Spionagenetz in Wien - »Die Haut des Anderen«
Spionagenetz in Wien
»Die Haut des Anderen«
Jacques Derays sechster Film als Regisseur knüpft an die zuvor von ihm inszenierten Filme „Rififi in Tokio“ mit Karlheinz Böhm und „Sieben Tote hat die Woche“ an, die ebenfalls dem Genre des Spannungskinos zuzuordnen sind und um kriminelle Aktivitäten und zahlreiche Morde kreisen. Der zusätzliche Kniff von „Die Haut des Anderen“ besteht darin, dass er in einer Grauzone angesiedelt ist, da es hier um die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Geheimdiensten zur Hochphase des Kalten Krieges geht. Wie viele Eurofilme der 1960er Jahre ist auch diese französisch-italienisch-deutsche Koproduktion eine Art Antwort auf die gerade äußerst beliebten James-Bond-Verfilmungen, wobei sich Deray des Umstandes bewusst gewesen sein dürfte, seine Geschichte mit weit weniger Aufwand erzählen zu müssen und dementsprechend eher einen authentischeren Ansatz verfolgt hat, wie er im Jahr zuvor in Martin Ritts John-LeCarré-Adaption „Der Spion, der aus der Kälte kam“ ebenfalls schon erfolgreich eingeschlagen worden war. Als Schauplatz für die Umsetzung eines Romans von Gilles Perrault („Au Pied du Mur“) diente Deray die österreichische Hauptstadt Wien, in der auch der Klassiker „Der dritte Mann“ angesiedelt war.
Pascal Fabre (Lino Ventura) wird von seinem Chef beim französischen Geheimdienst (Louis Arbessier) damit beauftragt, nach Wien zu reisen, um seinen Kollegen Margeri (Jean Bouise) genauer unter die Lupe zu nehmen. Es besteht der Verdacht, dass der Mann zum Doppelagenten geworden ist und mit den Russen gemeinsame Sache macht. In Wien nimmt zunächst der junge Wolf (Albert Rueprecht) mit Fabre Kontakt auf und nennt ihm den Treffpunkt mit Margeri, bevor er unter die Räder eines Autos kommt. Bloß ein Unfall? Auch das vereinbarte Treffen mit dem mutmaßlichen Doppelagenten kommt nicht zustande, weil dieser befürchtet, in der Schusslinie des russischen Geheimdienstleiters Chalieff (Wolfgang Preiss) zu stehen. Über den Kassenwart des Wiener Konzerthauses (Charles Regnier), der ebenfalls mit dem französischen Geheimdienst zusammenarbeitet, kann Fabre Kontakt mit anderen, für Frankreich arbeitenden Spionen in Wien aufnehmen, u.a. mit dem Caféhausbetreiber Kern (Adrian Hoven). Als sowohl Margeri als auch dessen Geliebte Anna (Marilù Tolo) von Chalieffs Männern entführt werden, versucht Fabre mit Hilfe des Wiener Rechtsanwalts Weigelt (Jean Servais) Schlimmeres zu verhindern. Margeri darf auf keinen Fall auspacken, und die Geheimdokumente, die sich noch in seinem Besitz befinden, dürfen unter keinen Umständen an die Sowjets fallen…
Insbesondere die erste Hälfte von „Die Haut des Anderen“ ist überaus träge inszeniert, was teilweise auf der akustischen Ebene noch unterstrichen wird, wenn Szenen, die eigentlich Spannung erzeugen sollten, kurioserweise mit einer Art Lounge-Musik unterlegt sind. Auch hat Jacques Deray den Einstieg in die Geschichte allzu verwirrend angelegt, als dass man direkt gepackt wäre. In der zweiten Hälfte, wenn die unterschiedlichen Mitwirkenden etabliert sind, wird es dann doch noch leidlich spannend, zumal die Story dann noch ein paar interessante Wendungen für die Zuschauer bereithält. Besonders Fans dieser Art von Filmen sollten durchaus mal einen Blick auf diesen nicht sonderlich bekannten Genreableger werfen. Die DVD-Erstveröffentlichung wartet mit einem guten Bild (im Widescreen-Format 2,35:1) auf. Auch der Ton (Deutsch und Französisch in Dolby Digital 2.0) ist immer gut zu verstehen. An einer Stelle hat man einige kurze Sätze der deutschen Synchronfassung zweimal hintereinander ans Bild angelegt, was kurz für Verwirrung sorgt. Als Extra gibt es den verkleinerten Nachdruck der „Illustrierten Film-Bühne“ (Nr. 7434) als Booklet, welches auf vier Seiten zahlreiche Fotos, die komplette Inhaltsbeschreibung und einige Cast- und Creditangaben enthält.