt auf den Vornamen Heather hören. Heather Chandler (Kim Walker), Heather Duke (Shannen Doherty) und Heather McNamara (Lisanne Falk) sind die It-Girls, zu denen alle emporsehen. Wen sie mögen, der hat es geschafft. Aus diesem Grund hat sich auch Veronica Sawyer (Winona Ryder) den Heathers angeschlossen, obwohl sie diese nicht so recht leiden kann und sie alte Freundschaften deswegen beenden muss. Von dem jungen Rebellen J.D. (Christian Slater) fühlt sich Veronica endlich verstanden. Als dieser vorschlägt, Heather Chandler einen Becher mit Desinfektionsmittel trinken zu lassen, hat Veronica keine Einwände. Die Heathers-Anführerin stirbt daraufhin, und es dämmert Veronica erst allmählich, wie gefährlich J.D. tatsächlich ist. Nachdem sie von zwei Machos der Highschool (Lance Fenton und Patrick Labyorteaux) belästigt wurde, müssen auch diese beiden das Zeitliche segnen. J.D. stellt es wie bereits bei Heather Chandler so hin, als seien es Selbstmorde gewesen…
Michael Lehmann hat versucht, eine bitterböse Satire auf Highschool-Filme und die Oberflächlichkeit der Gesellschaft in den 1980er Jahren zu zimmern. Man spürt, dass er ein Herz für die Ausgestoßenen und Benachteiligten hat, was seinem Film Charme und einen gewissen Zauber verleiht. Die Thrillerelemente haben es hingegen schwer, gegen diese überdrehte Grundhaltung zu bestehen. Die Dekors und Kostüme folgen akribisch einem Farbkonzept, das dem Ganzen eine Künstlichkeit verleiht, die die sozialkritischen Töne wieder unnötig ausbremst. Was bleibt, sind hehre Ambitionen und Jungstars am Beginn ihrer Karriere, die den Film auch heute noch interessant machen, wenngleich das Konzept nicht ganz aufgegangen ist. Die Tatsache, dass dreißig Jahre danach aus dem Stoff eine Fernsehserie entstand, zeigt jedenfalls, dass die Thematik nach wie vor aktuell ist.
Nun ist der Film aus dem Jahr 1988 erstmals als Mediabook erschienen, das aus zwei BluRays und einer DVD besteht, das ebenfalls enthaltene Booklet stand zu Rezensionszwecken nicht zur Verfügung. Der Hauptfilm wurde remastert und glänzt deswegen mit einem schmutzfreien, sehr guten Bild (im Widescreen-Format 1,85:1). Der Ton liegt in der Originalfassung wahlweise im DTS HD Master Audio 5.1 oder 2.0 vor, die deutsche Synchronfassung gibt es nur im DTS HD Master Audio 2.0, optional sind deutsche und englische Untertitel verfügbar. Als Extras gibt es auf der Hauptscheibe einen Audiokommentar, den Regisseur Michael Lehmann gemeinsam mit seiner Produzentin Denise Di Novi und dem Drehbuchautoren Daniel Waters eingesprochen hat, den deutschen und englischen Trailer zum Film sowie eine größere Bildergalerie. Eine weitere BluRay beinhaltet darüber hinaus die teilweise neu gedrehten Features „Return to Westerburg High“ (21 Minuten), „Lehmann’s Terms“ (15 Minuten), „Poor Little Heather“ (18 Minuten), „Scott and Larry and Dan and the Heathers” (38 Minuten), “Pizzicato Croquet” (11 Minuten), “How Very“ (15 Minuten), „Casting Westerburg High“ (12 Minuten), „The Big Bowie Theory” (35 Minuten), „Swatch Dogs and Diet Coke Heads” (30 Minuten), einen englischen Jubiläums-Trailer (2 Minuten), einen Bahnhofskino-Podcast (86 Minuten) und den Kurzfilm „The Beaver Gets a Boner“ (20 Minuten).