Schomburg, Uwe: Der Babylon-Code
Der Babylon-Code
von Uwe Schomburg
Bastei-Luebbe Taschenbuch
erschienen: Frühjahr 2008
557 Seiten, 8.95
ISBN: 978-3-404-15880-5
Verlagsgruppe Lübbe
Kann man ein Buch schreiben, das gleichzeitig Wissenschafts- als
auch Religions- (bzw. Kirchen-) Thriller ist? Eigentlich nur schwer
vorstellbar, selbst in einer Zeit, in der Glaube und wissenschaftlicher
Fortschritt längst miteinander vereinbar geworden sind.
Dass es doch geht, beweist Uwe Schomburg in seinem actiongeladenen
Roman Der Babylon-Code. Ein Thriller, der seinen Lesern zeigt, wie
schmal die Grenze zwischen Glauben und Wissen manchmal doch ist, und der
beweist, wie perfekt sich zwei so gegensätzliche Themen zu einer mitreißenden
Story vereinen lassen.
Nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Polizeidienst hat der Ex-Cop Chris ein eigenes Unternehmen gegründet. Für betuchte Kunden transportiert er alle Arten von Gegenständen durch die Welt, von der Abendgarderobe bis hin zu wertvollen Schmuckstücken. Ein manchmal etwas unangenehmer, aber eigentlich nicht allzu gefährlicher Job.
Bis er den Auftrag eines Schweizer Kunsthändlers annimmt, für den er eigentlich schon öfter unterwegs war, immer mit ganz banalen und absolut ungewöhnlichen Aufträgen betraut. Diesmal jedoch will der Mann eine ganz spezielle Ladung transportiert haben: mehrere alte Tontafeln und einige ebenso alte Knochenfragmente.
Die Fahrt von der Schweiz nach Berlin, wo die Objekte einem Museum übergeben werden sollen, wird zum Desaster. Ein Trupp schwer bewaffneter Söldner überfällt Chris und den Kunsthändler. Nur mit viel Glück und Einfallsreichtum entkommt der ehemalige Polizist dem Anschlag. Fortan befindet er sich auf der Flucht vor einem mächtigen Gegner, der vor nichts zurückschreckt, um die Besitztümer des Kunsthändlers in die Hände zu bekommen. Als Chris schließlich versucht herauszufinden, was denn an den Relikten so besonders ist, muss er feststellen, dass er in ein Wespennest gestochen hat...
Okay, fangen wir einfach mal mit der Kritik an: Handlungstechnisch gesehen ist Schomburgs Babylon-Code eine Katastrophe. Ein Zufall reiht sich an den nächsten, Personen sind auf die irrwitzigste Weise miteinander verbunden, und Chris, der Held der Geschichte, rennt immer mal wieder wie James Bond durch die Story und entkommt, ohne bleibende Schäden davonzutragen, einer Gefahr nach der anderen. Und was den Schluss des Romans angeht, so ist dieser ebenso überzogen dramatisch wie bizarr.
Nun zum lobenden Teil: Alles, was ich unter dem Punkt Kritik aufgeführt habe, ist vollkommen irrelevant. Nicht, dass ich mir diese Mängel nur ausgedacht hätte; sie sind tatsächlich vorhanden. Aber selten habe ich einen Roman gelesen, bei dem man so großzügig über die angeführten Kritikpunkte hinwegsehen kann wie bei Der Babylon-Code.
Wer sich schon immer gefragt hat, was ein Page-Turner ist, der sollte Der Babylon-Code zur Hand nehmen. Der Roman liest sich praktisch von alleine, man fliegt nur so von Seite zu Seite, so spannend und dramatisch ist die Handlung in Szene gesetzt.
Schomburg lässt seine Leser praktisch nie Zeit zum Atmen. Unzählige Actionsequenzen und ein enorm hohes Tempo machen den Roman zu einer echten Achterbahnfahrt. Die Story an sich ist äußerst fesselnd, die Sequenzen, in denen es um wissenschaftliche oder religiöse Inhalte geht, sind perfekt in die Handlung eingebaut.
Überhaupt ist es überraschend, wie gut Schomburg diese beiden Seiten miteinander harmonieren lässt. Selten erlebt man, dass wissenschaftliche Erkenntnisse und religiöse Glaubensinhalte auf einem derart engen Raum so gut miteinander auskommen und einen furiosen Plot erzeugen, der im Spannungsfeld der beiden Bereiche angesiedelt ist. Auch wenn man im Nachhinein die oben angeführten Kritikpunkte bemängeln kann: Schomburg hat hier die perfekte Symbiose geschaffen zwischen Wissenschafts- und Religionsthriller. Hinzu kommen noch die gut gezeichneten Charaktere und die perfekt in Szene gesetzten Actineinlagen, die ihren Teil dazu beitragen, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte.
Das enorme Tempo, die Vielzahl an waghalsigen Actionsequenzen und eine Story, die einen einfach nicht mehr los lässt und die bis zum Schluss aufregend und spannend bleibt, machen Der Babylon-Code zum Inbegriff des Thrillergenres. Mein Tipp: unbedingt lesen! Für Fans von Spannungsliteratur ist dieses Buch ein Muss. Und wer mit diesem Genre bisher noch nichts anfangen konnte, der wird spätestens nach Schomburgs Roman seine Meinung ändern.