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Dieter Schidor

Dieter SchidorDieter Schidor
Wie ein Jurist zum Schauspieler wurde, und ein tragisches Ende fand...

Dieter Schidor wurde am 6. März 1949 in Braunschweig geboren. Nachdem er sich mit Beendigung seines Studiums den Dr. jur. angeeignet hatte, kam er nach München - mit der festen Absicht Schauspieler zu werden. Zunächst sprach er beim Arbeitsamt vor, wo er sich als gelernter Schauspieler mit guten Referenzen vorstellte.

Das war geflunkert, und dennoch staunten die Herren im Amt nicht schlecht, über diesen Juristen mit Schauspielambitionen. Durch einige Umwege wurde der berühmte Peter Zadek auf ihn aufmerksam. Der Regisseur sah nur ein Foto von ihm. Das reichte.

Er verpflichtete ihn nach einigen Probeaufnahmen für den seinen Film "Piggies". Danach kam gleich der nächste Auftrag: "Die Sonne angreifen" (Regie: Peter Lilienthal).

Dieter Schidor im SeewolfEs folgten weitere große Regisseure, die den jungen Mann haben wollten. Zum Beispiel Wolfgang Staudte. Und dieser engagierte ihn gleich für "Der Seewolf" (1971), als jungen Wolf Larsen. Der Fernsehvierteiler wurde ein Riesenerfolg.

Von Anfang an betrachtete Schidor das Schauspielern nur als Möglichkeit schnell, sehr viel Geld zu verdienen. Er wußte um sein Talent, und wollte Profit daraus schlagen:
 

"Deshalb habe ich nach Beendigung des Studiums auch keinen juristischen Beruf ergriffen" (1)

 

Theaterrollen waren nicht so sein Ding, obwohl er sich auch darin versuchte. Schließlich drehte er sogar internationale Filme. Darunter auch unter der Regie vom Sam Peckinpah "Steiner - Das eiserne Kreuz". Hierbei reifte der Plan sich als Produzent selbstständig zu machen. So gründete er zusammen mit Burkhard Driest (ebenfalls bei "Steiner" dabei) die "Planet-Film". Ihm schwebte vor den Stoff des Romans "Querelle" kinotauglich umzusetzen. Seit Jahren hatte sich Schidor um die Rechte bemüht. Burkhard Driest schrieb das Drehbuch. Als Regisseur wollte Schidor Roman Polanski oder Sidney Lumét. Keiner sagte zu, auch nicht Sam Peckinpah. Nach einigen Hin- und her nahm Rainer-Werner Fassbender den Stoff dann an, schrieb jedoch das Drehbuch von Driest komplett um.

 

Der Matrose Querelle (Brad Davis), geht von Bord und will in dem Bordell „Feria” Opium verkaufen, das er zusammen mit seinem Komplizen Vic (Dieter Schidor) geschmuggelt hat. Im „Feria” trifft er auch seinen Bruder Robert (Hanno Pöschl), der ein Verhältnis mit Nonos Frau Lysiane (Jeanne Moreau) hat. In dem Bordell ist der reiche Polizist Mario (Burkhard Driest) Stammgast.
Der Polizist Mario macht auf Querelle einen starken Eindruck; er ist fasziniert von der Macht und stets präsenten Körperlichkeit des Polizisten. Und aus diesem Grund, sozusagen um ihm allein und einzig ebenbürtig zu werden, tötet Querelle seinen Komplizen Vic, indem er ihm die Kehle durchtrennt. Um diesen Mord zu sühnen, gibt sich Querelle zum ersten Mal in seinem Leben einem Mann hin: Beim Würfelspiel mit Nono verliert Querelle. Hätte er gewonnen, hätte er Lysiane bekommen. Jetzt muss er sich Nono hingeben. Aber Querelle ist danach nicht geschlagen und verloren – im Gegenteil: er fühlt sich wieder sicher und stark. Alle scheinen ihn zu bewundern: Lysiane, sein Vorgesetzter Leutnant Seblon (Franco Nero), der von Querelle träumt, und auch Mario, dem er sich ebenfalls hingibt.
 Dann lernt er Gil (Hanno Pöschl) kennen, einen Maurer, der seinen Vorgesetzten Theo (Neil Bell) mit einer Flasche getötet hat, weil der seine Ehre verletzt hatte. Querelle versteckt Gil, zieht ihn an wie seinen Bruder Robert, samt Bärtchen, und zwischen beiden entwickelt sich so etwas wie tiefe Freundschaft und Zuneigung. Um diese Freundschaft zu verewigen, verrät Querelle Gil an die Polizei; er opfert ihn, um sich selbst unsterblich zu machen.
 Querelle wird fast zum Idol aller im Hafen Anwesenden. Auch Lysiane versucht, ihn für sich zu gewinnen. Vergeblich. Nur Leutnant Seblon gelingt es, Querelle durch seine uneigennützige Liebe für sich zu gewinnen. Die „Vengeur” und mit ihr Seblon und Querelle verlassen Brest.

