Bank überfallen oder eine gründen? - »Es begann bei Tiffany«
Bank überfallen oder eine gründen?
»Es begann bei Tiffany«
Durch zahlreiche Wiederholungen im Fernsehen dürfte der ein oder andere irgendwann schon einmal über „Das Amulett des Todes“ gestolpert sein, den Ralf Gregan zusammen mit Günter Vaessen 1975 fürs Kino inszenierte. Rutger Hauer hatte darin die Hauptrolle übernommen an der Seite von illustren deutschen Stars wie Vera Tschechowa, Horst Frank, Walter Sedlmayr und dem allerersten „Tatort“-Kommissar Walter Richter. Der von Michael Ballhaus fotografierte deutsche Krimi setzte auf Effekthascherei und reichlich Brutalität, blieb aber dennoch belanglos und austauschbar. Vier Jahre später übernahm Hauer abermals die Hauptrolle in einer deutschen Produktion. „Es begann bei Tiffany“ war ein Fernsehfilm des WDR, inszeniert vom Krimiroutinier Wolfgang Becker („Der Kommissar“, „Tatort“, „Derrick“), der hier aber weniger auf Spannung als auf absurde Situationen setzte. Denn das Drehbuch zum Film stammt aus der Feder von Walter Kempley (1926-2001), der Gagschreiber für Dick Van Dyke und Johnny Carson war, bevor die Deutschen seinen Humor im Fernsehen umsetzten („Zwei himmlische Töchter und die Gimmicks“, „Susi“, „Die Didi-Show“).
Schon in seiner frühesten Kindheit in New York hegt der kleine Ryder den Wunsch, die Geldtransporter der Firma Armbruster zu überfallen. Immer wieder scheitert er bei seinem Vorhaben, bis er schließlich Ende der 1970er Jahre nach Europa fliegt. In Köln sucht der nun erwachsene Ryder (Rutger Hauer) einen alten Geschäftsfreund seines Vaters, Petitjean (Siegfried Wischnewski), auf. Der arbeitet eigentlich als Finanzberater, doch nachdem er von Ryders bislang vergeblicher Karriere als Krimineller erfahren hat, will er ihn bei seinen Plänen unterstützen. Um den auch in Deutschland ansässigen Armbruster-Konzern endlich erfolgreich berauben zu können, entschließen sich die beiden dazu, eine Bankfiliale zu eröffnen. Die soll natürlich nur dem Schein dienen und es nach einer Woche erleichtern, den Geldtransport auszurauben. Gemeinsam mit Petitjeans hübscher Tochter Sylvia (Katerina Jacob), dem Fälscher Waldo (Hans Clarin), dem Safeknacker Harry (Ulli Kinalzik), dem Boxer Udo (Peter Kuiper) und Petitjeans Sekretärin Gloria (Beate Hasenau) machen sich die beiden an die Vorbereitungen. Ihre Schein-Bank ist mit so viel Detailliebe gestaltet, dass es nicht lange dauert, bis unzählige Kunden dort ihr Geld anlegen, Kredite aufnehmen oder die Bank sogar überfallen wollen! Als besonders hartnäckig erweist sich dabei eine alte Dame (Rose Renée Roth), die mit Bombenattrappen, angeblicher Säure oder vermeintlichen Entführungen droht, um an das Bargeld des Instituts zu gelangen.
Dieser Fernsehfilm ist ein echtes Kuriosum, den trotz etlicher Wiederholungen auf EinsFestival sicherlich nur wenige kennen dürften. Walter Kempleys Humor kommt hier größtenteils mit dem Holzhammer daher, die absurd-überzeichneten Situationen tendieren mitunter ins Comichafte, die Darsteller müssen des Öfteren die Augen zum Schielen verdrehen. Das hat heute alles nur noch einen sehr begrenzten Unterhaltungswert, denn Wolfgang Becker war hier offensichtlich der falsche Regisseur, um wirkliche Lacher aus den Szenen heraus zu kitzeln. An der illustren Darstellerriege liegt es nämlich nicht, denn die ist mit großer Spielfreude dabei und gibt dem Affen gehörig Zucker.
Die DVD-Erstveröffentlichung bietet ein Bild auf VHS-Niveau (im Vollbildformat 1,33:1) und einen immer gut verständlichen deutschen Originalton (in Dolby Digital 2.0; Rutger Hauer wurde von Tommi „ALF“ Piper nachsynchronisiert). Extras wurden keine aufgespielt.