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»Schön war die Jugend?« - Ausflüge in die Romanheftvergangenheit: Wie konntest du nur so leichtsinnig sein? (Notärztin Andrea Bergen 1310)

Schön war die Jugendzeit? -  Ausflüge in die RomanheftvergangenheitAusflüge in die Romanheftvergangenheit:
»Wie konntest du nur so leichtsinnig sein?«
Notärztin Andrea Bergen 1310 von Isabelle Winter

Wie konnte ich nur so leichtsinnig sein? Erst stürze ich mich ohne den nötigen Insulinschutz in einen echten »Hedwig Courths-Mahler«, dann entscheide ich mich zum Auflockern nach einem Kinderschicksal und dieser Grand Dame des Sissi-Seins, zu der engagierten Notärztin Dr. Andrea Bergen zurück zu kehren, denn die hat mich nicht ganz so erschreckt.

Bei meiner letzten Stichprobe kam da tatsächlich so etwas wie die nötigen Funken Realität vor in den dramatischen Schicksalsfällen unterbrachte.

Dass ich in diesem Fall keine klassische Notaufnahmen-Episode mit diversen Fallstudien wie beim letzten Mal erleben würde, wusste ich schon bei der Auswahl des Romans, der mit dem klassischen Horrorthema bedenkentragender Kindseltern besetzt ist: dem Fahren per Anhalter.

Soll man nicht tun, macht man auch eigentlich gar nicht mehr, seit Flixbus so günstig ist und an allen Zehen und Fingern Carsharing betrieben wird, aber in diesem Kracher aus dem Jahre des Herrn 2015 (oder so) ist diese Angst noch sehr real. Wobei ich nicht sicher bin, ob die Angst vor bösen Menschen gemeint war oder die Furcht vor realitätsfern agierenden Jugendlichen im Hormonrausch.

Naja, irgendwie hatte ich trotzdem das Gefühl, dass bei diesem Schmierenthema die eine oder andere dramatische Attacke zu reiten wäre, bevor ich mal wieder das Heftromangenre wechseln muss, doch leider war Autorin Isabelle Winter mehr so von der „Kinderschicksal“-Fraktion, die eine rührselige Teenagerlovestory lieber mühsam mit ein paar Medizinerdetails ergänzt und so als Notärztinnenroman durchgeht.

Natürlich wird auch hier mal defibriliert, aber prinzipiell bleibt der ER aus der Haupthandlung komplett raus, während sich RTL mit Sicherheit schon um die Filmrechte für den Weihnachtsvierteiler bemüht hat.
Bitte sehen es mir alle nach, wenn ich in der Adventszeit keine Detektivagentur mehr bemühe, um noch irgendwelche revolutionären Infos zu den AutorInnen herauszufinden, das sind einfach hart arbeitende Menschen, die ihre Abgabefristen einhalten müssen und sich deswegen nicht allwöchentlich einen Dostojewski aus den Rippen leiern können.

Als kleine Mahnwache für alle besorgten Bürger...nee...Eltern...funktioniert die Story jedoch dennoch ganz prima, sofern man sich bei einer solch hübsch dekorierten Klischeeanhäufung nicht sowieso schreiend aus dem ersten Stock stürzt.
Aber wenn die zweite Kerze im Kranze brennt, dann wird man altersmilde mit gehobenen Mittelklassepurzelchen wie Lexi und Micha, die erstmalig mit der schnöden Fernfahrerrealität in Kontakt kommen, weil sie ihrem gesicherten Vorstadteigenheimsiedlungsgebiet dummerweise vor Antritt der Uni-Laufbahn enteilt sind.

Anheimelnd darf man – wie üblich – zu Beginn des Romans den „Aufzeichnungen“ der Notärztin lauschen, die diese offenbar gemütlich genau in der Zeitspanne gemacht, als das angstgeprügelte Elterntier furchtbar am Durchdrehen war, wo denn nun die Tochter hin sei...denn in diesem kurzen Tagebucheintrag (oder Anreißer) ist genau der einzige spannende Faktor vorweg genommen, den wir sowieso im Plot vermutet hatten.

