Finder, Joseph: Power Play (Roman)

Cover

Power Play
von Joseph Finder
341 Seiten / 11,99 £ (lt. Aufdruck), 19,90 € (bei Amazon)
ISBN 978-0-7553-4206-8
Juli 2007

Headline Book Publishing
  

Mit Romanen wie „Paranoia“ (dt. Titel: Goldjunge), „Killer Instinct“ (dt. Titel: Masterplan) und dem mit Morgan Freeman verfilmten „High Crimes“ (dt. Titel: Auf höchsten Befehl) hat sich Joseph Finder in den letzten Jahren international einen Namen als Thriller-Autor gemacht. Mit dem noch nicht in deutscher Sprache veröffentlichten „Power Play“ legt er nun seinen nächsten Business-Thriller vor.

Jake Landry, Angestellter bei der Hammond Aerospace Corporation, einer Produktionsfirma von Flugzeugen, hat das zweifelhafte Vergnügen, für seinen direkten Vorgesetzten einzuspringen, als sich die gesamte Führungsriege der Firma in einer abgelegenen Unterkunft zum jährlichen Motivationstraining trifft. Fernab jeglichen Handy-Netzes (natürlich!) oder der Möglichkeit, Internet zu benutzen (wäre ja auch zu praktisch!), sieht er sich der Überheblichkeit der Firmenbosse ausgesetzt. Doch das ist noch sein geringstes Problem, denn es dauert nicht lange, bis eine Gruppe von fünf Jägern in die Veranstaltung platzt und die Anwesenden als Geiseln nimmt. Für die Freilassung fordern sie eine gigantische Summe.

Schon sehr bald bemerkt Landry, dass es den Geiselnehmer in Wirklichkeit jedoch um etwas Anderes geht. Aber die bösen Buben haben die Rechnung ohne Jake Landry gemacht, denn auch ihn umgibt ein sorgsam gehütetes Geheimnis ...

 

Obwohl ich vereinzelte Probleme mit einigen bildhaften Redewendungen und vor allem Begriffen aus dem Wirtschafts- und Luftfahrtsenglisch hatte, lässt sich der Roman leicht und angenehm lesen. Joseph Finder gelingt es sehr gut, die zwei wichtigsten Figuren des Romans zu charakterisieren: Jake Landry, der Ich-Erzähler, der sich inmitten der protzenden, die Preise ihrer Uhren vergleichenden Firmenbosse furchtbar unwohl fühlt, und vor allem Russell, der charismatische Anführer der Gangster, der gerade in seiner Nettigkeit umso bedrohlicher wirkt.

 

Leider dauert es aber über hundert Seiten, bis die Bösen die Bühne betreten. Bis dorthin beschäftigt sich der Roman mit dem Innenleben der Hammond Aerospace Corporation, mit Bestechungsaffären, internen Querelen, einem Flugzeugabsturz des Modells eines anderen Herstellers etc. Alles ganz nett zu lesen, aber nicht wirklich bedeutend – und mit fast einem Drittel des Gesamtumfangs des Buchs entschieden zu lang.

 

Die Spannung zieht aber schlagartig an, als die vorgeblichen Jäger eindringen und die beklemmende Unsicherheit der Geiseln beginnt. In diesem zweiten Teil des Buchs erreicht der Roman seine großartigsten Momente, denn der Psychoterror der Gefangenschaft und das verzweifelte Suchen nach einem Ausweg sind hervorragend geschildert. Hätte Finder dieses Niveau bis zum Ende durchhalten können, wäre „Power Play“ trotz der gestreckten Einführung ein absolut empfehlenswertes Buch gewesen. Doch leider baut der Roman ab dem Augenblick wieder etwas ab, als Jake Landry sich in „Die-Hard“-Manier den Schurken in den Weg stellt. Hierbei erreicht der Protagonist jedoch bestenfalls die Klasse eines „John McClane Light“. Auch wenn die aus der Action resultierende Spannung nicht mehr das Niveau der vorherigen Szenen hat, so bleibt der Roman dennoch bis zum Ende ein echter Page-Turner.

 

Und doch: Irgendwie bleibt nichts zurück! Man unterhält sich gut, während man das Buch liest, doch sobald man es zugeschlagen hat, vergisst man es wieder. Ein wirklicher Sättigungseffekt bleibt aus. Liegt es daran, dass die Geschichte zu gradlinig und der Roman dadurch so kurz ist? Liegt es daran, das die ersten hundert Seiten ohne größere Bedeutung für die eigentliche Handlung einfach so verpuffen? Liegt es daran, dass die Vorliebe des Autors für kurze Kapitel (maximal sieben Seiten pro Kapitel, gerne aber auch mal nur eine halbe!) nie ein wirkliches Eintauchen in die Geschichte erlaubt? Ich weiß es nicht!

 

Woran auch immer es liegen mag: „Power Play“ ist ein Roman, den man ohne weiteres lesen und sich gut dabei unterhalten kann. Man hat jedoch nichts versäumt, wenn man es bleiben lässt.

 

Allerdings möchte ich nicht versäumen, Ihnen meinen Lieblingssatz aus dem Roman vorzustellen. Eine Weisheit, die ich mir fürderhin zum Lebensmotto machen werde: "Never let an asshole rent space in your head!"

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