Hefner, Ulrich: Die dritte Ebene
Die
dritte Ebene
von Ulrich Hefner
ClubPremiere, Der Club Bertelsmann
erschienen: Frühjahr
2008
655 Seiten, 16.95
Bestellnummer (nur im
Bertelsmann Buchclub): 909457
Bertelsmann Buchclub
Schon lange prophezeien
Klimaforscher und Wissenschaftler verwandter Fachrichtungen, dass die
Menschheit irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft unter den dramatischen
Veränderungen des Klimas leiden wird, die sie selbst verursacht hat. Doch mit
dem, was im Frühjahr 2004 auf dem Erdball geschieht, hat niemand gerechnet.
Hurrikans gewaltigen
Ausmaßes verheeren riesige Landstriche und töten Tausende von Menschen.
Sintflutartige Regenfälle richten Überschwemmungen an und sorgen für Schäden in
Milliardenhöhe. Flutwellen von ungeheurer Größe bringen Ozeanriesen zum Kentern
und verwüsten ganze Städte. Die Klimakatastrophe, vor der seit Jahren gewarnt
wurde, scheint da zu sein, und die Menschheit muss feststellen, dass sie auf
das, was auf sie zukommt, nicht im Geringsten vorbereitet ist.
Klimaforscher und Meteorologen stehen vor einem Rätsel. Die Schnelligkeit, mit der sich das Klima verändert, widerspricht jeder wissenschaftlichen Theorie, und jeder neu auftretende Sturm scheint schlimmer und unberechenbarer zu sein als der vorherige.
Als ein Spaceshuttle der NASA in einen der ungewöhnlichen Stürme gerät und zwei Astronauten an Bord in ein unerklärliches Wachkoma fallen, untersuchen eine Reihe von Wissenschaftlern, darunter der Parapsychologe Brian Saint-Claire und die Schlafforscherin Suzannah Shane, den Vorfall. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Wetterkapriolen und dem Zustand der Raumfahrer? Die Beantwortung dieser Frage bringt die Wissenschaftler in allerhöchste Gefahr, denn eine dunkle Macht versucht mit aller Kraft zu verhindern, dass sie eine Antwort finden...
Mit Die dritte Ebene legt der deutsche Krimiautor Ulrich Hefner einen ebenso düsteren wie dramatischen Katastrophen-Thriller vor, ganz in der Tradition von Schätzings Der Schwarm und Crichtons State of Fear Welt in Angst. Gnadenlos fallen Abertausende von Menschen den tobenden Naturgewalten zum Opfer, und Hefner macht nicht einmal davor halt, ganze Familien auszulöschen und auch den ein oder anderen Hauptcharakter seines Romans über die Klinge springen zu lassen. Da sind Spannung, Tragik und erschreckende Momente beim Lesen geradezu vorprogrammiert.
Keine Frage, Die dritte Ebene ist ein durchweg spannender Thriller, dessen Lektüre man von der ersten bis zur letzten Seite genießen kann. Ein wahrhaft atemberaubendes Meisterwerk à la Der Schwarm, das man trotz seiner geradezu episch anmutenden Länge innerhalb kürzester Zeit verschlingt, ist er allerdings nicht.
Der Grund hierfür liegt im Wesentlichen bei den Haupthandlungssträngen rund um Brian Saint-Claire, Suzannah Shane und Sheriff Dwain Hamilton. Der Funke springt einfach nicht über, um es ein wenig salopp auszudrücken. Die Storylines sind durchaus ganz interessant und die Personen recht sympathisch und lebendig gezeichnet, wirkliche Begeisterung kommt beim Lesen der Passagen allerdings nicht auf.
Dies wiederum ist auf die deutlich fesselndere Rahmenhandlung um das Wetterchaos zurückzuführen. Gegen die Schilderungen, die Hefner in diesem Bereich zum Besten gibt, bleiben, die übrigen Handlungsstränge einfach zu blass. Brian, Suzannah und Co sind zwar alles ganz nette Figuren, aber keiner von Ihnen verfügt über ausreichend Präsenz oder eine Storyline, die packend genug ist, um mit den Verheerungen durch die Stürme und die Monsterwellen mithalten zu können. Es ist fast so, als schaue man sich einen Film mit gelungener Grundidee und überzeugender Story an, der allerdings, was den Cast angeht, nur bedingt überzeugen kann.
Um bei der Filmmetapher zu bleiben: Was enorm gelungen ist, sind die Special Effects. Die unaufhaltsamen Hurrikans, die Landstrich um Landstrich verwüsten, die endlosen Regenfälle, die unerklärlichen Phänomene in der Atmosphäre unseres Planeten das sind die Momente, die den Thriller so lesenswert machen. Hier spielt Hefner alle Trümpfe aus, die die Geschichte hergibt. In ebenso drastischen wie eindringlich geschilderten Bildern entwirft der Autor ein Szenario, das erschreckender und überzeugender kaum sein könnte. Wenn man die Lektüre mal kurz unterbricht und dann zufällig einen Blick aus dem Fenster wirft, ist man für ein paar Sekunden ganz überrascht, dass draußen nicht gerade die Welt untergeht, sondern tatsächlich die Sonne scheint, so fesselnd sind einzelne Sequenzen.
Leider lassen sich solche Szenen gegen Ende des Buches nicht mehr finden, und die Handlung konzentriert sich nur noch auf die Storys rund um die menschlichen Protagonisten des Buchs. Daher kann der Schluss des Thrillers, trotz einiger wirklich spannender Momente, nicht ganz mit dem Auftakt mithalten. Andererseits ist es auch nicht so, dass das Finale enttäuschend wäre. Genau genommen ist es sogar ziemlich dramatisch und nicht minder konsequent als der Rest des Romans. Einen Vergleich mit den Szenen, in denen die Naturgewalten die Hauptrolle spielten, hält es aber nicht stand.
Alles in allem ist Die dritte Ebene ein gelungener Katastrophen-Thriller, der gegen Ende zwar etwas abfällt, aber trotzdem durchweg zu unterhalten weiß. Wer den Film Das Bermuda-Dreieck aus dem Jahr 2005 oder die schon erwähnten Romane Der Schwarm und Welt in Angst mochte, der sollte auch zu Ulrich Hefners Werk greifen, auch wenn es den angesprochenen Büchern nicht ganz das Wasser reichen kann.