Wenn dann jetzt bitte jemand „Azurro“ von den Toten Hosen oder Celentano abspielen könnte…

Wie konntest du nur so leichtsinnig sein?»Oh, mein Schätzchen, du wirst eben immer unser kleines Mädchen bleiben, unser Goldschatz, den wir hüten.« (Bjach...)
Wir beginnen mit einem bondwürdigen Teaser, in dem Andrea Bergen ihre Künste als engagierte und tatkräftige Notärztin mit dem Rettungsteam unter Beweis stellen kann: an einer Schule sieht sie sich der kleinen Alexandra Baumgartner gegenüber, die a) einen Zwillingsbruder namens Micha hat, b) einen strammen Herzfehler mit sich rumträgt, c) an starkem Asthma leidet und d) just im Unterricht einem Schwächeanfall mit Kammerflimmern beinahe erlegen ist.

Mit Elektroschock und Tubusbeatmung kann Andrea die Lexi wieder unter die Lebenden holen, aber das natürlich Zusatzfolgen für die Familiendynamik…

Ein Jahr später!

Alexandra, genannt Lexi, ist genauso wie ihr Bruder jetzt volljährig geworden und wird seit dem Vorfall von ihren Eltern gepflegt in Watte gehüllt, während das Brüderchen lässig gegen den Ball treten darf. Sie muss reichlich Tabletten einschmeißen, aber das geht klar, solange bei den Jugendlichen, die Micha eingeladen hat, auch der extremst flotte Ehrenmann Finn mit der extra tighten Lederjacke dabei ist, der sich immer so lässig die Haarsträhne aus dem Gesicht streicht.
Lexi ist hoffnungslos verknallt und hat in der rassigen Anne eine wohl harte Konkurrenz.

Das größte Problem ist aber der Anlass dieser trauten Versammlung: Micha will mit seinen Freunden jetzt so nach dem Abi mal einen Roadtrip nach Bella Italia machen und dabei gepflegt die Kuh fliegen lassen.

Micha, der pöse Pube, hat natürlich nix vorab erzählt, weil er (zurecht) vermutete, dass Lexi eh kein grünes Licht für die Reise kriegen würde.

Natürlich ist das Leben zuende, wenn man bei den Kumpels vom Bruder nicht mit darf und der Herzenstyp in den kommenden Ferien nicht im Ländle sein wird und darum heult sie erst einmal die Butze durch, hofft aber immer noch auf ein verständnisvolles Okay ihrer Erzeuger.

Ihr Bruder ist gewillt sie mitzunehmen – soviel Solidarität ist vorhanden – doch beim abendlichen Kartoffelgratin stellt sich heraus, dass die Eltern doch tatsächlich nur das Beste für sie wollen und das bedeutet, mit den Eltern in den Urlaub zu fahren, weil die feierwütigen Jugendlichen ja bestimmt relativ verantwortungslos sein würden.
„Ihr macht mir mein ganzes Leben kaputt!“ ist das tränenerstickte Fazit, dann ein dramatischer Abgang und ein kleiner Asthmaanfall, schon mal für die „things to come“.

Derweil hat Andrea Bergen einen gemütlichen Tag in der Notaufnahme hinter sich und freut sich auf Ehedingsbums Werner (auch Arzt) und einen rassigen Cocktailabend mit guten Freunden, weil Schwiegermutter UND die Blagen heute Ausgang haben. Mit Häppchen und Schirmchen will sie es mal so richtig krachen lassen (in ihrer Jugendstilvilla) und Werner kriegt schon einen ganz ordentlichen Erdbeer-Daiquiri hin.
Dass die Pferde gesattelt sind, erkennt man unschwer an den Gästen: Silvia und Burkhard Baumgartner, die just von ihrem Nachkommenproblem berichten und denen erst einmal latent ins Gewissen geredet wird, dass Lexi irgendwann ja mal auch ihr Leben leben muss. Stand bestimmt in einem Glückskeks.

Das macht Silvia dennoch ein schlechtes Gewissen und nach allerlei Pärchenspaß (keimfrei, hoffe ich), kehrt man ins sichere Eigenheim zurück und muss erkennen, dass sich das Töchterlein verzupft hat. Nur ein karger Zettel auf dem Kopfkissen blieb zurück.

Lexi, das enorm naive Rotkäppchen, steht derweil glückselig auf dem nächsten Autobahnzubringer und hält den Daumen raus. Und wie es in moralisierenden Geschichten nun mal immer der Fall ist: es beginnt gar nicht so schlecht. Sie wird von Emma mitgenommen, einem locker-lässigen, bunt gekleideten Freigeist mit vielen dollen Stories und wenig Verantwortungsgefühl, eventuell einen Teenager zu kutschieren. Marke: „Jugendliche müssen auch mal über die Stränge schlagen!“

Derweil scheitert Burkhard als besorgter Vater bei den zögerlich agierenden Behörden (die Polizei), das Verschwinden seiner Tochter als akuten Notfall heraus zu stellen, denn die Kleine könnte ja einfach mal auf ne lockere Party gegangen sein – mit Abschiedsbrief.
Notgedrungen ruft sie – nach einigen anderen Leuten – auch Andrea und Werner an, die eigentlich gerade mal privat werden wollten, doch nun sofort hilfreich zur Verfügung stehen.