 

Dieter Schidor mit Hnasjörg Felmy als Kommissar Haferkamp im TATORTDieter Schidor wirkte nebenbei in unzähligen Folgen von der "Der Alte" mit. Insgesamt 8 Mal. Zweimal davon schon unter Rolf Schimpf. Auch bei Derrick war er 5 mal zu Gast. Im TATORT hatte er vier Einsätze, beim "Kommissar" war er zweimal dabei. Bei Fassbender spielte er ebenfalls einige Male mit, gehörte aber nie zu seiner engeren Clique.

 
Schidor lebte seit 1977 mit dem neuseeländischen Schauspieler Michael McLernon zusammen. Dieser starb 1986 an den Folgen von AIDS. Daraufhin beging Dieter Schidor einen Selbstmordversuch. Es blieb bei diesem einem Versuch. Er war jedoch selbst an HIV erkrankt und die enorme Schwächung durch den Suizidversuch führte auch bei Dieter Schidor 1987 zum Tod.


Film und Fernsehrollen (eine Auswahl)
Darsteller:

Indiras Rache (1987) (TV)
Tatort (4 Folgen, 1972-1987)
Der Alte (8 Folgen, 1978-1987)
Terminus (1987/I) .... Doctor's Assistent
Verbieten verboten (1987)
Dies Bildnis ist zum Morden schön (1987) (TV)
"Polizeiinspektion 1" (1 Folge, 1986)
Die Liebeswüste (1986)
"Derrick" (5 Folgen, 1977-1986)
"Lauter Glückspilze" (1986) TV-Serie
Kalt in Kolumbien (1985)
Ich und der Duce (1985) (TV)
"Via Mala" (1985) TV
Das leise Gift (1984) (TV)
Der Havarist (1984)
Kerbels Flucht (1984) (TV)
Brandmale (1983)
Schnelles Geld (1983)
Querelle (1982)
Die Sehnsucht der Veronika Voss (1982)
Heute spielen wir den Boß - Wo geht's denn hier zum Film? (1981)
Die Formel (1980)
Clair de femme (1979)
Steiner - Das eiserne Kreuz, 2. Teil (1979)
"Das verbotene Spiel" (1979) TV-Serie
Vorhang auf, wir spielen Mord (1978) (TV)
Hitlers Sohn (1978)
Der Schneider von Ulm (1978)
Tod oder Freiheit (1977)
Gruppenbild mit Dame (1977)
Steiner - Das Eiserne Kreuz (1977) 
Satansbraten (1976)
Sehnsucht nach Afrika (1976)
"Der Kommissar" (2 Folgen, 1974-1975)
Un sac de billes (1975)
Inki (1974)
Schattenreiter
Kain (1973) (TV)
"Der Seewolf"  (2 Folgen, 1971)
Das ehrliche Interview (1971)
Die Sonne angreifen (1971) (TV)
Piggies (1970) (TV)
Produzent:
Annas Mutter (1984) (Produzent)
Der Bauer von Babylon - Rainer Werner Fassbinder dreht Querelle (1983) (Produzent)
Querelle (1982) (Produzent)
Endstation Freiheit (1980) (Produzent)
Regisseur:
Kalt in Kolumbien (1985)
Der Bauer von Babylon - Rainer Werner Fassbinder dreht Querelle (1983)
Drehbuchautor:
Kalt in Kolumbien (1985) (Drehbuch)
Der Bauer von Babylon - Rainer Werner Fassbinder dreht Querelle (1983) (Drehbuch)

Quellen: deutsches Filmhaus; Die neuen Stars des deutschen Films (S. Tesche)
Zitat 1) Dieter Schidor
Fotos:  Archiv des Autoren 

Kommentare  

#1 Adrian Doyle 2009-10-17 10:27
Zitat: "Er war jedoch selbst an HIV erkrankt und die enorme Schwächung durch den Suizid führte auch bei Dieter Schidor 1987 zum Tod."

Ja, so ein Suizid kann schon verdammt schwächend sein. ;-)
Abgesehen davon: Schön, an einen erinnert zu werden, den man eigentlich schon vergessen hatte, aber immer gerne sah. Danke!
#2 G. Walt 2009-10-17 14:42
Der suizid schwächte im Zusammenhang mit HIV. Ich denke so war das gemeint, bezogen auf das Immunsystem. Ich habe da selbst nur zitiert.
#3 Stefan Holzhauer 2009-10-17 14:51
Ein Suizid ist ein Selbstmord, ich würde sagen, der schwächt ultimativ... Da muss stehen "...Schwächung durch den Suizidversuch...".
#4 G. Walt 2009-10-17 15:03
Stimmt natürlich, jetzt wo du es sagst. Aber vorher im Satz steht ja Selbstmordversuch. Da ich war ich etwas schnell im Schreiben. Zum Glück haben wir aufmerksame Leser.
#5 Jürgen 2015-02-27 10:11
Interessant zu lesen was Dieter Schidor alles in seinem Leben gespielt hat. Das er Dr. Jur. war wusste ich nicht. Ich mochte Dieter Schidor sehr, er hatte so eine tolle Ausstrahlung - die mir schon in Krimis mit ihm sehr gefiel.
Am besten fand ich ihn als Frisco Kid in der Seewolf Verfilmung.
Beeindruckend war er auch in einer alten Derrick - Folge mit dem Titel " Gregs Trompete "
aber ich glaube das er zu der Zeit schon sehr krank war.
Schade, dass er nicht mehr lebt.

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