Fernsehen und Radio bleiben meistgenutzte Medien – Internet ist vielseitige Anwendungsplattform
Keine andere Untersuchung beobachtet die Mediennutzung und -bewertung der Bevölkerung in vergleichbarer Differenzierung und über eine so lange Zeitspanne von mittlerweile 50 Jahren. Die Studie liefert wertvolle Erkenntnisse für die medienpolitische und medienwissenschaftliche Diskussion wie auch für die strategische Positionierung von Medienunternehmen.
Mediennutzung bleibt auf sehr hohem Niveau stabil
Mit insgesamt knapp neuneinhalb Stunden pro Tag (566 Minuten brutto, d.h. einschließlich Parallelnutzung) bleibt die Mediennutzung in Deutschland in der Bevölkerung ab 14 Jahren auf sehr hohem Niveau stabil. Gleiches gilt für die junge Generation der 14- bis 29-Jährigen (561 Minuten), in der die Internetnutzung mittlerweile eine dominante Rolle spielt.
Internet ist nicht mit klassischen Medien vergleichbar
Mit dem Hinzutreten des Internets im Medienensemble, mit der zunehmenden Orts- und Zeitunabhängigkeit der Mediennutzung durch mobile Geräte und Onlineplattformen hat es in den vergangenen 15 bis 20 Jahren große Veränderungen gegeben. Die Nutzung des Internets wird durch seinen multifunktionalen Charakter geprägt. Auf die Mediennutzung entfällt dabei rund ein Viertel der Internetzeit. Deutlich mehr Zeit wird auf nicht-mediale Anwendungen wie Kommunikation, Spielen, Shopping, Suchanwendungen etc. verwendet.
Funktionen und Images der Medien
Trotz tiefgreifender Veränderungen in Medientechnik und Verfügbarkeit der Inhalte sind die elementaren Bedürfnisse und Stimmungslagen, in denen Medien genutzt werden, in den vergangenen 15 bis 20 Jahren erstaunlich konstant geblieben. Während das Fernsehen als Informations- und Unterhaltungsmedium zahlreiche Nutzungsmotive bedient und somit (ähnlich wie das Internet) multifunktional ist, erfüllt das Radio schwerpunktmäßig emotionale Funktionen und ist somit der ideale Tagesbegleiter. Die Tageszeitung fungiert auch in den Augen der jungen Zielgruppe nach wie als Informationsmedium. Vor allem in der jungen Generation hat das Lesen von Tageszeitungen aber deutlich nachgelassen. Das Internet bedient im Zeitverlauf zunehmend mehr Nutzungsmotive, hat einen hohen Informations- und Gebrauchswert und macht vor allem der jungen Zielgruppe Spaß.
Unterschiede in der Beurteilung öffentlich-rechtlicher und privater TV-Programme
In der aktuellen Befragungswelle zeigte sich erneut, dass für die Fernsehzuschauer nach wie vor Welten zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehprogrammen liegen. Beide Systeme werden als völlig unterschiedlich und mit jeweils spezifischen Leistungen wahrgenommen: Dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen werden vor allem informationsrelevante bzw. journalistische Qualitäten zugeschrieben, während Unterhaltungsgehalt und Modernität als Stärken privater Sender gesehen werden. Die Schere zwischen beiden Systemen hat sich weiter geöffnet: Sämtliche Imagewerte der öffentlich-rechtlichen TV-Programme sind seit 2010 angestiegen, die der privaten TV-Programme gesunken. Zum Beispiel nehmen die Zuschauer die öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramme mit weitem Abstand als sachlicher, glaubwürdiger, kompetenter und informativer wahr als die privaten TV-Programme. Die privaten Programme werden als unterhaltsamer, moderner, lockerer bzw. ungezwungener empfunden.
ARD und ZDF stehen für Glaubwürdigkeit und Relevanz
Der Intendant des Hessischen Rundfunks und Vorsitzende der ARD/ZDF-Medienkommission, Manfred Krupp, meinte zu den Ergebnissen der Studie:
"Trotz aller Debatten um die Legitimation des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verbinden die Menschen mit unseren Angeboten vor allem Glaubwürdigkeit und Relevanz. Das ist für uns ein wichtiger Ansporn. Die klassische Nutzung von Radio und Fernsehen hat weiterhin einen sehr hohen Stellenwert. Die Studie zeigt uns aber auch, dass wir mit unseren Angeboten stärker auf unterschiedlichen Plattformen vertreten sein müssen, um vor allem jüngere Menschen mit journalistischer Qualität zu erreichen."
"Das Fernsehen bleibt weiterhin Leitmedium. Neun von zehn Deutschen erwarten, dass Fernsehen auch in zehn Jahren seine Bedeutung behalten wird. Eine besondere Stärke ist hierbei die Berichterstattung von Events und großen Ereignissen. Die Menschen wollen auch in Zukunft klassisches Fernsehen am großen hochauflösenden Bildschirm in bester Qualität genießen", kommentierte der ZDF-Intendant und stellvertretende Vorsitzende der ARD/ZDF-Medienkommission‚ Thomas Bellut, die Befunde.
Zur Anlage der Studie
Im Auftrag der ARD/ZDF-Medienkommission wurden zwischen Mitte Januar und Anfang Mai 2015 insgesamt 4300 repräsentativ für die deutschsprachige Bevölkerung ausgewählte Personen ab 14 Jahren per Telefon befragt. Ausführendes Institut dieser repräsentativen Bevölkerungsumfrage war GfK Media and Communication Research, Wiesbaden. Die Studie Massenkommunikation wird seit 1964/65 etwa alle fünf Jahre durchgeführt.
Angaben zum Buch:
Weitere Informationen unter Media-perspektiven.de sowie ARD-werbung.de/
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