Inzwischen wird Lexi von Emma an einer Autobahnraststätte rausgelassen, wo es – my gosh – kühler und langsam dunkler wird und es gar nicht so einladend ausschaut.
Immerhin hält ein Fernfahrer an, der aber jetzt nicht eben zu attraktivsten Untergattung seiner Spezies gehört, denn Körperpflege geht besser und rauchen tut er auch noch, aber er nimmt sie dennoch mit. Ein paar typische Herrenspäße später, stellt sich bei Lexi allmählich der Panixreflex ein und sie sucht den Notfallschleudersitz und ihr fällt auch noch diese Mär ein, die damals immer die Runde machte: STEIG NICHT ZU FREMDEN INS AUTO!
Horrorvorstellungen ploppen langsam oben, obwohl der Typ (dem nicht mal ein Vorname spendiert wird) einfach nur ein ungeduschter Chauvi-Arsch ist – und so macht sie sich beim nächsten Tankstopp auf den Weg in die Damentoilette, wo sie sich so lange versteckt, bis er das Warten aufgegeben hat und weitergefahren ist.

Derweil lassen es sich die Urlaubsjugendlichen auf einem Campingplatz nahe der Autobahn gut gehen, bei Lagerfeuer, Bier und kleinen Spielchen. Natürlich ist das die Gelegenheit für die scharfe Anne, um beim „Flaschendrehen“ (also „Wahrheit oder Pflicht“) den schnuckeligen Finn zum Kuss zu nötigen (unwillig auf die Wange) und ihn dann nach seiner Herzensdame zu fragen – die aber laut Auskunft nicht anwesend ist. Da schmollt die Anne und Micha wundert sich – und denkt plötzlich an seine Schwester.

Lexi ist schon ziemlich ernüchtert, der Akku vom Handy lässt nach, das Geld reicht nicht weit und die ganze Sache ist doch schon recht unangenehm. Noch dazu die vielen Anrufe in Abwesenheit von ihren Eltern. Weil der Magen knurrt, gönnt sie sich einen Burger, der in einer DEUTSCHEN AUTOBAHNRASTSTÄTTE natürlich nur mies ausfallen kann.
Dennoch gönnt sie sich bockig einen letzten Versuch: sie spricht einen Anzugträger an, der aber nicht bereit ist, sie mitzunehmen, da er den Ärger scheut.

Und dann schlägt das Schicksal zu und ein Typ kommt durch die Tür, der Finn dummerweise aus der Entfernung ein bisschen ähnlich sieht und sie so richtig schleimig anschlonzt mit „Prinzessin“ und als „Retter mit dem Piratenschiff“. Die Komplimente verfangen leider und so steigt sie mit Marc in sein Auto. (Oh-oh…)

Daheim kommt nach allerlei Rumgesitze und lauthalsigem Sorgenmachen Vati Burkhard auf einen überraschend konkrete Idee: Lexi könnte den Jungs ja nach Italien hinter gefahren sein. Und auch noch per Anhalter! KREISCH!
Weil es mehrere Routen gibt, sitzen die wackeren Helfer jedoch noch auf dem Sofa fest.

Lexi muss derweil lernen, dass Mutti und Vati Recht hatten mit ihren Warnungen, denn Marc ist ein ziemlich gefährlicher Typ. Erst hört er laute Rockmusik, dann erklärt er sich für ein geregeltes Einkommen nicht zuständig und macht sich Überall-und-nirgends-Drifter mit Hang zu Hartz4 und illegalen Einkünften.
Ganz so supi schaut er aus der Nähe auch nicht mehr aus, aber da hat Lexi schon seine Griffel auf dem Oberschenkel, was sie sich aber mal enorm verbibbert...äh...verbittet.
Nun wird der Marc so richtig „schmierig und abstoßend“ und würde gern auch noch was von der Automitnahme haben. Sein Angebot: an der nächsten Raststätte wird gekuschelt und dann nimmt bringt er sie NICHT etwa nach Italien, sondern lässt sie wieder gehen.

