Stahl, Timothy: Das Prometheus-Mosaik
Das Prometheus-Mosaik
Fio Gallo ist Studentin an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Wiener Universität. Als ihr Professor sie zur Mitarbeit an einem geheimnisvollen Projekt bewegen will, sieht sie ihre große Chance gekommen, sich zu bewähren. Womit sie allerdings nicht gerechnet hat, ist die furchtbare Wahrheit, die sich hinter ihrem neuen Job verbirgt.
Marie Thon ist Klavierlehrerin in Weimar. Zumindest gibt sie dies vor. In Wirklichkeit gibt es die angebliche Marie Thon nämlich gar nicht. Doch erst ein unerwarteter Anruf sorgt dafür, dass die vermeintliche Musiklehrerin ihre falsche Identität aufgibt und zu ihrer wahren Berufung zurückfindet. Eine Berufung, die Leid und Schrecken über viele Menschen bringen wird.
Drei Menschen, die sich nicht kennen und die scheinbar nichts miteinander gemein haben. Doch schon bald sollen sich ihre Lebenswege mit denen einiger anderer Personen kreuzen, die alle demselben ungeheuerlichen Geheimnis auf der Spur sind...
Nanu? Was war denn das?
Der Name Timothy Stahl dürfte den meisten Fans phantastischer und/oder spannender Unterhaltung ein Begriff sein. Auf seine Kappe gehen neben einer ganzen Reihe von Romanen zu den Serie »Maddrax« und »Wölfe« (die er selbst entworfen hat) auch diverse Hefte zur rasanten SF-Serie »Perry Rhodan Action«. Sein Stil ist mitunter umstritten; mir allerdings sagen seine Beiträge im Allgemeinen sehr zu.
Umso mehr überrascht hat mich daher sein jüngst erschienener Thriller »Das Prometheus-Mosaik«, der nicht das spannende Machwerk ist, das ich erwartet hatte, sondern ein recht zäher und wenig aufregender Roman, der nur in seltenen Szenen zu packen weiß.
Was ist passiert? Liegt es an der Story? Oder sind die Charaktere schuld? Nun, im Endeffekt trifft sowohl das eine wie auch das andere zu.
Zunächst einmal die Protagonisten. Normalerweise sind diese samt ihrer Charakterisierungen eine Stärke von Stahl. Nicht so in »Das Prometheus-Mosaik«. Statt lebendiger, unverwechselbarer Figuren rennen schablonenhafte Charaktere durchs Bild, die aus irgendeinem Grund allesamt grüblerische Einzelgänger sind und sich auch sonst überraschend stark ähneln.
Und auch die Geschichte des Romans weiß nicht wirklich zu überzeugen. Zum einen dauert es viel zu lange, bis auch nur der Ansatz von Spannung in die Handlung kommt. Die erste Hälfte des Buchs zieht sich wie Kaugummi; viel zu lange verharrt Stahl in einzelnen Szenen und lässt seine Protagonisten trübe Gedanken wälzen, ohne dass dabei etwas Vernünftiges herauskommt.
Zum andern setzt der Thriller stark auf das Prinzip Schock durch Enthüllung, was ja an sich nicht verkehrt ist, im Falle von »Das Prometheus-Mosaik« aber nicht funktioniert, da die Story eine Menge Sachen ist, aber eines bestimmt nicht: voll schockierender Wendungen. Vieles von dem, was im Laufe der Story als vermeintlich große Überraschung zum Tragen kommt, hat man in Dutzenden anderer Romane schon einmal gelesen, oder aber man konnte es sich aus dem Zusammenhang bereits Seiten vor der offiziellen Enthüllung erschließen. Vor zehn Jahren mag Stahls Roman noch einiges an erschreckendem Potenzial beinhaltet haben; heute winkt der versierte Thrillerleser nur noch milde lächelnd ab.
»Das Prometheus-Mosaik«, das Thriller-Debüt des Jahres, wie es auf der Coverrückseite angekündigt wird? Mitnichten! Timothy Stahl hat schon ganz andere Manuskripte vorgelegt, die seinen neusten Roman bei Weitem übertreffen. »Das Prometheus-Mosaik« ist leider nicht mehr als eine langatmige Aneinanderreihung unspektakulärer Geschehnisse, die auch zum großen Finale hin nicht wirklich an Fahrt gewinnt.
Wer die Romane des Autorenehepaars Gear & Gear mag, zudem die Bücher von Ralf Isau verschlungen hat und sich nun vorstellen könnte, an einer Mischung der beiden Stile Gefallen zu finden, der kann ja ruhig mal einen Blick in das Werk werfen. Ein spannender Thriller sieht aber anders aus. Da freue ich mich doch mehr auf Stahls nächsten Beitrag zu PRA.