Friedrich Dürrenmatt, „Porträt eines Planeten“
Friedrich Dürrenmatt, „Porträt eines Planeten“
Eine Reihe von Szenen wird ohne logische Abfolge aneinandergereiht, wobei die Götter jeweils spontan in andere Rollen schlüpfen. Zwei Szenen mit den Göttern am Anfang und am Ende des Stückes bilden eine Klammer um das Geschehen. Die Götter Adam, Henoch, Abel und Kain stehen auf der Bühne, in deren Hintergrund die Milchstraße leuchtet, und sprechen über die bevorstehende Explosion der Erdensonne. Am Ende erfolgt der gleiche Dialog noch einmal, nur dass diesmal das Geschehen in der Vergangenheit liegt und entsprechend im Präteritum aufgegriffen wird.
Dazwischen schlüpfen die Götter in diverse Rollen, wobei sie von vier Frauen, den Urmüttern Naema, Zilla, Ada und Eva unterstützt werden.
Der Reigen von Szenen wird damit eröffnet, dass die Götter als Urmenschen auftreten, die dem Kannibalismus frönen. Alsbald folgt aber ein Gespräch über Atombomben. Die Frauen halten Monologe, in denen sie ihre Biographien darbieten. Es wird Bezug genommen auf einen Krieg. Rassismus wird thematisiert, als Adam und Naema als gemischtethnisches Paar auftreten. Eine Mondlandung kommt ebenso vor wie das Leben in einer „Kommune 2“.
Es folgt eine vom Autor laut Regieanweisung für wichtig und schwierig befundene Rauschgiftszene. Adam hat einen Auftritt als Gewerkschafter, Henoch gibt den Atomwissenschaftler. Anschließend offenbart Abei als Maler ein merkwürdiges Kunstverständnis. Allmählich wird der drohende Untergang der Erde innerhalb der Szenen spürbar, indem von Hurrikanen und einem seltsamen Verhalten der Sonne die Rede ist. Abei gibt den besorgten Präsidenten und Adam den Physik-Professor, der sich zur Sachlage äußert. Im Angesicht des Untergangs sagen die Protagonisten gemeinsam einen eigenwilligen Psalm auf, um schließlich alle nacheinander zu sterben. In der Schlussszene stehen die vier Männer wieder als Götter vor dem Abbild der Milchstraße und führen die annähernd gleichen Dialoge wie am Anfang.
Die bei Dürrenmatt üblichen ausführlichen Regieanweisungen, die teilweise sogar noch Hintergründe schildern (z. B. In „Die Physiker“) fehlen hier zunächst. Bei der Rauschgiftszene aber gibt es ausführliche Anweisungen, die aber das Handeln der Akteure, nicht das Bühnenbild betreffen.
Das Stück hat keine eigentliche Handlung und damit auch keinen bestimmten Schauplatz.
Protagonisten, griechisch-römischen Göttern vergleichbar, die aber biblische Namen haben, beobachten ein astrophysikalisches Geschehen. Das Geschehen wird von höherer Warte aus geschildert, durch die personifiziert auftretenden Hohen Mächte wird es Bühnen-tauglich. Das Desinteresse der Gottheiten an der Erde zeigt deren Unbedeutsamkeit im kosmischen Geschehen.