Lexi ist ja einen Happen naiv, aber „kuscheln“ kann sie übersetzen und sie schlägt nur zum Schein ein, obwohl ihr gerade der Unterbau auf Grundeis geht. Insgeheim fingert sie in ihrem Rucksack nach ihrem Handy und vollbringt tastenschnell blindlings eine ungelenke Nachricht, die an den ersten Platz der Nummernfolge geht – und zwar ausgerechnet an Finns Nümmerle.
Leider fällt so etwas auf und der böse Marc regt sich tüchtig auf und schmeisst ihren Rucksack bei voller Fahrt aus dem Auto, wo er dekorativ am Rand der Autobahn liegen bleibt.
Die Pointe: da waren natürlich auch alle Medikamente drin.

Die Vorfreude auf die nächste Raststätte treibt Lexi prompt in einen gigantischen angstgesteuerten Asthmaanfall, bei dem sie schlumpfblau anläuft, auch wenn sie dagegen arbeitet. Das verstört sogar ein Arschloch wie Marc, der allerdings das tut, was Arschlöcher so machen: er schmeißt sie aus dem Wagen und lässt sie liegen, am Rande der Autobahn.

Finn guckt derweil – nicht weit entfernt in die Sterne, als ihn die Nachricht erreicht. Flott dechiffrierend, pult Finn Micha aus seinem Frottee-Schlafanzug und hachelt mit einem der Wagen los, weil Lexi seine Anrufe nicht beantwortet. Micha telefoniert natürlich sofort die Eltern an: „Mama, ich glaub, mit Lexi stimmt was nicht...“ (nicht mit Hasi…)
Burkhard düst sofort mit allen Anwesenden los, ist er doch als einziger nüchtern, während sich die Jungs ebenfalls auf die Suche machen.

Tatsächlich keult Finn mit Micha dann schon den Straßenabschnitt ab, den Lexi mit ihrem Telegramm beschrieben hat, während sie das alte „Liebst du meine Schwester?“ spielen. Obwohl er auf der Gegenfahrbahn unterwegs ist, erspäht Micha den im Dunkel rumliegenden Rucksack und nach einer ordentlichen Wende an der nächsten Abfahrt finden sie nicht nur den Sack (an dem sie vorbei fahren), sondern bald auch irgendwo Lexi liegen.

Finn macht sofort die große Erste-Hilfe-Beatmung, was bei dem Mega-Anfall Lexis aber nicht wirklich was bringt. Micha eilt zurück, den beknackten Rucksack zu holen, während Finn dem Mädel den Huf hält…

...und dann sind plötzlich die beiden Elternpaare da, darunter eine Notärztin, die leider ihre komplette Ausrüstung  nicht dabei hat.
Micha stöbert die ganzen Medis zusammen, unter denen sich, wundersam, auch eine Adrenalinspritze geladen befindet, die Lexi dann von der Pforte des Todes zurück holt.

Kurz darauf darf sich Lexi dann im Krankenhaus erholen, sich bei ihren Eltern entschuldigen, die ja  aber nur so glücklich sind, weil sie ja unversehrt ist. Blablabla, dann darf Finn ins Zimmer und gibt Lexi endlich den enorm zärtlichen Kuss, der nur für Schlussszenen vorgesehen sind…

»Wissen Deine Eltern überhaupt, was du hier tust. Mädchen in deinem Alter sollten nicht nachts auf Autobahnraststätten herumhängen und unschuldige Geschäftsreisende ansprechen!«

Besonders viel will ich über diese unorthodoxe Klischeeanhäufung gar nicht mehr reden, aber wenn ein Roman offenbar bei einem Warnvideo für Unterstufler in den 70ern abgepaust wurde, dann ist es der hier.

Hier ist nichts so gekünstelt wie bei HCM letzte Woche, sondern komplett natürlich. Komplett natürliche Worthülsenklischees aus dem Sammelbaukasten für schlechte Fernsehfilme, tausendfach gesehen und gehört und dennoch wortwörtlich dort abgeschrieben und hier bei Bastei mit Copy und Paste eingefügt.

Die Sorgen, die Ängste, die Vorwürfe, die man sich selbst macht, die elterlichen Ratschläge und Begründungen, das ist alles so furchtbar abgelutscht, dass man damit Bullshit-Bingo spielen könnte.
Und das alles wird relativ ironiefrei serviert.

