Ausflüge nach Italien - SOKO 5113 – Staffel 9
Ausflüge nach Italien
SOKO 5113 (9. Staffel)
Die Fehlinterpretation der Publisher lag hier wohl darin begründet, dass die Staffel nach der Folge „Tod aus der Retorte“ eine einwöchige Weihnachtspause einlegte und dann am 2. Januar 1989 mit „Unliebsame Konkurrenz“ nur beinahe nahtlos weiterging. Abgesehen davon kann man natürlich froh sein, dass es so rasch weitergeht mit den Veröffentlichungen dieser klassischen Folgen um Kriminalhauptkommissar Karl Göttmann (Werner Kreindl) und sein Spezialteam von der Münchner „SOKO 5113“. Neben seinen bewährten Mitstreitern Horst Schickl (Wilfried Klaus), Fred Less (Bernd Herzsprung) und dem in der vorangegangenen Staffel hinzugestoßenen Jürgen Sudmann (Heinz Baumann), umfasst das Team nun auch noch die hübsche Lizzy Berger (Olivia Pascal), die in der Episode „Lebensglück“ noch Innendienst-Mitarbeiterin bei Schickls Frau Anna (Ingeborg Schöner) ist. Durch einen etwas leichtsinnigem, aber mutigen und schließlich erfolgreichen Undercover-Einsatz in einer Privatklinik qualifiziert sich Lizzy, zu Göttmanns Team hinzuzustoßen. Die SOKO ergänzt sie fortan auf äußerst kompetente und liebreizende Weise. Im seit einigen Folgen verwitweten Fred Less hat sie alsbald auch schon einen engagierten Verehrer, doch über ein kleines Techtelmechtel und vielsagende Blicke während gemeinsamer Außeneinsätze geht es in diesen Folgen zwischen den beiden nicht hinaus.
Auch für den im Jahr 1986 ausgeschiedenen Amtmann Waldi Zellmann (Rolf Schimpf) hat man in dieser Staffel einen adäquaten Nachfolger eingeführt: Paulchen Kraske (Joachim Wichmann) steht hinsichtlich seiner nervigen Auftritte in Göttmanns Büroräumen seinem Vorgänger in nichts nach. Zu der gewohnt engstirnigen Beamtenmentalität (die der Schauspieler Wichmann zuvor als Dr. Herbert Brokstedt bereits in der Serie „Büro, Büro“ sechs Jahre lang sehr überzeugend verkörperte) kommt bei Kraske allerdings noch ein aufdringlicher Hang zu Kalauern und Witzen hinzu, mit denen er dem „SOKO“-Team umso mehr auf die Nerven fällt. Hier hat Drehbuchautor Franz-Xaver Wendleder vielleicht tatsächlich etwas übertrieben, Wichmanns Auftritte haben nämlich aus heutiger Sicht weder den Charme seiner „Büro, Büro“-Rolle noch den seines „SOKO“-Vorgängers Zellmann. Sieben der elf Episoden aus dieser Box wurden von Wendleder erdacht, die weiteren schrieben Jochen Wedegärtner und Fritz Dorin. Inhaltlich wird dabei wieder ein breites Spektrum an unterschiedlich spektakulären Einsätzen geboten, von einem Mord im Schwulenmilieu („Hausbesuche“) über eine äußerst clevere Scharfschützin, die die „SOKO“-Mitarbeiter in Tötungsverdacht bringt („Meisterschüsse“) bis hin zur Erpressung eines Lokalpolitikers (Horst Frank in „Eine unvergessliche Nacht“).
Außerdem hat man sich in dieser Staffel auch einige Außeneinsätze in Italien gegönnt, das gleich in drei der elf Episoden als Haupthandlungsort der Kriminalfälle dient. Zweimal geht die Reise nach Venedig („Modell San Remo“ und „Der Stahlstecher“), einmal wird in Mailand ermittelt („Autos à la carte“). Das bietet nicht nur inhaltlich Abwechslung, sondern sorgt auch auf optischer Ebene für neue Reize und spannende On-Location-Aufnahmen. Erstmals in der Serie taucht der Darsteller eines ehemaligen Mitarbeiters des Teams nun in der Rolle eines Schurken auf – da Hartmut Beckers Einsatz als Oberkommissar Rechlin bei „SOKO 5113“ bei Entstehung der Folge „Meisterschüsse“ aber schon zehn Jahre zurücklag, darf man das den Produzenten ruhig durchgehen lassen. Mit Ausnahme der etwas langweiligen Folge „Eine unvergessliche Nacht“ bietet auch diese Staffel wieder gute Krimiunterhaltung, von Kai Borsche durchweg routiniert und abwechslungsreich in Szene gesetzt. Die DVD-Veröffentlichung auf drei Scheiben bietet ein passables Bild (im Vollbildformat 1,33:1), bei dem man aber häufig Digitalartefakte ausmachen kann. Der Ton (Deutsch in Dolby Digital 2.0) ist gut verständlich, Bonusmaterial ist nicht vorhanden.