Selten haben Drachen so viel Spaß gemacht - »Dungeons and Dragons: Honor Among Thieves«
Selten haben Drachen so viel Spaß gemacht
»Dungeons and Dragons: Honor Among Thieves«
Drachen auf der Kinoleinwand zu erleben, hat die Kinobesucher schon seit den Anfängen der Filmhistorie fasziniert. Während der Filmdrache in Fritz Langs expressionistischem Klassiker „Die Nibelungen“ (1924/1927) aus heutiger Sicht eher an einen Dinosaurier erinnert, so hat sich die Tricktechnik seitdem auf vielfältige Weise weiterentwickelt. Neben Stop-Motion-Tricks (perfektioniert durch den Special Effects Titan Ray Harryhausen) auch durch die sogenannte Go-Motion-Technik (welche etwa im Dark-Fantasy-Geheimtipp „Dragonslayer“ von 1981 verwendet wurde, um den eindrucksvollen Drachen Vermithrax zum Leben zu erwecken). Der nächste große Schritt in der tricktechnischen Entwicklung stellte schließlich die Computertechnik dar, welche zunächst in „Dragonheart“ verwendet wurde, um den von Sean Connery gesprochenen Drachen Draco zu seinem Auftritt zu verhelfen. Im Jahr 2000 kam allerdings ein Film in die Kinos, der beinahe schon wieder das Todesurteil für die langsam aufkommende Renaissance- des klassischen Fantasy-Films darstellet. Die Rede ist von „Dungeons and Dragons“, welcher basierend auf dem gleichnamigen Pen and Paper Rollenspiel eine von Klischees triefende 0815-Geschichte mit miserabel am Computer generierten Drachen erzählte und einen herrlich chargierenden Jeremy Irons als bösen Zaubere Profion aufbot, der den beiden Begriffen „Overacting“ und „Screenchewing“ eine völlig neue Bedeutungsebene verlieh. Zum Glück sorgten „Harry Potter: Der Stein der Weisen“ und „Der Herr der Ringe: Die Gefährten“ im selben Jahr für die qualitative Rehabilitation des Fantasy-Genres. Auch die beiden Direct-to-DVD Sequels zu „Dungeons and Dragons“ waren komplette Rohrkrepierer, dafür sorgte Peter Jackson mit „Der Hobbit: Smaugs Einöde“ (2013) für einen beeindruckenden Drachenauftritt im Kino. Für die Krönung der gesamten Entwicklung sorgte allerdings die Fantasy-Serie „Game of Thrones“ mit den exzellent designten und absolut beeindruckenden Drachen Drogon, Viserion und Rhaegal.
„Dungeons and Dragons: Honor among Thieves” tritt also in zweierlei Hinsicht ein schwieriges Erbe an: Zum einen gilt es den durch die miserablen Verfilmungen beschmutzen Markennamen „Dungeons and Dragons“ wieder reinzuwaschen und zum anderen Drachen aufzubieten, welche sich mit jenen aus „Game of Thrones“ und „House of the Dragon“ messen lassen können. Zunächst gilt es festzuhalten, dass es eigentlich erstaunlich wenige Drachen in einem mit „Dungeons and Dragons“ betitelten Film zu sehen gibt: Es sind nämlich nur zwei an der Zahl, deren Auftritte sind allerdings beide sehr denkwürdig. Zudem gibt es stattdessen eine bunte Vielzahl von Fantasy-Kreaturen zu bestaunen, welche sowohl sehr kreativ und eigenwillig als auch stets sehr ansprechend präsentiert werden (die Regisseure verwenden ganz bewusst altmodische praktische Effektarbeit als Ergänzung zu den etablierten CGI-Effekten, um den Klassikern des 80er Jahre Fantasy-Kinos – etwa „Willow“ (1988) oder „Legende“ (1985) – ihren Tribut zu zollen). Besonders in Erinnerung bleibt hierbei wohl der Eulenbär, in den sich die Druidin Doric verwandeln kann. Neben den Kreaturen überzeugt auch das Setting und die Ausstattung des Films, der stets im vollen Bewusstsein eine gewisse Over-the-Top-Attitüde bedient und keinen Wert auf einen düsteren Realismus wie in „Game of Thrones“ legt, was den spielerischen Charakter des Films sehr schön unterstreicht. Der Score erinnert an eine Mischung aus „Braveheart“ und „Herr der Ringe“ und vermag es trotz des humorvollen Ansatzes des Films eine gewisse epische Breite zu vermitteln.
Neben all diesen technischen Aspekten kann der Film aber auch auf inhaltlicher Ebene überzeugen. Die beiden Regisseure Jonathan Goldstein und John Francis Daley (welche zuvor die abgedrehte Action-Komödie „Game Night“ verantworteten) prägten für ihre Herangehensweise an den Film den Begriff „Funtasy“ – sprich eine Mischung aus Comedy und klassischem Fantasyfilm. Dieser Ansatz funktioniert wirklich hervorragend und erweist sich als wahrer Geniestreich, denn die Dialoge sind gespickt mit reichlich Wortwitz und der Film strotzt vor genreunüblicher Situationskomik. Besonders deutlich etwa in einem Abschnitt, in der die Sequenz mit dem Trollkönig aus „Der Hobbit: Eine unerwartete Reise“ (2012) auf sehr unterhaltsame Weise aufs Korn genommen wird – und zwar mit dem wohl festtesten Drachen der Filmgeschichte.