Ein Bringer sind allein die drei Phasen des Untergangs der bedrohten Unschuld, die natürlich in ihrer teenagergewollten Naivität und Verliebtheit schon vorher fast alles falsch macht. Handy nicht genügend aufgeladen, wenig Kohle in der Tasche, ein vager Plan, keine Vorstellungen vom Übernachten und dafür Bezahlen – es wird noch nicht mal angedeutet, dass das finale Ziel der Jugendgruppe überhaupt schon komplett fest steht.

Von den Realitäten eines normalen Lebens haben solche Teenager – die besonders deutschen und schützenswerten für besorgte Bürger – auch mit achtzehn offenbar nicht die geringste Ahnung, wobei Lexi noch halbwegs entschuldigt ist, weil ihre Eltern sie offenbar in geschlossenen Wäschekörben aufgezogen haben.

Und dann kommen die Einschläge dick hintereinander und ebenso dick aufgetragen: was Kinder ins Verderben führt, sind zunächst mal verantwortungslose Freigeister, die sich im Glanz und der Erzähllust ihrer eigenen Jugendabenteuer verzetteln und Flauschen in die Köpfe bringen.
Dann kommen die ungepflegten Typen, die sonst nur vor dem Lidl sitzen und behaupten, sie hätten Hunger, in Wirklichkeit aber dicke stinkige Lastwagen fahren, dabei ihre eigene Gesundheit ruinieren, sich und ihre Kleidung nicht ausreichend waschen und dann noch das Einfühlungsvermögen eines Panzerschranks haben.
Wäre ich die Gewerkschaft der vereinigten Fernfahrer würde ich gegen die Darstellung des namenlosen Schmierfinks mit dem ranzigen Humor (immerhin wird er nicht übergriffig) protestieren, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie im Interview so eine Art Fernfahrer gesehen.
Dazwischen dann das  mehr als alberne Zwischenspiel mit dem hektischen Geschäftsreisenden, der allein schon bei der Idee, ein Mädchen mitzunehmen offenbar nach dem Genuss mehrerer solcher Romane spontan fast einen Herzkasper bekommt (Zitat siehe oben).
Und dann schlägt das Böse in Verkleidung natürlich richtig zu: es sind die scheinbar Harmlosen und Hilfsbereiten, die dann, während der Fahrt die Maske fallen lassen und sich nicht äußerlich, aber innerlich als dreckig erweisen. Die auch mal zulangen wollen und auf dem nächsten Parkplatz ordentlich „rüber über die Alte“ aka „kuscheln“, wie es in den Formulierungsbedingungen bei Bastei so schön heißt. Ein Finstermann, wie er im Buche steht, macht illegale Schwarzarbeiten, wenn es gar nicht anders geht, lässt sich vom Staat aushalten und den lieben Gott einen guten Mann sein, das ist nun wirklich ein bisschen zu viel Sozialviertelrealität für so ein gutes Mädchen.

Als einzigen Bonuspunkt führe ich mal an, dass man jeglichen Migrationshintergrund aus dieser Geschichte rausgefiltert hat, aber auch die Besetzung mit rein nativen deutschen Figuren trägt nicht gerade zur Glaubwürdigkeit dieses Moralstücks bei, das ohne die Love Story durchaus für eine Episode von „Aktenzeichen XY“ oder „Der 7.Sinn“ funktioniert hätte.

Nach dem Genuss dieser Geschichte wird jede Mutter und jede Oma ein Extra-Auge auf die Sprösslinge und ihre Freizeitgestaltung werfen und damit wäre der Bildungsauftrag auch Seitens des Verlags mehr als erfüllt.

Bei mir darf das schwache Geschlecht jetzt insofern pausieren, als dass es in der nächsten Woche mal die Krallen ausfahren kann – ich hoffe, das geht dann auch mit der notwendigen Nachdrücklichkeit einher...

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Kommentare  

#1 Andreas Decker 2018-12-10 10:07
Spielt das echt auf der deutschen Autobahn? Bei dem geballten Unsinn fehlt eigentlich nur noch " Massenkarambolage auf der A xy, weil ein Fußgänger einen Rucksack suchte" :lol: Da hätte die Notärztin echt was zu tun. Obwohl, ein Notarzt ohne Adrenalin im Wagen ist auch nicht übel. :cry:
#2 VM 2018-12-14 17:12
Da hat die Autorin ein sehr aktuelles Thema gewählt, wie man am Fall Sophia Lösche sehen kann.

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