Lokaltermin – Staffel 1 - Beschlossen und verkündet
Lokaltermin – Staffel 1
Beschlossen und verkündet
Werner E. Hintz hatte seine Film- und Fernsehkarriere in den 1930er Jahren begonnen, als er für einige Kinokurzfilme (u.a. mit Publikumslieblingen wie Hans Brausewetter, Franz-Wilhelm Schröder-Schrom oder Albert Lieven) die Drehbücher verfasste. Seine einzige Vorlage für einen Kinolangfilm wurde 1959 als „Alle Tage ist kein Sonntag“ von Helmut Weiss („Die Feuerzangenbowle“) verfilmt, mit Elisabeth Müller und Paul Hubschmid in den Hauptrollen. Nach erfolgreichen Jahren als Hörspielautor (u.a. die Kindersendung „Onkel Tobias“) war dann ab den 1970er Jahren das Fernsehen Werner E. Hintz‘ bevorzugtes Betätigungsfeld, wo er zunächst mit der Serie „Lokaltermin“ 1973 reüssierte. Aber auch in den Folgejahren blieb er den „Alt-Berliner“ Geschichten treu und lieferte zusammen mit Curth Flatow und Horst Pillau die Vorlage für die drei Fernsehfilme um das „Preußenkorso“, auch bekannt als die „Chronik der Familie Sawatzki“, in der Harald Juhnke über einen Zeitraum von einhundert Jahren sämtliche männliche Mitglieder einer preußischen Familie kongenial verkörperte. Auch „Lokaltermin“ wurde zu einem Quotenhit, weswegen man die Serie zwei Jahre später unter dem neuen Titel „Beschlossen und verkündet“ mit derselben Besetzung in weiteren dreizehn Episoden fortsetzte. Auch dieses Sequel wird in wenigen Wochen beim Label Pidax erstmals auf DVD erscheinen.
Der Aufbau der dreizehn knackig-kurzen Episoden von „Lokaltermin“ folgt dabei mehr oder weniger immer demselben Schema. Im Berliner Amtsgericht wird unter dem vorsitzenden Amtsrichter Schröter (Hans Söhnker) ein Fall verhandelt, dessen Fürs und Widers von dem jeweiligen Verteidiger und dem jeweiligen Staatsanwalt ins Feld geführt werden. Der Angeklagte kommt zu Wort und es werden Zeugen zu dem Fall vernommen. Doch irgendwann widersprechen sich die Aussagen und es erscheint unumgänglich, dass sich das Gericht mit sämtlichen Beteiligten zu einem Lokaltermin bemüht. Diese Außeneinsätze an den jeweiligen Tatorten sollen dazu dienen, Licht ins Dunkel zu bringen und dem Gericht einen objektiven Eindruck von den Gegebenheiten vor Ort zu vermitteln. Oftmals kommt es bei diesen Lokalterminen tatsächlich zu neuen Erkenntnissen, die dann in die Urteilsfindung einfließen. Die abschließende Szene spielt dann jeweils wieder im Gerichtssaal, wo Amtsrichter Schröter das Strafmaß für den Angeklagten verkündet – oder diesen freispricht, wenn sich durch die Untersuchungen herausgestellt hat, dass jemand völlig anderes schuldig zu sprechen ist. Thematisch wird ein großes Portfolio aufgeboten: Es geht um einen Schauspiellehrer (Günter Pfitzmann), der seinen Privatunterricht für Schäferstündchen genutzt haben soll, um eine Dame (Brigitte Grothum), der man Heiratsschwindelei vorwirft, um ein vermeintlich gefälschtes Testament, um einen Ganoven (Dieter Hallervorden), der auf mildernde Umstände plädiert, um einen Besitzer eines neumodischen Automobils (Hans-Werner Bussinger), der einen Droschkenkutscher gerammt hat, oder um einen Druckereibesitzer (Oskar Sabo), der pornografische Hefte gedruckt haben soll.
So unterschiedlich die Geschichten in ihrer thematischen Ausrichtung auch sein mögen, so verlässlich clever sind sie ersonnen und durchweg mit süffisanten Dialogen versehen worden, die die exzellente Berliner Starbesetzung mit viel Spielfreude zum Besten gibt. Unter den wechselnden Staatsanwälten und Verteidigern finden sich so bekannte Mimen wie Wolfgang Lukschy, Henning Schlüter, Gert Günther Hoffman, Horst Pinnow oder Jochen Schröder. Und auch die Episodengastrollen sind durchweg mit der Crème de la Crème der damaligen Berliner Theaterszene besetzt. Harald Juhnke, Anita Kupsch, Klaus Havenstein, Karl Lieffen, Edith Hancke, Ralf Wolter, Barbara Valentin und Beate Hasenau geben sich hier beispielsweise ein munteres Stelldichein. Ohne ersichtlichen Grund werden die Geschichten in nicht chronologischer Reihenfolge erzählt, mal befindet man sich in den späten 1910er Jahren, dann 1905, dann wieder zehn Jahre später… Am Unterhaltungswert dieser zeitlosen Serie rüttelt das aber nicht im Geringsten. Die Bildqualität (Vollbildformat 1,33:1) ist bei den Studioaufnahmen zumeist sehr gut bis gut, in den kurzen Außenaufnahmen der Lokaltermine fällt sie dann immer deutlich grobkörniger und unschärfer aus. Der Ton (Deutsch in Dolby Digital 2.0) ist gut zu verstehen, bei den Außenaufnahmen auch zumeist etwas schlechter als in den Studioszenen. Die dreizehn 25minütigen Episoden sind auf zwei DVDs verteilt, Bonusmaterial wurde nicht mit aufgespielt.