Vorndran, Helmut - Das Alabastergrab

Vorndran, Helmut - Das AlabastergrabDas Alabastergrab
von Helmut Vorndran
Franken Krimi 2
Broschur
368 Seiten / 9,90 Euro
ISBN 978-3-89705-642-8

Emons Verlag

HTML clipboard Hoch gelobt und viel gepriesen, startete der Verkauf von Helmut Vorndrans Roman Debüt verdientermaßen weit besser als erhofft. Allerdings dürften sich der Erfolg und die Leserschaft auf den fränkischen Teil von Bayern konzentrieren. DAS ALABASTERGRAB betitelt sich als Franken-Krimi. Also ein Buch also, aus der Sparte der trendigen Regional-Romane, mit der feste dem Lokalkolorit gehuldigt wird. Aber deswegen ist für den gestandenen Franken Helmut Vorndran an den Grenzen des Regierungsbezirkes die Welt noch lange nicht zu Ende. Der Lebenslauf der Hauptfigur sieht sogar einen gebürtigen Oberbayern vor, den es allerdings nach der Heirat ins fränkische Bamberg verschlagen hat.

Eine Herausforderung für die gestandenen Franken unter den Lesern. Doch das Konzept geht auf weil Helmut Vorndran für seinen Krimi den Kleinkrieg zwischen Franken und Bayern hintenan gestellt hat. Stattdessen trifft es zwei Institutionen in einer Weise, bei der man darauf schließen könnte, dieser Roman gilt als Aufarbeitung von persönlichen Erlebnissen.

Seinen Anfang nimmt die kriminalistische Geschichte, als der radikale Angler Edwin Rast im beschaulichen Main Opfer eines künstlichen Tsunamis wird. Hauptkommissar Franz Haderlein, verwitwet und Oberbayer, wird mit diesem Fall eine schwere Nuss zu knacken gegeben. An seine Seite hat man den noch nicht so erfahrenen Bernd Schmitt gestellt, ledig und Franke. Nach der Verhaftung der ersten Verdächtigen, die im Milieu des Rudersports und der Kanu-Vereine zuhause sind, stirbt aber schon das nächste Opfer. Mit jeder Spur, die sich für die zwei Beamten auftut, kommt ein Mordopfer hinzu, das diese Spur wieder zunichte macht. Eine harte Woche mit wenig Schlaf beginnt für Haderlein, der zum Glück jemanden findet, der sich derweil um sein stubenreines Hausschwein Riemenschneider kümmert.HTML clipboard

HTML clipboardTBC ist zwar ansteckend, aber nicht gefährlich. Die Abkürzung steht für das "Totale Bamberger Cabaret", dem Helmut Vorndran als Gründungsmitglied angehört. Eine bissige, satirische Drei-Mann-Gruppe, die im fränkischen Raum ob ihrer derben, aber treffenden Bühnenspäße hohes Ansehen in Kulturkreisen genießen. Laut eigener Aussage hat sich der fast schon fünfzigjährige Vorndran vorgenommen, langsam einmal alles in die Tat umzusetzen, was er schon immer mal tun wollte. Als erstes verwirklichte er seine schriftstellerischen Ambitionen. Und erstaunlicherweise ist DAS ALABASTERGRAB nicht so sehr wie ein Debüt ausgefallen, sondern präsentiert sich fast schon als überzeugendes Handwerk eines Routiniers. Doch mit seinem Bekanntheitsgrad durch TBC könnte durchaus der Eindruck entstehen, hier wolle einer nur mit dem geschriebenen Wort weiterführen, was die Bühne nicht mehr hergab. Weit gefehlt.

HTML clipbTrotz des stubenreinen Hausschweins oder der Büroangestellten, die jeden Morgen Honigbrote an ihre Kollegen verteilt, wird die Geschichte nicht zum absurden Spaß, zu dem Helmut Vorndran durchaus fähig ist. Er verliert die Handlung nie aus den Augen und verdichtet sie nach einigen Seiten launiger Einführung zu einem gelungenen Krimi, der nicht nur von der ersten Seite an spannend ist, sondern seine Intensität immer mehr zu steigern versteht. Aber, und das ist das Wichtigste bei der Arbeit von Helmut Vorndran, des Autors trockener Humor und seine skurrilen Einfälle reißen nie ab. Wobei der besondere Humor und die eigenwilligen Charaktere nie über die Handlung und den Ablauf der Geschichte gestellt werden. Auf den letzten fünfzig Seiten spielt Vorndran sogar ein bisschen mit Versatzstücken Dan Browns und lässt auch mal Agatha Christie durchscheinen. Alles im Rahmen, ohne den eigenen Schreibstil zu vernachlässigen.

HTML clipboardZwei Punkte dürften dem geneigten Leser vielleicht trotzdem missfallen. Zum einen verzichtet der Autor nach nur wenigen Ansätzen in den Dialogen sehr schnell auf die fränkische Mundart. Was es wohl den "auswärtigen" Lesern einfacher macht, dem angedachten Zielleser aus dem Fränkischen allerdings viel an Freude nimmt. Zum anderen ist der Schreiber sehr bemüht, Lokalkolorit zu versprühen. Jede Seite ist angefüllt mit Informationen und Ortsangaben. Unablässig fallen Personennamen und Namen von Plätzen, dass man glauben könnte, Schauplätze würden nur eingeführt, um die heimische Seele zu erfreuen. In diesem Punkt, der dem Untertitel "Franken-Krimi" wirklich mehr als gerecht wird, hätte sich Helmut Vorndran etwas zurücknehmen können.

Helmut VorndranHTML clipboardIn seiner eigentlich humorvoll gemeinten Vita schreibt der Autor, in der Kirche seine ersten sexuellen Erfahrungen gemacht zu haben, weswegen er mit 12 Jahren beschloss, Papst zu werden. Und wer ihn persönlich kennt, weiß auch, dass er die eine oder andere Erfahrung mit den Vertretern der Staatsregierung hinter sich hat. Dass Helmut Vorndran zudem noch Besitzer eines Kajak- und Kanu-Verleihs ist, macht die Beschreibungen der beteiligten Milieus nur noch treffender. Vom verhassten Angler hin zum ungeliebten Kanu-Fahrern zieht sich die wunderbar verschachtelte Geschichte, die gekonnt von Geschehen zu Geschehen hin und her springt, lose Enden auffängt und Handlungsteile auflöst. Bis hinauf in die Schaltzentrale der Macht, als die Kommissare die Parteiobersten der CSU ins Visier nehmen, um sich dann auch noch mit der Kirche selbst anlegen zu müssen.

HTML clipboardAn schon erwähnten Stellem ein klein wenig zu dick aufgetragen, hat Helmut Vorndran mit dem ALABASTERGRAB nichts desto trotz einen durchweg spannenden und überzeugenden Franken-Krimi verfasst, der bei all seinen skurrilen Einfällen und seltsamen Charakteren stets auf dem Boden der Glaubwürdigkeit bleibt, das man es nicht für übel nimmt, wenn er einmal über das Ziel hinausschießt. Und dass der Emons-Verlag eine weitere Geschichte mit Haderlein und Schmitt geordert hat, bestätigt Herrn Vorndrans Gespür für Franken.

Bildquelle: Mainpost – Hubert Herbert

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