Herzstück des Films sind aber nicht die Drachen oder die Kreaturen, sondern die Charaktere, welche einem sehr schnell ans Herz wachsen. Dies liegt insbesondere am spielfreudigen Ensemble, in dem insbesondere Chris Pine als Barde Edgin und Jen Rege-Page als edler Paladin Xenk hervorstechen. Als großer Screenstealer des Films erweisen sich aber weder die Drachen, noch die Protagonisten, sondern ausgerechnet Rom-Com-Papst Hugh Grant (bekannt aus „Tatsächlich…Liebe“ oder „About a Boy“) als herrlich selbstverliebter Gauner Forge, der dem Film vollkommen seinen Stempel aufdrückt und die peinliche Schurken-Performance von Jeremy Irons aus dem ersten „Dungeons and Dragons“ Film vergessen lässt. Generell dürfte wohl in Zukunft bei der Erwähnung des Namens „Dungeons and Dragons“ im filmischen Kontext der Mantel des Schweigens über die 2000er-Verfilmung gelegt werden und stattdessen stets dieses kongeniale Reboot gemeint sein. Das teiloffene Ende lässt einiges an Spielraum für zukünftige Sequels, welche hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lassen – es braucht einfach wieder mehr Drachen und mehr „Funtasy“ auf der großen Kinoleinwand.
Fazit:
Selten hatte ein Fantasyfilm einen derartig hohen Spaßfaktor wie „Dungeons and Dragons: Honor among Thieves“. Der Humor des Films funktioniert hervorragend und sorgt in Kombination mit dem grandiosen Cast, den liebevoll geschriebenen Figuren, dem epischen Score und den vielen kreativen Ideen für eine einzigartige Fantasy-Kinoerfahrung, die man als Fan des Genres unter keinen Umständen verpassen sollte.
Dungeons and Dragons: Honor Among Thieves
Kommentare
Ich habe in den letzten Jahre selten so perfektes Timing in den unglaublich komischen Wortwechseln erleben dürfen.
Der fette Drache Themberchaud ist schlichtweg grandios.
Und die Diebstahl-Sequenz mit der Kutsche ist in ihrer Originalität einfach sensationell.
Nur als Beispiele, aus einem rundherum atemberaubenden Film, der genau weiß was er ist und worauf es ankommt.
D & D werde ich mir mal als Blu-Ray kaufen! Aber nur, wenn der unter 5 € im Ebay zu haben ist. Bin halt Genre-Fan und der Trailer ist optisch gar nicht so schlecht. Aber der "komische Wortwechsel" ... (Schüttel)
Friedhelm, wie fandest Du den WARCRAFT Film?
Denn es ärgert mich maßlos, wenn andere Menschen als die Produzenten der jeweiligen Filme, mir vorschreiben möchten, was ins Kino soll. Zudem bei einer Vertriebsform bei der Du dich sowieso ausgeklinkt hast, wenn ich mich recht entsinne.
Ich weiß ja nicht welchem Gott Du dankst, aber NARNIA ist nicht gefloppt (Quelle überprüfen), sondern die Rechte mussten erneuert werden, was zu Verzögerungen führte.
Aber: Dir gefällt NARNIA nicht!? Nachricht verstanden.
@Friedhelm: ja, ich kenne die Pern-Reihe und habe einige der Bücher selbst und auch alle gelesen, die ich nicht habe.Das PC-Spiel ist sehr nah dran an den Büchern, nur etwas starr in den (DOS) Beantwortungen.Es macht dennoch Spaß, es zu spielen - und die Drachen sind dort auch gut dargestellt.
PS:Dread the Dragon!
@Friedhelm: An keiner Stelle habe ich geschrieben, dass mir Deine Kommentare zu lang oder nichtssagend sind.
Und der Unterschied von vorschreiben und Verbot sollte auch bekannt sein.
Was soll denn ein Satz wie „damit blieben UNS weitere Fortsetzungen erspart“ anderes implizieren, als der Wunsch das die Reihe abgesetzt wird – obwohl es Dir „völlig Schnuppe“ ist was ich ansehe.
Und warum mit dem diskutieren gut sein lassen? Lass und doch diskutieren: Was hat Dich am ersten Narnia-Film gestört, um sofort mit der Reihe abzuschliessen?
C.S. Lewis hatte ja NARNIA bewusst als christlichen Gegenentwurf zu Tolkiens HERR DER RINGE geschrieben. Für Kinder.
Ich habe kurz vorher die Bücher gelesen und fand sie fantastisch (also: hervorragend). Für einen gottesgläubigen Mensch wie mich, sind die Ansätze wirklich sehr interessant. Aber eben auch spannend zu lesen. Und das hat der Film ausgezeichnet umgesetzt.
Der Knackpunkt ist sicherlich, dass es Filme für Kinder bis Jugendliche sind. Allerdings möchte ich aus meiner Sicht bestreiten, die Macher wären als Trittbrettfahrer von HERR DER RINGE zu sehen. Wobei der Erfolg von Peter Jacksons Filmen die Finanzierung sicherlich stark begünstigte, und auch die gesteigerten Möglichkeiten der visuellen Effekte durch HERR DER RINGE eine optisch glaubwürdige Verfilmung ermöglichten. Es gab ja schon einige eher erfolglose Adaptionsversuche.
Was Du wahrscheinlich als langatmig und -weilig empfunden hast, war für mich genau der Punkt der Begeisterung. Szenen, die Magie einfach einmal wirken lassen. Ich habe, besonders den ersten Film, auch grundsätzlich als Kinder- und Jugendfilm gesehen, und mich darauf eingelassen.
Es gibt Szenen in SHADOWLANDS von Richard Attenborough, in denen Lewis mit seinen Schriftstellerkollegen immer wieder in hitzige Debatten kommt. Einer der Figuren sollte auch Tolkien sein, es ist aber nicht auszumachen wer. Leider kommen die Aspekte in diesen kurz angerissenen Streitgesprächen viel zu kurz. Es wäre aber äußerst spannedn gewesen.