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Ein Mann ist soeben erschossen worden - Der nützliche Tod

Ein Mann ist soeben erschossen worden

Der nützliche Tod

 

Thomas Engel („Pünktchen und Anton“) nahm sich im Jahr 1984 eines rund 30 Jahre alten Theaterstücks von Jaime Salom an, das in den Jahrzehnten davor mehrfach als Vorlage für internationale Film-, Fernseh- und Hörspieladaptionen gedient hatte. „Ein Mann ist soeben erschossen worden“ wartet auch in dieser Version mit einer exzellenten Besetzung auf. Der ZDF-Fernsehfilm erscheint am 20. Februar 2025 erstmals bei „Pidax Film-Klassiker“ auf DVD.

Jaime Salom (1925-2013) war ein bekannter und erfolgreicher, in Barcelona geborener spanischer Bühnenautor. Etliche der Dramen und Komödien des Schriftstellers wurden nicht nur auf den internationalen Theaterbühnen aufgeführt, sondern auch immer wieder als Vorlagen für Adaptionen in anderen Medien genutzt. Das dem ZDF-Fernsehfilm „Ein Mann ist soeben erschossen worden“ zugrundeliegende Stück stammt aus dem Jahr 1955 und trägt im Original den Titel „Culpables“ (Schuldig). In der deutschen Übersetzung wurde es „Das Komplott“ genannt. Bereits 1962 gab es eine erste Filmversion des Stoffes, die Josep Maria Forn in Spanien mit Susana Campos und Yves Massard in den Hauptrollen realisierte. „Los culpables“ wurde in Deutschland nicht ausgewertet, aber zwei Jahre später entstanden hierzulande gleich zwei andere Versionen. Edward Rothe drehte für den WDR auch schon unter dem Titel „Ein Mann ist soeben erschossen worden“ einen Fernsehfilm mit Gerlinde Locker und Walter Richter, im selben Jahr sendete der Bayerische Rundfunk erstmals Heinz-Günter Stamms gleichnamige Hörspielfassung mit Gisela Uhlen und Erik Schumann (damals noch in der Rolle des Dr. Andrés Laplana). 1966 nahm sich auch der Deutsche Fernsehfunk in der DDR der Kriminalgeschichte an, die Hilmar Elze mit Jessy Rameik und Rolf Colditz in den Hauptrollen unter dem Titel „Bengoa“ ausstrahlte.

Schon seit geraumer Zeit unterhält der Arzt Dr. Andrés Laplana (Robert Atzorn) eine Liebesbeziehung mit Silvia Bengoa (Hannelore Elsner). Deren Mann ist der Werftbesitzer und Industrieboss Eladio Bengoa (Erik Schumann), der in der Stadt einen exzellenten Leumund hat und von jedermann geachtet wird. Als Eladio die Liebenden eines Abends in ihrem Liebesnest aufsucht, hat er bereits einen ausgeklügelten Plan geschmiedet. Er weiß, dass sein Unternehmen in kurzer Zeit Insolvenz anmelden muss. Deswegen möchte er seinen Herztod vortäuschen, damit seine stattliche Lebensversicherung ausgezahlt wird. Dr. Laplana soll den Totenschein ausstellen, Sandsäcke sollen an seiner Stelle beerdigt werden. Bengoa will in die Schweiz reisen, wohin Silvia ihm einen Großteil der Lebensversicherung überweisen soll. Einen kleinen Anteil soll sie selbst bekommen, außerdem die Möglichkeit, Dr. Laplana nun heiraten zu können. Alles scheint zunächst wie am Schnürchen zu laufen. Aber rund ein Jahr nach der Beerdigung taucht Comisario Ruíz (Georg Thomalla) am Ort auf. Die Versicherung hat ihn beauftragt, den Herztod Eladio Bengoas noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Da dies nur mit Hilfe einer Obduktion geschehen kann, wird Bengoas Sarg in Anwesenheit von Dr. Laplana und Witwe Silvia geöffnet – zur Verwunderung der beiden Liebenden liegt tatsächlich ein Leichnam darin!

Jaime Salom hat sich hier eine sehr geschickt konstruierte Kriminalgeschichte einfallen lassen, die raffiniert um Fragen der Schuld, der Komplizenschaft, der Liebe und des Vertrauens kreist. Die Handlung nimmt immer wieder unvorhergesehene Wendungen und schafft es damit spielerisch, das Interesse der Zuschauer aufrecht zu erhalten. In Thomas Engels Fernsehvariante aus dem Jahr 1984 sind die zentralen Rollen mit namhaften Schauspielern besetzt, die die cleveren Dialoge glaubhaft zum Leben erwecken. Besonders erwähnenswert ist die Tatsache, dass Engel den Komödianten Georg Thomalla hier in einer ungewohnt seriösen Rolle besetzt hat, in der dieser endlich mal seine ernste Seite angemessen zur Geltung bringen kann. Mitunter erinnert sein Kommissar an Inspector Columbo, hinter dessen etwas schusseliger Fassade ein exzellenter Kombinierer steckt. Die DVD-Erstveröffentlichung bietet ein eher maues Bild (im Vollbildformat 1,33:1), das kaum über Videoniveau hinauskommt. Der deutsche Originalton (in Dolby Digital 2.0) ist durchweg gut zu verstehen und nicht zu beanstanden. Extras sind keine vorhanden.

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