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Fernsehkrimis im Wandel der Zeit - Konzepte ändern oder alles auf Anfang

Fernsehkrimis im Wandel der ZeitKonzepte ändern ...
... oder alles auf Anfang

Neulich auf Facebook - da entbrannte eine Diskussion. Wir kennen das ja. Auch in Interessengruppen geht es da manchmal hitzig zu. Nicht zu im Forum von Freundeskreis Der Alte.

Hier plaudert man entspannt über die Ära Köster, Kress oder andere. Bis jetzt. Neulich stieß ich auf eine nicht uninteressante Diskussion, die ein Gleichgesinnter und sehr netter Gesprächspartner von mir in Gang setzte.

Zunächst aber fragte ein wohl unbedarfter Leser danach, ob man sich denn heute am 1. Mai auf die neue Folge von Der Alte im ZDF freue. Nachdem ich selbst ein müdes nööö in die Kommentarspalte tippte und sanft Enter drückte, kam alsbald mein Gesprächspartner zu Wort. Er monierte, dass diese Krimiserie nach dem Wechsel von Helmut Ringelmann zu Susanne Porsche als neue Produzentin, ein ganz neues Gesicht bekam. Nicht aber auch rein gar nichts, erinnere mehr an den einstigen TV-Klassiker. Ich fand den Einwurf interessant, zudem der User, welchen ich hier nicht persönlich nennen möchte, einwarf das man doch lieber gleich eine neue Serie starten sollte, anstatt ein Konzept derart zu entstellen. Die Antwort auf diese Frage wurde in dem Kommentarverlauf nicht ausdiskutiert. Aber gerade hier wären einhellige Meinungen doch etwas wert.

1977 startete die Krimireihe mit ZDF mit Siegfried Lowitz als grantigen Ermittler. 100 Folgen lang blieb er das Gesicht der Reihe neben Michael Ande, dem ewigen zweiten Mann und Jan Hendriks, der gelegentlich mit half verzwickte Fälle zu lösen.

Der Wechsel kam 1986 und Rolf Schimpf übernahm die Rolle des Alten. Soweit so gut. Auch Ande blieb. Mit Charles Muhamed Huber stellte man erstmals einen farbigen Ermittler in das Team einer Fernsehkrimiserie. Das war eine sehr bemerkenswerte aber auch erfreuliche Neuerung.

Herr Huber selbst diskutiert übrigens im Freundeskreis mit. Er erinnerte sich, dass es damals Drohungen gegen das Fernsehteam gab, weil man einen farbigen Ermittler besetzte. Der Alte war aber auch mit dem neuen Assistenten Der Alte geblieben. Nur die Drehbücher wurden schwächer, was ich sehr bedauerte. Auch die Gastdarsteller wurden mit der Zeit blasser, weil einige der alten Garde inzwischen nicht mehr mitspielen wollten oder aufgrund ihres bedauerlichen Ablebens nicht mehr konnten.

Mit Walter Kreye wurde 2008 ein neuer Alter eingeführt, der den alten ablöste. Der dritte im Bunde. Eigentlich eine gute Wahl und gute Besetzung, auch die Geschichten waren inzwischen wieder etwas besser geworden. Man gedachte dem neuen Ermittler namens Herzog sogar eine persönliche Note an, was ja anfangs bei Kress und Lowitz auch so war, sich aber im Verlauf der Reihe mehr und mehr verlor.
Mit Jan Gregor Kremp kam dann wiederum ein neuer Alter, weil Herr Kreye schwer erkrankte. Dieser neue Mann hieß Voss und war deutlich jünger als alle anderen Titelhelden bisher. Auch das wurde in der Facebook-Diskussion ausgesprochen und mein Gesprächspartner warf ein, dass man diese Reihe vielleicht nach Kreye hätte einstellen sollen um etwas neues zu wagen, den letztlich waren auch alle alten Assistenten gegangen oder gegangen worden.

Warum ruiniert man eine Erfolgsserie dermaßen, anstatt sie einfach zu begraben?

Nun, die Antwort wäre wohl sehr einfach: Die Einschaltquoten bestimmen es. Und zuletzt nur diese und nicht der Fan. Der Fan, der alteingesessen vor dem TV-Gerät sitzt und jede Änderung schon argwöhnisch betrachtet. Ich selbst kenne derlei Fangehabe nur zu gut. Zuviel Jahre tummelte ich im Fandom der Heftromanszene um derlei Auswüchse auch hier zu beobachten. Letztlich entscheiden die Verkaufszahlen und nicht die Träne im Knopfloch.

Alles hat seine Zeit, alles geht zu ende, weil sich Verhaltensweisen ändern. Nicht für einzelne aber für die Masse schon. der Einzelne sieht es nur nicht, er sieht nur seine Bedürfnisse und alten Gewohnheiten.

Wie erwähnt bin ich auch kein Freund neuer Formate, aber ich muss es mir auch nicht ansehen.
Die Frage stellt sich für mich also nicht, ob es ein neues Konzept oder besser gleich eine neues Format sein sollte. Für mich ist es neu, egal ob der Name geblieben ist - und mein Geschmack entscheidet ob ich dabei bleibe.

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Kommentare  

#1 joe p. 2020-05-09 16:48
"Für mich ist es neu, egal ob der Name geblieben ist - und mein Geschmack entscheidet ob ich dabei bleibe."
Gute Einstellung. Soweit ich weiß hieß die Show, ich meine natürlich die Reihe, in Italien ursprünglich "Il Commissario Köster", was naturgemäß mit jedem Wechsel des Hauptdarstellers/der Hauptfigur eine Namensänderung beim Titel nach sich zog. Eigentlich ist der hierzulande stets gleichbleibende Originaltitel nicht mehr als ein (durch die Langlebigkeit der Reihe vielleicht halbwegs werbewirksames) Etikett trotz mannigfaltiger Veränderungen im Laufe von mehr als 40 Jahren. Ob die Qualität heute schlechter ist als vor Jahrzehnten sei dahingestellt. Auch in den alten Zeiten war viel Zeug vom Fließband dabei.

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